Ludwig Harig
Ludwig Harig (* 18. Juli 1927 in Sulzbach/Saar) ist ein deutscher Schriftsteller, der vor allem mit seiner Romantrilogie "Ordnung ist das ganze Leben", "Weh dem, der aus der Reihe tanzt" und "Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf" populär wurde und Wirkung erzielte.
Einen Namen machte sich der vielfach ausgezeichnete Autor aus dem Saarland aber auch mit experimentellen Texten – insbesondere mit Konkreter Poesie, moderner Lyrik und preisgekrönten Hörspielen. Harig übersetzte auch französische Literatur, z.B. Texte von Paul Verlaine, Guillaume Apollinaire und Raymond Queneau.
Zunächst als Volksschullehrer tätig, ist Harig seit 1974 freischaffender Schriftsteller. Er arbeitete u.a. eng mit Eugen Helmlé zusammen.
Harig etablierte sich Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts als experimenteller Lyriker. Sein Schwerpunkt war die Konkrete Poesie im Sinne Max Benses. So gelang ihm mit dem viel beachteten "haiku hiroshima" (siehe Haiku), in Benses Reihe "rot" auf Anhieb ein bemerkenswerter Erfolg.
Die Kritik horchte auf, als Harig sein erstes Hörspiel veröffentlichte – auch hier war es ein Weg der Innovationen. Mit seinem stereophonen Hörspiel "Das Fußballspiel" entdeckte Harig ein populäres Thema für die Literatur, das er in der Folge mehrfach variierte. So war es nur konsequent, dass Harig, der mutig neue Wege ging, den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden erhielt (1987).
Aus dem Spezialisten für experimentelle Literatur wurde ein populärer Autor, als sich Harig der erzählenden Prosa widmete. Hier gelang der Durchbruch mit dem Familienroman "Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung und die Mitglieder des Gemeinsamen Marktes." (1971).
"Netzer kam aus der Tiefe des Raumes" war Harigs "notwendiger Beitrag zur Fußballweltmeisterschaft 1974" (Herausgeber mit Dieter Kühn, siehe Günther Netzer). Eine Festrede, die er 1977 zum tausendjährigen Bestehen von Dudweiler hielt, war der Anstoß für die Errichtung des Denkmals "De Monn mit da long Stong".
Mit der "Saarländischen Freude" entdeckte Harig schließlich sein Lieblingsthema, das ihn zum saarländischen Kultautor machte: Dieses "Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken". Schon bald war klar, dass der Harig von der Notwendigkeit der Luftkutscherei überzeugt war, der seinen "kleinen Brixius" sprachwandelnd durch die Welt wandern ließ, bis er vom klassischen saarländischem "Hemmweh" ("Heimweh. Ein Saarländer auf Reisen") übermannt war.
Bisheriger Höhepunkt war die Romantrilogie "Ordnung ist das ganze Leben", "Weh dem, der aus der Reihe tanzt" und "Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf".
Seiner Heimatstadt Sulzbach/Saar und dem Saarland hat Harig ein literarisches Denkmal gesetzt. Harig ist auch auf der Lyrikwand der Illipse vertreten, dem Kulturforum der Gemeinde Illingen.
Auszeichnungen
- Kunstpreis des Saarlandes (1966)
- Stipendium für die Cité Internationale des Arts in Paris (1972)
- Stipendium des Berliner Senats (1974)
- Stipendium des Berliner Kunstpreises (1975)
- Kunstpreis der Stadt Saarbrücken (1977 und 1999)
- Marburger Literaturpreis (1982)
- Raben-Preis für kreative Kritik (1985)
- Carl-Zuckmayer-Medaille (1985)
- Hörspielpreis der Kriegsblinden (1987)
- Heinrich-Böll-Preis (1987)
- Mainzer Stadtschreiber (1987)
- Friedrich-Hölderlin-Preis (1994)
- Preis der Frankfurter Anthologie (2005)
Werke
- haiku hiroshima (1961)
- Zustand und Veränderungen (1963)
- Reise nach Bordeaux (1965)
- Das Geräusch. Hörspiel (1965)
- Starallüren. Hörspiel (1967)
- Das Fußballspiel. Stereophones Hörspiel (1967)
- im men see (1969)
- Ein Blumenstück. Texte zu Hörspielen (1969)
- zufällig änderbar. Mit Siebdrucken von Paul Schneider (1969)
- miß mary. Mit Siebdrucken von Lukas Kramer (1970)
- Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung und die Mitglieder des Gemeinsamen Marktes. Ein Familienroman (1971)
- Zwei Dutzend Sonette an Orpheus von Rainer Maria Rilke. Mit Linolschnitten von Axel Hertenstein (1972)
- Allseitige Beschreibung der Welt zur Heimkehr des Menschen in eine schönere Zukunft (1974)
- Die saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken (1977)
- Heimweh. Ein Saarländer auf Reisen. Mit Zeichnungen von Hans Dahlem. München: Carl Hanser, 1979, ISBN 3-446-12820-4
- Der kleine Brixius. Eine Novelle (1980)
- Tafelmusik für König Ubu. Mit Linolschnitten von Erich Schönig (1982)
- Die Ballade vom großen Durst. Bilder und Verse zur Enzyklopädie der Bierflasche. Mit Zeichnungen von Kurt Halbritter (1983)
- Ordnung ist das ganze Leben. Roman meines Vaters. Mit Tonbandcassette (1986)
- Logbuch eines Luftkutschers (1987)
- Gauguins Bretagne. Ein Tagebuch. Mit Illustrationen von Paul Gauguin (1988)
- Hundert Gedichte. Alexandrinische Sonette, Terzinen, Couplets u.a. Verse in strenger Form (1988)
- Die neue saarländische Freude. Ein Lesebuch über die gute Art zu leben und zu denken (1990)
- Weh dem, der aus der Reihe tanzt. Roman (1990)
- Der Uhrwerker von Glarus. Erzählungen. München: Carl Hanser, 1993, ISBN 3-446-17552-0
- Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf. Roman. München: Carl Hanser, 1996, ISBN 3-446-18746-4
- Simplicius Simplizissimus. Ein Hörspiel (1997)
- Pelés Knie. Sechs Verführungen. München: Carl Hanser, 1999, ISBN 3-446-19783-4
- Reise mit Yoshimi. Japanische Reportagen (2000)
- Und wenn sie nicht gestorben sind. Aus meinem Leben. München: Carl Hanser, 2002, ISBN 3-446-20212-9
- Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel. Begegnungen mit Dornröschen und dem Eisenhans – eine Märchenreise im Jugendstil. Mit Zeichnungen von Otto Ubbelohde (2002)
- Ideenspiele, fußgerecht. Zwölf alexandrinische Sonette (2004)
Übersetzungen
- Raymond Queneau: Hunderttausend Milliarden Gedichte. Aus dem Französischen übertragen von Ludwig Harig. Frankfurt a.M.: Zweitausendeins, 1984. (Original: Cent mille milliards de poèmes. Paris: Gallimard, 1961)
- Marcel Proust: Werke. Frankfurter Ausgabe. Werke I. Band 2: Nachgeahmtes und Vermischtes. Aus dem Französischen von Henriette Beese, Ludwig Harig und Helmut Scheffel. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1989. ISBN 3-518-02194-X
- Raymond Queneau: Stilübungen. Aus dem Französischen von Ludwig Harig und Eugen Helmlé, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1990, ISBN 3-518-22053-5
Literatur
- Benno Rech (Hrsg.): Sprache fürs Leben, Wörter gegen den Tod. Ein Buch über Ludwig Harig. Gollenstein, Blieskastel 1997. ISBN 3-930008-67-X
- Werner Jung: "Du fragst, was Wahrheit sei?" Ludwig Harigs Spiel mit Möglichkeiten. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2002. ISBN 3-89528-362-2
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Harig, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1927 |
GEBURTSORT | Sulzbach/Saar |