Zum Inhalt springen

Kostenträgerrechnung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Mai 2006 um 21:51 Uhr durch Silversurfer4u (Diskussion | Beiträge) (Kuppelproduktkalkulation: Restwertmethode verlinkt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Kostenträgerrechnung ist ein Begriff aus dem betrieblichen Rechnungswesen und stellt eine besondere Art der Kalkulation im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung eines Unternehmens dar. Die Kostenträgerrechnung steht am Ende der Kostenrechnung und soll die Frage "Wofür sind die Kosten angefallen?" klären. Die zentrale Aufgabe besteht in der Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten (z.B. für Bestandsbewertung, Verrechnungspreise oder Planungsaufgaben).

Kostenträgerrechnung

Die Kostenträgerrechnung erfolgt als

Verfahren der Kostenträgerstückrechnung

Divisionskalkulation

  • Sie kommt bei ein- und mehrstufiger Massenfertigung zur Anwendung und sie ist nur für Einproduktunternehmen von Nutzen.
  • Es gibt unterschiedliche Varianten, die sich aber nur in der Beachtung von Lagerbeständen unterscheiden
    • In der einstufigen Divisionskalkulation werden die gesamten Kosten (Einzel- und Gemeinkosten) nach dem Durchschnittsprinzip auf den Kostenträger umgelegt.
    • in der zweistufigen Kalkulation werden die Herstellkosten auf die Anzahl der produzierten Güter umgelegt, die Verwaltungs- / Vertriebskosten aber nur auf die verkauften Produkte.
    • in der mehrstufigen Kalkulation werden weiterhin die Vorprodukte beachtet und die Kosten hier auf die Erzeugnisse der jeweiligen Produktionsstufe umgelegt
Stückkosten = Gesamtkosten / Produktionsmenge bzw. Absatzmenge

Äquivalenzziffernmethode

  • Diese Methode ist eine Erweiterung der Divisionskalkulation für Sortenfertigung. Sie kann bei Gütern angewandt werden, welche sich stark ähneln und eine konstantes Kostenverhältnis zueinander haben (z.B. Bier in 0,5l und 0,33l Flaschen). Dabei wird ein Referenzprodukt ausgewählt, welches die Äquivalenzziffer 1 erhält. Die anderen Produkte erhalten entsprechend ihres Kostenverhältnisses geeignete Äquivalenzziffern (z.B. 0,5l = 1; und 0,33l = 0,66)
  • Wie bei der Divisionskalkulation unterscheidet man zwischen einstufiger und mehrstufiger Variante.
Stückkosten = Referenzeinheit * Äquivalenzziffer

Zuschlagskalkulation

  • Wenn die 3 Voraussetzungen für die Divisionskalkulation bzw. Äquivalenzzifferkalkulation nicht gegeben sind, ist in Mehrproduktunternehmen mit heterogenem Produktionsprogramm die Zuschlagskalkulation anwendbar.
  • Anwendung für Serienfertigung oder Einzelfertigung (Auftragsfertigung)
  • Setzt die Trennung in Einzel- und Gemeinkosten voraus.
  • Einzelkosten werden den Kostenträgern direkt berechnet, und die Gemeinkosten werden mittels Kalkulationssätzen "zugeschlagen" bzw. verrechnet.

Summarische (einstufige) Zuschlagskalkulation

Die gesamten Gemeinkosten werden als ein (einzelner) Zuschlag verrechnet.

Zuschlagsgrundlage (Bezugsgröße) können z.B.

  • Einzelmaterialkosten,
  • Einzellohnkosten (Fertigungseinzelkosten) oder
  • Gesamte Einzelkosten sein.
Stückkosten = Einzelkosten*(1+Zuschlagssatz)

Differenzierende (mehrstufige) Zuschlagskalkulation

Die Gemeinkosten werden nach Kostenstellen differenziert als Zuschlag auf unterschiedliche Bezugsgrößen verrechnet.

Kuppelproduktkalkulation

Die Kuppelkalkulation wird für Güter angewandt, welche in Kuppelproduktion hergestellt werden. Für die Berechnung gibt es zwei Verfahren

  • Die Marktwertmethode unterscheidet nicht zwischen Haupt- und Nebenprodukten. Notwendig ist, dass die Marktpreise aller Produkte bekannt sind. Die Marktpreise werden dann zueinander ins Verhältnis gesetzt und es werden analog zur Äquivalenzziffernkalkulation Bewertungen vorgenommen. Die Herstellkosten werden dann anhand dieser Ziffern verteilt.

Legende:

= Anzahl der Kuppelprodukte
= Erlös des Kuppelproduktes k (in €)
= Gesamterlös der Kuppelprodukte
= Gesamtkosten der Kuppelprodukte
= Selbstkosten des Kuppelproduktes k (in €)
  • Die Restwertmethode unterscheidet zwischen Haupt- und Nebenprodukten. Bedingung hierbei ist, dass die Marktpreise für die Nebenprodukte bekannt sind. Es werden die Gesamtkosten ermittelt und die Erlöse aus den Nebenprodukten gleich deren Kosten gesetzt. Die verbleibenden Kosten werden dann als Kosten des Hauptproduktes interpretiert. Nachteilig ist jedoch, dass die ermittelten Stückkosten der Hauptprodukte von den Erlösen der Nebenprodukte abhängen.

Siehe auch

Literatur

  • Harald Hungenberg und Lutz Kaufmann: „Kostenmanagement“, München: Oldenburg 2001, ISBN 3-486-25574-6