Mehrfacher Überhandknoten
Mehrfacher Überhandknoten | |
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Typ | Stopper |
Anwendung | Stopperknoten, Wurfknoten, Zierknoten |
Ashley-Nr. | 517 (doppelter Überhandknoten: 516) |
Englisch | multiple overhand knot, coil knot[1] (doppelter Überhandknoten: double overhand knot, small coil knot[1]) |
Liste der Knoten |
Der mehrfache Überhandknoten ist eine Variante des (einfachen) Überhandknotens. Je nach Anzahl der Knotenwindungen wird er auch als Doppelter Überhandknoten, dreifacher Überhandknoten, vierfacher Überhandknoten usw. bezeichnet.
Der Knoten ist sehr materialintensiv, schon als doppelter Überhandknoten benötigt er etwa das 20-fache des Seildurchmessers. Fest zugezogen lässt er sich kaum wieder lösen.
Anwendung
- Der mehrfache Überhandknoten hat mehrere Verwendungen. Am Seilende zusammengezogen, zum Abknoten, verhindert er das Ausfransen eines Seils; dauerhaft hält aber ein Takling deutlich besser. Als Stopperknoten kann der mehrfache Überhandknoten (vor allem der doppelte Überhandknoten) verhindern, dass ein Seil durch eine Öse rutscht ("ausrauscht"), oder er kann die Greifbarkeit des Seils verbessern. Daneben kann der Knoten als leichter Wurfknoten verwendet werden.
- Mehrfach regelmäßig ins Seil geknüpft dient er als Ersatz für eine Strickleiter[2]. Alternativ können Holzsprossen am Ende durchbohrt und das Seil durchgezogen und unter der Sprosse verknotet werden.
- Als Auge um die Öffnung eines Sackes geschlungen, lässt sich dieser damit verschließen, gesichert wird er mit einem einfachen Überhandknoten. Dito, mit zwei Wicklungen und um einen Stab o.ä. geknüpft wird der Strangleknot (Würgeknoten) nach ABoK #1239
- Die Franziskaner nutzen mehrere hintereinander geknüpfte, dreifache Überhandknoten an ihrem Zingulum der Mönchstracht. Dieser dreifache Überhandknoten wird speziell als Franziskanerknoten oder auch als „Kapuzinerknoten“ bezeichnet.
- militärische Auszeichnung bei Achselschnüren, engl. „Honor Cord“, frz. „Fourragère“.
Knüpfen
Knüpfen des Doppelten Überhandknotens (Knüpfversion I)
Der Doppelte Überhandknoten beginnt mit einem einfachen Überhandknoten und bekommt eine zusätzliche Wicklung. Für einen dreifachen Überhandknoten erfolgt eine weitere Wicklung usw. Ein dreifacher oder noch größerer Überhandknoten kann man zwar binden, aber über zwei Wicklungen hinaus muss der Knoten dann in die Form gebracht werden. Er dient daher mehr dekorativen als praktischen Zwecken.[3] Siehe auch den folgenden Abschnitt: Knüpfen des Franziskanerknotens
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Nicht zugezogener doppelter Überhandknoten (Es handelt sich um nur ein Seil, das im abgeschnittenen unteren Teil des Bildes ein Auge bildet.)
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Leicht zugezogener doppelter Überhandknoten
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Vollständig zugezogener doppelter Überhandknoten
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gezeichnetes Ablaufmuster
Knüpfen von mehrfachen Überhandknoten (Knüpfversion II)
Für mehr als zwei- oder dreifache Überhandknoten muss mit der obigen Machart während des Knüpfens nachgeholfen werden, um das Seil in die Form des fertigen Knotens legen zu können. Dies kann bei vielen Windungen kompliziert und zeitintensiv sein.
Deswegen ist es einfacher, den mehrfachen Überhandknoten wie beim Franziskanerknoten zu knüpfen.
Beim Franziskanerknoten sind nur die Windungen zu sehen. Dabei wird die gewünschte Anzahl von Windungen/Törns um die stehende Part herumgewickelt und zum Abschluss wird das Ende durch alle Törns (vom letzten bis zum ersten Törn) gesteckt und dichtgeholt. Der Seilaustritt erfolgt absolut parallel. Das Ergebnis ist ein „X–facher“ Überhandknoten, der sich in die gewünschte Form legt ohne eine äußere Seilpartie zu besitzen. Dabei kann es jedoch vorkommen, dass sich die Windungszahl bei zahlreichen Windungen durch das Zusammenziehen verringert. Beispielsweise können (durch Verformen beim Zusammenziehen) aus 11 nur 10 Windungen erhalten bleiben.[4]
Die Inkas benutzten die Einfachheit des Knotens, um mit der Knotenschrift „Quipu“ eine genau Zahl damit zu erzeugen und dauerhaft in einem Strang zu fixieren. Es entsteht ein Knoten, bei dem sich die Windungen um ein Seilstück/Part drehen und eine weitere Seilpartie außen um die Windungen verläuft. Das Ende liegt nicht ganz parallel, sondern es steht in einem leichten Winkel schräg am „Knotenausgang“ ab.
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Einfachere Herstellung eines (hier dreifacher Überhandknoten) Franziskanerknotens
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Fünffacher Überhandknoten, der in eine ander Form gebracht wurde, so dass eine Seilpartie außen um die Windungen verläuft. So wurde er mit der Knotenschrift Quipu zur Darstellung der Zahl 5 verwendet
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Drei unterschiedliche Macharten
A = Franziskanerknoten (Knoten liegen parallel in Reihe)
B = Wurfknoten mit 3, 4, und 5-er Törns
C = Mehrfacher Überhandknoten (nach Quipu die Zahl 3,4,5) –Schräger Knotenausgang– -
Seilverbrauch bei 10 (bzw. 11) Windungen. Mehrfache Törns und durchstecken des Endes.
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Verschiedene militärische Auszeichnungen, auch als „Honor Cord“ mit 4 Wicklungen
Vergleich von Knüpfversion I und II
Bildbeschreibung::
Der mehrfache Überhandknoten A (hier 5-fach) entsteht durch die Herstellung von B, wenn dieser nach der Knüpfversion I zusammengezogen wird und nach der Knotenschrift Quipu in Form gebracht wird.
Wird dagegen bei B am Punkt s mit 5 Wicklungen um die anderen Stränge begonnen, C weiter in gelber „Wickelrichtung“, entsteht D mit den Wicklungen/Törns nach sT.
Dieser kann aber schneller und einfacher nach der -Knüpfversion II- erstellt werden.
Bei starken Tauen kann es am Punkt p zu Verdrehungen kommen, die Stelle wird zum Schluss nach pe herausgezogen.
Alternative Knoten für den gleichen Zweck
- Der Wurfknoten und die Affenfaust sind schwerer.
- Für Strickleitern eignet sich auch der Strickleiterknoten.
Abwandlungen

- Gesichert mit einem einfachen Überhandknoten entsteht der Chirurgenknoten.
- Optische Ähnlichkeit bei gleicher Knüpftechnik haben als Schlinge der Höhlenknoten und der Zweistrang-Bändselknoten sowie der Doppelte Spierenstich als Verbinder.
- Angler benutzen die gleiche Technik beim „Nagelknoten“ um ihren Angelhaken an der Angelschnur zu befestigen. Der „Nagel“ dient nur als Platzhalter/Hilfsmittel um einen Tunnel zu bilden, der dem leichteren durchstecken der Angelschnur dient. – Ein Streichholz oder bei größeren Seildurchmessern entsprechend ähnlicher Stab erreicht den gleichen Zweck. Bei geringer Wicklungszahl reicht auch schon ein Finger um den die Wicklungen geführt werden.

A: Der normale Überhandknoten als Ausgangsknoten (hier, nach rechts geschlagen)
B: Zwei normale Überhandknoten nebeneinander
C: Mehrfacher Überhandknoten (dreifach nach innen geschlagen)
D: entspricht C: als zusammengezogener Knoten; (markantes Unterscheidungsmerkmal ist das „Verbindungsstück“ auf dem Knoten, zwischen der ersten und letzten Wicklung, welches außerhalb auf den Wicklungen liegt) siehe Quipu–Knoten
E: Franziskanerknoten = Dreifacher Überhandknoten (gesteckt durch 3 Törns/Wicklungen) Rückwärtige Ansicht
F: Vierfacher Überhandknoten (gesteckt durch 4 Törns/Wicklungen) hier die rückwärtige Ansicht
Bemerkung: Bei E:+F: kommt das Seil nach dem Stecken gerade heraus! — nach dem Nagelknotenprinzip [5]
G: Wurfknoten Bemerkung: Das Seil steht am Ende, nach dem Durchstecken in der Schlinge, rechtwinklig ab! (Seilstück von G: nach H:)
H: Henkersknoten
I: Zweistrang-Bändselknoten, bzw. Höhlenknoten je nach Anzahl der Wicklungen
J: Slipstek
K: Achtknoten
L: Roringstek
- Ähnlichkeiten
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Knoten des Höhlenknotens, 2 Törns
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Zweistrang Bändsel-
knoten mit 3 Törns -
Knoten des Doppelten Spierenstichs, je 2 Törns
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Mit 2 Wicklungen um einen Gegenstand = ABoK #1239
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Willsmore, Heidy, Macramé, A Comprehensive Guide, Faber and Faber Ltd. 1979, ISBN 0-571-11310-9 (Seite 44 als doppelter Überhandknoten Abb. 106, 107; als mehrfacher Überhandknoten siehe Seite 43 Abb. 104)
- ↑ ABoK #3834 „A knotted bathing ladder“
- ↑ Clifford W. Ashley, Jason Dalton: Das Ashley-Buch der Knoten. Edition Maritim Hamburg, 1999, ISBN 3-922117-37-6, S. 297.
- ↑ Beim Whipping (engl.) wird eine ähnliche Technik zur Herstellung eines Taklings verwendet. Das Ergebnis ist ein Takling auf einem Tampen.
- ↑ „Nail knot“ in der engl. Wikipedia