Pinyin
Pinyin (chin. 拼音 pīnyīn) ist die offizielle chinesische Romanisierung des Hochchinesischen in der Volksrepublik China. Eigentlich heißt es 汉语拼音文字/漢語拼音文字 Hànyǔ Pīnyīn Wénzì, dt. Zeichen zur Fixierung der Laute im Chinesischen. Diese phonetische Umschrift auf der Basis des lateinischen Alphabets wurde vom Staatsrat 1956 offiziell beschlossen und Ende 1957 genehmigt. Sie löste damit auf dem Festland die 1921 eingeführte nicht-lateinische Zhùyīn (oder Bopomofo)-Umschrift ab, die eher den japanischen Kana nachempfunden war.
Die durch die Pinyin-Umschrift angegebene Aussprache basiert auf dem Peking-Dialekt. Gleichzeitig wurden damit die vereinfachten chinesischen Schriftzeichen zum offiziellen Schriftsystem der VR China.
Hànyǔ Pīnyīn ist bei der Internationalen Standard Organisation ISO als ISO 7098:1991 registriert und damit als internationaler Standard anerkannt.
Zur Aussprache
Da die chinesischen Zeichen immer genau eine Silbe beschreiben, ist auch die Pīnyīn-Umschrift silbenbasiert. Die chinesische Silbe besteht aus einem Anlaut und einem Auslaut. Die Silbe 'ba' besteht aus dem Anlaut 'b' und dem Auslaut 'a'. Die meisten Auslaute können auch ohne Anlaut gesprochen werden. Da sich das chinesische und das deutsche Lautsystem in einigen Punkten erheblich unterscheiden, sind die Aussprachehinweise nur Näherungen (in eckigen Klammern jeweils die Aussprache nach dem Internationalen Phonetischen Alphabet).
Anlaute
- b - wie deutsches b, aber stimmlos wie in Bayern, Österreich, Schweiz [b̥]
- p - behaucht (mit Atemdruck) wie auf englisch [pʰ]
- m - wie deutsches m [m]
- f - wie deutsches f [f]
- d - wie deutsches d, aber stimmlos wie in Bayern, Österreich, Schweiz [d̥]
- t - behaucht wie auf englisch [tʰ]
- n - wie deutsches n [n]
- l - wie deutsches l [l]
- z - ähnlich wie ds in (Lan)ds(mann), beginnt stimmlos, nicht behaucht [d̥͡z]
- c - wie deutsches z, aber stark behaucht [t͡sʰ]
- s - scharfes s, wie deutsches ß in (Mu)ß(e) [s]
- zh - wie z, aber mit nach hinten an den Gaumen gekrümmter Zungenspitze [ɖ̥͡z̠]
- ch - wie zh, aber stark behaucht [ʈ͡s̠ʰ]
- sh - ähnlich wie deutsches sch, aber mit gekrümmter Zunge wie bei zh und ch [s̠]
- r - englisches "r" und französisches "j" gleichzeitig, Zunge gekrümmt wie bei sh, ch, zh [ɹ̠͡z̠] (wird oft auf eine der beiden Komponenten reduziert)
- x - sagen wir... deutsches ch in (i)ch, deutsches s und deutsches sch gleichzeitig, und dann einen [j]-ähnlichen offglide dahinter (wie bei französisch gn) [ç͡ɕ͡j]
- q - x mit t davor und stark behaucht [c͡ç͡ɕ͡jʰ]
- j - wie q, aber nicht behaucht, und endet stimmhaft [ɟ̊͡ʝ͡ʑ]
- g - wie deutsches g, aber stimmlos wie in Bayern, Österreich, Schweiz [g̊]
- k - wie deutsches k, aber sehr stark behaucht wie im Tirolerischen [kˣʰ]
- h - wie deutsches ch in (a)ch [x]; außer vor u, dort wie auf deutsch [h]
- y - wie deutsches j; wenn Auslaute mit i oder ü ohne Anlaut vorkommen, dann wird ein y davorgesetzt, das von den meisten nicht ausgesprochen wird, also i -> yi (ausgesprochen i, selten ji) oder iang -> yang (ausgesprochen jang), bei ü verschwinden die Punkte, also ü -> yu (ausgesprochen ü, selten jü) oder üe -> yue (ausgesprochen üe, selten jüe)
- w - wie auf englisch; wenn Auslaute mit u ohne Anlaut vorkommen, dann wird w davorgesetzt, also u -> wu oder uo -> wo (Aussprache analog zu y)
Auslaute
- a – wie deutsches a
- o – kurzes oa, (fast) wie uo
- e – ähnlich wie kurzes norddeutsches e und englisches er (Kehlkopf nach unten ziehen) [ɤ], außer in ye, dort wie deutsch Bett ɛ] und in der Silbe e (ein ungewohnter Zwielaut: [ɯɤ̯]
- i – wie deutsches i, außer nach z, c, s, zh, ch und sh, wo es extrem weit unten im Rachen gesprochen wird (Kehlkopf weit nach unten ziehen) [ɯ]
- ia, iao, ie, ian, in, iang, ing, iong – wie bzw. fast wie die Silben ya, yao, ye, yan, yang, ying, yong; in -ian und yan wird das a wie in englisch "an" ausgesprochen; e in -ie und ye wie deutsch Bett
- iu – Zwielaut aus deutsch ich und deutsch und
- u – wie deutsches u. Ein u nach y, j, q und x ist eigentlich ein ü (siehe übernächster Eintrag), da dort kein echtes u vorkommen kann.
- ua, uo, uai, ui, uan, uang – fast wie die Silben wa, wo, wai, wei, wan, wang
- ü – wie deutsches ü, kann mit anderen Auslauten kombiniert werden: üe (e wie deutsch Bett), üan (a wie in englisch an), ün; nach y, j, q und x (wo die Aussprache u nicht vorkommt) wird das ü vereinfacht als u geschrieben, der Buchstabe kommt also nur nach n und l vor
- ai – gesprochen wie norddeutsch ei in Osterei oder ai in Mai; fast wie englisch I und eye
- ei – wie englisch day
- er – kurzes e und r, wird manchmal zu r alleine verkürzt: na'er -> nar
- ao – fast wie deutsch au
- ou – ähnlich wie englisch low
- an, en, in, un – n wie auf deutsch, e meistens wie in deutsch Bett, u ist hier ein Zwielaut ähnlich wie deutsch gurgeln
- ang, eng, ing, ong – ng wie auf deutsch, recht nasal gesprochen; ong klingt eher wie deutsches -ung; e in eng siehe oben (aber ebenfalls nasal); nicht die nächste Silbe mit g beginnen, außer es steht extra da, wie in Yīngguó!
Besonderheiten
Bei den Anlauten y, j, q, und x beginnt ein mit u geschriebener Auslaut mit einem gesprochenen ü (Blau).
Der Anlaut y wird bei nachfolgendem u oder i nicht gesprochen ("pinyin" wird also "pinin" gesprochen). Der Anlaut w wird wie ein u ausgesprochen, in der Kombination "wu" gar nicht. Nach den Anlauten z, c, zh, sh und r wird das i alveolar, d.h. im Rachen, gebildet - "es bleibt einem im Halse stecken" (Gelb). Die Auslaute ui, un und iu, werden uei, uen und iou gesprochen (Grün).
Nachfolgend einige Beispiele. Der Zeilentitel gibt den geschriebenen Anlaut, der Spaltentitel den geschriebenen Auslaut. In der Zelle findet sich eine Annäherung an die Aussprache in deutscher Lesart. Das "(i)", deutet ein alveolares i an. Das "ch" in der angenäherten Aussprache, wird wie das ch im ich gesprochen. Ein "-" bedeutet, dass es diese Silbe im pinyin nicht gibt.
...u ...ue ...uan ...un ...i ...iu ...ui Vorlage:Highlight2| -w... u - - - - - - Vorlage:Highlight2| y... ü üe üän ün i - - Vorlage:Highlight2| j... dchü dchüe dchüän dchün dchi dchiou - Vorlage:Highlight2| q... tchü tchüe tchüän tchün tchi tchiou - Vorlage:Highlight2| x... chü chüe chüän chün chi chiou - Vorlage:Highlight2| z... dsu - dsuan dsuen ds(i) - dsuei Vorlage:Highlight2| zh... dschu - dschuan dschuen dsch(i) - tschuei Vorlage:Highlight2| ch... tschu - tschuan tschuen tsch(i) - tchuei Vorlage:Highlight2| sh... schu - schuan schuen sh(i) - schuei Vorlage:Highlight2| c... tsu - tsuan tsuen ts(i) - tsuei Vorlage:Highlight2| r... ru - ruan ruen r(i) - ruei
Der Auslaut ian wird eher wie iän gesprochen, iang eher iang. So spricht man die Silbe lian als liän aus, liang aber wie liang.
Bezeichnung der Töne

In der chinesischen Sprache werden Töne für die Unterscheidung von Bedeutungen benutzt. Es gibt im Hochchinesischen eigentlich 5 Töne, meist wird der "leichte Ton" aber nicht gezählt und man spricht von 4 Tönen. In der Pinyin-Umschrift werden diese durch diakritische Zeichen (also kleine Buchstaben-Markierungen) an den Vokalen dargestellt. Steht kein Zeichensatz mit Tonmarkierungen zur Verfügung, wird der Ton stattdessen oft durch eine Zahl charakterisiert, z.B. bedeutet hao3, die Silbe hao im 3. Ton (hǎo) zu sprechen.
Beim ersten Ton bleibt die Stimme gleichmäßig hoch, beim zweiten Ton steigt die Tonhöhe an (ähnlich wie deutsch "?"), beim dritten fällt die Stimme erst ab, um dann leicht anzusteigen (ähnlich wie deutsch "?!?"), beim vierten fällt die Stimme (ähnlich wie deutsch "!"). Daneben gibt es auch Silben, die zu kurz und unbetont sind, um einen unterscheidbaren Ton zu haben; diese haben den sogenannten "leichten Ton", der nicht markiert wird.
Der 1. Ton wird durch ein Makron (ā), der 2. Ton durch ein Akut (á), der 3. Ton durch ein Caron (ǎ, Achtung, keine Breve – unten spitz, nicht rund) und der 4. Ton durch einen Gravis (à) dargestellt. Der leichte Ton wird meistens nicht markiert, aber gelegentlich durch einen Punkt (ȧ) oder Ring auf dem Vokal (å) oder durch einen Punkt vor der Silbe (·ma) dargestellt. Finden sich mehrere Vokale in einer Silbe, wird die Tonmarkierung über dem dominierenden Vokal gesetzt, d.h. dem Vokal, bei dem der Mund am weitesten geöffnet ist. Der Vokal einer Silbe der in der folgenden Aufzählung weiter vorne steht, erhält das diakritische Zeichen: a, o, e, i, u, ü.
Wird Pīnyīn nur verwendet, um chinesische Eigennamen innerhalb nicht-chinesischer Texte wiederzugeben, so lässt man die Tonangaben gewöhnlich ganz weg. In Umschriften ganzer chinesischer Sätze oder Texte müssen die Töne aber markiert werden, da sich sonst oft durch die Homografie Mehrdeutigkeiten ergeben können.
Besonderheiten
Der dritte Ton wird oft nur tief ausgesprochen, wenn ihm weitere Silben folgen. Steht er alleine oder am Satzende wird er deutlich tief und dann steigend gesprochen.
Bei zwei aufeinanderfolgenden Silben im 3. Ton, wird die erste Silbe im 2. Ton gesprochen. So wird nǐ haǒ („Guten Tag“) wie ní haǒ ausgesprochen und kěyǐ („dürfen“) wie kéyǐ. Bei mehereren aufeinanderfolgenden 3. Tönen werden sinngemäße Einheiten gebildet.
Das verneinende bù (不) wird vor einer Silbe, die ebenfalls im 4. Ton gesprochen wird, zum 2. Ton umgewandelt. Beispiele sind bú kèqi (不客氣 „Nichts zu danken“), bú shì (不是 „Nein / Nicht sein“) oder bú cuò (不错 „Nicht falsch (anerkennend)“). Dies erfolgt, anders als bei der Umwandlung des 3. Tons in den 2. Ton, auch schriftlich.
Das Zahlwort yī (一 „eins (1)“) erhält gelegentlich den 2. Ton. So wird aus yī (一) und gè (个) yígè (一个 „ein Exemplar/Einheit/Stück“). Auch diese Änderung erfolgt schriftlich.
Andere Umschriftsysteme
Neben Pīnyīn existieren noch zahlreiche andere Romanisierungen der chinesischen Schrift.
Das Wade-Giles-System ist das bekannteste. Bis vor kurzem wurde es von einigen großen amerikanischen Universitäten als offizielles Romanisierungssystem verwendet, wobei jede Universität jedoch eigene Lösungen (wie die Yale-Umschrift) für die Inkonsistenzen im System entwickelte, weswegen es niemals wirklich zu einem einzigen konsistenten Wades-Giles-System gekommen ist.
Daneben gibt es auch das von der chinesischen Regierung 1928 offiziell anerkannte Gwoyeu Romatzyh, das sich aber nie richtig durchsetzen konnte.
In Taiwan wurde im Jahr 2000 neben Zhùyīn, Yale und Hanyu Pinyin ein neues Umschrift-System (Tongyong Pinyin) eingeführt.
Hauptgründe für die heutige weite Verbreitung des Pīnyīn sind u.a. die in der VR China gedruckten, guten und sehr preiswerten Chinesisch-Lehrbücher für Ausländer, die heute rund um die Welt in Chinesisch-Kursen Verwendung finden und die durchgängig das Pīnyīn-System benutzen, außerdem die Tatsache, dass Hànyǔ Pīnyīn bei der Internationalen Standard Organisation ISO als Standard (ISO 7098:1991) registriert ist.
Pīnyīn in HTML
Die folgenden HTML-Kürzel können für die speziellen Zeichen des Pīnyīn verwendet werden:
neutraler
Ton1.Ton 2.Ton 3.Ton 4.Ton Diakritisches Zeichen Makron Akut Hatschek Gravis a ā = ā á = á ǎ = ǎ à = à e ē = ē é = é ě = ě è = è i ī = ī í = í ǐ = ǐ ì = ì o ō = ō ó = ó ǒ = ǒ ò = ò u ū = ū ú = ú ǔ = ǔ ù = ù ü = ü ǖ = ǖ ǘ = ǘ ǚ = ǚ ǜ = ǜ
Siehe auch
Literatur
- Yǐn Bīnyōng 尹斌庸, Mary Felley [Fù Mànlì 傅曼丽]: Chinese romanization. Pronunciation and Orthography / Hànyǔ Pīnyīn hé zhèngcífǎ 汉语拼音和正词法 (Beijing, Sinolingua 1990), ISBN 7-80052-148-6 / ISBN 0-8351-1930-0. Yin Binyong war führend an der Entwicklung von Pinyin beteiligt.