Schienenverkehr auf Korsika

Die Transkorsische Eisenbahn verbindet als Eisenbahnstrecken die beiden Hafenstädte Bastia an der Ostküste und Ajaccio an der Westküste auf der französischen Insel Korsika. Ausserdem verschaft sie der innerkorsischen Universitätsstadt Corte eine schnelle Eisenbahnverbindung ans Meer. Die Strecke ist 157,4 km lang, überwindet auf ihrem Weg durch die Insel einen Höhenunterschied von 930 m bei einer maximalen Steigung von 3 % und wurde von 1888 bis 1894 erbaut. Die Bahn ist eine Schmalspurbahn mit 1000 mm Spurweite und führt den Betrieb mit Diesellokomotiven sowie mit entsprechenden Triebwagen durch. Die Betriebsleitung liegt in den Händen der Chemins de Fer de la Corse (CFC), einer Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahn SNCF.
Der Hauptkamm des korsischen Hochgebirges wird unterhalb des 1163 m hohen Col de Vizzavona im 3916 m langen Vizzavona-Tunnel unterquert. Dieser Tunnel ist schnurgerade angelegt, so dass man am einem seiner beiden Enden ganz schwach das Licht am anderen Ende erkennen kann. Diese Bauart ist sehr ungewöhnlich, denn bei einem Scheiteltunnel legt man normalerweise den höchsten Punkt eines Tunnels genau in seine Mitte, um beim Bau das eindringende Wasser problemlos ablaufen lassen zu können. Nördlich des Tunnels befinden sich mehrere Kehrschleifen mit kurzen Kehrtunnels, die in ihrer Anlage an die Nordrampe der Gotthardbahn bei Wassen erinnern. Bei diesem Aufstieg wird der 140 m lange und 80 m hohe Vecchio-Viadukt überquert, dessen Entwurf auf Gustave Eiffel zurückgeht. Ein weiteres bemerkenswertes Bauwerk ist der 2 km lange Tunnel unter der Altstadt von Bastia. Die gesamte Strecke ist landschaftlich und technisch ebenso interessant wie die Eisenbahnen in den Alpen.
Zum Netz der CFC gehört noch eine Zweigstrecke vom einsam an der Stammstrecke gelegenen Bahnhof Ponte Leccia über den Küstenort L'ile Rousse zur Hafenstadt Calvi an der Nordküste. Die Strecke ist 73,1 km lang, durchquert zunächst ebenfalls das korsische Hochgebirge, um dann auf der zweiten Hälfte ab L'ile Rousse als Tramway de Balagne an der Küste entlang nach Calvi zu führen. Sie hat beim Bahnhof von Novella ihren höchsten Punkt mit 462 m über NN und erreicht 30 km weiter bereits wieder das Meeresniveau.
Bis zum zweitem Weltkrieg betrieb die damalige Eisenbahngesellschaft eine weitere 152 km lange Strecke entlang der Ostküste der Insel. Sie zweigte in Casamozza von der Hauptstrecke ab und führte durch die Ebene bis nach Porto Vecchio, wo 1935 der Weiterbau Richtung Bonifacio am südlichsten Punkt der Insel stecken blieb. Die Strecke wurde 1943 beim Rückzug des deutschen Militärs aus Afrika vollkommen zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute dient diese ehemalige Eisenbahnlinie mit ihren imposanten Brückenbauwerken zum Teil als Landstraße, zum Teil führt sie als Trampelpfad durch die korsische Macchia.
Weitere gescheiterte Projekte waren die geplanten Verbindungen von Caldaniccia in der Nähe von Ajaccio nach Propriano an der Westküste und Vico im Hochgebirge.

Die CFC unterhält auf ihrem Streckennetz insgesamt 32 Tunnels, 76 mittlere und große Brücken, 83 niveaugleiche Bahnübergänge, 11 Triebwagen für den Personenverkehr, 77 Güterwagen und 6 Diesellokomotiven. Insgesamt sind 221 Personen bei der CFC beschäftigt, davon 201 an einem Dauerarbeitsplatz. Etwa 300.000 Fahrgäste nutzen die CFC im Jahr, die meisten von ihnen sind Touristen (Stand von 1998). Bedeutende Bahnhöfe befinden sich in Bastia, Casamozza, Ponte Leccia, Corte, Ajaccio und Calvi. Die vollständig ausgestattete Hauptwerkstatt des Unternehmens liegt in der Nähe des Bahnhofs von Casamozza.
Die im Personenverkehr eingesetzten Triebwagen haben ein sehr unterschiedliches Alter, wobei die modernen Fahrzeuge die Hauptverkehrslast auf der Stammstrecke Bastia - Ajaccio tragen. Auf der Tramway de Balagne zwischen L'ile Rousse und Calvi verkehren dagegen mittlerweile 50 Jahre alte Triebwagen des Herstellers Renault mit entsprechenden Personenwagen.
Der Fahrplan ist relativ dünn ausgestattet: Zwei tägliche Verbindungen von Bastia nach Calvi, vier bis fünf tägliche Verbindungen von Bastia nach Ajaccio. Hinzu kommt ein noch ein dichter Verkehr an Werktagen zwischen Calvi und Casamozza sowie Fahrten im Zwei-Stunden-Takt auf der Tramway de Balagne während der Sommer-Saison.
Die gefahrenen Geschwindigkeiten sind auf allen Streckenabschnitten überraschend hoch, auf den neu ausgebauten Gleisen beispielsweise in der Nähe von Ajaccio erreichen die Triebwagen eine Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h. Hinzu kommen enge Kurven und tiefe Schluchten an den Streckenrändern, die eine Fahrt auf der Transkorsischen Eisenbahn zum Abenteuer machen können.
Weblinks
Literatur
- Guide du train malin / la corse en train ISBN 2-9509210-5-1