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Reinhardsbrunn

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Reinhardsbrunn, ehemaliges Benediktinerkloster südwestlich von Gotha in Thüringen.

Die Gründung des Klosters erfolgte 1085 durch den thüringer Grafen Ludwig der Springer in der Nähe seiner Stammburg, der Schauenburg. Ein Konvent aus Hirsau bezog Reinhardsbrunn, das mit Hirsau und Cluny verbrüdert war und seit 1092 unter päpstlichem Schutz stand.

Bedeutung erklangte das Kloster als Zentrum der Hirsauer Reformen innerhalb Thüringens, aber auch als Hauskloster und Grablege der zu Landgrafen von Thüringen aufgestiegenen Ludowinger. Zwischen 1156 und 1168 stellte der Reinhardsbrunner Bibliothekar Sindold eine Briefsammlung zusammen. Zu dieser gehören Briefe des 12. Jahrhunderts, die aus dem Klosterbetrieb aber auch aus Briefwechseln mit der Familie der Landgrafen bestehen, aber auch Muster, Stilübungen und theoretisches Material über die Kunst des Briefeschreibens. Die Reinhardsbrunner Chronik, die um 1340 bis 1349 zusammengetragen wurde, liefert Nachrichten aus der Zeit vom 6. Jahrhundert bis 1338. Sie beinhaltet die Geschichte des Klosters selbst, von seiner Gründung an, der Familie der Ludowinger, der Landgrafschaft Thüringen und ihren Übergang an die Wettiner, aber auch des Deutschen Reichs. Als Vorlage dienten zum Teil auch Quellen, die mittlerweile als verloren gelten.

Im frühen 13. Jahrhundert setzte allmählich der Niedergang des Klosters Reinhardsbrunn ein, verstärkt durch das Aussterben der Ludowinger 1247 und durch einen Brand im Kloster 1292. Doch auch unter den Wettinern, die den Ludowingern als Landgrafen folgten, diente Reinhardsbrunn noch mehrmals als Grablege.

1525, während des Bauernkriegs, wurde das Kloster geplündert und zerstört. Die Mönche flohen nach Gotha, der Klosterbesitz dem Kurfürsten von Sachsen verkauft. Die Klostergebäude verfielen schon während der folgenden Jahrzehnte, 1952 wurden die Grabsteine der Landgrafen in die Georgenkirche in Eisenach verbracht. 1827 entstanden in Reinhardsbrunn ein Lustschloss, um 1850 ein Landschaftspark. Hier begegneten sich mehrmals die englische Königin Victoria und Albert von Sachsen-Coburg. Nach 1945 diente das Schloss zunächst als Schulungsstätte, seit 1961 als Hotel und seit 1999 auch als Fortbildungszentrum. Auf dem Gelände befinden sich verschiedene weitere Einrichtungen.