Auferstanden aus Ruinen
Auferstanden aus Ruinen war die Nationalhymne der DDR. Die Melodie hierzu stammt von Hanns Eisler und der dazugehörige Text von Johannes R. Becher.
Ähnlich dem Deutschlandlied hat die DDR-Hymne eine bewegte Geschichte. Der aus dem US-Exil heimgekehrte Komponist entlehnte das Eingangsmotiv der Bagatelle op. 119, Nr. 11 von Ludwig van Beethoven und ergänzte es durch einen eigenen Mittelteil. Er war jedoch nicht der erste, der sich an dieser Stelle bediente: Schlagerkomponist Peter Kreuder hatte aus der gleichen Quelle für das von Hans Albers gesungene Lied „Goodbye Johnny“ geschöpft, was Eisler unbekannt war.
Auch Ottmar Gerster vertonte Bechers Text am 23. Oktober 1949. Zu dieser Zeit war Becher allerdings mit Hanns Eisler in Warschau, wo Eisler eine Melodie für die Hymne vorspielte. Der Text von Becher und die Melodien von Eisler und Gerster wurden am 5. November 1949 dem Politbüro vorgestellt, woraufhin sich Politbüro und Ministerrat für die Hymne Eisler/Becher entschieden und diese zur Nationalhymne erklärten. Bereits am 6. November 1949 wurde sie das erste Mal in der Deutschen Staatsoper anlässlich des 32. Jahrestages der Oktoberrevolution gespielt.
Nachdem die DDR auch öffentlich von der Wiedervereinigung Deutschlands abrückte, wurde der Text der Nationalhymne aber unbequem. So entgegnete Willy Brandt 1972 zum Beispiel Willi Stoph auf seine Aussage, es gebe zwei deutsche Staaten, mit: „Sie selbst singen doch in Ihrer Hymne von Deutschland, einig Vaterland.“ Im Zuge des Machtübergangs von Walter Ulbricht auf Erich Honecker verschwand der Text Anfang der 1970er Jahre dann aus der Öffentlichkeit. Die Hymne wurde nur noch instrumental aufgeführt, aber nicht mehr gesungen. Auch die Schulkinder, die die Hymne bis dahin lernen mussten, lernten den Text nun nicht mehr.
Während der Wiedervereinigung 1990 gab es den Vorschlag, Bertolt Brechts Gedicht „Anmut sparet nicht noch Mühe“ (Kinderhymne), für das es eine Vertonung von Eisler gibt, zur deutschen Nationalhymne zu machen. Sowohl der Text Bechers als auch Brechts Gedicht folgen dem Versmaß der „Kaiserhymne“. Sie können also auch mühelos auf die Melodie des Deutschlandliedes gesungen werden.
Text
1. Auferstanden aus Ruinen
Und der Zukunft zugewandt,
Lass uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Alte Not gilt es zu zwingen,
Und wir zwingen sie vereint,
Denn es muss uns doch gelingen,
Dass die Sonne schön wie nie
|:Über Deutschland scheint!:|
2. Glück und Frieden sein beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.
Alle Welt sehnt sich nach Frieden,
Reicht den Völkern eure Hand!
Wenn wir brüderlich uns einen,
Schlagen wir des Volkes Feind.
Lasst das Licht des Friedens scheinen,
Dass nie eine Mutter mehr
|:Ihren Sohn beweint!:|
3. Lasst uns pflügen, lasst uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.
Deutsche Jugend, bestes Streben
Unsres Volks in dir vereint,
Wirst du Deutschlands neues Leben
Und die Sonne schön wie nie
|:Über Deutschland scheint!:|