Zum Inhalt springen

Immanuel Kant

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2004 um 19:53 Uhr durch Rainer Bielefeld (Diskussion | Beiträge) (Chaotische Änderungen von 212.114.189.100 rückgängig gemacht und letzte Version von 81.66.220.123 wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Kant.png
Immanuel Kant

Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg, Ostpreußen; † 12. Februar 1804, Königsberg) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen. Mit seinem bis in die Gegenwart vieldiskutierten transzendentalen Denkansatz war er insbesondere Wegbereiter des deutschen Idealismus. Seine damals weltoffene Heimatstadt hat „der Alte von Königsberg“ so gut wie nie verlassen. So schlug er auch die Gelegenheiten aus, 1769 in Erlangen und 1770 in Jena zu lehren, bevor er im Jahr 1770 dem Ruf der Universität Königsberg folgte.

Erkenntnistheorie

Kant setzte sich einerseits mit der rationalistischen, andererseits mit der empiristischen Philosophie des 18. Jahrhunderts auseinander. Um gründlicher als diese beiden Denkschulen den Forderungen an eine wissenschaftliche Metaphysik zu genügen, entwickelte er den Kritizismus. Auf diese Weise entstand eine moderne Erkenntnistheorie, die den Dogmatismus der Rationalisten (z. B. Christian Wolff, Alexander Gottlieb Baumgarten) ebenso wie den Skeptizismus der Empiristen (z. B. David Hume) in die Schranken wies.

Erkenntnis tritt nach Kant in zwei Formen auf:

  • aposteriorisch (lat., „vom Späteren her“), d.h. der sinnlichen Wahrnehmung folgend;
  • apriorisch (lat., „vom Früheren her“), d.h. der sinnlichen Wahrnehmung vorausliegend

Aposteriorische Erkenntnisse kommen demnach in alltäglichen Wahrnehmungs- bzw. Erfahrungsurteilen zum Ausdruck, apriorische Erkenntnisse in wissenschaftlichen Sätzen.

Alle aposteriorischen, aber nicht alle apriorischen Sätze sind Erkenntnisse im strengen Sinn. Wenn es sich bei einem apriorischen Satz um ein bloßes Erläuterungsurteil handelt (z. B. „Junggesellen sind unverheiratete Männer“), dann liegt lediglich eine Sprachregelung vor. Um eine Erkenntnis zu repräsentieren, muss beispielsweise ein Satz über Junggesellen etwas Zusätzliches aussagen. Dies ist der Fall, wenn wir in diesem Artikel die Information weitergeben können: „Kant war Junggeselle“. Dieses Urteil nun ist zwar mehr als erläuternd (analytisch), nämlich erweiternd (synthetisch), aber nicht zugleich apriorisch, weil ja der Erfahrung, sprich: unserer aposteriorischen Kenntnis der Lebensgeschichte Kants entnommen.

In der Kritik der reinen Vernunft untersucht Kant, welche Möglichkeiten die reine Vernunft habe, vor jeder Erfahrung Erkenntnisse zu gewinnen, d.h. wie synthetische Urteile a priori möglich sind. Dazu gehören (nach Kant) insbesondere die reine Mathematik und die reine Naturwissenschaft. In der Auseinandersetzung mit der Kritik der reinen Vernunft wurden die erkenntnistheoretischen Randbedingungen der neuzeitlichen Naturwissenschaft weiterentwickelt.

Kants zentrales Vorhaben war es indessen, die Metaphysik mit synthetischen Urteilen a priori auszustatten. Dass dies auf dem Feld des Theoretischen scheitern muss, demonstriert er im dialektischen Teil der Vernunftkritik. Auf dem Feld des Praktischen weiß er indessen Abhilfe zu schaffen.

Siehe auch: Affizieren

Ethik

Auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist der kategorische Imperativ („Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“). Dies verstand Kant aber entgegen einer weitverbreiteten Ansicht nicht als Aufstellung einer Ethik, sondern als Analyse des a priori bereits vorhandenen Grundprinzips aller menschlichen Ethik. Kant selbst hat den kategorischen Imperativ in fünf verschiedenen Formulierungen dargelegt und in der Metaphysik der Sitten sein Rechtssystem entfaltet.
Siehe auch: Menschenwürde

Aufklärung

Die Aufklärung wird eng mit dem Namen Kant verbunden. Berühmt ist seine Definition „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung? Berlinische Monatsschrift, 1784,2, S. 481-494).

Werke


Literatur

  • Eisler, Rudolf. Kant Lexikon. Olms. (ISBN 3487007444)
  • Höffe, Otfried (6. Aufl. 2004). Immanuel Kant. München: Beck.
  • Höffe, Otfried (2003, 4. Aufl. 2004). Kants Kritik der reinen Vernunft. München: Beck.
  • Jansen, Bernhard (1925). Der Kritizismus Kants. München.
  • Lemmel, Hans-Dietrich (2004). Genealogische Notizen zu Immanuel Kant. Genealogie, 27, 1-18. Neustadt/Aisch.
  • Kantische und scholastische Einschätzung der natürlichen Gotteserkenntnis (1925; 1. Band, 5. Heft). In Philosophie und Grenzwissenschaften (Schriftenreihe hrsg. vom Innsbrucker Institut für scholastische Philosophie). Innsbruck.
  • Scruton, Roger (1999). Kant (M. Laube, Übers.). Freiburg: Herder. (Orig. ersch. 1982) (ISBN 3451047381)
  • Willmann, Otto (1973-1979). Geschichte des Idealismus (Bde. 1-3). Aalen.