Akkadische Sprache
Akkadisch | ||
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Gesprochen in |
vormals in Mesopotamien, Syrien | |
Sprecher | ausgestorben | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | – | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
– | |
ISO 639-2 | (B) akk | (T) akk |
Akkadisch ist eine ostsemitische Sprache, die stark vom Sumerischen beeinflusst wurde. Sie wurde bis kurz nach der Zeitenwende in Mesopotamien und im heutigen Syrien gesprochen. Ihre Bezeichnung ist vom Namen der Stadt Akkad abgeleitet. Akkadisch war Volks- und Amtssprache in Mesopotamien sowie zeitweise die Sprache der internationalen Korrespondenz in Vorderasien bis nach Ägypten.
Klassifikation
Mit den übrigen semitischen Sprachen gehört das Akkadische zu den afroasiatischen Sprachen, einer Sprachfamilie, die in Vorderasien und Nordafrika beheimatet ist.
Innerhalb der semitischen Sprachen bildet das Akkadische eine eigene „ostsemitische“ Untergruppe. Es unterscheidet sich von nordwest- und südsemitischen Sprachen durch die Wortstellung Subjekt-Objekt-Verb (SOV), während die beiden anderen Zweige zumeist Verb-Subjekt-Objekt oder Subjekt-Verb-Objekt haben. Diese Wortstellung geht auf den Einfluss des Sumerischen zurück, das ebenfalls eine SOV-Stellung hat.
Daneben verwendet das Akkadische als einzige semitische Sprache die Präpositionen ina (Lokativ, also dt. in, an, bei, mit) und ana (Dativ-Allativ, also dt. für, zu, nach). Viele benachbarte, nordwestsemitische Sprachen, wie das Arabische und das Aramäische haben stattdessen bi/bə (Lokativ) bzw. li/lə (Dativ). Die Herkunft der akkadischen Ortspräpositionen ist ungeklärt.
Weiterhin verfügt das Akkadische nicht, wie die meisten übrigen semitischen Sprachen, über ein reichhaltiges Inventar von Frikativen. Es hat sowohl die pharyngalen wie auch den glottalen Frikative verloren. Die Sibilanten (Zischlaute) des Akkadischen waren zumindest bis zur altbabylonischen Zeit (ca. 19. Jahrhundert v. Chr.) ausschließlich Affrikaten.
Geschichte

(1 = Wortzeichen (WZ) „mischen“/Silbenz. (SZ) ḫi,
2 = WZ „Wassergraben“,
3 = SZ aʾ,
4 = SZ aḫ, eḫ, iḫ, uḫ,
5 = SZ kam,
6 = SZ im,
7 = SZ bir)
Akkadisch ist auf Tontafeln seit etwa 2500 v. Chr. überliefert. Es wurde mit der von den Sumerern übernommenen Keilschrift geschrieben. Im Unterschied zum Sumerischen wurde diese jedoch im Akkadischen zu einer voll ausgebildeten Silbenschrift weiterentwickelt. Der Logogramm-Charakter dieser Schrift trat in den Hintergrund. In seiner Blütezeit, d. h. im 2. Jahrtausend v. Chr. galt es in der gesamten Alten Welt des Orients, einschließlich Ägyptens, als Schriftsprache der Diplomatie. Im 1. Jahrtausend v. Chr. wurde das Akkadische mehr und mehr als Amtssprache verdrängt. Zunächst bestanden Akkadisch und Aramäisch parallel als Amtssprachen. Das wird auf vielen Abbildungen deutlich, auf denen ein Tontafelschreiber Akkadisch schreibt und ein Papyrus- oder Lederschreiber Aramäisch. Auch die zeitgenössischen Texte zeigen dies. Nach dem Ende der mesopotamischen Reiche, das durch die Eroberung des Gebiets durch die Perser kam, wurde Akkadisch als Volkssprache verdrängt, jedoch als Schriftsprache weiterhin verwendet. Auch nach dem Einmarsch der Griechen unter Alexander dem Großen im 4. Jahrhundert v. Chr. konnte sich die Sprache als Schriftsprache behaupten. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass zu dieser Zeit Akkadisch als gesprochene Sprache bereits ausgestorben war oder zumindest nur noch in sehr kleinem Umfang verwendet wurde. Die jüngsten Texte in Akkadischer Sprache stammen aus der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts.
Dialekte
Dialekt | Region |
---|---|
Assyrisch | Nordmesopotamien |
Babylonisch | Zentral- und Südmesopotamien |
Eblaitisch | Nordsyrien (in und um Ebla) |
Mariotisch | Mittlerer Euphrat (in und um Mari) |
Tall Baydar | Nordsyrien (in und um Tall Baydar) |
Einige Wissenschaftler (z. B. Sommerfeld 2003) nehmen weiterhin an, dass das in den ältesten Texten verwendete „Altakkadisch“ keine Vorform der späteren Dialekte Assyrisch und Babylonisch war, sondern ein eigener Dialekt, der jedoch von diesen beiden verdrängt wurde und früh ausstarb.
Phonetik und Phonologie
Da das Akkadische als gesprochene Sprache ausgestorben ist und über die Aussprache keine zeitgenössischen Aufzeichnungen gemacht wurden, ist die exakte Phonetik und Phonologie nicht mehr zu ermitteln. Jedoch können aufgrund der Verwandtschaft zu den übrigen semitischen Sprachen und auch der Varianten der Schreibungen innerhalb des Akkadischen einige Aussagen getroffen werden.
Konsonanten
Die folgende Tabelle gibt die in der akkadischen Keilschriftverwendung unterschiedenen Laute wieder. Die Lautschrift-Zeichen stellen die nach Streck 2005 vermutete Aussprache dar. In Klammern dahinter folgt die Transkription, die in der Fachliteratur für diesen Laut anzutreffen ist, sofern sie sich vom Lautschrift-Zeichen unterscheidet.
bilabial | alveolar | palatal | velar | glottal | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | |
Ejektive | t’ (ṭ), ts’ (ṣ), tɬ’ (š) | k’ (q) | ||||||||
Plosive | p | b | t | d | k | g | ʔ (ʾ) | |||
Affrikaten | ts (s) | dz (z) | ||||||||
Frikative | x (ḫ) | |||||||||
Nasale | m | n | ||||||||
Vibranten | r | |||||||||
laterale Approximanten | l | |||||||||
zentrale Approximanten | w | j |
Für die ejektive Lateralaffrikate /š/ wird von einigen Wissenschaftlern eine frikativische Aussprache vermutet.
Vokale
vorne | zentral | hinten | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
ung. | ger. | ung. | ger. | ung. | ger. | |
geschlossen | i | u | ||||
mittel | e/ɛ (e) | |||||
offen | a |
Daneben wird von den meisten Akkadologen die Existenz eines hinteren mittleren Vokals (o oder ɔ) vermutet. Die Keilschrift bietet hierfür jedoch kaum Evidenz.
Alle Vokale kommen kurz und lang vor. Dieser Unterschied ist phonemisch, d. h. bedeutungsunterscheidend.
Literatur
Allgemeine Beschreibungen und Grammatiken
- W. von Soden: Grundriß der Akkadischen Grammatik. (Analecta Orientalia 33) Rom 1995.
- M. P. Streck: Sprachen des Alten Orients. Wiss. Buchges., Darmstadt 2005. ISBN 3-534-17996-X
- A. Ungnad: Grammatik des Akkadischen. 5. Auflage, München 1969. (Neubearbeitung durch L. Matouš.)
Lehrbücher
- R. Borger: Babylonisch-assyrische Lesestücke. Rom 1963.
- Teil I: Elemente der Grammatik und der Schrift. Übungsbeispiele. Glossar.
- Teil II: Die Texte in Umschrift.
- Teil III: Kommentar. Die Texte in Keilschrift.
- R. Caplice: Introduction to Akkadian. 4. Auflage, Rom 2002.
- K. K. Riemschneider: Lehrbuch des Akkadischen. Leipzig 1969.
Wörterbücher
- J. Black, A. George, N. Postgate: A Concise Dictionary of Akkadian. Harrassowitz-Verlag, 2. Auflage, Wiesbaden 2000.
- W. von Soden: Akkadisches Handwörterbuch. (3 Bände). Wiesbaden 1958-1981.
Zeichenlisten
- R. Borger: Assyrisch-babylonische Zeichenliste. Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 1978.
- R. Labat: Manuel d'Épigrapgie Akkadienne. 5. Auflage, Paul Geuthner Verlag, Paris 1976.
Fachliteratur zu spezifischen Themen
- I. J. Gelb: Old Akkadian Writing and Grammar. University of Chicago Press, Chicago 1961.
- W. Sommerfeld: Bemerkungen zur Dialektgliederung Altakkadisch, Assyrisch und Babylonisch. (in Alter Orient und Altes Testament Bd. 274 (hrsg. von M. Dietrich und O. Loretz), Seiten 569-586), Ugarit-Verlag 2003.