Theodor Schieder
Theodor Schieder (* 11. April 1908 in Oettingen; † 8. Oktober 1984 in Köln) war ein deutscher Historiker.
Wissenschaftliche Vita
Er arbeitete maßgeblich zur Geschichte der Staatslehre und der europäischen Geschichte. Des Weiteren lagen seine wissenschaftlichen Schwerpunkte in der Erforschung europäischer Nationalbewegungen und „Volksgruppen“ sowie der Geschichtstheorie.
Er nahm ein Studium von 1928 - 1933 in Geschichte auf. Er promovierte in München zum Dr.phil. mit dem Titel der Dissertation: „Die deutsche Fortschrittspartei in Bayern und die deutsche Frage“. Von 1942 bis 1945 arbeitete er als Professor in Königsberg, Ostpreußen und seit 1948 bis zu seiner Emeritierung 1976 an der Universität Köln, wo er als hochangesehener Historiker u. a. für die Bundesregierung arbeitete. Nach dem Krieg gehörte Schieder zusammen mit Werner Conze zu den angesehensten Historikern der Bundesrepublik. 1971 wurde ihm der Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste verliehen.
Schieder in der Zeit des Nationalsozialismus
Eine breitere Debatte über die Rolle von Historikern wie Schieder und Conze in der Zeit des Nationalsozialismus fand erst auf dem Historikertag 1998 statt.
Theodor Schieder war seit 1937 Mitglied der NSDAP. Er, Albert Brackmann, Werner Conze, Hans Rothfels und andere Historiker traten bereits in der Zwischenkriegszeit für eine „kämpferische Wissenschaft“ ein, die volkstumspolitische Forderungen, die u.a. eine Revision der Versailler Verträge wollte, mit einer Politik des Lebensraum-Konzepte verband. Dazu gehörte die Germanisierung des „Ostraumes“ (für die ins Generalgouvernement vertriebenen Polen wollte er -Denkschrift vom 07.10.1939- Platz schaffen durch "Herauslösung" des Judentums aus den polnischen Städten) und der „Schutz“ der Deutschen vor „Umvolkung“ durch „Überfremdung“ und durch Vermischung mit anderen „Volksgruppen“ und „Rassen“. Sie waren in der Ostforschung und Volks- und Kulturbodenforschung der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft“ (NOFG) tätig.
Schieders Anregungen schlugen sich nieder im Generalplan Ost. 1942 bedankte sich der Gauleiter Erich Koch für Schieders Einsatz bei der Konfiszierung der Mitgliederverzeichnisse von Synagogen.
Werke
- Deutscher Geist und ständische Freiheit im Weichselland (1940)
- Faschismus und Imperialismus in: Geschichte des italienischen Volkes (1941)
- Bearbeitung d. Dokumentation: Vertreibung der Deutschen aus Ost- Mitteleuropa (1953 - 1961)
- Das deutsche Kaiserreich von 1871 als Nationalstaat (1961)
- Begegnungen mit der Geschichte (1962)
- Geschichte als Wissenschaft (1965/68)
- Staaten und Gesellschaft (1958/70)
- Handbuch der europäischen Geschichte (seit 1968)
- Friedrich der Große
Sekundärliteratur
- Hans-Ulrich Wehler: Nachruf auf Theodor Schieder. 11. April 1908 - 8. Oktober 1984. In: Geschichte und Gesellschaft 11 (1985), S. 143-153
- Angelika Ebbinghaus, Karl Heinz Roth: Vorläufer des Generalplans Ost. Eine Dokumentation über Theodor Schieders Polendenkschrift vom 7. Oktober 1939. On: 1999. Zeitschrift für die Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 7 (1992), Heft 1, S. 62-94
- Götz Aly: Theodor Schieder, Werner Conze oder die Vorstufen der physischen Vernichtung. In: Winfried Schulze, Otto Gerhard Oexle: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 1999
- Ingo Haar: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten. Göttingen: 2000
Weblinks
- Vorlage:PND
- Deutsches Historisches Museum 1933-33 „Wissenschaft und Forschung“
- Rezension H-Soz-Kult: Winfried Schulze / Otto Gerhard Oexle (Hgg.): „Deutsche Historiker im Nationalsozialismus.“
Personendaten | |
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NAME | Schieder, Theodor |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 11. April 1908 |
GEBURTSORT | Oettingen |
STERBEDATUM | 8. Oktober 1984 |
STERBEORT | Köln |