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Frauenquote

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Als Frauenquote wird eine vereinbarte offizielle oder inoffizielle Quotenregelung für den gewünschten Anteil Frauen in Gremien oder Organisationen bezeichnet. Der angestrebte Zweck ist die Gleichstellung von Männern und Frauen bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsfindungen. Frauenquoten tauchen im politischen Diskurs meist im Rahmen der Frauenförderung auf. Im Bereich des Gender Mainstreaming hingegen ist immer öfter von Geschlechterquoten die Rede.

Hintergrund

Hintergrund ist die Annahme, dass Frauen in der Gesellschaft bei politischen Entscheidungsprozessen und anderen Ereignissen (Einstellungsverfahren, beruflicher Aufstieg usw.) aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit und damit zusammenhängenden, gesellschaftsbedingten Faktoren in zwei Punkten benachteiligt seien:

  • Einerseits seien die Interessen die gesellschaftliche Gruppe der Frauen aufgrund der geringen Anzahl Frauen in höheren politischen und wirtschaftlichen Positionen schlecht vertreten, weshalb der Anteil Frauen in Entscheidungsgremien erhöht werden müsse. Diesem Argument liegt die Annahme zugrunde, dass Frauen die Interessen von Frauen besser vertreten können, als Männer.
  • Andererseits habe es sich gezeigt, dass eine Erhöhung des Frauenanteils in Entscheidungsgremien kurzfristig nicht auf "natürliche" Weise möglich sei, da Frauen insbesondere in geschlechtsuntypischen Bereichen (wozu Führungspositionen in der westlichen Kultur traditionell gehören) geringere Chancen als Männer hätten, gewählt bzw. eingestellt zu werden. Diesem Argument liegt die Annahme zugrunde, dass Frauen in diesem Bereich tatsächlich diskriminiert werden.

Arten von Frauenquoten

Absolute Quotenregelung

Bei einer absoluten Quotenregelung werden Frauen solange prinzipiell bevorzugt behandelt, bis die angestrebte Frauenquote von X% im entsprechenden Gremium erreicht ist. Diese Art der Quotenregelung ist die am heftigsten Umstrittene, da sie in jedem Fall eine Diskriminierung der männlichen Kandidaten - unabhängig von ihrer Qualifikation - mit sich bringt.

Relative Quotenregelung

Diese Quotenregelung ist meist so formuliert, dass bei gleicher Qualifikation die Bewerberin dem Bewerber vorgezogen werden soll, bis ein Frauenanteil von X% im entsprechenden Gremium erreicht ist. Dies ist in den meisten Fällen die Regelung, die schlussendlich durchgesetzt wird. Einigen Feministinnen geht eine solche Regelung jedoch zu wenig weit, da ihrer Meinung nach die Bedingung "gleiche Qualifikation" zuviel Interpretationsspielraum lasse und in vielen Fällen dazu führe, dass die Kandidatin nur dann eingestellt werde, wenn sie besser qualifiziert sei als der Kandidat.

Umsetzung von Frauenquoten

Deutschland

[Bitte mit Beispielen von Frauenquoten in Deutschland ergänzen]

Schweiz

Die Schweizerische Bundesregierung und Bundesverwaltung kennt neben Geschlechterquoten auch quoten für die Sprachgruppen der Schweiz. Stellenanzeigen der Bundesverwaltung tragen folgenden Zusatz:

Bewerberinnen und Bewerber jeder Landessprache haben beim Bund die gleichen Chancen. In der Regel sind gute Kenntnisse mindestens einer zweiten Amtssprache erforderlich.
Bewerbungen von Frauen sind beim Bund besonders erwünscht.

Bei gleichen Qualifikationen sollte dem Bewerber oder der Bewerberin den Vorrang gegeben werden, deren Zugehörigkeitsgruppe (Geschlecht, Landessprache) im Vergleich zum Anteil an der Gesamtbevölkerung im entsprechenden Bereich unterrepräsentiert ist.

Politische Parteien wie die SP und die GPS haben für ihre eigenen Entscheidungsgremien und Wahllisten - sofern genügend Kandidatinnen zur Verfügung stehen - absolute Geschlechterquoten von 50% eingeführt.

Andere Länder

In Norwegen (?) hat die Regierung im Winter 2004 eine Frauenquote von mindestens 40% für alle Verwaltungsräte beschlossen. Diese soll im Laufe von XX Jahren umgesetzt werden.

Kommentar und Kritik

Zur Einführung der Frauenquote kam mancherorts noch ein besonderes Quorum hinzu, das Frauen einen gleichen Anteil von Redebeiträgen bei Versammlungen sichern sollte. Ergänzend kamen Anstrengungen hinzu, Stellenausschreibungen oder politische Mandate geschlechtsneutral bzw. zweigeschlechtliche zu formulieren, um den Anteil an wahlfähigen Kandidatinnen zu erhöhen.

Die Einführung von Quoten und anderer Maßnahmen zur Frauenförderung war sicherlich ein Erfolg der Bewegung der Frauenbewegung.

Im Zusammenhang der Einführung der 40%-Quote bei der SPD kam die abschätzige Bezeichnung "Quotenfrau" auf für Frauen, die dank einer bestehenden Quotenregelung gewählt bzw. eingestellt werden. Der Vorwurf besteht darin, dass sie nur wegen ihres Geschlechtes und nicht wegen ihrer Qualifikation die Stelle bekommen hätten. Es wird ihnen deswegen häufig eine mangelnde Kompetenz unterstellt. Dieser Diskurs wird oft auch dann geführt, wenn es sich bei der der betreffenden Quotenregelung um eine relative Formulierung handelt. Es gibt keinen analogen Ausdruck für Männer, die dank ihres Geschlechts gewählt/eingestellt wurden. Der Begriff Quotenmann wird eher scherzhaft denn pejorativ gebraucht und steht auch für Personen beiderlei Geschlechts.

Desweiteren wird kritisiert dass die faktische Benachteiligung von Frauen durch eine gesetzliche Bevorzugung ausgeglichen werden soll. Eine gesetzliche Bevorzugung (positive Diskriminierung) von Frauen sei automatisch auch eine Beachteiligung von Männern. Die Quotenregelung wiederspreche daher nach Meinung der Kritiker dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz ("Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich").

Siehe auch

Literatur

  • Bernd Gräfrath: Wie gerecht ist die Frauenquote? Eine praktisch-philosophische Untersuchung. 1998. ISBN 3884797107
  • Busanne Boshammer: "Halbe-Halbe" - Zur Gerechtigkeit der Frauenquote. ISBN 3825844919