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Polen

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Land Polen. Siehe auch Polen (Volk).


Staatsflagge Staatswappen
Flagge Polens: Weiß-Rot
Amtssprache Polnisch
Hauptstadt Warschau
Staatsform Republik
Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski
Ministerpräsident Marek Belka
Fläche 312.685 km²
Einwohnerzahl 38.641.000 (Stand: Aug. 2003)
Bevölkerungsdichte 124 Einwohner pro km²
Währung Zloty
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne Mazurek Dąbrowskiego
Kfz-Kennzeichen PL
Internet-TLD .pl
Vorwahl +48
Lage Polens
Lage Polens
Karte Polens

Die Republik Polen (poln. Rzeczpospolita Polska) ist ein Staat in Mitteleuropa. Polen grenzt an die Bundesrepublik Deutschland im Westen, an Tschechien und die Slowakei im Süden, an die Ukraine und Weißrussland im Osten, an Litauen und die russische Exklave Kaliningrad (Kaliningrader Oblast) im Nordosten sowie an die Ostsee im Norden.

Bevölkerung

Polen ist flächenmäßig etwas kleiner als die Bundesrepublik Deutschland, hat aber nur ungefähr 38 Mio. Einwohner. Polen ist ethnisch betrachtet ein äußerst homogener Staat: Die Polen stellen mit 98,7% die Mehrheitsbevölkerung. Die verbleibenden 1,3 % der Minderheitsbevölkerung in Polen sind Deutsche (ca. 150.000 mit deutsch-polnischen Vorfahren), Weißrussen (ca. 49.000) und Ukrainer (ca. 30.000); außerdem Armenier, muslimische Tataren, Litauer, Roma, Lemken, Bojken, Russen, Karamäer, Slowaken, Juden und Tschechen. Unter den ausländischen Staatsangehörigen stellen Vietnamesen die größte Gruppe dar, gefolgt von Griechen und Mazedoniern.

Geographie

Polen ist zum überwiegenden Teil von der Eiszeit geformtes Tiefland und bildet ein Übergangsgebiet zwischen dem Tiefland Osteuropas und dem Norddeutschen Tiefland.

Polen ist landschaftlich ähnlich gegliedert wie die BR Deutschland, d.h. von der wenig gegliederten Küste im Norden aus folgen Flachland mit der Seenplatte des Baltischen Landrückens, das Mittelpolnische Urstromtal, Mittelgebirge (die Polnische Platte) und schließlich das Hochgebirge (Sudeten und die zu den Karpaten gehörende Hohe Tatra).

Der mit 2.499 m höchste Berg Rysy ("Meeraugspitze") liegt in der Hohen Tatra. Die längsten Flüsse sind die Weichsel (Wisła), die Oder (Odra) und die Warthe (Warta). 28% des Landes sind bewaldet.

Klimadiagramm Gdynia
Klimadiagramm Warschau
Klimadiagramm Krakau
Klimadiagramm Zakopane

Das Klima ist gemäßigt und wird nach Osten und Südosten immer kontinentaler.

In den Wäldern leben Nieder- und Hochwild (Rotwild, Rehwild, Schwarzwild, Wisent, Elche und Biber).

Siehe auch: Polnische Inseln, Großpolen, Masowien, Ermland-Masuren, Pommern, Schlesien, Kleinpolen, Podlasien.

Woiwodschaften (Provinzen, Regierungsbezirke)

Seit 1. Januar 1999 ist Polen in 16 Woiwodschaften (Provinzen) eingeteilt. Jede Woiwodschaft hat ein eigenes Parlament, ein von der Regierung ernanntes Oberhaupt (Woiwode) und einen frei gewählten Landtagsvorsitzenden ("Marschall").

Städte

Die größten Städte in Polen sind Warschau (Warszawa), Lodz (Łódź), Krakau (Kraków), Breslau (Wrocław), Posen (Poznań), Danzig (Gdańsk), Stettin (Szeczecin), Bromberg (Bydgoszcz), Lublin, Kattowitz (Katowice), Białystok und Tschenstochau (Częstochowa).

Siehe auch: Liste der Städte in Polen, Liste deutscher Bezeichnungen polnischer Orte

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Polens

Polen entstand in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert stieg Polen zu einer der führenden Kontinentalmächte auf und war zeitweise der größte Staat Europas. Zahlreiche Kriege sowie innere Unruhen schwächten das Land und es verschwand als Staat zeitweise von der Landkarte. In den drei Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts wurde Polen zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgeteilt.

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 gewann es als neuer Staat seine Souveränität zurück. 1939 wurde Polen von seinen Nachbarländern im Westen und im Osten überfallen. Zuerst besetzten Truppen des Deutschen Reichs das Land und danach die Truppen der Sowjetunion. Die Annexion und Aufteilung des polnischen Staatsgebietes war zuvor in einem (geheimen) Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt von den Diktatoren beschlossen worden. Damit nahm aber auch der Zweite Weltkrieg seinen Anfang, in dem Millionen Polen ihr Leben verloren. Nach Ende des Krieges 1945 wurden die Grenzen des vormaligen polnischen Staatsgebietes von der Sowjetunion nach Westen verschoben. Auf das Hitler-Nazi-Regime folgte die kommunistische Diktatur. Das Land kam in den Einflussbereich der Sowjetunion und wurde dessen Satellitenstaat. Die Gründung der Gewerkschaft Solidarność führte zu einem gesellschaftlich-politischen Umschwung im Land und zu revolutionären Ereignissen von 1980 bis 1989, an dessen Ende mit der Auflösung des sogen. Ostblocks und der Sowjetunion das kommunistische Regime durch eine demokratische Regierungsform ersetzt wurde.

Seit dem 1.Mai 2004 ist Polen, zusammen mit neun weiteren Staaten, neues Mitglied der Europäische Union. Polen ist unter den neuen Mitgliedstaaten das bevölkerungsstärkste und flächenmäßig größte Land.

Siehe auch: Liste der Herzöge und Könige von Polen, Realer Sozialismus

Politik

Die Republik Polen ist nach dem Zusammenbruch des Ostblocks eine parlamentarische Demokratie geworden. Zwei Kammern, Sejm (460 Abgeordnete) und Senat (100 Abgeordnete), bilden das Parlament, welches die Legislative innehat. Die im Parlament vertretenen polnischen Parteien gruppieren sich in eine Regierungskoalition und die Opposition.

Die Exekutive wird von einem Ministerpräsidenten und einem Ministerrat ausgefüllt, die ihrerseits vom Staatspräsidenten ernannt werden und mit diesem gewisse Kompetenzen (Landesverteidigung, Außenpolitik) teilen, aber dem Parlament verantwortlich sind.

Die Innenpolitik ist geprägt von einem sich dynamisch verändernden Parteienwesen und der Auseinandersetzung um die Reformen, die notwendig sind, um Polen für die Mitgliedschaft in der EU (ab 1. Mai 2004) wettbewerbsfähig zu machen.

Auf der "Linken" haben sich dabei postkommunistische, sich nun sozialdemokratisch nennende Kräfte zusammengeschlossen. Die bürgerlich-demokratischen Parteien der "Rechten" sind in sich zersplittert; von ihnen werden insbesondere die Folgekosten des EU-Beitritts kritisch eingeschätzt.

Polen war bis 1989 in den RGW und den Warschauer Pakt eingebunden. Seit der politischen Wende orientiert sich Polen stark an der EU und an den USA. Polen ist seit dem 12. März 1999 NATO-Mitglied. Nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen wurde Polen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren ost-, ostmittel- und nordosteuropäischen Staaten in die Europäische Union aufgenommen.

Der bisherige polnische Ministerpräsident Leszek Miller - im Amt seit Herbst 2001 - kündigte im März 2004 für den 2. Mai 2004, also unmittelbar nach dem EU-Beitritt seines Landes, seinen Rücktritt an. Als Nachfolger für das Amt des Regierungschefs wurde am 2. Mai 2004 Marek Belka ernannt.

Siehe auch: Parteien in Polen, Außenpolitik Polens

Wirtschaft

Polen ist ein Land, dessen Wirtschaftssystem ehemals eine kommunistische Planwirtschaft war und nun eine freie und soziale Marktwirtschaft ist.

Wichtigste Exportartikel Polens sind Maschinen (Montagewerke verschiedener Automobilfirmen), Elektroartikel, Textilien. Wichtigste Handelspartner sind die EU-Staaten, v.a. Deutschland, Frankreich und Italien.

Verkehr

Polen ist ein Transitland von Nordeuropa auf den Balkan und von Westeuropa nach Osteuropa. Die größte Eisenbahngesellschaft ist die Polskie Koleje Panstwowe (PKP). Dem in Polen trotz wachsendem Individualverkehr immer noch sehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr dient ferner ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Das Straßennetz ist zwar mittlerweile sehr gut ausgebaut, es fehlen aber nach wie vor fast völlig die Autobahnen. Wichtigste Seehäfen sind Stettin (Szczecin), Gdingen (Gdynia) und Danzig (Gdańsk). Größte Fluggesellschaft ist die LOT aus Warschau-Okecie.

Religion

Die polnische Bevölkerung ist überwiegend katholisch (90,7% römisch-katholisch); 1,4% Polnisch-Orthodoxe; 0,3% Protestanten, 0,1% Altkatholiken und religiöse Minderheiten von Muslimen (unter anderem die Tataren bei Bialystok) und Juden.

Eine besonders hohes Ansehen in Polen besitzt Papst Johannes Paul II., der vor seiner Papstwahl als Karol Wojtyła Erzbischof von Krakau war und eine bedeutende politische Rolle während des Zusammenbruchs des Ostblocks inne hatte.

Siehe auch: Konfessionen in Polen

Kultur

Hauptartikel: Kultur in Polen

Die polnische Kultur ist vielfältig und eng verknüpft mit der wechselvollen Geschichte Polens. In Bereichen, wie in der Literatur, der Musik und der Kunst, versuchten immer wieder Künstler, den Kampf um die Unabhängigkeit Polens mit ihren Mitteln zu unterstützen.

Als Beispiele hierfür können die nationalen Gedichte von Adam Mickiewicz, die Historienmalerei von Jan Matejko oder die frühen Klavierwerke von Frédéric Chopin genannt werden.

Heute ist die breitgefächerte Kultur Polens von Globalisierungstendenzen und finanziellen Problemen betroffen, andererseits kann sie, gerade in der Kulturszene größerer Städte eine eigene Identität erhalten.

Literatur zur über 1000jährigen Kunstgeschichte von Polen: Stefan Muthesius: "Kunst in Polen / Polnische Kunst 966 - 1990. Eine Einführung". Königstein i. Ts. 1994 ISBN 3-7845-7610-9 (deutsch) und ISBN 3-7845-7611-7 (englisch: Art, Architecture and Design in Poland 966 - 1990)

Tourismus

Hauptartikel: Tourismus in Polen

Für Touristen sind einerseits die Städte, andererseits die teilweise noch unberührte Natur attraktiv. Viele Städte, die nach 1945 zerstört waren, wurden originalgetreu wieder aufgebaut und bieten dem Betrachter heute wieder eine romantische Atmosphäre, besonders die Zentren um die Marktplätze. Erholungsgebiete finden sich im Norden Polens an der Ostseeküste und in der Masurenweite. Im Süden des Landes laden die Berge zu Ski- und Wanderferien ein.

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