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ArtFacts.Net

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Artfacts.net ist eine Kunstdatenbank[1] im Internet, die 2001 von Stine Albertsen und Marek Claaßen gegründet wurde. Die Firma ist als Limited Company (Ltd.) in Großbritanien registriert. Artfacts sammelt seit Gründung der Firma weltweit Daten zum Kunstmarkt, archiviert, veröffentlicht und analysiert diese, beispielsweise im sogenannten "Artist Ranking".

Geschichte

Gründer

Marek Claaßen (*1964 in Bremerhaven) studierte Wirtschaft und absolvierte eine Ausbildung in der Berliner Galerie Brusberg, bevor er sich Mitte der 1990er Jahre dem Internet als Geschäftsfeld zuwandte. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. (BVDG) und der Messe Art Cologne entwickelte er schon früh datenbankbasierte websites und Systeme zum schnellen Erstellen von Ausstellungskatalogen, später mit GISI (Galerie-Informations-System im Internet)[2] ein virtuelles Ausstellungs- und Archivsystem für Galerien in Berlin, das als Vorläufer der heutigen Kunstplattform artfacts zu verstehen ist.

Aufbau (2001 – 2008)

Mit der Gründung von artfacts 2001 begann die Firma systematisch Daten zum (primären) Kunstmarkt zu sammeln. Dabei steht die Ausstellungstätigkeit von Künstlern im Mittelpunkt: Institutionen (Kunstvereine, Museen oder Kunsthallen usw.) und Galerien melden artfacts ihre Einzel- und Gruppenausstellungen und artfacts aggregiert diese für die jeweiligen Künstler und Ausstellungsinstitutionen zu einer Ausstellunghistorie. 2004 wurde das sogenannte "Artfacts Ranking"[3] eingeführt, das die Ausstellungstätigkeit der Künstler misst und durch Graphen veranschaulicht. Hierdurch entstand erstmals eine Vergleichsmöglichkeit in einem sogenannten "unsicheren Markt."[4] Die Jahre vor der globalen Finanzkrise ließen den Kunstmarkt und die Zahl der Galerien weltweit stark wachsen. In diesem Zusammenhang entwickelte sich artfacts zu einer international agierenden Kunstmarktplattform mit 900.000 Besuchern (unique visitor) pro Monat.

Konsoldierung (2009 – 2015)

Mit der Finanzmarktkrise geriet auch der Kunstmarkt in Schieflage, in der Folge schlossen viele Galerien oder beschnitten ihre Kosten. Galerien als bisherige Hauptkunden von artfacts gingen zurück und gefährdeten die Firma nicht nur finanziell, sondern auch beim Sammeln der Ausstellungstätigkeit. Mit der Einführung von neuen Mitgliedschaften beispielsweise für Künstler, Kuratoren oder Sammler konnte dies aufgefangen und die Reichweite in die Kunstwelt sogar noch vergrößert werden. Mit einem Ausbau eines internationalen Editoren Teams konnte die Firma die gesammelten Informationen überprüfen.

Wandel (seit 2016)

Der technologische Wandel im Internet und bei den Endgeräten (Smartphones, Tablest etc.) führte zu einer Anpassung von artfacts an die heutigen Standards. Aktuell können die Benutzer dies an der Beta-Version[5] ausprobieren.

Artist Ranking

Artfacts bringt Künstler zueinander in Beziehung aufgrund eines Algorithmus, der davon ausgeht, dass jede Ausstellung ein unterschiedliches Gewicht in der Kunstwelt hat. So wird gemeinhin eine Ausstellung im Museum of Modern Art in New York höher gewertet als eine in einem ländlichen Kunstverein mit wenigen Besuchern. Durch den Algorithmus werden neben der Ausstellungsaktivität auch die Reichweite, die Qualität der Institutionen oder Sammlungen bewertet und mit Punkten vergeben.[6] Die angesammelten Punkten werden grafisch dargestellt, so dass der Nutzer die Entwicklung von Künstlern verfolgen und vergleichen kann.

Theoretischer Hintergrund zu diesem Ansatz sind beispielsweise die kultursoziologischen Studien Pierre Bourdieus[7] oder auch Georg Francks Buch "Ökonomie der Aufmerksamkeit" von 1998. Das Ranking wird durchaus konträr in der Kunstwelt diskutiert: so veröffentlicht beispielsweise das Wirtschaftsmagazin "Capital" einmal jährlich die Top 100 Künstler, basierend auf den Daten von artfacts[8]. Kritisch wird gesehen, dass die Darstellung meist Zeitgenossen und jüngere Künstler höher gewichtet als Klassiker[9] wie Renoir oder Rembrandt. Aber auch Künstler stoßen sich immer wieder an der Reduzierung ihrer Tätigkeit auf eine mathematische Abbildung.[10]

Einzelnachweise

  1. [www.artfacts.net Artfacts.] Abgerufen am 14. März 2017.
  2. Postpopart. Zitty, Berlin 1996.
  3. Erklärung des Artist Ranking. Abgerufen am 14. März 2017.
  4. Jens Beckert, Jörg Rössel: Kunst und Preise. KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1. März 2004, abgerufen am 15. März 2017 (deutsch).
  5. Artfacts Beta. Abgerufen am 15. März 2017.
  6. Ranking explanation. Abgerufen am 15. März 2017.
  7. Pierre Bourdieu: Kunst und Kultur. Kunst und künstlerisches Feld. Schriften zur Kultursoziologie 4. Schriften - Band 12.2. Suhrkamp, ISBN 978-3-518-29726-1, S. 546.
  8. Junge deutsche Künstler vor internationalem Durchbruch. Abgerufen am 15. März 2017.
  9. Veronika Csizi: Kunst nicht nur für die Galerie. Tagesspiegel, 22. November 2010, abgerufen am 15. März 2017.
  10. Interview von Karin Schulze: Kunstshow "Die perfekte Ausstellung". Spiegel, 28. Mai 2010, abgerufen am 15. März 2017.