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Sofia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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София
Wappen Karte
Wappen von Sofia Bulgarienkarte, Position von Sofia hervorgehoben
Wahlspruch: "Расте, но не старее"
("Wächst, altert aber nicht")
Basisdaten
Bezirk (Oblast): Sofia Stadt
Fläche: 1.038,8 km²
Einwohner: 1.376.742(2006)
Bevölkerungsdichte: 1.094 Einwohner/km²
Höhe: 550 m ü. NN
Geografische Lage: 42° 41' n. Br.
23° 19' ö. L.
Postleitzahl: 1000
Vorwahlen: 02
Kfz-Kennzeichen: C
UN/LOCODE: BG SOF
Website: sofia.bg
E-Mail-Adresse: info@sofia.bg
Politik
Bürgermeister: Bojko Borisov
Satellitenbild von Sofia

Sofia (bulg: София) ist die Hauptstadt Bulgariens und der Bezirke (Oblast) Sofia Stadt mit 1.376.742 Einwohnern in der eigentlichen Stadt. In der Stadt konzentrieren sich 14 Prozent der Einwohner des Landes. Sie ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Bulgariens sowie dessen wichtigster Verkehrsknotenpunkt. In Sofia befindet sich eine Universität von 1888 und verschiedene andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen.

Geografie

Geografische Lage

Sofia liegt in einer Ebene im Westen des Landes, nahe der Grenze zu Serbien.

Am südlichen Stadtrand beginnt das Witoscha-Gebirge (Черни връх = Schwarzer Gipfel, 2.286 m), ein beliebtes Ausflugsziel. Ein kreisrunder "Hügel" von circa 40 Kilometer Ausdehnung, der die Kulisse der ganzen Stadt beherrscht.

Im Norden verläuft in circa 50 Kilometer Entfernung das Balkan-Gebirge in Ost-West Richtung circa 500 Kilometer durch ganz Bulgarien und teilt das Land in eine Nord- und Südhälfte. Dieses Gebirge ist Namensgeber für die gesamte Balkanhalbinsel.

Sofia liegt am Fluß Iskar, der im Stadtbild aber kaum zu sehen ist.

Geschichte

Sofia blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Sicher ist, dass die Stadt seit über 5.000 Jahren besteht, und die neueren archäologischen Funde deuten darauf hin, dass hier sogar schon vor etwa 8.000 Jahren eine steinzeitliche Siedlung war. Das bedeutet, dass Sofia eine der ältesten Städte Europas ist. Im Laufe des 7. Jahrhunderts v. Chr. entstand im heutigen Stadtzentrum eine Siedlung der thrakischen Serden. Sie gaben der Stadt den Namen ihres Stammes "Serdica".

339 v. Chr. wurde die Stadt von Philipp II., König von Makedonien (382 v. Chr.-336 v. Chr.) erobert. 29 v. Chr. legten hier die Römer ihr "Serdica" an, die Hauptstadt des Inneren Dakien, die sich unter Kaiser Marcus Ulpius Trajan zwischen 98 und 117 zu einer blühenden Stadt mit Münzhof entwickelte und Ende des 2. Jahrhunderts von einer starken, zwölf Meter hohen Festungsmauer, umgeben wurde. 343 tagte hier das bekannte Kirchenkonzil mit über 300 Bischöfen aus ganz Europa.

447 plünderten die Hunnen unter der Führung Attilas die Stadt, zur Zeit Justinians I. zwischen 527 und 565 wurde sie wieder aufgebaut (532 bis 537 Bau der Kirche Sv. Sofija) und mit starken Mauern und Wehrtürmen umgeben. 809 ist die Stadt vom Heer des bulgarischen Khans Krum eingenommen worden und gehörte seitdem zum Ersten Bulgarischen Reich. "Sredec" (Mitte), so nannten sie die Slawen wegen ihrer zentralen Lage auf der Balkanhalbinsel, entwickelte sich zu einem wichtigen strategischen und administrativen Zentrum.

Es folgten weitere Überfälle und Verwüstungen. Unter byzantinischer Herrschaft zwischen 1018 und 1194 hieß die Stadt "Triadica". Während des Zweiten Bulgarischen Reiches wurde sie weiter befestigt und erhielt im 14. Jahrhundert nach der Kirche "Sv. Sofija" ihren heutigen Namen "Sofia". Dieser Name wird zum ersten mal in der Schenkungsurkunde des bulgarischen Herrschers Iwan Schischman aus dem Jahre 1329 erwähnt, mit der er dem Dragalewzi-Kloster Boden übereignete. Lange Zeit wurde die Stadt von den Osmanen belagert, erst 1386 konnten sie als Sieger einziehen.

Für fast 500 Jahre wurde sie Sitz des rumelischen Bejlerbej, der alle bulgarischen Territorien verwaltete. Trotzdem verfiel die Stadt allmählich. Als der russische General Gurko (1828-1901) am 4. Januar 1878 in die Stadt als Befreier mit seinen Truppen einzog, hatte sie knapp 20.000 Einwohner, enge, krumme Straßen mit einstöckigen Häusern und war ohne Beleuchtung und Wasserleitung. Die konstituierende Versammlung in Weliko Tarnowo erklärte Sofia am 22. März 1879 zur Hauptstadt des wiedererstandenen bulgarischen Staates. Seitdem nahm die Stadt einen erheblichen Aufschwung, viele Industriebetriebe siedelten sich an.

1939 war ihre Einwohnerzahl auf 300.000 angewachsen. Im 2. Weltkrieg ist die Stadt wegen der profaschistischen Haltung der Regierung des Landes schweren alliierten Bombenangriffen ausgesetzt gewesen. Am 5. September 1944 erklärte die Sowjetunion Bulgarien den Krieg und besetzte das ganze Land. Georgi Michailow Dimitrow rief am 15. September 1946 in der Stadt die Volksrepublik Bulgarien aus. Nach dem Krieg ist die Stadt wiederaufgebaut worden. Zahlreiche öffentliche Gebäude und Wohnkomplexe sind entstanden. Am 10. November 1989 wurde die kommunistische Regierung in Sofia gestürzt und eine Demokratisierung des Landes eingeleitet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Nationaltheater "Iwan Wasow"
Statue der Sofia

Sofia ist das größte Kulturzentrum des Landes. Es gibt mehrere Theater: das Akademische Nationaltheater "Iwan Wasow", das Akademische Nationaltheater für Oper und Ballett, das Theater "Salsa i Smjach", das Theater "Sofia", die Studiobühne der Theaterhochschule, das Staatliche Operettentheater, das Satirische Theater, das Zentrale Puppentheater und andere sowie eine Philharmonie.

Museen

Neben der bulgarischen Staatsbank steht das "Archäologische Museum" in der ehemaligen Moschee Bujuk Dschamija von 1474. Die bereits 1879 gegründete Bildungsstätte bringt in zahlreichen Exponaten die zum Teil jahrtausendealte Kunst und Kultur der Steinzeit, der Thraker, Griechen und Römer, der Byzantiner, der Slawen und Bulgaren zur Darstellung. Angeschlossen ist ein Münzkabinett.

Im Gebäude des ehemaligen Zarenpalastes sind heute die "Nationale Kunstgalerie" untergebracht, mit einer reichhaltigen Sammlung alter und moderner bulgarischer Malerei und Bildhauerkunst, darüber hinaus Werke flämischer, niederländischer, italienischer, französischer, russischer und ungarischer Meister. Ebenso in dem Gebäude befindet sich das "Ethnografische Museum" mit vornehmlich bulgarischer Folklore und altem Gebrauchsgut, aber auch Exponaten aus Asien und Afrika.

Östlich der Parkanlage steht das 1906 in neoklassisistischer Manier entstandene "Nationale Akademische Theater" und hinter dem Hotel "Bulgarija" mit Konzertsaal, an der Nordseite das seit 1889 bestehende "Naturwissenschaftliche Museum" mit etwa einer Million Ausstellungsstücken zur Geologie, Flora und Fauna des Landes; eines der reichhaltigsten Museen dieser Art in Südosteuropa und die 1911 erbaute "Russische Kirche Sv. Nikolai", die den Stil der Moskauer Kirchen des 17. Jahrhunderts aufgreift (vergoldete Kuppeln, reiche Wandmalereien).

Bauwerke

Im heutigen Stadtzentrum befanden sich im antiken "Serdika" das Forum und der Sitz des Prätors, auf dessen Ruinen um 1900 die "Kathedrale Sv. Nedelja" gebaut wurde, mit interessanter Ikonostase und Wandmalereien im Inneren. Im Süden steht die "Geistliche Akademie bzw. Priesterseminar" mit Museum (Ikonen, Handschriften, Kirchengeschichte) und das "Gerichtsgebäude", ein klassisistischer Bau von 1940, sowie weiter nördlich das "Zentralkaufhaus", an dessen Nordseite das 1913 fertiggestellte Sofioter Mineralbad mit seiner auffälligen, aus dekorativer Keramik gestalteten Vorderfront, liegt.

Davor befindet sich die türkische Moschee von 1576, ein Beispiel osmanischer Architektur. Auf der anderen Seite die 1911 im Stil der Renaissance erbaute "Zentralmarkthalle" mit Uhrturm und Wappen von Sofia, in der Unterführung vor dem Zentralkaufhaus dann die kleine Kirche Sv. Petka Samardschijska aus dem 14. und 15. Jahrhundert mit gut erhaltenen Wandmalereien.

Alexander-Newski-Kathedrale
Datei:Rotunde St. George.JPG
"Rotunde Sv. Georgi"

Nach Osten schließt sich der zentrale Platz Sofias an, mit Fragmenten der Ostpforte des römischen Serdika, Steinplatten der alten Ausfuhrstraße aus dem 2. Jahrhundert nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, Überreste des Festungsgemäuers, ferner Gefäße zum Aufbewahren von Getreide.

Im Innenhof des Hotels ehemalige Hotels "Balkan", dem jetzigen "Sheraton", das älteste Gebäude Sofias, die "Rotunde Sv. Georgi". Wahrscheinlich lag an ihrer Stelle ursprünglich ein Bad; die Kirche stammt aus dem 4. Jahrhundert und besitzt Reste dreier Schichten von Wandmalereien aus dem 11. bis 13. Jahrhundert.

Sehenswert ist auch das "Denkmal der Befreier" - der russische Zar Alexander II. hoch zu Roß - nach einem Entwurf des Italieners Arnoldo Zocchi, 1901 bis 1907. Im Halbrund angeordnet das ehemalige Hotel "Sofija", jetzt "Radisson SAS", die Gebäude der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und - freistehend an der Nordseite - die Nationalversammlung. Nach Norden zu dann der "Alexander-Newski-Platz", der völlig von der "Alexander-Newski-Kathedrale", dem Wahrzeichen der Stadt, beherrscht wird.

Der Monumentalbau, 1904 bis 1912 nach dem Entwurf des russischen Architekten Alexander Pomeranzew in einem russischen Empirestil entstanden, bedeckt eine Fläche von mehr als 2.500 Quadratmeter und faßt 5.000 Menschen. Zu der kostbaren Innenausstattung zählen 270 Wandgemälde, 80 Ikonen, kunstvolle Schnitzereien und Details aus verschiedenfarbigem, fremdländischem Alabaster. Die Krypta birgt ein einzigartiges Ikonenmuseum mit hervorragenden Beispielen vom 12. Jahrhundert an, unter anderem eine Kollektion von Ikonen aus Nessebar aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Sofia hat einen Anteil von circa 16 Prozent an der Industrieproduktion des Landes. Hier befinden sich Betriebe der Elektro-, Tabakwaren-, Lebensmittel- und Textilindustrie sowie des Maschinenbaus.

Die Stadt ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Bulgariens mit dem wichtigsten Flughafen, U-Bahn, Straßenbahn, Oberleitungsbussen, Omnibussen, Eisenbahn- und Straßenverbindungen in alle Teile des Landes.

Der Flughafen Sofia befindet sich am östlichen Stadtrand.

Bildung

Die Stadt ist das herausragende Bildungs- und Forschungszentrum des Landes. Hier befinden sich die Akademie der Wissenschaften, die Universität "Kliment von Ohrid", die Technische Universität, die Universität für Chemische Technologie und Metallurgie und die Universität für National- und Weltwirtschaft.

Es gibt über 15 Hochschulen in Sofia, darunter die Hochschule für Maschinenbau und Elektrotechnik, die Bauhochschule, die Medizinische Akademie, die Hochschule für bildende Künste und die Theaterhochschule sowie etwa 200 wissenschaftliche Institute und über 900 Bibliotheken, darunter als bedeutendste die Nationalbibliothek "Kiril und Method".

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt


Wiktionary: Sofia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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