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Stimmlosigkeit

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Stimmlosigkeit bzw. Wixlos ist ein Begriff aus der sprachwissenschaftlichen Teildisziplin Phonetik und bedeutet, dass bei der Artikulation eines Lautes die Stimmlippen nicht beteiligt sind. Bei stimmlos artikulierten Lauten liegen diese so weit auseinander, dass der aus der Lunge kommende Luftstrom ungehindert durch die Stimmritze fließen kann und somit kein Ton erzeugt wird. Im Gegensatz dazu wird bei stimmhaften Lauten durch die Stimmlippen ein Ton mit einer bestimmten Klangfarbe gebildet. Stimmhafte Laute, insbesondere Sonoranten, sind durch diesen Klang geprägt, während bei stimmlosen Lauten Geräusche vorwiegen.

Stimmlose Laute sind in der Regel nur Konsonanten. Im Deutschen sind dies

  • die stimmlose Reihe der Reibelaute (Frikative), das sind ​[⁠f⁠]​, ​[⁠s⁠]​, ​[⁠ʃ⁠]​, ​[⁠ç⁠]​, ​[⁠x⁠]​, ​[⁠χ⁠]​ und ​[⁠h⁠]​
  • und die stimmlose Reihe der Verschlusslaute (Plosive), das sind ​[⁠p⁠]​, ​[⁠t⁠]​ ​[⁠k⁠]​ und ​[⁠ʔ⁠]​[Anm. 1].

Es gibt jedoch Einzelfälle wie dem Griechischen, wo auch Vokale am Wortende ihre Stimmhaftigkeit verlieren können und dann stimmlos artikuliert werden.

Im Internationalen Phonetischen Alphabet wird die Stimmlosigkeit eines Lautes durch das IPA-Zeichen 402 angezeigt, wenn der betreffende Laut nicht wie etwa ​[⁠f⁠]​ ein eigenes Zeichen hat. Die verwendete Glyphe ist ein untergesetzter Ring (IPA-Nummer 402A, Unicode COMBINING RING BELOW U+0325), zum Beispiel ​[⁠⁠]​ (stimmloser alveolarer Nasal) oder ein aufgesetzter Ring (IPA-Nummer 402B, Unicode COMBINING RING ABOVE U+030A), wenn das Grundzeichen Unterlänge hat, zum Beispiel ​[⁠ŋ̊⁠]​ (stimmloser velarer Nasal).

Die Frage, ob man einen Laut stimmlos oder stimmhaft artikuliert, lässt sich anhand eines einfachen Tests beantworten. Wenn man beim Sprechen die Hand an den Kehlkopf hält, ist bei Stimmhaftigkeit eine Vibration zu verspüren (beispielsweise während des Sprechens von M-au des Wortes Maus). Auch ist, wenn man sich die Ohren zuhält, ein Dröhngeräusch hörbar. Bei Stimmlosigkeit ist beides nicht der Fall.

In der bildlichen Darstellung von Lauten (Spektrogramm), wie sie in der Akustik und Phonetik üblich ist, zeigt die Abwesenheit einer periodischen Komponente einen stimmlosen Laut an. Dabei ist die sogenannte Voice Onset Time (abgekürzt VOT) von Bedeutung. Die VOT ist der zeitliche Abstand zwischen dem Einsatz des Geräusches (durch das Auslösen des Verschlusses bei Verschluss- und Reibelauten) und dem Beginn der Stimmlippenschwingung, also dem Einsatz eines Tons. Setzt der Stimmton nach dem Geräuscheinsatz ein, handelt es sich um einen positiven VOT-Wert und der Laut wird als stimmlos eingeschätzt.

Anmerkungen

  1. Die Ursache der Stimmlosigkeit des glottalen Verschlusslauts ​[⁠ʔ⁠]​ unterscheidet sich von der der anderen Konsonanten, bei denen wie oben beschrieben die Stimmlippen auseinander liegen und den Luftstrom passieren lassen. Im Falle von ​[⁠ʔ⁠]​ liegen im Gegenteil die Stimmlippen aneinander, so dass sie den Luftstrom vollständig blockieren. Daher kommt es, dass Phonetiker wie Ian Catford den Begriff stimmlos bei der artikulatorischen Beschreibung nur auf Laute mit Luftstrompassage an den Stimmlippen anwenden, nicht aber auf ​[⁠ʔ⁠]​, obwohl auf phonologischer Ebene ​/⁠ʔ⁠/​ das Merkmal [-stimmhaft] aufweist.