Fred Sinowatz
Fred Sinowatz (* 5. Februar 1929 in Neufeld an der Leitha, Burgenland) ist ein österreichischer Politiker (SPÖ).
Politischer Werdegang bis 1983
Fred Sinowatz, von der Ausbildung Historiker, war von 1971 bis 1983 Bundesminister für Unterricht und Kunst. 1981, nach dem Sturz von Bruno Kreiskys "Kronprinz" Hannes Androsch, wurde er auch Vizekanzler.
Sinowatz als Bundeskanzler
1983 wurde er nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der SPÖ und Kreiskys Rücktritt widerstrebend als Bundeskanzler österreichischer Regierungschef. Zusammen mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) bildete er eine noch von Kreisky eingefädelte kleine Koalition.
Im Herbst 1983 übernahm er von Kreisky auch den Parteivorsitz in der SPÖ.
In der schweren innenpolitischen Krise um die Besetzung der Hainburger Au sorgte er - auch auf öffentlichen Druck - am 22. Dezember 1984 mit der Verhängung eines "Weihnachtsfriedens" für eine Entspannung.
Trotz dieses Erfolges stand seine Regierungszeit unter keinem guten Stern. Er hatte mit dem Weinskandal, dem Skandal um den Neubau des Wiener AKH und hauptsächlich mit der Krise der sich immer tiefer verschuldenden verstaatlichten Industrie (v.a. der VÖEST) zu kämpfen.
Unter anderem sorgte der auch von seinem Auftreten her nicht wie ein Politiker wirkende Sinowatz für mitleidiges Lächeln, als er über der Größe der Probleme die für einen Politiker untypische Bemerkung machte, "es ist alles sehr kompliziert".
Gegen das Ende seiner Regierungszeit geriet er überdies unter Druck, als Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager (FPÖ) den aus italienischer Haft freigelassenen Kriegsverbrecher Walter Reder bei dessen Ankunft offiziell empfing.
Die Waldheim-Affäre
Vor dem Wahlkampf um die Bundespräsidentschaft 1986 deutete er in einer Sitzung des Vorstandes der Burgenländischen SPÖ gemäß der späteren Darstellung von Ottilie Matysek an, man werde die Österreicher rechtzeitig auf die "braune Vergangenheit" des ÖVP-Kandidaten Kurt Waldheim aufmerksam machen. Diese Bemerkung gelangte durch eine Indiskretion an das österreichische Nachrichtenmagazin "profil", das deshalb zu recherchieren begann und damit die Waldheim-Debatte eröffnete.
Während des gesamten Wahlkampfes stellte sich Sinowatz klar gegen Waldheim. Auf dessen Versicherung, er sei nicht Mitglied des SA-Reiterkorps gewesen und dort nur ab und zu "mitgeritten", konterte Sinowatz mit der Bemerkung:
"Ich stelle fest, dass Kurt Waldheim nie bei der SA war, sondern nur sein Pferd."
Nach Waldheims Wahl trat Fred Sinowatz konsequenterweise als Bundeskanzler zurück und empfahl den bisherigen Finanzminister Franz Vranitzky als Nachfolger. Dieser beerbte ihn 1988 auch als Parteivorsitzender der SPÖ; damals demissionierte Sinowatz auch als Nationalratsabgeordneter.
Wegen der Aussage über Waldheims Vergangenheit strengte er gegen die mittlerweile zur SPÖ-Dissidentin gewordene Ottilie Matysek einen Prozess wegen Ehrverletzung an. Obwohl die gesamte SPÖ-Spitze des Burgenlandes (darunter Landeshauptmann Johann Sipötz) geschlossen zu seinen Gunsten aussagte und Matyseks Darstellung bestritt, vertraute das Gericht auf die Authentizität von handschriftlichen Aufzeichnungen und wies die Klage ab. Dies führte in der Folge auch zum Rücktritt von Sipötz.
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Österreichischer Bundeskanzler | Nachfolger: |