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Mohrenapotheke (Regensburg)

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Die Mohrenapotheke in Regensburg war eine angesehene Apotheke in Regensburg, einer der letzten sechs Apotheken aus reichsstädtischer Zeit. Nach 499 Jahre Bestehen wurde die Mohrenapotheke im Januar 2016 endgültig geschlossen.

Geschichte

1517 - 1860 : Forchthammer-Eck am Kohlenmarkt

Kohlenmarkt 6 in Regensburg, bis 1860 die Mohrenapotheke

Die Apotheke soll auf eine geheime Apotheke des Meisters Anderl aus dem Jahr 1440 zurückgehen, der möglicherweise aber mit dem späteren Inhaber Mattis Erndl verwechselt wird.[1]

Um 1517 wurde die „Apotheke am Markt“ am ehemaligen Forchthammer-Eck am Kohlenmarkt als zweite Stadt-Apotheke genannt.[2]

Bis 1587 Matthis (auch Mattäus) Erndl (* ca. 1535 in Neuburg an der Donau; † 1587 in Regensburg). Bürgereid am 5.2.1564, besaß die Apotheke am Markt (Kohlenmarkt). Beim Absterben im Jahre 1587 hinterläßt er das „Eckhaus am Markt, anstoßend an die Häuser des Hannsen Pückerd, des Hannsen Sellmeiers und des Riemers Gerd“.[3] Seine Tochter Maria Erndl († 1617 in Wiefelsdorf bei Schwandorf) war mit Andreas Raselius Ambergensis verheiratet.

1596 Heinrich Erndel (get. 15. Juli 1569 Regensburg[4]; bestattet 15. Juni 1623 in Wolfenbüttel[5]) übernimmt die väterliche Apotheke. Er kauft 1595 zu seinem Erbteil die Anteile seiner drei Schwestern an dem Anwesen „Am Markt“ um 1100 Gulden. Im Jahre 1609 verkauft er die Apotheke und einen Garten bevor er nach Prag ginge, wo er als inzwischen bestallter Leibapotheker von Rudolf II. Kaiser des HRR im Jahre 1617 ein Adelsdiplom [6]erhielte, doch wegen des protestantischen Glaubens verwiesen wurde und über Annaberg im Erzgebirge nach Dresden übersiedelte. 1623 stirbt[7] er in Wolfenbüttel, wo er zur Kur war.

1609 Polycarp Müller (Mylius) († 25. März 1626 in Regensburg) und dessen Frau Jacobina aus Jena. Müller, von 1623 bis 1626 Stadtgerichtsassessor, ist 1680 anlässlich der Diskussion über die Gesellenexamen erwähnt. Eine quittierte Rechnung aus dem gleichen Jahr trägt seine Unterschrift. In seiner Eigenschaft als Stadtgerichtsassessor ist Müller auch als Zeuge in Testamenten, sowie in einem Verzeichnis der Obristen und Befehlsleute samt ihren „Leutenambten" der Ostnerwacht genannt, als deren Führer er fungierte. Außer dem Haus Am Markt in Regensburg besaß Müller einen Weingarten zu Pfäffelstein (Pfaffensteinerhang/ Winzererhöhen). Nach seinem Tod fällt der Besitz an seine Frau Jacobina, die zwei Jahre später wieder eine Ehe mit einem Apotheker eingeht[8].

1626 Jacobina Walburga Müller (* ca. 1609 in Jena)

1628 Johann Kolb (* ca. 1609 in Gera; † 1634 in Regensburg) übernimmt am 18. November 1628 die Leitung der Apotheke, aber das Haus verbleibt jedoch im Besitz seiner Frau Jacobina. Kolb verw. Müller. Er ist seit 1633 Stadtgerichtsassessor, ist nur sechs Jahre in der Apotheke tätig, da er 1634 stirbt. Seine Witwe, die laut Gantbrief vom 5. April 1638 ein Haus bei St. Emmeram „im Winkel“ besitzt und 1640 ein Haus gegenüber dem Bischofshof um 2000 Gulden kauft, vererbt das Anwesen „bei dem Marktthurm" den Töchtern von Eva Cordula Miller geb. Gichtl. Diese erwirbt das von der „Ahnfrau" ererbte Haus von den Vormündern ihrer Kinder am 3. August 1649 um 1500 Gulden[9].

1634 Johann Lorenz Mann (* 30. Oktober 1649 in Neustadt an der Aisch; † 1663 in Regensburg) Als sie sich mit Johann Lorenz Mann verheiratet, wird die Apotheke nach einer Übergangszeit von 15 Jahren wieder von einem bürgerlichen Apotheker geführt. Er hatte bereits vor seiner Aufnahme als Bürger nach dem Tode Kolbs die Leitung der Apotheke „zum Schwarzen Mohren", als deren Provisor er im Bürgerbuch bezeichnet wird, inne[10].

1649 wird die „Apotheke am Markt“ erstmalig als „Apotheke zum schwarzen Mohren“ bezeichnet. Wie aus dem Testament seiner am 16. Dezember 1652 verstorbenen Frau Walburga, geb. Kolb hervorgeht, hatte sich diese im Heiratsbrief vorbehalten, ihm das Haus und die Apotheke um 1800 Gulden zu verkaufen. In Anrechnung seiner „Lieb und Treue" und da er ihre Kinder aus erster und zweiter Ehe gut versorgt, erlässt sie ihm aber 800 Gulden von dieser Summe. Somit ging das Anwesen um 1000 Gulden in den Besitz von Mann über. Nach seinem Ableben vererbt er es seinen Kindern aus einer zweiten Ehe. Von den Kindern des Johann Lorenz Mann, die bei seinem Tod noch nicht erwachsen waren, kaufte die Mutter das Anwesen 1664 um 1500 Gulden.[11]

1649 Die Bezeichnung als "Mohren-Apotheke" ist ab 1649 belegt.

1664 Johann Georg Leipold (* 25. Mai 1625 in Schweinfurt; † in Regensburg) Die Witwe übergibt am 16. August 1664 die Leitung der Apotheke ihrem zweiten Mann Johann Georg Leipold senior. Leipold führte die Apotheke zwar etwa 20 Jahre lang, bis 1684 zur Übernahmefähigkeit seines Stiefsohns, Johann Paul Mann. Da Johann Georg Leipold bis zu seinem Lebensende dann die Apotheke gegenüber dem Bischofshof betreibt, soll er bei der Geschichte der Adler-Apotheke näher berücksichtigt werden. 1686 verkauft das Ehepaar Leipold die Apotheke um 1800 Gulden.[12]

1683 Johann Paul Mann junior (* 1655 in Regensburg; † 1693 in Regensburg) Erbbürgerpflicht am 12. November 1683; er wird 1687 in die Apothekermatrikel eingetragen. 1686 unterzeichnet er die Beschwerde der Apotheker. Als er im Alter von 38 Jahren 1693 stirbt, hinterlässt er die Apotheke seiner Frau Maria Christina[13].

1693 Maria Christina Mann

ca. 1700 – 1860 – zu ergänzen

1860 – Januar 2016: Pfluggasse/Ecke Alter Kornmarkt

Alter Kornmarkt 5 und Pflugasse 1 1860 - Jan. 2016 die Mohrenapotheke

Das Haus in der Pfluggasse/Ecke Alter Kornmarkt steht auf Fundamenten aus der Karolingerzeit so wie die Karmelitenkirche St. Joseph auch. Die Keller von Kloster und Apotheke sind durch einen Gang verbunden[14].

1903 Ludwig Fischer hatte das Haus 1903 erworben und baute es 1920 in Art déco um.[15]

Gerhard Brunn (* 2. Juli 1938; † Sommer 2015 in Regensburg) war ein anerkannter Pilzexperte in der Stadt.[16]

2016 Geschlossen, im Januar. Ungefähr sechs Monate nach Apotheker Gerhard Brunns Ableben, begründet wegen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Druck der Krankenkassen, sinkender Ertrag und steigender Bürokratismus) und weil Ärzte sich in sogenannten Facharztzentren oder Einkaufszentren ansiedeln und die Innenstädte verlassen[17], war es nicht mehr möglich, die Apotheker hier weiter zu führen. Der schöne aus Ebenholz geschnitzte Mohr auf dem Apothekerschrank und ausgewählten alten Apotheker-Gerätschaften sollen im neuen Museum der Bayerischen Geschichte aufbewahrt werden.

http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/stadtteile/innenstadt/apothekensterben-der-mohr-muss-gehen-21345-art1329433.html


Literatur

  • Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“.
  • Dr. rer. Nat. Christa Haubrich, Doktorarbeit „Apothekengeschichte Regensburgs in reichsstädtischer Zeit“, 1970.

Einzelnachweise

  1. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“.
  2. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“.
  3. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“.
  4. Taufregister, Ev. Luth. Kirche Regensburg, auf www.archion.de
  5. Leichenpredigt Heinrich Erndel, Verfasser: Widesburgius, Henricus, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Signatur I 273a. 4° Helmst. (16)
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Signatur: AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia APA 50-35
  7. Leichenpredigt Heinrich Erndel; Verfasser: Widesburgius, Henricus. Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Signatur I 273a. 4° Helmst. (16)
  8. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  9. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  10. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  11. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  12. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  13. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  14. Rainer Krämer, „Geschichte der Regensburger Apotheken von 1200 bis 1800“
  15. http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/stadtteile/innenstadt/apothekensterben-der-mohr-muss-gehen-21345-art1329433.html
  16. http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/stadtteile/innenstadt/apothekensterben-der-mohr-muss-gehen-21345-art1329433.html
  17. http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/stadtteile/innenstadt/apothekensterben-der-mohr-muss-gehen-21345-art1329433.html