Nouvelle Philosophie
Die Nouvelle Philosophie ist eine Wortprägung aus einem der Bücher Baudrillards, in welchem er dem Text als Moto vorausstellte : "Pas une nouvelle philosophie - de nouveau la philosophie!" (Nicht eine neue Philosophie - wieder die Philosophie)
Obgleich die Philosophie als einzige Wissenschaft seit Alters her den Anspruch erhebt, die Erkenntnis der Menschen und ihre Umsetzungen als Ganzes im Auge zu behalten und zu erklären (vorallem Aristoteles, Descartes, Spinoza, Leibniz, Kant, Hegel u. a.) konnte sie - aufgrund des enormen Wissenszuwachses im Bereich der Technik und der damit verbundenen Erkenntnisprozesse - diese Forderung schliesslich nicht mehr erfüllen.
Die Nouvelle Philosophie entspringt teils diesem alten Wunsch, in diesem Fall, neue Phänomene der Gesellschaft als Ganzes zu erfassen und nicht, wie Soziologie, Ethnologie, Psychologie und Linguistik es tun, als Modelle und Deutungsversuche innerhalb ihrer Teilbereiche. Bezeichnenderweise borgt die Nouvelle Philosophie Methoden und Techniken der erwähnten Einzelwissenschaften aus und führt sie oft zu einer Vermischung dessen, was erkannt und gesichert (und worauf weitere Forschung innerhalb der Einzelwissenschaften sich aufbaut) und dem Noch-zu-Erkennenden (das Erahnte bzw. wofür die heutigen Instrumente der Forschung teils noch ungenügend sind und man sich daher mit Modellen behilft). Dennoch ist erwähnenswert, dass mitunter originelle - zunächst Kunst, Design, Architektur und Medienwissenschaften inspirierende Thesen - aus dem Korpus der Novelle Philosophie stammen, zumal auch japanische Lebenswelten und Erkenntnisweisen von ihr - insbesondere soziologisch - aufgenommen (teils verwestlicht) und bearbeitet wurden. Damit rücken Aspekte der Massenproduktion und der (Handels-)Monopolismen, der Ästhetisierung des Alltags und der Multi- bzw. Intermedialität vermehrt in den Vordergrund.
Vorreiter der Nouvelle Philosophie sind im romanisch-frankophonen Europa neben Simone de Beauvoir, Sartre insbesondere Foucault und Derrida. Für den angelsächsichen Raum (Großbritannien, USA (ohne moderne indianische Philosophien, wie beispielsweise Die Wetiko-Seuche [Monographie des nordamerikanisch-indogenen Autors Jack. D. Forbes]zu berücksichtigen) und Kanada) ist es Lyotard. In Deutschland geben Heidegger (mit Sein und Zeit), Habermas` mit seiner These des offenen, machtfreien Diskurses und in Österreich Karl Popper mit dem Beweisprinzip der Falsifizierungund Wittgensteinherausragende Anstösse. Es ist nicht zu vergessen, dass der Existenzialismus in Europa der letzte große Ansatz der Philosophie war. Letzterer wäre nicht sinnvoll als Baustein einer vorallem europäischen (Denk-)Tradition und letztlich der Nouvelle philosophie abzukoppeln. Genannt seien ebenfalls Autorinnen und Autoren aus der Literaturund des Theaters, welche in Fragen der Stilistik grossen Einfluss ausüb(t)en: Brecht, Camus, Ionesco, Bekett, Hemingway, Elfriede Jelineck, Anaïs Nin u.a.
Wirkungsfeld und Aspekte (beschreibende Bibliographie ausgewählter Literatur)
Im Zuge einer "Modernisierung" der Philosophie sind weitere namhafte Autorinnen und Autoren zu nennen, welche in ihrem Bereich zunehmend auf neue ethisch-soziale Kodierungen hinweisen. Damit verbunden ist feststellbar, dass insbesondere Autorinnen nicht mehr nur mit der gekannten Vehemenz die "weiblichen" Aspekte der Gender-Problematik thematisieren, sondern einen mit Humor und Ironie durchtränkten Dialog führen (vgl. insbesondere Ursula Pia Jauch). Kulturell-visuelle Kodierung erfasst auf sehr besondere Weise u.a. Anne Cauquelin mit ihrer Monographie La ville, la nuit. Volker Erbes führt romanesk-spielerisch in die Chaostheorie ein, welcher einige Autoren der Nouvelle Philosophiezwecks Beschreibung der Wirklichkeit immer wieder gerne ihre Begrifflichkeit entlehnen.