Proteste gegen den Bau der Dakota Access Pipeline



Die Dakota Access Pipeline (kurz: DAPL), auch Bakken Pipeline genannt, ist eine im Bau befindliche Erdölpipeline zwischen der erdölreichen Bakken-Formation in North Dakota und dem Pipelineknotenpunkt Patoka in Illinois. Die Pipeline soll eine Länge von 1.880 km haben und durch die US-Bundesstaaten North Dakota, South Dakota und Iowa bis nach Illinois führen. Ihr Bau wird von US-weiten Protesten begleitet und wurde mehrmals gerichtlich gestoppt.[1]
Geologie
In der Bakken-Formation ist eines der größten noch nicht ausgebeuteten Ölvorkommen Nordamerikas.[2] Das Öl liegt nicht in klassischen Erdölfallen vor, sondern wird aus unkonventionellen Lagerstätten gewonnen.
Bauherr
Initiator des rund 3,8 Milliarden US-Dollar teuren Projekt ist der Pipelinebetreiber Energy Transfer Partners.[3][4] und wird von einer Reihe von Banken finanziert, unter anderem JP Morgan Chase, Goldman Sachs, ING, CitiBank, Morgan Stanley, BayernLB, Wells Fargo, BNP Paribas, SunTrust, Royal Bank of Scotland, Bank of Tokyo Mitsubishi, Mizuho Bank, TD Securities, ABN Amro Capital, Credit Agricole, Intesa Sanpaolo, Natixis, BBVA Securities, DNB First Bank, ICBC London, SMBC Nikko Securities, Societe Generale und die Bank of America. [5] [6][7]
Die bauausführende Dakota Access LLC, gibt an, dass die Pipeline tausende von Arbeitsplätzen schaffen und 40 Millionen US-Dollar an Steuern für North Dakota bringen werde.[8]
Planung und Bau
Im Endausbau soll die Pipeline 75.000 m³ (470.000 Barrel) Rohöl pro Tag in die Raffinerien in Illinois transportieren.
Kommend von North Dakota führt die Pipeline quer durch vier Bundesstaaten des Mittleren Westens nach Illinois. Von dort aus soll das Öl weiter in die Raffinerien an der Golf- und Ostküste transportiert werden.[9]
Das US Army Corps of Engineers (USACE) genehmigte das Projekt im Juli 2016. Die Gegner der Pipeline klagen vor Bundesgerichten gegen die Baupläne. Die Genehmigung für den Bauabschnitt in der Standing Rock Reservation wurde vom USACE erteilt, obwohl die bundesstaatlichen Behörden Environmental Protection Agency, das Department of the Interior und das Advisory Council on Historic Preservation darauf aufmerksam machten, dass durch das USACE kein adäquate Environmental Impact Statement (EIS) erfolgte. Besonders im Bezug auf die Gefährdung der Trinkwasser-Reserven sei keine ausreichende Prüfung erfolgt.[10]
Das Justizministerium der Vereinigten Staaten, das United States Department of the Army und das Innenministerium veröffentlichten am 9. September 2016 eine gemeinsame Erklärung, dass der Bau nicht genehmigt werden soll.[11][12]
Routenverlauf
Die Pipeline soll in einer geraden Linie aus der Region des Bakken Feldes nach Illinois verlaufen. Dabei werden 200 Wasserläufe überquert. Diese "water-crossings" wurden vom USACE genehmigt[13]. Vor allem im Gebiet des sich aus einem weit verzweigten Netz von Zuflüssen speisenden Missouri River verläuft die Pipeline durch eine große Flusslandschaft.[14]
Protest


Der Protest gegen die Dakota Access Pipeline ist eine der größten Umweltbewegungen der 2000er Jahre in den USA. Der Protest führte zur größten Zusammenkunft von Indianern Nordamerikas seit 1920.[15]
Nach Bekanntwerden der Pipeline Pläne bildete sich in den gesamten USA eine Bewegung gegen das Projekt. Diese Bewegung wird stark von den direkt betroffenen Indianer getragen, jedoch solidarisierten sich Naturschutzorganisationen landesweit mit dem Protest. Viele Gegner sehen den Bau im Widerspruch zu einer zukünftigen Energiepolitik, die dem Klimaschutz Rechnung trägt. Zudem sehen Nichtregierungsorganisationen in dem Bau eine weitere Missachtung der Rechte der angestammten Bewohner. Die Sioux von Standing Rock wehren sich gegen den Bau der Pipeline über Grabstätten und heiligem Land ihrer Vorfahren und die Gefährdung ihrer Wasserversorgung. Zudem hat die Protestbewegung globalisierungs- und kapitalismuskritische Züge und setzt sich für Umweltgerechtigkeit ein: der Profit der Firmen soll nicht auf Kosten funktionierender Ökosysteme und deren Leistungen für die Allgemeinheit gehen.
Seit Ende August 2016 kamen immer mehr Menschen in das Gebiet von Cannon Ball südlich von Bismarck, um den Kampf der Standing Rock Sioux Nation gegen die Pipeline zu unterstützen. Im September 2016 lebten rund 3000 Menschen im "Red Warrior Camp" am Zusammenfluss des Missouri und des Cannonball Rivers.[8] Der Missouri River stellt die östliche Grenze der Standing Rock Reservation dar.[16]
Über 100 Stämme errichteten eine der größten Zusammenkünfte nordamerikanischer Indianer in der Geschichte des Landes. Das Camp arbeitet seitdem selbstorganisiert und besitzt ein Lazarett, eine Rechtsvertretung, sowie eine Radiostation. Eine Schule für die Kinder soll ebenfalls gebaut werden. Nach den Auseinandersetzungen mit Sicherheitsleuten entsandte Amnesty International Beobachter in das Camp.
Immer wieder gab es Besetzungen von Baugeräten. Am 3. September 2016 kam es zu einer Auseinandersetzung, bei dem private Wachleute der Baufirma Pfefferspray und Hunde gegen Demonstranten einsetzten. Der republikanische Gouverneur von North Dakota, Jack Dalrymple, aktivierte am selben Tag die Nationalgarde.[17]
Nach dem durch Medienberichte in nationalen Netzwerken einer breiten Öffentlichkeit bekanntgewordenen Zwischenfall Anfang September kam es in den ganzen USA zu Protestkundgebungen. Demonstranten forderten einen Baustopp vor der Westminster Cathedral und dem Weißen Haus.[18]
Am 6. September 2016 veröffentlichte die Ordanization food and water watch eine umfangreiche Liste mit Banken, die den Bau der Pipeline bezahlten.[19] Es sollten Schreiben an die Chefs der Banken geschrieben werden. [20]
Am 13. September 2016 wurden an einem weiteren Bauabschnitt in North Dakota über 20 Aktivisten bei einer Protestaktion verhaftet.[21]
Am 10. Oktober 2016 wurden 28 Teilnehmer einer friedlichen Protest-Demonstration in Fort Yates in North Dakota in der Standing Rock Sioux Reservation wegen unbefugten Betretens festgenommen, darunter die US-Schauspielerin Shailene Woodley.[22]
Am 13. Oktober 2016 richtete Bernie Sanders mit vier weiteren Senatoren einen dringenden Brief an Präsident Obama mit der Bitte, die weitere Projektierung und den Bau der Dakota Access Pipeline zu stoppen. [23]
Am 21. November 2016 gab Norwegens größte Bank DNB dem öffentlichen Druck nach und verkaufte ihre Beteiligungen an Unternehmen, die an der im Bau befindlichen Dakota Access Pipeline in den USA beteiligt sind.[24]
Am 21. November 2016 wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei 167 Menschen verletzt.[25]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ A Lot of People Aren't Fans of This Pipeline in North Dakota. Abgerufen am 12. September 2016.
- ↑ Holly Yan CNN: Dakota Access Pipeline: What's at stake? In: CNN. Abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Demonstrators protest Dakota Access Pipeline in downtown Chicago. In: WGN-TV. 9. September 2016, abgerufen am 12. September 2016.
- ↑ Company Overview. In: www.energytransfer.com. Abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Deutsche Banken verdienen am Bau der Pipeline mit. Abgerufen am 10. September 2016.
- ↑ Who's Investing in the Dakota Access Pipeline? Meet the Banks Financing Attacks on Protesters. In: Democracy Now! Abgerufen am 10. September 2016.
- ↑ Who's Banking on the Dakota Access Pipeline? In: littlesis.org. Abgerufen am 10. September 2016.
- ↑ a b Life in the Native American oil protest camps - BBC News. Abgerufen am 12. September 2016 (britisches Englisch).
- ↑ Dorothea Hahn: Erfolg für US-Ureinwohner in Dakota: Pipeline-Bau vorerst gestoppt. In: die tageszeitung. Abgerufen am 10. September 2016.
- ↑ Georgianne Nienaber Writer: DAPL Pipeline Interests Try Outrageous Fait Accompli and Destroy Ancient Sites | Huffington Post. In: The Huffington Post. 4. September 2016, abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Dorothea Hahn: Erfolg für US-Ureinwohner in Dakota: Pipeline-Bau vorerst gestoppt. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 10. September 2016]).
- ↑ A history of Native Americans protesting the Dakota Access Pipeline. Abgerufen am 10. September 2016.
- ↑ US government blocks construction of Dakota Access pipeline. 9. September 2016, abgerufen am 15. September 2016 (britisches Englisch).
- ↑ Dakota Access Pipeline. In: www.daplpipelinefacts.com. Abgerufen am 15. September 2016.
- ↑ North Dakota pipeline protest: the largest gathering of Native Americans in more than 100 years. Abgerufen am 12. September 2016.
- ↑ Dakota Access Pipeline Threat: What You Need to Know. In: ICTMN. Abgerufen am 29. November 2016.
- ↑ National Guard on Standby in North Dakota Before Court Ruling on Dakota Access Pipeline. In: Democracy Now! Abgerufen am 9. September 2016.
- ↑ Oliver Milman: Dakota Access Pipeline plan still on despite protests across the US and world. In: The Guardian. 13. September 2016 (theguardian.com [abgerufen am 15. September 2016]).
- ↑ Who's Banking on the Dakota Access Pipeline? In: Food & Water Watch. 6. September 2016 (foodandwaterwatch.org [abgerufen am 4. Dezember 2016]).
- ↑ Emily Fuller: How to Contact the 17 Banks Funding the Dakota Access Pipeline. In: YES! Magazine. (yesmagazine.org [abgerufen am 4. Dezember 2016]).
- ↑ Supporters Speak Out In Favor Of Dakota Access Oil Pipeline. In: NPR.org. Abgerufen am 15. September 2016.
- ↑ euronews - US-Schauspielerin bei Pipelineprotest verhaftet (11. Oktober 2016)
- ↑ Bernie Sanders Just Asked President Obama to Halt the Dakota Access Pipeline
- ↑ Dakota Access Pipeline – BusinessPortal Norwegen. In: www.businessportal-norwegen.com. Abgerufen am 4. Dezember 2016.
- ↑ www.zeit.de Ausschreitungen bei Protest gegen Erdölpipeline. In North Dakota sollen bei einem Polizeieinsatz gegen Umweltschützer 167 Menschen verletzt worden sein.