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Geschichte der Akupunktur

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Akupunktur ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin. Um die Zeitenwende entstand die erste schriftliche Aufzeichnung medizinischer Natur: "Innere Klassiker des Gelben Kaisers" in China. Er enthielt u.a. das Akupunkturwissen dieser Zeit. Die ältesten archologischen Nachweise der Akupuntur finden sich in Gräben und sind bis zu 6000 Jahre alt.

Das chinesische Wort für Akupunktur besteht aus zwei Teilworten, die die Hauptanwendung der Akupunktur beschreiben - 1. Einstechen der Nadel in die Akupunkturpunkte und 2. dem Erwärmen (Moxibustion) der Punkte.

Der Begriff Akupunktur wurde von Pekingern Jesuitenmönchen im 17. Jahrhundert geprägt; er setzt sich aus den lateinischen Wörtern acus (= Nadel) und punctura (= Stich) zusammen, bedeutet also "Therapie mit Nadeln".

Die meisten der über 700 Akupunkturpunkte sind entlang der Meridiane angeordnet. Nach Meinung der Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin wird durch das Einstechen der Nadeln der Fluss des Qi beeinflusst.

Die Akupunktur gehört zu den Umsteuerungs- und Regulationstherapien.

Noch älter als die Akupunktur ist die Akupressur. Hier werden die Punkte mit Hilfe der Fingerkuppen massiert.

Das Konzept der Ohrakupunktur (Auriculo-Therapie) wurde vom französischen Arzt Paul Nogier gefunden. 1954 berichtete er erstmals in der "Deutschen Zeitschrift für Akupunktur" über seine Erfahrungen und 1961 stellte er seine Diagnose- und Therapieform auf einem Akupunkturkongress in Deutschland vor. Die Behandlung über das Ohr ist zwar auch aus der chinesischen Akupunktur bekannt, es werden dort jedoch nur wenige Punkte selten verwendet.

Daneben besteht noch das Konzept der koreanischen Handakupunktur, bei der die Meridiane komplet auf den Händen abgebildet sind, sowie das der Schädelakupunktur mit Abbildung der Meridiane auf den Schädel.

Körpereigene Reizmethoden sind auch in anderen Kulturen bekannt. Bei den Arabern das Skarifizieren der Haut z.B. bei Hexenschuss und bei den Bantu die Perforation der Ohrläppchen. Den Tatowierungen bei der Gletscherleiche Ötzi werden eine therapeutische Funktion zugeschrieben.


Skeptische Haltung der Schulmedizin

Aus Sicht der Schulmedizin ist die hinter der Akupunktur stehende Theorie der Meridiane und Akupunkturpunkte jedoch kritisch zu hinterfragen. Zusammen mit erfahrenen Akupunkteuren sollte versucht werden, objektive Nachweise der Ortslokalisation von Organ-, Schmerz und Triggerpunkten zu erarbeiten. Deshalb wurde nun mit gerac (Abkürzung für die german acupuncture trials) die bislang größte weltweite Untersuchung gestartet, die bis 2005 zeigen soll, inwieweit die Akupunktur Patienten tatsächlich helfen kann.

Denn: "Trotz der weiten Verbreitung und der hohen Akzeptanz der Akupunktur bei den Patienten sind kontrollierte Akupunktur-Studien selten (sicherlich nicht zuletzt wegen der hohen Kosten) und zeigen widersprüchliche Ergebnisse.
Aus einer aktuellen Analyse bisheriger Forschungsergebnisse schlossen Wissenschaftler, dass bei den meisten untersuchten Krankheitsbildern die Wirksamkeit einer Akupunkturbehandlung nicht eindeutig nachgewiesen ist. Die Autoren der Analyse stellen übereinstimmend fest, dass weitere, qualitativ hochwertige, randomisierte und kontrollierte Studien notwendig sind, um die Wirksamkeit von Akupunkturbehandlungen sicher zu beurteilen." (Zitat aus der Internetseite von gerac, siehe dort.)

Die Gründe für die Wirksamkeit der Akupunktur aus Sicht der Schulmedizin sind bislang:

  • Es beschäftigt sich jemand sehr eingehend mit dem Patienten, das wirkt sich in der Regel schon sehr positiv auf einen Krankheitsverlauf aus.
  • Ein Schmerz wird durch einen anderen Schmerz übertönt.
  • Der Placebo-Effekt, der bei jeglicher medizinischer Behandlung vorhanden ist, wird besonders effektiv ausgenutzt. Suggestion und Autosuggestion werden als Wirkungsprinzip genutzt.

Vorsicht ist geboten, wenn bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Multiple Sklerose, Schlaganfall etc. allein der Wirksamkeit der Akupunktur vertraut wird und eindeutig wirksame Methoden nicht, zu spät oder nur halbherzig angewendet werden.

In Österreich wird die Forschung im Bereich Akupunktur von den Arbeiten des Ludwig-Boltzmann-Instituts (LBI) für Akupunktur getragen [1].

Die Wirkung der Akupunktur ist bei Schmerzen am meisten erforscht und am ehesten wissenschaftlich belegt. In der gerac Studie war die Akupukturbehandlung effektiv, aber auch eine Placebobehandlung. Wegen der Hinweise auf ihre Effektivität, und auch weil die Akupunktur bei vielen Patienten beliebt ist, werden die Kosten oftmals von den Krankenkassen übernommen.

Einsatzgebiete

Als mittlerweile anerkannte Hauptindikation für eine Akupunkturbehandlung gelten (chronische) Schmerzen, wenn kein morphologischer (z.B. Tumor) Befund vorliegt. Aber auch die Linderung von Beschwerden bei Pollinosis (Heuschnupfen), Tinnitus und die Anwendung in der Gynäkologie zur Geburtsvorbereitung, bei Schwangerschaftserbrechen und Regelbeschwerden sind erfolgversprechende Indikationen.

Ferner wird Akupunktur im Bereich der (Akupunktur-)Anästhesie bei kleineren Eingriffen z.B.Zahnbehandlungen angewandt.

Nebenwirkungen

Im Allgemeinen treten bei sachgemäßer Handhabung der Akupunktur kaum schwerwiegende Nebenwirkungen auf, wie auch erste Ergebnisse der gerac 2002 bestätigten. Möglich sind

  • beim Arbeiten mit unsterilen Nadeln - wie dies z.B. in China selbst oft der Fall ist - Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, -C und auch AIDS. Allerdings ist die Infektionsgefahr deutlich geringer als bei Kanülen - die Haut scheint gegenüber massiven Stahlnadeln eine höhere Keimresistenz zu besitzen.
  • Organverletzungen wie z.B. ein Pneumothorax (selten) durch eine unbeabsichtigte Verletzung der Lunge.