Zum Inhalt springen

Reformationsjubiläum 2017

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Februar 2017 um 15:03 Uhr durch Korrektur NachOben (Diskussion | Beiträge) (Grammatik überarbeitet, EKD ausgeschrieben + verlinkt, solitären Satz gestrichen, Zeitungen wiki-intern verlinkt, Charakterisierung Website angepasst; Bearbeitung im Auftrag der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mit dem Reformationsjubiläum 2017 wird im Zeitraum 2016/2017 der 500. Jahrestag der Reformation begangen. Das Jubiläum ist weltweit der Höhepunkt der Lutherdekade. Im gesamten Zeitraum werden weit über eintausend Veranstaltungen, Tagungen und Ausstellungen stattfinden.

Organisation

Aufgrund der herausragenden Bedeutung des Jubiläums über theologische Aspekte hinaus wurde von Bund und Ländern die Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“ geschaffen. Die in Lutherstadt Wittenberg ansässige Einrichtung ist ein bundesweit zentraler Akteur bei der Koordinierung und Vernetzung der Partner für die Lutherdekade und das Reformationsjubiläum 2017.[1] Eine der zentralen Aufgaben der Staatlichen Geschäftsstelle besteht darin, nicht-kirchliche Akteure, wie Kulturschaffende, Kommunen, Museen oder Bundesländer in das Jubiläum einzubinden und damit die wichtige Dimension des Ereignisses auch außerhalb kirchlicher Strukturen aufzuzeigen.

Parallel hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Wittenberg die Geschäftsstelle „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“ eingerichtet. Sie ist der Anlaufpunkt für kirchliche Akteure, ob Körperschaften, Gemeinden oder Einzelpersonen. Die beiden Geschäftsstellen arbeiten eng zusammen. Die Lizenz für das Logo „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“ wird von den Geschäftsstellen gemeinsam vergeben.[2] Es steht den Akteuren des Reformationsjubiläums kostenfrei zur Verfügung.[3]

Darüber hinaus haben der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Jahr 2015 den Verein Reformationsjubiläum 2017 mit Sitz in Lutherstadt Wittenberg gegründet. Der Verein koordiniert die kirchlichen Großveranstaltungen zum Reformationsjubiläum, wie den Europäischen Stationenweg, die „Weltausstellung der Reformation“, die „Kirchentage auf dem Weg“ im Rahmen des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags, ein Konfi- und Jugendcamp, sowie einen Festgottesdienst und ein Bürgerfest in Wittenberg.[2]

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Margot Käßmann zur Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017 ernannt.[4]

Auswirkungen und Ereignisse

Bundesweiter Feiertag

Anlässlich des Reformationsjubiläums ist der Reformationstag am 31. Oktober 2017 in Deutschland einmalig ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag.[5] Dazu haben alle Bundesländer, in denen der Reformationstag normalerweise kein Feiertag ist, Gesetze bzw. Verordnungen erlassen, die den 31. Oktober 2017 zum Feiertag erklären.

Überarbeitung der Lutherbibel

Die Deutsche Bibelgesellschaft nahm das Jubiläum zum Anlass, eine Revision der von ihr herausgegebenen Lutherbibel vorzunehmen.[6] Diese wurde unter dem Schlagwort Lutherbibel 2017 am 19. Oktober 2016 veröffentlicht und am 30. Oktober 2016 während eines Festgottesdienstes in der Eisenacher Georgenkirche offiziell den Gemeinden übergeben.[7]

Europäischer Stationenweg

Anlässlich des Reformationsjubiläums wurde am 3. November 2016 in Genf der Europäische Stationenweg eröffnet. Er verbindet zentrale Orte der Reformation in 18 europäischen Ländern symbolisch miteinander und soll so die globale Dimension der Reformation verdeutlichen. Ein „Reformationstruck“ wird die Städte, beginnend am 3. November in Genf und endend am 20. Mai 2017 in Wittenberg, nacheinander bereisen und so symbolisch miteinander verbinden.[8][9]

Deutscher Evangelischer Kirchentag

Vom 24. bis 28. Mai 2017 wird der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag in Wittenberg und Berlin stattfinden. Zusätzlich werden in Mitteldeutschland sechs „Kirchentage auf dem Weg“ stattfinden. So sollen den Teilnehmern authentische Orte der Reformation gezeigt werden. Die „Kirchentage auf dem Weg“ finden in Magdeburg, Halle/Eisleben, Jena/Weimar, Erfurt, Leipzig und Dessau-Roßlau statt. Der Festgottesdienst des Kirchentags ist auf den Elbwiesen in Wittenberg geplant.[10]

Nationale Sonderausstellungen

Drei große, sich ergänzende Sonderausstellungen werden in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg zu sehen sein. Die Ausstellung „Der Luther-Effekt“ des Deutschen Historischen Museums in Berlin befasst sich mit den weltweiten Auswirkungen der Reformation bis in die heutige Zeit. Auf der Wartburg zeigt die Schau „Luther und die Deutschen“ das Luther-Bild, das sich die verschiedenen Epochen machten. Die dritte Ausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ soll Besuchern den Menschen Martin Luther näherbringend. In ihrem zweiten Teil werden 95 Personen vorgestellt, die mit Luther verbunden sind.[11]

Versöhnungsgottesdienst

Am 11. März werden die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland einen ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst veranstalten. Dabei sollen die in vergangenen Jahrhunderten geschlagenen Wunden benannt und Gott um Vergebung gebeten werden. Die ARD überträgt den Gottesdienst live.[12]

Reaktionen

Kritik am Reformationsjubiläum wurde von mehreren Seiten geübt. Als Kritikpunkte werden der zu starke Fokus auf Luther genannt, dessen Judenfeindlichkeit und seine Positionierung im Bauernkrieg sowie eine übertriebene Kommerzialisierung des Jubiläums, insbesondere aber Luthers.

So kritisierte die Bundestagsabgeordnete der Linken, Luc Jochimsen, eine einseitige Fixierung auf Martin Luther. Andere Reformatoren und die Rolle der Bevölkerung würden nicht ausreichend gewürdigt.[13] Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann stellte im „Tagesspiegel“ fest, Luther habe gegen seine Heroisierung zu Lebzeiten schon zu wenig getan. „Was jetzt an Vermarktung passiert, ist aus meiner Sicht banal, erbärmlich, albern,“ so Kaufmann weiter.[14]

Der Tübinger Kirchenhistoriker Volker Leppin lobte dagegen die ökumenische Ausrichtung und die theologischen Schwerpunkte des Reformationsjubiläums. „Die EKD hat für 2017 eine Punktlandung geschafft“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst.[15] Für den Ratsvorsitzenden der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, geht es beim Reformationsjubiläum „nicht zuerst um Luther-Playmobil-Figuren, um Luther-Socken und Reformationsbonbons“. Diese seien aber Einstieg, um sich mit dem Jubiläum auseinanderzusetzen.[16]

In der „Zeit“ stellt Klaus Holz Ende 2016 fest, das Reformationsjubiläum trage bereits jetzt Früchte. „Vielleicht wurde noch nie auf derart hohem Niveau über protestantische Judenfeindschaft gesprochen, geforscht, geschrieben wie heute. Bislang handelt es sich vor allem um Beiträge von Theologinnen und Theologen, die teils als wissenschaftliche Publikationen, teils als Verlautbarungen hochrangiger kirchlicher Gremien erarbeitet wurden,“ schreibt Holz.[17] 2015 hatte sich die EKD von den judenfeindlichen Aussagen Luthers und anderer Reformatoren distanziert.[18]

Commons: Reformationsjubiläum 2017 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutscher Bundestag: Drucksache 17/6465. 6. Juli 2011.
  2. a b Staat und Kirche arbeiten zusammen - Viele Organisatoren für das 500. Reformationsjubiläum. In: Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd). Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, 9. Mai 2016, abgerufen am 14. Februar 2017.
  3. Dachmarke – Nutzungsbedingungen, Konzept und Download. Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“; „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“, abgerufen am 22. Februar 2017.
  4. EKD – Kirchenamt: Stabsstelle Kommunikation: Evangelische Kirche in Deutschland. In: www.ekd.de. 31. Oktober 2016, abgerufen am 1. November 2016.
  5. Reformationstag – 2017 einmalig bundesweiter Feiertag? In: Stuttgarter Zeitung. 29. Oktober 2013.
  6. Pressemitteilung der Deutschen Bibelgesellschaft vom 20. Juli 2010
  7. Überarbeitete Lutherbibel an Gemeinden übergeben. MDR Thüringen, 30. Oktober 2016, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  8. Route des Europäischen Stationenweg vorgestellt Luther2017.de
  9. Europäischer Stationenweg startet in Genf r2017.org, aufgerufen am 10. November 2016.
  10. Ein großer und sechs kleine Kirchentage. In: Berliner Morgenpost. 4. Februar 2017, abgerufen am 15. Februar 2017.
  11. Luther aus drei Perspektiven. In: evangelisch.de. Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), 16. August 2016, abgerufen am 15. Februar 2017.
  12. Ökumene will Zeichen der Versöhnung setzen. Norddeutscher Rundfunk, abgerufen am 15. Februar 2017.
  13. Arik Platzek: Bund fördert Luther-Jahr 2017. In: hpd.de. Humanistischer Pressedienst, 24. Oktober 2011, abgerufen am 14. Februar 2017.
  14. Christian Schröder: „Luther als Nationalheld zu sehen, gehört ad acta gelegt“. In: Tagesspiegel. 2. Januar 2017, abgerufen am 14. Februar 2017.
  15. Marcus Mockler: Volker Leppin: "Die EKD hat eine Punktlandung geschafft". In: evangelisch.de. Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, 7. Februar 2017, abgerufen am 14. Februar 2017.
  16. Bedford-Strohm: Deutschland braucht mehr soziale Gerechtigkeit. In: evangelisch.de. Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), 1. Januar 2017, abgerufen am 15. Februar 2017.
  17. Klaus Holz: Luthers Abweg. Zeit Online, 8. Dezember 2016, abgerufen am 15. Februar 2017.
  18. Kundgebung "Martin Luther und die Juden – Notwendige Erinnerung zum Reformationsjubiläum". In: Offizielle Website. Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), 11. November 2015, abgerufen am 14. Februar 2017.