Tanz

Tanz und tanzen (vom Romanischen danza, ursprünglich altdeutscher Begriff laikan, „tanzen“) sind Sammelbegriffe für jede Art rhythmischer Körperbewegung, meist begleitet durch Musik.
In der Musik bezeichnet das Wort Tanz in der Regel reine Vortragsstücke, die auf Tänze basieren wie z. B. die barocke Suite. Tanzmusiken sind reine Musikstücke, die explizit so komponiert sind, dass nach ihnen getanzt werden kann.
Motivation

Warum tanzen Menschen? – Tanzen ist oftmals ritualisiert und von hoher religiöser und/oder kultureller Bedeutung. Man tanzt, um Götter zu verehren, Naturmächte mittels Regen- und Fruchtbarkeitstänzen milde zu stimmen oder um Initiationsriten zu bestätigen; dabei soll auch die Zusammengehörigkeit einer Gruppe signalisiert werden. Moderne Beispiele ritualisierter Tanzformen sind der Orientalische Tanz, der vermutlich auf Fruchtbarkeitstänze zurückgeht, das gesellige Tanzen zu feierlichen Anlässen wie Hochzeiten, wie es seit der Antike verbreitet ist oder Tanzbälle, die Initiationsrituale widerspiegeln (Abschlussball einer Tanzschule) oder als ritualisierte gesellschaftliche Begegnungsform dienen (Wiener Opernball).
Als eher gegenteilige Motivation des Tanzens werden der Fortpflanzungstrieb und der Kampf um Rangfolgen angesehen, da hier nicht die Zusammengehörigkeit einer Gruppe, sondern die Stellung verschiedener Individuen zueinander innerhalb derselben im Vordergrund stehen. Beispiele für Tanzformen, die auf diese Beweggründe zurückgehen, sind der samstagabendliche Besuch einer Disco um potentielle (Sexual)Partner kennenzulernen und durch den eigenen Tanzstil zu beeindrucken, der sportliche Turniertanz als Wettkampf im Allgemeinen wie auch speziellere Konkurrenzformen wie z. B. das B-Boying oder das brasilianische Capoeira.
Intellektuelle und künstlerische Motivationsgründe liegen Tanzformen dem Ballett oder dem Ausdruckstanz zugrunde. Hier ist das Ziel nicht Spaß oder Wettkampf, sondern die Darstellung einer Handlung oder eines Gefühlsausdrucks, nicht nur mit Mimik und Gestik, sondern mit dem gesamten Körper.
Nicht zu vernachlässigen sind biologische Motivationsgründe, denn durch das Tanzen - wie im Allgemeinen durch alle Formen des Sports - wird nicht nur der Körper des Tanzenden trainiert und die Motorik gefördert, durch das Zusammenwirken von Bewegung und der emotionsauslösenden Wirkung von Musik werden auch Endorphine (Glückshormone) ausgeschüttet: Tanzen macht Spaß. Dies kommt besonders stark beim ekstatischen Tanzen zur Geltung (zeitgenössischens Beispiel: Techno).
Systematik
Es gibt sehr viele verschiedene Erscheinungsformen des Tanzens, im folgenden soll erläutert werden, wie diese klassifiziert werden können und die wichtigsten Formen sollen kurz dargestellt werden:
Neben der Klassifizierung nach Anzahl der Tanzenden in Einzel-, Paar- und Gruppentanz kann auch der Anlass oder Rahmen des Tanzens zur Unterscheidung von Volkstanz, Gesellschaftstanz und Tanzsport verwendet werden. Die folgende Tabelle stellt das zweidimensionale Kategorienschema beispielhaft dar, sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
Volkstanz | Gesellschaftstanz | Tanzsport | |
---|---|---|---|
Einzeltanz | Samba | Steptanz | Orientalischer Tanz |
Paartanz | Polka | Wiener Walzer | Cha Cha Cha |
Gruppentanz | Sirtaki | Square Dance | Salsa Rueda |
Zur genaueren Untergliederung kann die Kategorie Gruppentanz zusätzlich nach Anordnung der Tanzenden in Kreis-, Ketten-, Reihen- und Formationstanz untergliedert werden, während der Bereich Gesellschaftstanz in zahlreiche Unterbereiche wie Mode- und Partytänze, historische Gesellschaftstänze oder die Tänze des Welttanzprogramms zerfällt.
Einige Tänze lassen sich mehreren Kategorien zuordnen, während andere Sonderformen darstellen, die sich nicht vollständig in dieses System einfügen lassen, z. B. Ballett und Ausdruckstanz als rein künstlerische Formen, meditatives Tanzen als Selbsterfahrung, Striptease als erotische Selbstdarstellung oder Bandaloop als Fusion aus Tanz und der Sportart Klettern. Gelegentlich werden Tänze aufgrund spezieller Merkmale nicht als Teil des Systems empfunden obwohl sie gut einordenbar sind, so z. B. der Stepptanz, der durch den perkussiven Einsatz der Fußtechnik das Tanzen mit dem Spielen eines Rhythmusinstrumentes verbindet.
Trotz des Namens nicht zu den Tänzen zu rechnen ist das als Seiltanz bezeichnete Balancieren auf einem gespannten Seil, da dieses im Allgemeinen nicht im Rhythmus begleitender Musik erfolgt; Seiltanz wird stattdessen als Disziplin der Akrobatik gewertet.
Historischer Tanz

Historische Tänze sind oft nur noch dem Namen nach oder von Gemälden, Zeichnungen, aus Buchillustrationen oder dekorativen Reliefs bekannt. Während des Mittelalters wurden Tänze vorwiegend durch praktische Weitergabe von Tänzer zu Tänzer überliefert, eine Tanznotation war noch unbekannt. Im ausgehenden Mittelalter und der Frührenaissance wurden Tänze dann zunehmend von Tanzmeistern, wie etwa Fabritio Caroso, oder Guglielmo Ebreo in selbst entwickelten Notationen festgehalten. Es handelte sich aber noch nicht um eine einheitliche Tanznotation und häufig auch nicht um feststehende Schritte, so dass man sich heute für eine Rekonstruktion der Tänze zunächst die jeweilige Tanznotation erschließen muss. Durch den französischen Domherren Jehan Tabourot (Pseudonym: Thoinot Arbeau) wurde 1587 in seinem Buch Orchésographie eine Weiterentwicklung der Tanzbeschreibung vorgenommen, indem er neben die Noten den jeweiligen Tanzschritt setzte. Eine allgemeingültigere Notation wurde erst zur Zeit Ludwigs des XIV. an der Academie Royale du Danse entwickelt. Gundzüge der dort festgelegten Schritte finden sich heute noch im Repertoire des klassischen Balletts.
Moderner Gesellschafts- und Turniertanz
Der moderne Gesellschaftstanz wird hauptsächlich über die verschiedenen Arten von Tanzschulen und Tanzsportvereinen verbreitet. Den Einstieg in den Turniertanz bilden die Breitensportwettbewerbe.
Welttanzprogramm
In europäischen Tanzschulen werden vorwiegend die Standardtänze, Lateinamerikanischen Tänze sowie Discofox und Foxtrott gelehrt, die zusammen das Welttanzprogramm bilden. Vor allem für den Bereich des Folklore-Tanzes werden Tanzgruppenleiter/innen in den Tanzleiterausbildungen geschult.
Klassische Turniertänze
Die fünf Standardtänze und die fünf Lateinamerikanischen Tänze sind die klassischen Turniertänze des Tanzsports. Zusammengenommen werden sie als die „Zehn Tänze“ (analog zu Zehnkampf) bezeichnet:
- Standardtänze: Langsamer Walzer (auch „Englischer Walzer“ genannt), Wiener Walzer, Tango, Slowfox und Quickstep.
- Lateinamerikanische Tänze: Samba, Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive.
Außerdem gehört zum Turniersport das Formationstanzen. Dies wird in den Standard- und in den Lateinamerikanischentänzen ausgetragen. Hierbei werden die fünf Tänze jeder Art abwechselnd getanzt. Dabei bilden sechs bis acht Paare ein Team, die eine Choreographie tanzen und dabei verschiedene Bilder stellen. Die Musik geht über sechs Minuten, wobei der Wertungsteil über viereinhalb Minuten geht. Einzug und Auszug werden nicht gewertet.
Salsa und Tango Argentino
Neben diesen Gesellschaftstänzen gibt es seit Beginn der 1980er Jahre eine stetig wachsende Szene sowohl um den Tango Argentino als auch um die Salsa. Nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa, Nordamerika und vor allem auch Japan sind in allen größeren Städten Szenetreffs und auf diese Tänze spezialisierte Tanzschulen zu finden. Diese Tanzformen haben sich relativ unabhängig von den etablierten Tanzschulen oder Tanzsportvereinen entwickelt. Entgegen verbreiteter Meinung werden beide Tänze daher nicht zu den Mode- und Partytänzen gerechnet.
Mode- und Partytänze
Modetänze sind Paartänze, die wie eine Modeerscheinung in kurzer Zeit sehr große Beliebtheit entwickeln und ebenso schnell wieder in Vergessenheit geraten. Meist sind sie wie z. B. Lambada mit einem festen Musikstück verknüpft. Partytänze sind Gruppentänze, bei denen die Tänzer auf ein meist dem Partytanz eindeutig zugeordnetes Musikstück eine feste Choreografie tanzen. Beide Formen werden in Tanzschulen aller Art unterrichtet und haben auch in die Salsaszene ihren Eingang gefunden.
Weitere Tanzformen
Paartänze
- Charleston, Swing, Lindy Hop, Jitterbug, Boogie-Woogie, Rock ’n’ Roll, Discofox, Sevillanas, Merengue, Bachata, Shimmy
- Rollstuhltanz
Einzeln oder in Gruppen
- Cancan, Capoeira, Volkstanz, Internationale Folkloretänze, Orientalischer Tanz, Chinesischer Tanz, Balinesischer Tanz, Afrikanischer Tanz
- Breakdance, Hip Hop, Video-Clip Dancing
- Flamenco, Bolivianische Tänze, Irische Tänze
- Modern Dance, Jazz Dance, Zeitgenössischer Tanz, Contemporary Dance (Contact Improvisation), Experimentaltanz, Improvisationstanz
- Polonaise, Pogo, Round Dance, Spitzentanz, Setdance, Square Dance
- Technotanz, Headbangen, Trancetanz
- Kirchentanz, Meditatives Tanzen, sakraler Tanz
- Gogotanz, Stepptanz
- Sitztanz
- Contra Dance, Cloggen (Amerikanischer Stepptanz)
- Eiskunstlauf
- Gardetanz
Zitate
„Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft.“ Fred Astaire
Als spöttischen Ausdruck für die Dekadenz dieser diplomatischen Praxis prägte C. J. Fürst von Ligne im Hinblick auf den Wiener Kongress die Redewendung „Der Kongress tanzt viel, aber er geht nicht weiter“ („Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas“).
Weblinks
- http://www.tanzsport.de/ Deutscher Tanzsportverband
- http://www.volkstanz.de Deutsche Gesellschaft für Volkstanz
- http://www.chnutz.de Zeitgenössische Abbildungen des Mittelalterlichen Tanzes
- http://www.Tanzfiguren.de DANCE - die Tanzfigurendatenbank
- www.wissenschaft.de: Warum Frauen gute Tänzer lieben - Forscher finden Zusammenhang zwischen Tanzbegabung und symmetrischem Körperbau
- www.wissenschaft.de: Tanz der Gene - Kreativität und Ausdruck sind bei Tänzern oft im Erbgut verankert