Waltraud Klasnic

Waltraud Klasnic [] (* 27. Oktober 1945 in Graz, Steiermark als Waltraud Tschiltsch, später adoptierte Mlinaritsch) ist eine österreichische Politikerin (ÖVP) und war von 23. Jänner 1996 bis zum 25. Oktober 2005 Landeshauptmann der Steiermark.
Politische Laufbahn
Klasnic trat 1970 der Österreichische Frauenbewegung, einer Organisation der ÖVP, bei und engagierte sich hier sowie später auch im Wirtschaftsbund (ebenfalls eine ÖVP-Teilorganisation). Politisch war sie von 1977 bis 1981 als Mitglied des Bundesrats tätig, wechselte dann in den Steiermärkischen Landtag und wurde 1983 3. Landtagspräsidentin. 1988 wurde sie Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr und ab 1993 gleichzeitig Landeshauptmannstellvertreterin in der Steiermark. 1990 bis 1997 war sie Landesgruppenobfrau des Wirtschaftsbunds, von März 1996 bis März 2006 war sie Landesparteiobfrau der Steirischen Volkspartei.
Landeshauptmann
Nachdem bei der Landtagswahl 1995 die ÖVP nur noch knapp den ersten Platz halten konnte, trat Josef Krainer junior zurück und schlug Landesrat Gerhard Hirschmann zum Nachfolger vor, dieser verzichtete aber zugunsten Klasnics. Diese wurde am 23. Jänner 1996 zum Landeshauptmann der Steiermark gewählt, und wurde somit die erste Landeschefin Österreichs. Anders als die acht Jahre später zur Salzburger Landeshauptfrau gewählte Gabi Burgstaller legte Klasnic darauf Wert, als „Frau Landeshauptmann“ angesprochen zu werden.
Bei den Landtagswahlen 2000 konnte die ÖVP um mehr als 11 % zulegen, sie verpasste im Landtag um nur ein Mandat die absolute Mehrheit, die sie jedoch in der nach Proporz besetzten Landesregierung erhielt. In ihre Zeit als Landeshauptfrau fiel der Aufbau des „Autocluster Steiermark“ in dem rund um den Leitbetrieb Magna Steyr speziell kleine und mittlere Zulieferfirmen gefördert wurden.
Danach geriet sie durch einen Skandal beim Landesenergieversorger ESTAG, dem Scheitern eines Motorsportprojektes am A1-Ring in Spielberg, den Rechnungshofbericht zum Tierpark Herberstein im August 2005 und der Tatsache, dass ihr ehemaliger Parteikollege Hirschmann bei der darauf folgenden Landtagswahl mit einer eigenen Liste antrat, immer stärker unter Druck. Bei der Landtagswahl am 2. Oktober 2005 verlor die steirische Volkspartei über acht Prozent der Stimmen und die Mehrheit in der Landesregierung, worauf Klasnic noch am Abend des Wahltages ankündigte, der zukünftigen Landesregierung und auch dem Landtag nicht mehr angehören zu wollen. In der Landesregierung folgte ihr Hermann Schützenhöfer als führender Vertreter der ÖVP nach, der stellvertretender Landeshauptmann wurde. Ihr Nachfolger als Landeshauptmann wurde am 25. Oktober 2005 Franz Voves (SPÖ).
Aktivitäten seit 2006
Seit ihrem Ausscheiden aus der Berufspolitik engagiert sich Klasnic ehrenamtlich u. a. als Vorsitzende des Kuratoriums des Zukunftsfonds der Republik Österreich (2006 bis Jänner 2011) und als Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich. Seit 2006 ist Klasnic Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss. Sie war auch Beraterin für sozio-ökonomische Fragen im Magna Konzern Frank Stronachs und hat 2007 mit ihrem langjährigen Mitarbeiter Herwig Hösele die Beratungsfirma Dreischritt GmbH gegründet.
Im März 2010 wurde Klasnic zur Opferbeauftragten der österreichischen Katholischen Kirche ernannt. In dieser Position leitet sie eine Kommission, welche die Unabhängigkeit der Aufklärung der aktuellen Missbrauchsfälle von Kindern durch Angehörige der Katholischen Kirche in Österreich gewährleisten soll. Vertreter der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt[1] stehen dieser Entscheidung skeptisch gegenüber und hinterfragen die Unabhängigkeit der angekündigten Stelle.[2][3]
Im Juni 2012 wurde Waltraud Klasnic vom Senat der Montanuniversität Leoben für die Funktionsperiode 2013 bis 2018 zum Mitglied des Universitätsrats bestellt.
Privates
Nach einer Ausbildung im Fachhandel baute sie gemeinsam mit ihrem Gatten ein Transportunternehmen auf. Waltraud Klasnic ist verwitwet (ihr Mann Simon starb 2015) und hat drei Kinder sowie fünf Enkelkinder.
Auszeichnungen (Auszug)
- Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[4] (2001)
- Großkreuz des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Großen[5] (2002)
- Ehrensenator der Universität Graz (2003)
- Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[6] (2006)
- Großkreuz des Fürstlich Liechtensteinischen Verdienstordens (2006)[7]
- Marietta und Friedrich Torberg-Medaille (2005)
- Slowenischer Verdienstorden (2006)
- Großer Verdienstorden des Landes Südtirol (2013)
- Leopold-Kunschak-Preis (2013)[8]
- Ehrenbürgerin von Graz (2015)
Weblinks
Literatur
- Hans Rauscher: Waltraud Klasnic. Eine Frau neuen Stils an der Spitze der Steiermark. Molden, Wien 2000, ISBN 3-85485-043-3.
- Herwig Hösele: Landesfürst & Landesmutter. Zwei Charaktere – ein Ziel. Styria-Verlag, Wien u. a. 2007, ISBN 978-3-222-13231-5.
Einzelnachweise
- ↑ Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt. Abgerufen am 29. März 2010.
- ↑ Klasnic wird Opferbeauftragte. In: ORF, 28. März 2010. Abgerufen am 29. März 2010.
- ↑ Kirche ernennt Waltraud Klasnic zur Opferbeauftragten. In: Der Standard, 28. März 2010. Abgerufen am 29. März 2010.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ AAS 95 (2003), n. 1, p. 90.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
- ↑ http://www.landespressedienst.steiermark.at/cms/beitrag/10223114/374565/
- ↑ Preise und Orden für Ausnahmesteirer. ORF, 6. Juni 2013, abgerufen am 13. April 2014.
Weblinks
- www.klasnic.at
- Waltraud Klasnic auf der Website des österreichischen Parlaments
- Portrait Klasnics im Monatsmagazin Datum
- O-Töne von Waltraud Klasnic im Online-Archiv der Österreichischen Mediathek (Radiobeiträge)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Klasnic, Waltraud |
| ALTERNATIVNAMEN | Tschiltsch, Waltraud (Geburtsname) |
| KURZBESCHREIBUNG | österreichische Politikerin (ÖVP), Landeshauptmann der Steiermark, Mitglied des Bundesrates |
| GEBURTSDATUM | 27. Oktober 1945 |
| GEBURTSORT | Graz, Steiermark |
- Landeshauptmann (Steiermark)
- Landeshauptmann-Stellvertreter (Steiermark)
- Landesrat (Steiermark)
- Landtagsabgeordneter (Steiermark)
- Mitglied des österreichischen Bundesrates aus der Steiermark
- Landesparteiobmann (ÖVP Steiermark)
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol
- Träger des Gregoriusordens (Großkreuz)
- Träger des fürstlich liechtensteinischen Verdienstordens (Großkreuz)
- Träger der Marietta und Friedrich Torberg-Medaille
- Leopold-Kunschak-Preisträger
- Ehrensenator der Universität Graz
- Ehrenbürger von Graz
- Ehrenbürger von Mariazell
- Korporierte in der VCS
- ÖVP-Mitglied
- Österreicher
- Geboren 1945
- Frau