Tapire
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tapiridae | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
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Die Tapire (Tapiridae) bilden eine Familie der Unpaarhufer, die nur eine Gattung, Tapirus, umfasst. Das Wort "Tapir" stammt aus der Indianersprache Tupi.
Merkmale
Tapire sind äußerlich schweineähnliche Säugetiere. Ihre Nasen sind mit der Oberlippe zu kleinen Greifrüsseln verwachsen. Mit diesen spüren sie die Blätter auf, von denen sie sich vorwiegend ernähren. Mit ihren langen, muskulösen und beweglichen Zungen gelangen sie auch an Blätter von Pflanzen, die dornenbewehrt sind. Neben Blättern fressen Tapire auch Nüsse, Gemüse und Früchte.
Tapire werden je nach Art etwa 2 m lang und 150 bis 300 kg schwer und sind damit um einiges größer als die meisten Schweine. Die größte Tapirart ist der Schabrackentapir, der fast so groß wie ein Esel ist.
Tapire haben sehr gute Zähne und die Angewohnheit, ihren Kopf blitzschnell zu drehen, nachdem sie zugebissen haben. Ein Unterarm zum Beispiel würde bei einer solchen Aktion sofort brechen.
Verbreitung
Tapire waren und sind typischerweise Bewohner von dichten Wäldern. Deshalb war die Ausbreitung großer Graslandschaften im Neogen nicht günstig für sie. So haben von der einst artenreichen Familie auch nur vier Arten bis heute überlebt. Von den vier Arten leben drei in Mittel- und Südamerika, wo sie in den wärmeren Gebieten verbreitet sind, die vierte Art, der Schabrackentapir, ist in Südostasien beheimatet.
In ihrem Habitat sind Tapire auf die Nähe von Wasser angewiesen. Alle Arten sind gute Schwimmer.
Lebensweise

Tapire leben als nachtaktive Einzelgänger. Begegnen Artgenossen einander, verhalten sie sich sehr aggressiv. Nur während der Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen für kurze Zeit zusammen. Die Tragzeit dauert etwas über ein Jahr, hiernach kommt ein einziges Jungtier zur Welt. Neugeborene sehen bei allen Tapirarten gleich aus: Sie sind dunkelbraun und tragen hellbraune bis weiße Längsstreifen, die zu Flecken und Stricheln aufgelöst sein können. Nach einem halben Jahr beginnt dieses Muster allmählich zu verschwinden; nach dem ersten Lebensjahr sieht der junge Tapir in der Färbung aus wie sein Muttertier und wird von diesem vertrieben. Mit vier Jahren ist er geschlechtsreif.
Natürliche Feinde / Mensch
Obwohl sie von großen Katzen wie beispielsweise Puma und Jaguar, aber auch Bären, Krokodilen und Anakondas gejagt werden, ist der Mensch der größte Verfolger der Tapire. Vom ihm werden sie wegen ihres Fleisches und ihrer Häute bejagt. Sowohl diese Jagd als auch der Habitatverlust haben dazu geführt, dass die Bestandszahlen aller vier Tapirarten gesunken sind.
Evolution
Stammesgeschichtlich sind die Tapire im Vergleich zu anderen Säugern eine durchaus alte Familie: Die ältesten Fossilien stammen aus dem Eozän Nordamerikas. Im Oligozän waren Tapire mit der Gattung Protapirus auch in Europa weit verbreitet. Die Gattung Tapirus tauchte im Miozän auf. Nach Südamerika, dem Schwerpunkt ihres heutigen Verbreitungsgebiets, gelangten Tapire erst relativ spät, nämlich im Pleistozän. Gleichzeitig existierte in Ostasien Megatapirus, ein pferdegroßes Tier, das der größte Tapir aller Zeiten war.
Systematik
Man unterscheidet die folgenden vier Arten:
- Flachlandtapir (Tapirus terrestris)
- Bergtapir (Tapirus pinchaque)
- Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii)
- Schabrackentapir (Tapirus indicus)
Der Schabrackentapir wird gelegentlich in einer eigenen Gattung als Acrocodia indica geführt.
Flachlandtapir

Verbreitungsgebiet des Flachlandtapirs sind die Regenwälder Brasiliens, Kolumbiens und Venezuelas. Er ist rotbraun gefärbt und an Kehle und Wangen manchmal, aber nicht immer, weiß. Die IUCN führt den Flachlandtapir als gefährdet. Wichtigster Faktor bei seiner Dezimierung ist die Zerstörung der Wälder, wodurch er seines Lebensraums beraubt wird. An den Waldrändern dringt er manchmal auf Zuckerrohrplantagen oder Kakaopflanzungen vor und wird dort geschossen.
Von allen Tapiren wird der Flachlandtapir am häufigsten in Zoos gezeigt. Es wird berichtet, dass sich junge Tapire an Menschen gewöhnen und sich gut zähmen lassen, so dass sogar Kinder auf ihnen reiten können. Allerdings wurde anscheinend niemals in der Menschheitsgeschichte ein ernsthafter Versuch unternommen, einen Tapir zu domestizieren.
Mittelamerikanischer Tapir
Der Mittelamerikanische Tapir oder Baird-Tapir ist vom äußersten Süden Mexikos über Mittelamerika bis in die westlich der Anden gelegenen Küstenregionen Kolumbiens und Ecuadors verbreitet. Mit einer Körperhöhe von 120 cm und einem Gewicht von 300 kg ist er nicht nur der größte neuweltliche Tapir, sondern auch das größte wildlebende Säugetier der amerikanischen Tropen. Dem Flachlandtapir sieht er sehr ähnlich, ist aber größer und hat eine kürzere Nackenmähne.
Die IUCN führt den Mittelamerikanischen Tapir inzwischen als bedroht. Die Gesamtpopulation wird auf weniger als 5000 geschätzt, nachdem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 70 % der Regenwälder Mittelamerikas vernichtet worden sind.
Bergtapir
Die kleinste Tapirart ist der in den östlichen Anden Kolumbiens, Perus und Ecuadors in den Berg- und Nebewäldern und den Hochebenen bis zur Schneegrenze verbreitete Bergtapir oder Andentapir.
In der Färbung ähnelt er den beiden vorgenannten Arten, die Farbe ist typischerweise dunkelbraun bis schwarz, nur die Jungen weisen eine hellere Färbung und zusätzlich unterbrochene Linien und Flecken auf.
Er hat aber weiße Lippen und weiße Ohrspitzen. Auffälligster Unterschied zu den anderen Tapiren ist, dass die Haut von einem wolligen Fell bedeckt ist, das gegen die Kälte und UV- Strahlung des Hochgebirges Schutz bietet.
Ausgewachsene Bergtapire erreichen eine Länge von ca. 180 cm und eine Schulterhöhe von bis zu 80 cm. Sie werden bis zu 250 kg schwer, wobei die Weibchen schwerer werden als die Männchen.
Auch der Bergtapir wird von der IUCN als bedroht geführt. Die Konkurrenz von Hausrindern vertreibt ihn aus weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets. Sogar in den Nationalparks weiden heute Rinder auf den Bergwiesen. Die Gesamtpopulation wird auf 2500 Tiere geschätzt, womit dies der seltenste Tapir ist.
Schabrackentapir
In seiner Färbung weicht der Schabrackentapir von den drei anderen Arten ab: Die vordere Hälfte des Körpers und die Hinterbeine sind schwarz, der hintere Rumpf ist weiß. Dieses Muster ist eine wirkungsvolle Tarnung, da der Tapir sich im Dunkel des Regenwaldes gegen seinen Hintergrund kaum abhebt. Alle Schabrackentapire haben weiße Ohrenspitzen. Verbreitet ist er im Süden Myanmars, in Thailand, auf dem Festland Malaysias und auf der Insel Sumatra. Dies ist der Rest eines einst viel größeren Verbreitungsgebiets, das sich vom Süden Chinas über ganz Südostasien erstreckte und auch die Insel Borneo umfasste. Da der Schabrackentapir in diesen Ländern schon vor mehreren Jahrtausenden ausstarb, ist menschliches Zutun für diesen Schwund des Verbreitungsgebiets wohl nicht verantwortlich.
Wie bei den südamerikanischen Arten ist die Zerstörung der Regenwälder die größte Bedrohung für den Schabrackentapir. Dagegen ist die Jagd heute kein Problem mehr, obwohl noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts Tapirfleisch auf thailändischen Märkten angeboten worden sein soll. Durch strenge Schutzmaßnahmen werden Schabrackentapire heute nicht mehr gejagt und haben den IUCN-Status "gefährdet". Wie viele freilebende Schabrackentapire es noch gibt ist weitgehend unklar, da sie sich aufgrund ihrer scheuen Lebensweise nur selten den Menschen zeigen.
Schabrackentapire verharren im Falle von Gefahren in der Regel regungslos und vertrauen auf ihre gute Tarnung. Geraten sie aber in Panik rennen sie blindlings durch den Busch. Unvorsichtige Tiger oder andere Raubtiere werden dabei einfach umgerannt.
Literatur
- Sheryl Todd, Udo Ganslosser: Die Tapire. Filander, 1997 ISBN 3930831414
- James Oglethorpe: Tapirs: Status, Survey, and Conservation Action Plan. IUCN, 1997 ISBN 2831704227
- Stefan Seitz: Vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren (Tapiridae) in Zoologischen Gärten. Cuvillier, 2001 ISBN 3898732010
Weblinks
- 4TAPIRS Homepage
- Tapirback's Homepage (englisch)
- Tapir Safari (Schabrackentapir-Webcam des Dortmunder Zoos)
- Die Tapire auf Tierlexikon.ch