Rudolf von Österreich-Ungarn
Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn (* 21. August 1858 auf Schloss Laxenburg; † 30. Jänner 1889 auf Schloss Mayerling) war Erzherzog und, als Sohn von Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn und Elisabeth ("Sisi") von Österreich-Ungarn, Thronfolger.
Leben


Der junge Kronprinz war sehr sensibel und sollte auf Wunsch des Vaters eine harte militärische Ausbildung erhalten. Erst auf Druck seiner Mutter wurde diese Art der Ausbildung abgebrochen und es wurden seine naturwissenschaftlichen Neigungen gefördert. So kam beispielsweise der deutsche Tierforscher Alfred Brehm an den Hof, um ihn zu unterrichten.
Rudolf führte auch zahlreiche Reisen zuerst in Europa, später auch in anderen Kontinenten durch, wo er zahlreiche Berichte sowohl unter seinem Namen als auch unter dem Pseudonym Julius Felix verfasste. Zudem war der Kronprinz ein angesehener Ornithologe. 1883 regte Rudolf die enzyklopädische Landesbeschreibung Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild an, die ab 1885 in 24 Bänden erschien und zu der er auch selbst Beiträge verfasste. Die monumentale Enzyklopädie ist allgemein als Kronprinzenwerk bekannt.
Auf Druck des Kaisers musste er 1881 Prinzessin Stephanie, die Tochter des belgischen Königs Leopold II. heiraten. Stefanie war gleichzeitig auch Rudolfs Tante zweiten Grades, da ihre Mutter Marie Henriette aus der ungarischen Linie der Habsburger stammte.
Mit seiner Frau war er einige Zeit in Prag, wo er als liberal Denkender immer wieder Konfrontationen mit den Konservativen ausgesetzt war. Anlässlich der Geburt einer Tochter kehrte er nach Wien zurück. Er stand häufig mit seinem Vater in Konflikt, da er mit den Deutschliberalen und den Ungarn sympathisierte. Die Ehe von Rudolf und Stephanie wurde unter anderem durch das Ausbleiben eines Sohnes und Thronfolgers zerrüttet. Hauptgrund dürfte eine Geschlechtskrankheit gewesen sein, mit der der Kronprinz seine Frau 1886 infizierte und in deren Folge sie keine weiteren Kinder mehr bekommen konnte. Bald nahm Rudolf wieder sein Junggesellenleben an. Mizzi Kaspar, eine etwas zwielichtige Dame, war seine langjährige Geliebte.
Mayerling
Rudolf litt unter starken Stimmungsschwankungen, war schwer krank, trank zu viel Alkohol und nahm Morphium. Am 30.1.1889 nahm er sich in Schloss Mayerling durch einen Schuss in den Kopf das Leben, nachdem er die 17jährige Baronesse Marie ("Mary") Vetsera erschossen hatte. Die Wiener Hofärzte obduzierten den Leichnam des Kronprinzen und attestierten eine geistige Verwirrung, wodurch der Kronprinz mit allen kirchlichen Zeremonien beigesetzt werden konnte. Baronesse Mary wurde heimlich in das Stift Heiligenkreuz gebracht und auf dem Friedhof der Zisterzienserabtei unter unwürdigsten Umständen beerdigt.
Der Verlauf der schicksalhaften Nacht ist im Ablauf geklärt, obwohl der Hof viele Gerüchte ins Leben rief und die Zeugen ihr Leben lang schwiegen oder widersprüchliche Aussagen machten. Schon Anfang Februar 1889 erschien die Wahrheit in Zeitungsartikeln in München und Berlin. In Österreich durfte nichts über die wahren Todesursachen - Mord und Selbstmord - erscheinen und Marys Name offiziell bis 1918 genannt werden. Viele Dokumente wurden vernichtet. Der Suizid des Thronfolgers erschütterte untergründig das Vertrauen in die habsburgische Monarchie. Die angebliche Tatwaffe befindet sich im Besitz Ottos von Habsburg, der sie aber, so lange er lebt, nicht herausgeben will.
Die Geschehnisse um Schloss Mayerling waren beliebtes Thema in diversen Filmen und Schlagern (z. B. Udo Jürgens "Mayerling", Mireille Mathieu "C'est à Mayerling").
Nachkommen
- Erzherzogin Elisabeth Marie (Erzsi) (1883–1963), später verheiratet in erster - nicht ganz standesgemäßer - Ehe mit Otto, Prinz von Windisch-Graetz und in zweiter Ehe mit Leopold Petznek. Sie ging unter dem Namen „rote Erzherzogin“ in die Geschichte ein.
Sonstiges
- Der Rudolfsee ist mit 6405 km² das größte Binnengewässer Kenias. Sein Entdecker Graf Teleki gab im Jahre 1887 dem See den Namen zu Ehren und wegen der naturwissenschaftlichen Leistungen des Kronprinzen Rudolf. In der Nähe des Sees, der heute auch Turkana-See genannt wird, befindet sich auch die erste Fundstelle des Homo rudolfensis, eines Vorfahren des heutigen Menschen.
- Zu Ehren des Kronprinzen wurde 1873 auch eine Apfelsorte Kronprinz-Rudolf benannt. Diese Sorte erfreut sich heute noch in Österreich großer Beliebtheit.
- Der Wiener Ortsteil Rudolfsheim - und im Anschluss daran der ganze 15. Wiener Gemeindebezirk - wurde nach ihm benannt.
- Im Jahre 1879 gestattete der Kronprinz die Aussichtswarte am steirischen Buchkogel nach ihm zu benennen. Kurz darauf gab er auch Erlaubnis die Aussichtswarte auf der Platte (in Graz) nach seiner Ehefrau Stephanie zu benennen.
Literatur
- Rudolf. Ein Leben im Schatten von Mayerling. Ausstellungskatalog. Museen der Stadt, Wien 1989
- Brigitte Hamann: Rudolf. Kronprinz und Rebell. Amalthea, Wien und München 1978, ISBN 3-85002-092-4 (zahlreiche Neuauflagen, auch als Taschenbuch: zuletzt 4. Aufl., Piper, München 1993, ISBN 3-492-10800-8)
- Brigitte Hamann (Hrsg.): Rudolf. Majestät, ich warne Sie... Geheime und private Schriften. Amalthea, Wien und München 1979, ISBN 3-85002-110-6 (zuletzt als Piper-Taschenbuch, München 1998, ISBN 3-492-20824-X)
- Stephanie Lónyay: Ich sollte Kaiserin werden. Koehler & Amelang, Leipzig 1935
- Georg Markus: Kriminalfall Mayerling. Leben und Sterben der Mary Vetsera. Mit neuen Gutachten nach dem Grabraub. Amalthea, Wien und München 1993, ISBN 3-85002-343-5
- Oscar von Mitis: Das Leben des Kronprinzen Rudolf. Insel-Verlag, Leipzig 1928 (Neuauflage: Herold, Wien 1971)
- Brigitte Sokop: "Jene Gräfin Larisch, Vertraute der Kaiserin, Verfemte nach Mayerling", Böhlau, Wien 1985, 6.Auflage 2006
- Friedrich Weissensteiner (Hrsg.): Lieber Rudolf. Briefe von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth an ihren Sohn. Ueberreuter, Wien 1991, ISBN 3-8000-3374-7
- Ghislaine Windisch-Graetz: Kaiseradler und rote Nelke. Das Leben der Tochter des Kronprinzen Rudolf. Amalthea, Wien und München 1988, ISBN 3-85002-264-1
Verfilmung
- Das Thema wurde einige Male verfilmt, wobei das Augenmerk der Affäre Rudofs mit Mary Vetsera gelegt wurde und das politische Umfeld nur gestreift wurde.
- Zweiteiliges TV-Historiendrama Kronprinz Rudolf (Teil 1 Der Rebell, Teil 2 Mayerling), Robert Dornhelm, 2006. In der Titelrolle Max von Thun, Klaus Maria Brandauer verkörpert Kaiser Franz Joseph, Hollywood-Star Omar Sharif (einst selbst Kronprinz Rudolf in einem früheren Spielfilm) erscheint in einer Nebenrolle.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Rudolf von Österreich |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Erzherzog, Thronfolger von Österreich-Ungarn |
GEBURTSDATUM | 21. August 1858 |
GEBURTSORT | Schloss Laxenburg |
STERBEDATUM | 30. Jänner 1889 |
STERBEORT | Schloss Mayerling |