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Kirschenstecher | ||||||||||||
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![]() Kirschenstecher | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anthonomus rectirostris | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Kirschenstecher oder Kirschstecher, auch Steinfruchtbohrer oder Steinfruchstecher (Anthonomus rectirostris) ist ein Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer. Die Gattung Anthonomus ist in Europa mit fünf Untergattungen vertreten, der Kirschstecher gehört zur Untergattung Furcipus (synonym Furcipes), die von manchen Autoren als Gattung eingestuft wird. Der Kirschstecher wird deswegen auch Furcipus rectirostris oder Furcipes rectirostris genannt[1]
Der weit verbreitete Käfer kann als Schädling auftreten. Er ist nicht geschützt.
Bemerkungen zum Namen
Der Käfer wurde bereits 1758 unter dem Namen Curculio rectirostris in der berühmten 10. Auflage von Linnés Systema Naturae beschrieben.[2] Die kurze Beschreibung stellt den Käfer zu den Rüsselkäfern mit langem Rüssel, enthält jedoch keinen Hinweis auf auf den Namen rectirostris. Dieser erkärt sich jedoch aus lat. réctus "gerade" und róstrum, "Rüssel" und weist darauf hin, dass der Rüssel nur sehr schwach gekrümmt ist.[3]
Unter den zahlreichen Synonymen war weit verbreitet auch als Artname druparum, der 1761 ebenfalls von Linné in der Fauna Svecia erstmals benutzt wird. Der Name wird von Linné selbst als Synonym zu rectirostris eingestuft.[4] Linné benennt in diesem Buch viele Rüsselkäfer nach ihrer Wirtspflanze und gibt für den Kirschstecher Cerasus padus (Gewöhnliche Traubenkirsche, Ahlkirsche) als Wirtspflanze an. Der Artname druparum präzisiert noch den Lebensraum, denn er ist von lat. drupa (Steinfrucht) abgeleitet und bedeutet, dass sich die Larven im Kern der Traubenkirsche entwickeln.[3] Der Käfer kommt jedoch auch auf den Kulturformen der Kirsche vor, was den ersten Teil des deutschen Namen Kirschstecher erklärt. Der Namensteil -stecher ist für Rüsselkäfer gebräuchlich, die zur Eiablage junge Früchte anstechen. In alten Veröffentlichungen findet man häufig auch den deutschen Namen Steinfruchtstecher. Unglücklicherweise wird auch ein zweiter Rüsselkäfer, der Kirschen schädigt, der Goldgrüne Kirschfruchtstecher, gelegentlich als Kirschenstecher bezeichnet.
Die Gattung Curculio im Sinne von Linné wurde mehrmals aufgespalten. Der Gattungsname Anthónomus geht auf Germar 1817 zurück. Er ist von von altgr. άνθος "ánthos" für "Blüte" und νομός "nomós" für "Weideplatz" abgeleitet und besagt, dass die Käfer auf Blüten anzutreffen sind.[5]
Der Name der Untergattung Furcipus geht auf Desbrochers 1868 zurück. Desbrochers erklärt den Namen durch seinen Bestimmungsschlüssel: Femura evidenter bidentata (sous-genre Furcipus) (lat. Schenkel deutlich zweizähnig (Untergattung Furcipus)).[6] Entweder Furcipus wurde als Schreibfehler interpretiert und bewusst zu Furcipes korrigiert, oder Furcipes entstand durch falsches Abschreiben aus Furcipus. Jedenfalls setzte sich bei späteren Autoren die Schreibweise Furcipes durch, aber auf Desbrochers (Kürzel Desbr.) zurückgeführt, etwa bei Reitter,[7] in Frankreich,[8] oder Dänemark.[9] Für Furcipes gibt Schenkling eine schlüssige Herleitung aus lat. "furca" für "Gabel" und "pēs" für "Fuß" als Hinweis auf den zweizähnigen Schenkel.[5]
Merkmale des Käfers
Die Größe des Käfers schwankt zwischen 3,7 und 4,5 Millimetern. Der Kirschenstecher hat eine birnenförmige Gestalt. Er ist rostbraun, die Augen schwarz, die Fühlerkeule braun angedunkelt, der Rüssel rotbraun. Am Kopf, Halsschild und der Körperseite ist er mehr oder weniger gleichmäßig lang, anliegend und überwiegend gelb behaart. An den Rändern und in der Mitte der Vorderbrust ist die Behaarung üppiger, an der Basis der Hinterleibssegmente spärlicher. Auf den Flügeldecken entstehen durch unterschiedliche Behaarung Muster.
Der schwach glänzende rotbraune Rüssel ist schlank, zylindrisch und fast nicht gekrümmt. Auf seiner Oberseite verläuft im hinteren Teil ein glatter Längskiel. Der Rüssel ist etwas länger als der Halsschild. Er ist fast über die ganze Länge grob punktiert, zur Spitze hin wird die Punktierung feiner. Die kleinen und hakig gebogenen Oberkiefer sitzen an der Spitze des Rüssels, sind aber nur ausnahmsweise (Abb. 1 links unten) sichtbar. Der Rüssel des Weibchens ist kaum länger als der des Männchens. Die geknieten Fühler sind vor der Rüsselmitte seitlich eingelenkt, beim Weibchen deutlich weiter hinten als beim Männchen. Von der Einlenkungsstelle aus verläuft auf die Augen zu eine von oben nicht sichtbare Rinne, in die das lange erste Fühlerglied (Schaft) eingelegt wird, wenn der Käfer die Fühler anlegt (Abb. 2). Die an den Schaft anschließende Fühlergeißel besteht aus sieben Gliedern. Die Fühlerkeule ist länglich und an beiden Enden angespitzt. Die neben der Rüsselwurzel sitzenden Augen sind mäßig vorstehend.
Der Halsschild ist kaum breiter als lang. An der Basis ist er am breitesten. Nach vorn verengt er sich bis über die Mitte wenig, danach stark, sodass er vorn fast nur halb so breit ist wie an der Basis und kaum breiter als der Kopf. Ein Quereindruck nahe dem Vorderrand lässt diesen etwas erhöht erscheinen. Der Halssschild ist sehr fein und dicht punktiert. Es sind drei feine, heller behaarte Längsbinden erkennbar.
Das Schildchen ist im Vergleich zu anderen Arten der Gattung groß. Es ist länglich und überragt das Niveau der Flügeldecken (Abb. 5).
Die Flügeldecken sind gleichförmig gewölbt. Sie verbreitern sich nach hinten wenig und erreichen die größte Breite hinter der Mitte. Sie enden einzeln abgerundet. Die Punktreihen bilden deutliche Streifen, die Zwischenräume sind nahezu flach und sehr dicht grob punktiert. Durch schwarz behaarte Partien entstehen in der Regel einzelne längliche Flecke an der Flügeldeckenbasis, eine breitere Binde in der Mitte der Flügeldecken und eine schmälere in der Hinterhälfte der Flügeldecken. Die helle Behaarung bildet durch abwechselnde Länge insbesondere zwischen den beiden dunklen Binden Flecken.
Die Vorderhüften sind nicht durch einen Fortsatz der Vorderbrust getrennt, sondern berühren sich (Abb. 8). Ihre Einlenkung liegt von der Seite betrachtet vom Vorder- und Hinterrand der Vorderbrust gleich weit entfernt (Abb. 7). Die Beine sind lang, insbesondere die Vorderbeine. Alle Schenkel tragen auf der Unterseite hintereinander zwei ungleiche Zähne, die besonders an den Vorderschenkeln imposant ausgebildet sind (Abb. 3). Der näher am Knie liegende Zahn hat einen länglichen Querschnitt, und läuft dreieckig meist gezackt spitz aus. Der daneben liegende Zahn hat einen rundlichen Querschnitt, ist länger und endet relativ stumpf. Die Schienen sind nahe dem Knie deutlich, bei den Hinterbeinen weniger deutlich gekrümmt. Am inneren Spitzenrand tragen die Schienen alle einen Endhaken. Die Tarsen sind alle viergliedrig, das vor dem Krallenglied liegende Glied ist breit gelappt. Die Krallen tragen nahe ihrer Wurzel einen deutlichen Zahn (Abb. 4).
Die Epimeren der Mittelbrust (in Abb. 6 blau) sind von oben nicht sichtbar. Das fünfte (letzte) Abdominalsternit endet beim Männchen geschwungen, beim Weibchen ist es breit abgestutzt (Abb. 1 rechts unten).[6][10]
Biologie
In Mitteleuropa findet man den Käfer vom zeitigen Frühjahr bis in den Juni an den Brutbäumen, bevorzugt an der Gemeinen Traubenkirsche und der Steinweichsel. Häufig wird auch die Vogelkirsche genannt. Aus Belgien wurde der Befall der Spätblühenden Traubenkirsche gemeldet. Bevorzugt werden kühle und feuchte Standorte in lichten Laubwäldern, an Waldrändern, in Parks und Obstplantagen, an Hecken und in Gärten. Die Käfer vollziehen an Blüten und jungen Früchten einen Reifungsfraß. Bei warmem Wetter sind sie flugfreudig, bei Annäherung lassen sie sich fallen und verharren mit nach vorn ausgestreckten Vorderbeinen und angezogenem Rüssel. Die Larven entwickeln sich in den Kernen. Über sie steht in einem alten landwirtschaftlichen Lehrbuch: [Die] kurze und dicke, gelblichweisse Larve liegt zuletzt stark zusammengekrümmt in dem Kern, hat durchsichtigen Kopf mit braunem Maul. Statt der Beine nur brüsteartige Erhöhungen. Die Larve zehrt den Kern ganz auf unter Hinterlassung von wenig Unrath … Mitte Juli ist sie ausgewachsen.[11] Die neue Generation schlüpft bereits Ende Juli und überwintert im Boden.
Für die Picardie liefert eine Arbeit genauere Daten. Die Käfer erscheinen Ende April bis Mitte Mai. Während eines Reifungsfraßes von etwa zwei Wochen schädigen sie Blätter und Blüten. Die Eiablage in die sich entwickelnden Früchte wird von Mitte Mai ab beobachtet und dauert drei bis vier Wochen lang an. Es wird pro Blüte ein Ei abgelegt, insgesamt etwa zwei Dutzend Eier. Die Larven schlüpfen ungefähr zehn Tage nach der Eiablage. Die Entwicklung im Kern dauert etwa vier Wochen. Ab der dritten Juliwoche werden Käfer der neuen Generation an den Bäumen beobachtet. Schlüpfenden Käfer werden Anfang August beobachtet. Einige Käfer treten schon früh in die Diapause ein. Die Überwinterung erfolgt als Imago. Natürliche Feinde wurden nicht beobachtet.[12]
Kurz nach der Eiablage wurden mehrmals Weibchen beobachtet, die eine Flüssigkeit ausschieden und mit dem Hinterleibs auf die Früchte verschmierten. Das Sekret erhärtet schnell. Es wird vermutet, dass es ein Pheromon enthält, dass verhindert, dass weitere Eier auf der Frucht abgelegt werden.[13]
Obwohl der Kirschstecher als Hauptwirt Traubenkirsche und Vogelkirsche benutzt, kann der Käfer doch auf verschiedene Art schädlich werden. So berichtet Brehm: mir wurden einst getrocknete Sauerkirschen übergeben, in deren Kernen ich Larven, Puppen und Käfer auffand …. Einer der Käfer hatte sein Flugloch bis auf eine feine Schicht ausgenagt, ein andrer war bereits bis zum Fleische gelangt[14]
Auch die verschiedenen Rassen der aus der Vogelkirsche gezüchteten Süßkirsche, sowie die ebenfalls wirtschaftlich genutzte Schlehe können durch den Käfer geschädigt werden.
Im Buch Pflanzenschutz nach Monaten geordnet wird für den Monat Mai beim Pfirsich angegeben, dass am Fruchtfleisch eine fußlose Rüsselkäferlarve Anthónomus drupárum frisst.[15] Weit häufiger wird eine Schädlichkeit am Pfirsich gar nicht erwähnt oder durch Formulierungen wie soll fressen oder frisst angeblich in Frage gestellt.[16] In der Informationsbroschüre Pflanzenschutz im Biosteinobstanbau wird die Schädigung durch den Käfer beschrieben mit deformiert Kirschen mit kraterförmigen Vertiefungen, Kerne ausgefressen. Über den Käfer wird ausgesagt: Befällt nur kleinfrüchtige Sorten, kaum praktische Bedeutung.[17] Schneider präzisiert: Frühe, großfrüchtige Kirschensorten, welche im Moment der Eiablage größer sind als zehn bis elf Millimeter, werden [vom Käfer] als ungeeignet erkannt und nicht angegangen. Auf späten großfrüchtigen Sorten ist der Käfer Instinktsirrungen unterworfen, indem er die Früchte anbohrt, jedoch keine Eier ablegen kann. Sein maximal zwei Millimeter langer Rüssel ist hier zu kurz, um bis zum Kern zu gelangen.[18] In einer landwirtschaftlichen Handreichung wird empfohlen, nach einem starken Befall im Folgejahr vor allem in Waldnähe acht bis zehn Tage nach dem Abblühen ein geeignetes Insektizid einzusetzen.[19]
Da verschiedene Kirschbaumarten bei der Aufforstung verwendet werden, wird in forstwirtschaftlich und gartenbaulich orientierten Veröffentlichungen auch die Schädigung des Saatguts durch den Käfer angeführt.
Verbreitung
Literatur
- Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 11: Rhynchophora (Schluß). Goecke&Evers, Krefeld 1983, ISBN 3-87263-031-8. S. 105 als Furcipus rectirostris
- Klaus Koch: Die Käfer Mitteleuropas. Hrsg.: Heinz Freude. Band 3: Ökologie. Goecke & Evers, Krefeld 1992, ISBN 3-87263-042-3. S. 279 als Furcipus rectirostris
- Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches V. Band, K.G.Lutz' Verlag, Stuttgart 1916 S. 194 als Furcipes rectirostris
- Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage S. 477 als Anthonomus druparum
Einzelnachweise
- ↑ Systematik und Verbreitung der Art Anthonomus rectirostris bei Fauna Europaea, abgerufen am 4. Febr. 2017
- ↑ Carolus Linnaeus: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis 1. Band, 10. Ausgabe, Stockholm 1758 S. 387:383 Nr. 54 rectirostris
- ↑ a b Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
- ↑ Carolus Linnaeus: Fauna Svecica.... Editio altera augmenta (2. vermehrte Auflage), Stockholm 1761 S. 230:181 Nr. 617 Curculio druparum
- ↑ a b Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
- ↑ a b M. J. Desbrochers des Loges: Monographie des Balaninidae et Anthonomidae de l'Europe et des confins méditerranées 2. Teil in Annales de la Société entomologique de France 4. Serie, 8. Band, Paris 1868 S. 414 Furcipus als Untergattung, S. 416 Artbeschreibung
- ↑ Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches V. Band, K.G.Lutz' Verlag, Stuttgart 1916 S. 194
- ↑ M. Marquet: Catalogue des coléoptères de Languedoc in Bulletin de la Société d'histoire naturelle de Toulouse 21. Jahrgang Toulouse 1897 S. 190 Furcipes
- ↑ Victor Hansen: Danmarks Fauna Band 69, Biller, XXI Snudebiller KØBENHAVEN (Kopenhagen) 1965 S. 307 Furcipes
- ↑ Tabelle von coleo-net zu Anthonomini
- ↑ H. Nördlinger: Die kleinen Feinde der Landwirtschaft Stuttgart und Augsburg 1855 S. 170 Curc. (Anth.) druparum in der Google-Buchsuche
- ↑ R. Coutin, J. Gumez: The wild-cherry Anthonomus, a destroyer of seeds destined for forest nurseries in Phytoma 1987 No. 3, S. 50 - 52 Abstract
- ↑ M.W. Kozlowski, P. Borkowski: Egg laying by Furcipus rectirostris and deposition of marking pheromone in Centralna Biblioteka Rolnicza/Central Agricultural Library 1991 Abstract
- ↑ Brehms Tierleben 3. Auflage Insekten 9. Abdruck Leipzig und Wien 1900 S. 160
- ↑ L. Hiltner: Pflanzenschutz nach Monaten geordnet Stuttgart 1909 S. 161
- ↑ E. L Taschenberg: Entomologie für Gärtner und Gartenfreunde oder Naturgeschichte der schädlichen Insekten... Leipzig 1871 Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ A Häseli, C Daniel: Pflanzenschutz im Biosteinobstanbau 2009 orgprints.org [1]
- ↑ Fritz Schneider: Biologische Beobachtungen am Kirschenstecher Anthonomus rectirostris L. (Curculionidae, Coleop.) für Downloads
- ↑ Obstbau Warndienst des Kanton Aargau 06/2016 [2]