Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
Vorlage:Musikalbum Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band ist ein Album der Beatles. Es erschien am 1. Juni 1967, gilt als eines der ersten Konzeptalben der Popmusik und wurde von Kritikern als Meisterwerk gefeiert. Bis zum 1. Januar 1971 wurde das Album rund sieben Millionen Mal verkauft, was es zur meistverkauften LP der Beatles und, laut Guinness Buch der Rekorde 2002, zum meistverkauften Album in Großbritannien machte. Die Titel entstanden größtenteils aus dem Alltag der Musiker.
Laut Paul McCartney und Produzent George Martin wurde Sgt. Pepper’s vom Album Pet Sounds der Beach Boys aus dem Jahr 1966 inspiriert. „Ohne Pet Sounds hätte es Sgt. Pepper nicht gegeben. Sgt. Pepper war ein Versuch, Pet Sounds gleichzukommen“, kommentierte George Martin.
Das Album sollte ursprünglich als Doppelalbum und mit einer anderen Titelabfolge herauskommen. Aufgrund finanzieller Bedenken der Plattenfirma erschien Sgt. Pepper’s in der jetzt bekannten Form.
Bedeutung des Albums
Die Veröffentlichung des Beatles-Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band am 1. Juni 1967 läutete einen Wandel in Popmusik und Gesellschaft ein. Es begann eine neue Ära des Umbruchs und des Umdenkens, obwohl umstritten ist, welchen Beitrag das Album dazu beisteuerte.
Das Album war ein Gesamtkunstwerk, das Lebensfreude und neuen Zeitgeist ankündigte (“A splendid time is guaranteed for all.“). Ein Konzeptalbum mit tiefsinnigen, sarkastischen, verschachtelten und surrealistischen Texten. Die Beatles hatten sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, die staunende Welt auf einen bunten Trip zu schicken. Um dies zu erreichen, hatten sie alle studiotechnischen Mittel der damaligen Zeit ausgeschöpft. Zu den ohnehin schon surrealistischen Klanggebilden kamen ein 40-köpfiges Orchester sowie – erstmals auf einem Rockalbum überhaupt – Mellotron und Synthesizer zum Einsatz. Diese Musik war live nicht mehr reproduzierbar. Die Beatles hatten am 29. August 1966 ihr letztes Konzert im Candlestick Park in San Francisco absolviert. Im kalifornischen „Sommer der Liebe“ hatten sich auch die Beatles „antörnen“ lassen. George Harrison wandelte in grellbunten Klamotten durch Haight-Ashbury, die Beatles trafen den „LSD-Papst“ Timothy Leary. In dieser Atmosphäre entstand das Album, das alles bis dahin bekannte in den Schatten stellen sollte und als Wegbereiter der Rockmusik neue Möglichkeiten zeigte und eröffnete.
Erstmals waren auch die Texte abgedruckt, um die hintersinnige Bedeutung der Lyrik sichtbar zu machen. Es war eine Schallplatte, die von Anfang bis Ende durchgespielt werden musste, ohne Unterbrechung, wo überall und nirgends neue Klänge und Botschaften lauerten, die zu erkennen die Menschen aufgerufen waren. Die it meinte am 2. Juli 1967: „Die Botschaft der Beatles ist zu einer Botschaft der Liebe gereift, voller hinduistischer Einflüsse. An jene Menschen, die sich hinter einer Mauer der Illusion verbergen, ergeht die Message: ‚When you’ve seen beyond yourself / then you may find / peace of mind / is waiting there / with our love / we could save the world / if they only knew‘ (Song: Within You Without You).“
Sgt. Pepper’s wurde zur musikalischen Bibel der friedfertigen Gegenkultur, die Beatles ihre kulturellen Wortführer. Um die Botschaft der Liebe allen Menschen zugänglich zu machen, stellten sie am 27. Juni 1967 ihren Song All You Need Is Love einem weltweiten TV-Publikum mittels Satellit live vor.
Sgt. Pepper’s traf den Zeitgeist vortrefflich, obwohl es in musikalischer Hinsicht kein reines Psychedelic-Album war wie etwa Pink Floyds The Piper At The Gates Of Dawn. Einige Stücke jedoch, unter anderem Lucy in the Sky with Diamonds, Within You Without You und A Day in the Life zeigten deutlich ihre psychedelische Herkunft. Während Revolver noch eine Pop-Platte mit psychedelischen Stücken war, war Sgt. Pepper’s eine psychedelische Platte mit einigen Pop-Stücken. Es war der Soundtrack zum Aufbruch der Flower-Power-Gesellschaft.
Paul McCartney war dabei meistens für die Pop-Lieder verantwortlich, John Lennon und George Harrison hatten – eventuell bedingt durch ihre etwas stärkeren Drogenerfahrungen bis zu diesem Zeitpunkt – mehr für die psychedelische Komponenten gesorgt. Zu hören ist dies auf Being for the Benefit of Mr. Kite das, elektronisch verfremdet, eine Hommage an die Zeiten des viktorianischen Zirkus war. Höhepunkt aus psychedelischer Sicht war Within You Without You, das von Harrisons Sitar geprägt war. Harrisons Interesse an Meditation und indischer Philosophie kam dabei zum Tragen, mit Hilfe psychoaktiver Substanzen verstärkt, symbolisierte es die Suche nach Wahrheit und Sinn. Laut Aussage der Beatles selbst nennen sie trotzdem Revolver ihr eigentlich psychedelisches Album, da es zum Zeitpunkt ihres intensivsten Kontaktes mit den psychoaktiven Drogen wie dem LSD entstand und diese Erfahrung zu verarbeiten suchte.
Die Songs
Mit Ausnahme des Titels Within You, Without You, der von George Harrison komponiert wurde, tragen alle Lieder das Copyright Lennon-McCartney.
- Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
- With a Little Help from my Friends
- Lucy in the Sky with Diamonds
- Die Grundlage für diesen Song war eine Zeichnung von John Lennons Sohn Julian. Er hatte seine Klassenkameradin Lucy O’Donnell gezeichnet und diese Zeichnung mit nach Hause gebracht. Julian erklärte seinem Vater das Bild als „Lucy in the Sky with Diamonds“. Aufgrund des Titels (Lucy in the Sky with Diamonds) und des Liedtextes, der eine farbenfrohe und traumhafte Phantasiewelt beschreibt, glauben allerdings viele Fans bis heute, der Song basiere auf einem von Lennons LSD-Trips. Sie bekräftigen diese These damit, dass sich der Titel mit LSD abkürzen lasse. Der Song wurde zum Namensgeber des am vollständigsten erhaltenen menschlichen Skeletts der Art Australopithecus afarensis, sowie eines Weißen Zwergs mit dem wissenschaftlichen Namen BPM 37093, bei dem festgestellt wurde, dass sein Kern aus Diamant besteht.
- Getting Better
- Fixing a Hole
- McCartney kam die Idee zu diesem Lied als er sein neu erstandenes Anwesen in Schottland selbst renovierte: Er besserte gerade ein Dach aus, durch dessen Loch Wasser eindrang (“fixing a hole where the rain gets in”), reparierte Risse in der Tür (“filling the cracks that ran through the door”) und strich die Wände neu (“painting my room in the colourful way”).
- She’s Leaving Home
- Der Song bezieht sich auf einen wahren Fall, von dem John Lennon in der Zeitung gelesen hatte. Die Textzeilen “We gave her everything money could buy” und “What did we do that was wrong” sind Zitate des Vaters, von dessen weggelaufener Tochter der Artikel handelte.
- Being for the Benefit of Mr. Kite!
- Dieser Song hat seinen Ursprung in einem Plakat für einen Zirkus, das John Lennon gesehen hatte. Alle Charaktere, Orte und Ausdrücke, die in dem Lied vorkommen, sind Bestandteile dieses Plakates.
- Within You Without You
- Dieser Titel ist stilistisch am weitesten vom typischen Beatles-Sound entfernt. Zum Einspielen der Instrumente wurden Musiker des Asian Music Centre engagiert.
- When I’m Sixty-Four
- Lovely Rita
- In London wurden nach dem US-amerikanischen Vorbild Mitte der 60er Politessen eingesetzt. Ein Bekannter aus den USA erzählte Paul, dass man diese in Amerika “meter maids” nenne und inspirierte Paul McCartney so zu diesem Lied. Thomas Brasch hat 1975 nach diesem Song ein Drama benannt, dessen Protagonistin Rita Grabow die lebende Antithese zur Rita des Songs verkörpert.
- Good Morning, Good Morning
- Der Titel stammt aus einem Cornflakes-Werbespot, den John Lennon zufällig im Fernsehen sah, als er an diesem Song schrieb.
- Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Reprise)
- A Day in the Life
- Dieser Song entstand aus zwei unfertigen Liedern, eines von Lennon, eines von McCartney. Der Song von Lennon wurde geteilt und in die Mitte das Stück von McCartney gesetzt. Erstmals wurde in der Popmusik ein komplettes Orchester eingesetzt.
Während die Nadel des Plattenspielers über die Auslaufrille der LP gleitet, ist der Hidden Track Sgt. Pepper’s Inner Groove zu hören, der etwa zwei Sekunden dauert. Manche behaupten, rückwärts abgespielt sei der Satz “Will Paul Return as Superman?” zu hören (siehe Paul is dead).
Das Cover
Das Cover, entworfen vom britischen Pop-Art-Künstler Peter Blake, ist heute eine Ikone in der Geschichte der Cover-Kunst. Das Gruppenbild mit Blumen, aufgereiht in den Chelsea-Manor-Studios in London am 30. März 1967 zeigt die Beatles in bunten Fantasie-Uniformen, umringt von einer Gruppe von insgesamt 70 Persönlichkeiten aus aller Welt, zusammenmontiert und vereint als eine Gemeinschaft der „neuen freien Menschen„, von denen Timothy Leary gesprochen hatte. Sie hatten eines gemeinsam: Sie versuchten die irdischen Gegensätze dieser Welt in irgendeiner Form bewusstseinsverändernd umzusetzen. Sie repräsentierten vortrefflich alle Einflüsse, welche die Beatles und ihre Musik selbst prägten.
Davor war der Name Beatles in einem Blumenbouquet geschrieben, umgeben von allerlei Schnickschnack und Utensilien wie Fernseher, Buddha-Statuen, Wasserpfeifen, Gartenzwergen oder japanischen Steinfiguren.
Folgende Berühmtheiten und Gegenstände sind auf dem Cover zu sehen (bei mehreren Erscheinungen Anzahl in Klammern)
John Lennon hatte sich auch Jesus von Nazaret, Elvis Presley und Adolf Hitler für das Cover gewünscht. Der vorbereitete Pappaufsteller von Hitler wurde aber während der Vorbereitungen für die Aufnahme beiseite gestellt und nicht verwendet, da Bedenken wegen einer Kontroverse, die Beatles könnten ihn und damit den Nationalsozialismus verherrlichen wollen, auftauchten. Ein Abbild Jesu wurde gar nicht erst vorbereitet. Mahatma Gandhi war auf der Originalaufnahme vertreten, wurde aber aus dem fertigen Bild herausretouchiert, da EMI Group fürchtete, man würde die Band beschuldigen, sich über Gandhi lustig zu machen. Auch nachträglich entfernt wurde Schauspieler Leo Gorcey, da er für das Abbilden seines Konterfeis auf dem Albumcover Bezahlung erwartete.
Literatur
- George Martin; William Pearson: With a little help from my friends: The making of Sgt. Pepper. Little/Brown, Boston 1994. ISBN 0-316-54783-2
- Allan F. Moore: The Beatles: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Cambridge University Press, Cambridge/New York 1997. ISBN 0-521-57381-5