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Kaschubische Sprache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kaschubisch

Gesprochen in

Polen, Kanada
Sprecher 50.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Polen als Regionalsprache
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2 (B) csb (T) –

Das Kaschubische (oder: Pomoranische) (kaschubisch: kaszëbsczi jãzëk, pòmòrsczi jãzëk, kaszëbskò-słowińskô mòwa) ist eine westslawische Sprache, die in der Gegend westlich und südlich von Danzig von etwa 50.000 Menschen als Alltagssprache gesprochen wird. Des Kaschubischen mächtig sind nach maximalen Schätzungen etwa 150.000 Menschen.

Am nächsten verwandt ist das Kaschubische mit dem Polnischen, mit dem es den Großteil des Erbwortschatzes gemeinsam hat, von dem es aber auch später – vor allem in Grammatik und Wortbildung – Einflüsse aufgenommen hat. Die wichtigsten Unterschiede zum Polnischen sind Substratelemente aus dem Altpreußischen, ein größerer Anteil an deutschen Lehnwörtern (ca. 5 %), Vokalausfälle in unbetonten Silben sowie andere Betonungsregeln: Im Süden betont das Kaschubische auf der ersten Silbe, im Norden ist die Betonung beweglich. Ebenso kennzeichnend für das Kaschubische ist die Vertauschung benachbarter Laute (gegenüber dem Altslawischen bzw. Polnischen): So steht das kaschubische Wort gard (befestigte Siedlung) dem polnischen Vokabel gród gegenüber.

Seit dem 15. Jahrhundert wird Kaschubisch geschrieben – in Lateinschrift und nach dem Vorbild der polnischen Orthographie. Allerdings konnte sich nie eine einheitliche Schriftsprache herausbilden, die Schriftsteller schreiben bis heute in ihren jeweiligen Dialekten. Der wichtigste kaschubische Schriftsteller war im 19. Jahrhundert Florian Ceynowa, der die bis dahin für die geschriebene Sprache typische polnische Überformung stark reduziert hat.

Aus polnischer Sicht wurde Kaschubisch lange Zeit als ein Dialekt des Polnischen angesehen. Als Argumente dafür wurde einerseits die sprachliche Nähe angeführt, vor allem aber die Tatsache, dass sich die Kaschuben historisch immer zu den Polen gezählt haben, vor allem in den nationalen Auseinandersetzungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Schließlich spielt auch eine Rolle, dass Kaschubisch bis heute mehr oder weniger wie ein Dialekt funktioniert, d. h. es ist auf die mündliche Kommunikation und einige wenige Textsorten beschränkt; die Sprache des öffentlichen Lebens ist auch in den kaschubischen Gebieten nahezu ausschließlich das Polnische.

Heute werden die Bestrebungen einer Gruppe von kaschubischen Intellektuellen, das Kaschubische zu einer eigenen Standardsprache auszubauen, nicht mehr behindert, sondern vom polnischen Staat geduldet und bis zu einem gewissen Grade auch gefördert. Kaschubisch wird an einigen wenigen Schulen unterrichtet, es gibt Radio- und Fernsehsendungen auf Kaschubisch. Seit dem Jahr 2005 kann an einigen polnischen Schulen das Abitur in kaschubischer Sprache abgelegt werden. Für die weitere Entwicklung wird entscheidend sein, ob sich die gemeinsame Orthografie, auf die man sich Anfang der neunziger Jahre geeinigt hat, wirklich durchsetzt.


Günter Grass beschreibt im Roman Die Blechtrommel, wie die Mutter und der Onkel des Protagonisten Oskar Kaschubisch quasi als Geheimsprache verwenden.

Seit Frühjahr 2004 gibt es auch eine kaschubische Wikipedia.

Siehe auch

Slawische SprachenKaschubenPomoranen

Literatur

  • Bobrowski, Marcin M.: Kleines Wörterbuch Deutsch-Kaschubisch. Region, Gdynia 2004
  • Harald Haarmann: Kleines Lexikon der Sprachen. Von Albanisch bis Zulu. C. H. Beck, München 2001. ISBN 3-406-47558-2
  • Peter Rehder (Hrsg.): Einführung in die slawischen Sprachen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991. ISBN 3-534-06150-0
  • Friedrich Lorentz: Pomoranisches Wörterbuch. Band l–5. Akademie Verlag, Berlin 1958–1983
  • Friedrich Lorentz: Geschichte der pomoranischen (kaschubischen) Sprache. Walter de Gruyter & Co., Berlin/Leipzig 1925
  • Friedrich Lorentz: Kaschubische Grammatik. Danzig 1919/Hildesheim 1971.
  • Friedhelm Hinze: Wörterbuch und Lautlehre der deutschen Lehnwörter im Pomoranischen (Kaschubischen). Akademie Verlag, Berlin 1965.