Haselmaus
Haselmaus | ||||||||||||
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Haselmaus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Muscardinus | ||||||||||||
Kaup, 1829 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Muscardinus avellanarius | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist ein mausähnliches, nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche (Gliridae).
Sie wiegt 15 bis 40 Gramm und wird knapp 15 Zentimeter lang, fast die Hälfte (5,8 bis 6,8 Zentimeter) der Länge entfällt dabei auf den Schwanz. Das Fell ist gelbbräunlich bis rotbräunlich mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust, am Schwanz ist es meist etwas dunkler. Sie wird in freier Wildbahn 3 bis 4 Jahre alt und ist mit einem Jahr geschlechtsreif.
Lebensraum


Ihr bevorzugter Lebensraum sind Mischwälder mit reichem Buschbestand in Mittel-, Nord- und Osteuropa. Besonders beliebt sind Haselsträucher (Corylus avellana).
Durch die Zerstörung und Zerstückelung der Lebensräume ist die Haselmaus im nördlichen Europa (England, Schweden, Deutschland, Dänemark) seltener geworden. Sie wird in der weltweiten Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN in der Kategorie "Least concern", also als nicht bedroht aufgeführt. Im EU-Artenschutzabkommen genießt sie einen besonderen Schutzstatus.[1]
Die Haselmaus wurde durch die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und die Deutsche Wildtier Stiftung als Tier des Jahres 2017 ausgewählt.[2][3]
Lebensweise
Tagsüber schläft sie in ihrem etwa faustgroßen, kugelförmigen Kobel genannten Nest, das sie meist aus Grasspreiten, Laubblättern und anderem geeigneten bzw. in der direkten Umgebung verfügbaren Material baut und in Büschen und Bäumen aufhängt. Oft benutzt sie auch Nisthöhlen und Nistkästen. In der Zeit von Mai bis Ende Oktober streift sie nachts umher und ernährt sich von Knospen, Samen, Beeren, Insekten, Vogeleiern, kleinen wirbellosen Tieren, Walnüssen und Haselnüssen. Sie gehört somit zu den Allesfressern.
Den Winterschlaf verbringt sie in einem anderen, frostsicheren Nest in Erdhöhlen oder Baumstümpfen. Dabei reduziert sich ihre Körpertemperatur deutlich. Das Weibchen wirft ein- bis zweimal im Jahr zwei bis fünf Junge, die in einem etwas größeren Nest bis zu ihrer Unabhängigkeit, die etwa 40 Tage nach der Geburt beginnt, bei der Mutter bleiben. Zum Säugen besitzt das Haselmausweibchen vier Paar Zitzen, an denen die Jungen etwa einen Monat saugen. Die Tragzeit beträgt etwa 22 bis 24 Tage.[4]
Die Haselmaus ist ein hervorragender Kletterer, der sich auch auf den dünnsten Zweigen wohl fühlt und die meiste Zeit in den Bäumen lebt. Dabei benutzt sie zum Teil die Hangeltechnik der Affen, um sich fortzubewegen. Das Revier der Haselmaus, das sie mit Urin und Sekreten aus den Analdrüsen markiert (Wirbeltierpheromone), hat einen Radius von etwa 150 bis 200 Metern.
Fressfeinde
Hauptfeinde sind Rotfuchs, Mauswiesel und das Hermelin. Weitere Feinde sind Greifvögel und Eulen, etwa die Schleiereule und der Waldkauz.
Da sie sich nicht verteidigen können, sind Haselmäuse Fluchttiere.
Während der Winterruhe werden sie gelegentlich von Wildschweinen ausgegraben und verzehrt.
Gefährdung und Schutz
Diese Art ist in den EU-Mitgliedstaaten zudem in Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet. Es besteht strenger Artenschutz gemäß Artikel 12, 14, 15 und 16 der Richtlinie, wie für alle in Anhang IV gelistete Arten.
Die Haselmaus in der Literatur
Eine Haselmaus spielt eine prominente Rolle bei der „verrückten Teeparty“ in Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Im Buch Das Tierhäuschen, geschrieben vom russischen Dichter Samuil Marschak, ist eine Haselmaus einer der Protagonisten.
Verwendung in der Küche
Durch die Kochbücher des Apicius ist die Verwendung der Haselmaus als Delikatesse in der altrömischen Esskultur bekannt.[5] Sie galt als besonderer Leckerbissen, der mit einer Honigsoße serviert wurde.
Literatur
- Rimvydas Juškaitis, Sven Büchner: Die Haselmaus. Muscardinus avellanarius (= Die Neue Brehm-Bücherei. Bd. 670). Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben 2010, ISBN 978-3-89432-918-1.
Referenzen
- ↑ Muscardinus avellanarius in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Tchabovsky, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006.
- ↑ Welt: Eine Fake-Maus ist Tier des Jahres 2017, 19. Dezember 2016, abgerufen am 20. Dezember 2016
- ↑ Schutzgemeinschaft Deutsches Wild und Deutsche Wildtier Stiftung verkünden das Tier des Jahres 2017: Die Haselmaus., abgerufen am 20. Dezember 2016
- ↑ http://www.world-of-animals.de/Tierlexikon/Tierart_Haselmaus.html
- ↑ http://www.hs-augsburg.de/~harsch/Chronologia/Lspost04/Apicius/api_re08.html