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Terlusollogie

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Die Terlusollogie[1] (Kunstwort aus lateinisch terra Erde, luna Mond und sol Sonne, sowie Vorlage:ELSalt Wort, Lehre) ist ein alternativmedizinisches Konzept, das von den deutschen Ärzten Charlotte (1909–2016) und Christian Hagena (* 1948) verbreitet wird[2] und auf eine Typenlehre des Violinisten Erich Wilk (1915–2000) zurückgeht.[3]

Das Wort „Terlusollogie“ ist als Marke registriert.

Lehre

Die Lehre postuliert einen Einfluss von Sonne und Mond auf den Menschen, der sich in zwei Atem- bzw. Konstitutionstypen manifestiere: den lunaren Einatemtyp und den solaren Ausatemtyp. Der Einfluss, der am Tag der Geburt bzw. bei der ersten selbstständigen Atmung überwiegt, soll aus Sicht der Terlusollogie lebenslang prägend sein.[4]

Der lunare Anteil wird zwischen 1 % bei Neumond und 100 % bei Vollmond angenommen, der solare Anteil zwischen 1 % am 21. Dezember (Winteranfang) und 100 % am 21. Juni (Sommeranfang).

Die beiden Atemtypen sollen sich primär in der Art ihrer Atmung (unterschiedliche Nutzung des Brust- bzw. Bauchraums für die Atmung und unterschiedliche Betonung der Atemphasen Ein- bzw. Ausatmung) unterscheiden. Als Folge der beiden unterschiedlichen Atmungsarten sollen sich zwei Konstitutionstypen herausbilden, die sich vor allem hinsichtlich Körperhaltung, Bewegung und Ernährung klar voneinander unterscheiden.

Dauerhafte Abweichung von den in der Lehre ausführlich beschriebenen atemtypischen Merkmalen soll zu Leistungsminderung und gesundheitlicher Beeinträchtigung führen.

Verbreitung

Die Terlusollogie ist hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet und auch unter den Namen „Atemtypenlehre nach Wilk“, „Atemtypenlehre“ oder „solar/lunar“ bekannt.

Praktische Anwendung

Das Kernstück terlusollogischer Praxis bildet die Arbeit mit den Zusammenhängen zwischen Atmung, Körperhaltung und Bewegung. Als Grundlage dafür dient eine Serie von zwölf Körperübungen für jeden der beiden Atemtypen. Darüber hinaus gibt die Lehre umfangreiche Empfehlungen und Anweisungen zur allgemeinen Lebensführung sowie zu medizinischen Bereichen.

Diese Übungen sollen eine Anregung der Atem-Hilfs-Muskulatur durch gezielte Bewegungen bzw. Haltungen darstellen. Erich Wilk will sie durch langjährige Beobachtung des Verhaltens von Menschen unterschiedlichen Atemtyps in Alltag, Kunst und Sport abgeleitet und entwickelt haben. Sie sollen – exakt und regelmäßig ausgeführt – eine ökonomische Selbstorganisation des Körpers in Bezug auf Atmung, Haltung und Bewegung (einschließlich Feinmotorik) fördern.[2]

Terlusollogische Methoden werden in vielen Fachgebieten angewendet, u. a. in Gesang[5][6] und Stimme,[7] im Instrumentalspiel,[8][9] bei verschiedenen asiatischen Techniken,[10][11][12][13] in der Pädagogik,[14] der Medizin[15][16][17] oder im Business Coaching[18].

Wissenschaftliche Einordnung und Kritik

Trotz einer gewissen Verbreitung – vor allem in den Fachgebieten Gesang, Gesangspädagogik, Instrumentalspiel (Bläser), Logopädie und Sprecherziehung – wird die Lehre - insbesondere unter Gesangspädagogen - kontrovers diskutiert. Wissenschaftliche Untersuchungen der Terlusollogen selbst zur Validierung ihrer Lehre fehlen. Dagegen liegen zwei kritische wissenschaftliche Arbeiten vor.

  • Der Sänger, Sprecher und Stimmtrainer Frederik Beyer hat im Rahmen seiner Diplomarbeit ca. 500 Probanden zu einzelnen Annahmen der Terlusollogie befragt. Auf Grund seiner Untersuchungsergebnisse kam er zu dem Schluss, dass die von ihm untersuchten Annahmen der Terlusollogie falsch seien und die Lehre als Pseudowissenschaft bezeichnet werden muss (siehe Literatur).
  • Eine neuere Arbeit des Sozialpädagogen Uwe Janatzek stellt in umfangreicher Weise wesentliche Aspekte der terlusollogischen Lehre auf den Prüfstand der die Lehre tangierenden Wissenschaftsbereiche wie Physik, Biologie, Physiologie, Medizin, Mathematik oder Informatik. Die Arbeit kommt ebenso wie Beyer zu dem Schluss, dass die Terlusollogie als Pseudowissenschaft bezeichnet werden müsse und die von ihr postulierten Annahmen einer wissenschaftlichen Grundlagen entbehrten (siehe Literatur).

Literatur

  • Christian Hagena: Grundlagen der Terlusollogie. Praktische Anwendung eines bipolaren Konstitutionsmodells. 3. Auflage. Haug im MVH, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8304-7302-2.
  • Michael Pezenburg: Terlusollogie – Naturgesetz oder Humbug? In: Vox Humana, Jg. 6, Heft 3, Februar 2011, Nürnberg, ISSN 1861-065X.
  • Frederik Beyer (2011): Lunar? Solar? Kritisch-rationale Untersuchung der Terlusollogie und deren Konsequenzen für die gesangspädagogische Praxis. GRIN, München 2012, ISBN 978-3-656-13020-8
  • Uwe Janatzek: Pseudowissenschaft Terlusollogie. Ein Beitrag zum Demarkationsproblem für Studierende der Sozialen Arbeit. Diplomica Verlag GmbH Hamburg 2017, ISBN 978-3-96146-516-3

Einzelnachweise

  1. Der Brockhaus Alternative Medizin: Heilsysteme, Diagnose- und Therapieformen, Arzneimittel. Brockhaus, Mannheim 2008, ISBN 978-3-7653-3291-3, S. 449.
  2. a b Christian Hagena: Grundlagen der Terlusollogie. Praktische Anwendung eines bipolaren Konstitutionsmodells. 3. Auflage. Haug im MVH, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8304-7302-2.
  3. Erich Wilk: Typenlehre. Magnetismus, Charakter und Gesundheit. Dr. Francis Ising Verlag, Minden i.W. 1949, DNB 576929638.
  4. Christian Hagena: Grundlagen der Terlusollogie. 3. Auflage. Haug im MVH, Stuttgart 2009, S. 5–6.
  5. Romeo Alavi Kia, Renate Schulze-Schindler: Sonne, Mond und Stimme - Atemtypen in der Stimmentfaltung. 5. Auflage. Aurum im Kamphausen Verlag, Bielefeld 2003, ISBN 3-89901-349-2.
  6. Brigitta Seidler-Winkler: „Im Atemholen sind zweierlei Gnaden“. Bipolarität und Stimme. Pfau, Saarbrücken 2004, ISBN 3-89727-231-8.
  7. Brigitta Maria Schaub: Der Stimmige Auftritt: Kompaktwissen Stimme für alle Sprechberufe. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2009, ISBN 978-3-86582-758-6.
  8. Walter Brusniak: Sonne, Mond und Atmung - Betrachtung zur Terlusollogie mit Druckluft und Luftdruck. In: clarino.print Nr. 4, 2005, ISSN 1610-7853, S. 34-35.
  9. Walter Brusniak: Sonne, Mond und Atmung - Betrachtung zur Terlusollogie mit Druckluft und Luftdruck. In: Übmethodik für Bläser (= clarino.extra Band 8). DVO, Buchlohe 2011, ISBN 978-3-943037-03-6, S. 58-62.
  10. Rosina Sonnenschmidt: Die solare und lunare Atemenergetik. Ehlers, Wolfratshausen 2001, ISBN 3-934196-67-5.
  11. Anna Trökes, Margarete Seyd: Yoga und Atemtypen: Fachbuch für eine individuelle Yogapraxis für Lehrende und Lernende. Aurum Kamphausen, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89901-155-5.
  12. Frieder Anders, Judith Hechler: Innere Kraft durch Atemtyp Qigong. Theseus, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7831-9562-0.
  13. Frieder Anders, Volker Brauner, Alexander Zock: Taiji, Atemenergetik und Biomechanik. Der Weg zur Inneren und Äußeren Technik von Frieder Anders. Hans Huber, Bern 2009, ISBN 978-3-456-84699-6.
  14. Anne Becker: Rechnen lernen kann jedes Kind. Shaker Media, Aachen 2009, ISBN 978-3-86858-312-0.
  15. Anneliese Schaefer-Schulmeyer: Die Lateralitätsveranlagungen beim Menschen als Naturgesetz und dessen phänomenale Auswirkungen durch einen hierdurch bewirkten individuellen Rhythmus. In: Erfahrungsheilkunde 16, Heidelberg 1977, S. 7-15.
  16. Volker Brauner: Tai Chi und Atmung, Aus der Verwurzelung kommt die Kraft. In: Naturarzt Nr. 11, 2009, S. 17-19.
  17. Jürg Lendenmann: Atmen ist keine Nebensache. In: OTXWorld, Nr. 61, Oktober 2010, S. 41.
  18. Claudia Fischer: Maximale Telefonpower: Mit Intuition und Empathie mehr Erfolg im Kundenkontakt. 2., erweiterte Auflage. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-0957-2.