Hausmaus
Äußere Merkmale
Die Hausmaus erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 7 bis 11 cm, eine Schwanzlänge von 7 bis 10 cm und ein Gewicht von ca. 20 - 25 g; die in Labors gehaltenen weißen Mäuse und die sog. Farbmäuse können wesentlich schwerer werden, 35 - 45 Gramm sind keine Seltenheit. Die oberen Nagezähne sind etwas eingekerbt. Der Körper ist oberseits mausgrau bis braungrau, die Unterseite ist etwas heller. Der Schwanz ist mit deutlich sichtbaren Schuppenringen versehen und spärlich behaart. Ausgewachsene Hausmäuse lassen sich von den ähnlich aussehenden Wühlmäusen relativ leicht unterscheiden: Bei Wühlmäusen ist der Schwanz stets deutlich kürzer als die Hälfte ihres Rumpfes (Nase bis Schwanzansatz), bei Hausmäusen ist er stets deutlich länger als die Hälfte des Rumpfes.
Verbreitung
Die Hausmaus ist ein äußerst erfolgreiches Tier. So konnte sie sich als Kulturfolger mit der zumeist unfreiwilligen Hilfe des Menschen auf der ganzen Erde verbreiten. Wenn sie nicht in der Nähe des Menschen lebt, bewohnt sie vor allem Steppen, Wüstengebieten und Kulturland. Dort gräbt sie Gänge und baut Nester, in denen sie ihre Vorräte lagert. In Deutschland kommt sie in zwei Unterarten vor, die seit ungefähr 5000 Jahren getrennt von einander sind: der westlichen (Mus musculus domesticus) sowie der östlichen (Mus musculus musculus). Beide Unterarten bilden in einer schmalen Kontaktzone im Osten Schleswig-Holsteins Hybrid-Populationen. Die in Labors gehaltenen weißen Mäuse stammen ausnahmslos von der westlichen Unterart ab.
Hausmäuse gelten als eine Art, die in Mitteleuropa nicht ursprünglich heimisch war, sondern die sich erst durch den Menschen hier ausbreitete. Ihre Ausbreitung liegt jedoch so lang zurück, dass sie als Archäozoon gilt.
Verhalten
Die Hausmaus hält keinen Winterschlaf, sie kann jedoch bei Frost und Futterknappheit in einen Erstarrungszustand fallen. Die in der Nähe des Menschen lebende Hausmaus betreibt, besonders wenn sie sich dort leicht und regelmäßig Nahrung beschaffen kann, eine nicht so ausgiebige Vorratshaltung. Die Hausmaus ist in der Nähe des Menschen meist nachtaktiv. Nur wenn sie sich sehr sicher fühlt, verlässt sie auch tagsüber ihr Versteck.
Hausmäuse sind neben den Ratten hinsichtlich ihres Sozialverhaltens (speziell des Eintrageverhaltens) und ihres Erbgeschehens die am besten untersuchten Säugetiere. Sie verständigen sich untereinander einerseits durch geruchliche Merkmale, andererseits durch Ultraschall-Laute. Besonders bei Nestlingen kann man das leise Knacken der Stimmlippen deutlich hören, wenn sie (für Menschen unhörbare) Ultraschall-Laute produzieren. Neuesten Studien zufolge wird die Kommunikation über Ultraschall auch in der Balz eingesetzt. Dabei "singen" die Männchen individuelle immer wiederkehrende Melodiethemen die eine ähnliche Qualität wie die junger Singvögeln haben.
Freilebende Hausmäuse bewegen sich im ihnen bekannten Gelände wie kleine Schienenfahrzeuge auf festen, durch den Geruch gekennzeichneten Bahnen. Anders als in vielen Erzählungen behauptet, kann man Hausmäuse relativ schlecht mit Käse anlocken, wohl aber sehr gut mit stark aromatisierten Süßigkeiten wie etwa Pfefferminz-Schokolade.
Die Haltung von Wildfängen der Hausmaus in Käfigen erweist sich in der Regel als schwierig, da die Tiere mangels genügend Auslauf zu Verhaltensstereotypien neigen bis hin zur Selbstbeschädigung und zum Infantizid. Eine auch nur annähernd artgerechte Haltung ist im Privatbesitz nahezu unmöglich und sollte daher gar nicht erst versucht werden.
Fortpflanzung
Bei entsprechendem Nahrungsangebot ist die Hausmaus das ganze Jahr über fortpflanzungsfähig. Bis zu acht Würfe mit durchschnittlich drei bis acht Jungen im Jahr sind möglich, aber keineswegs die Regel. Wenn sich aber ihre Nahrungsreserven und das Platzangebot verknappen, also sozialer Stress entsteht, verzögert sich die Eireifung und die Brunst. Diese hormonelle Steuerung schützt letztlich vor einer Übervölkerung.
Die Jungtiere werden nackt, blind, taub und unpigmentiert geboren und wiegen weniger als 1 g; einzig die fest verschlossenen Augen sind bei Wildmäusen bereits dunkel, bei weißen Mäusen hingegen ebenfalls völlig farblos. Um den 10. Lebenstag sind die Nestlinge von einem gleichmäßigen Flaum aus kurzen Haaren überzogen, und am 15 oder 16 Tag nach der Geburt öffnen sich die Augen. Im Alter von 3 Wochen haben sie ein Körpergewicht von etwa 6 g erreicht. Im Alter von mindestens zwei, meist aber erst drei Monaten können sie selbst wieder Nachwuchs bekommen. Die Tragezeit beträgt ca. 3 Wochen.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden der Hausmaus zählen im Haus und in dessen Nahbereich neben dem Menschen vor allem die Hauskatze, im Stall und im Getreidespeicher auch der Steinmarder, die Schleiereule und ganz vereinzelt der Iltis.
In freier Natur zählen Katzen, diverse Raubvögel (darunter auch Eulen), Ringelnattern und Kreuzottern, aber auch Wiesel, Marder, Iltis und Rotfuchs zu ihren natürlichen Feinden.
Geschichte der Hausmaus
Die Hausmaus ist heute zwar weltweit verbreitet, scheint aber ursprünglich in Indien verbreitet gewesen zu sein. Man kann anhand von Knochenfunden den Weg der Mäuse von Indien westwärts verfolgen. Die Östliche Hausmaus (Mus musculus musculus) kam offenbar von Indien über Zentralasien nach Mittel- und Westeuropa und erreichte Belgien um 4000 v. Chr. Die Westliche Hausmaus (Mus musculus domesticus) gelangte über Westasien in den Mittelmeerraum. 10000 v. Chr. ist sie in Palästina nachgewiesen, 4000 v. Chr. in Griechenland, 1000 v. Chr. in Spanien und um die Zeitenwende auf den Britischen Inseln, wohin sie vermutlich auf römischen Schiffen gelangte. Seither drängte sie die Östliche Hausmaus immer weiter nach Osten ab.
Es besteht wenig Zweifel daran, dass die Ausbreitung der Hausmaus in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Bindung an den Menschen besteht. In jungsteinzeitlichen Ausgrabungsstätten in Anatolien fand man Belege dafür, dass Hausmäuse bereits damals Mitbewohner menschlicher Behausungen waren. Auf Schiffen gelangten sie in den letzten 1000 Jahren nach Afrika, Amerika und Australien.