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Clavichord

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Das Clavichord ist ein Tasteninstrument, dessen Klangerzeugungsprinzip darauf beruht, dass Saiten mittels sog. Tangenten angeschlagen und abgeteilt werden. Die Tangenten, schmale Metallplättchen, sitzen dabei direkt auf den hinteren Enden der zweiarmigen Tasten. Der Ton klingt genau solange die Taste gedrückt ist, also die Tangente an der Saite anliegt. Wird die Taste losgelassen, löst sich auch die Tangente wieder von der Saite, wodurch der klingende und der mit einem Filzstreifen abgedämpfte Teil der Saite wieder zusammenfallen und der Dämpfungseffekt eintritt. Das Clavichord spielte seit dem frühen 16., besonders aber im 17. und 18. Jahrhundert eine große Rolle in der häuslichen Musik, die vergleichbar mit der des heutigen Klaviers ist. Das Clavichord war aufgrund seiner Konstruktion billiger als andere Tasteninstrumente und fand somit als Überinstrument große Verbreitung. Es ist vergleichsweise leise und daher nicht für Aufführungen im großen Rahmen geeignet.

Sein Ton ist jedoch höchst modulationsfähig: Als einziges mechanisches Tasteninstrument bietet das Clavichord die Möglichkeit der Tonbeeinflussung auch noch nach dem Anschlagen, z. B. durch die "Bebung", ein periodisches Ändern des Drucks auf die Taste, wodurch ein dem Vibrato bei Streichinstrumenten ähnlicher Effekt entsteht. Das Clavichord erlaubt in beschränktem Umfang feine dynamische Abstufungen. In dieser Hinsicht und wegen seiner "Anschlagsmechanik" wird es als ein Vorläufer des Hammerklaviers angesehen.

Das Clavichord ist eines der ältesten besaiteten Tasteninstrumente und ging aus dem Monochord hervor, einem Mess- und Demonstrationsinstrument des Altertums. Bei Clavichorden unterscheidet man prinzipiell zwei Typen: die gebundenen und die ungebundenen Clavichorde. Bei den gebundenen Instrumenten benutzen 2 bis 4 benachbarte Tasten dieselbe Saite bzw. bei mehrchöriger Bespannung dieselbe Saitengruppe zur Tonerzeugung, indem ihre Tangenten die Saiten an unterschiedlichen Punkten abteilen. Die sich so ergebende Ersparnis an Saiten ist verbunden mit weiteren Vorteilen: Weniger Saiten bedeuten auch weniger Aufwand beim Stimmen des Instruments und weniger statische Belastung der Gesamtkonstruktion, wodurch das Instrument leichter und "resonanter" gebaut werden kann. Dem gegenüber steht der Nachteil, dass die Töne einer Bindung nicht gleichzeitig gespielt werden können. Häufig sind daher nur direkt benachbarte Halbtöne gebunden, die in der Musik der Zeit fast nie gleichzeitig erklingen. Ungebundene Instrumente haben für jede Taste eine Saite oder ein Saitenpaar. Sie fanden vor allem in der Spätphase des Clavichords ab etwa 1750 Verbreitung.

Der Name Clavichord wurde erstmals 1396 erwähnt. Das älteste erhaltene Clavichord, gebaut 1543, befindet sich im Musikinstrumentenmuseum in Leipzig. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts war das Instrument fast in ganz Europa weit verbreitet. Mit der zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Tendenz zu klanglicher Verstärkung kam das Clavichord aus der Mode. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und im Kontext des wieder aufkeimenden Interesses an historischen Instrumenten wurde sein besonderer Reiz, der einer höchst sensiblen Gestaltungsmöglichkeit des Tons, wiederentdeckt.

Ein Großteil der bis zur Frühklassik geschriebenen Musik für Tasteninstrumente kann auf dem Clavichord gespielt werden. Es ist jedoch tendenziell weniger geeignet für Oktavgänge, große Sprünge, virtuose Läufe und schnelle Akkordwiederholungen. Einer der wichtigsten Komponisten für Clavichord war Carl Philipp Emanuel Bach.



Siehe auch: Cembalo