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Promotorenmodell

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Promotoren sind Personen, die einen Innovationsprozess oder Änderungsprozess aktiv und intensiv unter Einsatz von besonderem Engagement, d. h. Einsatz von Arbeitsaufwand der auch über deren normalen Arbeitspensum liegt, fördern. Hauptaufgabe der Promotoren ist es Willens- und Fähigkeitsbarrieren der Mitarbeiter im Zusammenhang mit Innovationsprozessen im Unternehmen abzubauen und zu überwinden.


Entstehung und Vertreter

  • Eberhard Witte wurde am 3.1.1928 in Beelitz geboren. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre nahm er Lehrstühle an den Universitäten Bochum, Freibug und München an. Neben zahlreichen akademischen Funktionen die Witte inne hat ist er (Mit-)Herausgeber zahlreicher Buchreihen und Mitglied diverser Kuratorien. Das Macht- und Fachpromotorenmodell wurde Ende der 1960er Jahre von ihm entwickelt. Witte ist verheiratet und hat zwei Töchter.
  • Jürgen Hauschildt wurde 1936 geboren. Er hat das Promotoren-Modell von Witte um den Prozessmotor erweitert. Ausserdem hat er das Promotoren-Modell, das von Witte nur für Prozessinnovationen vorgesehen war, auf Produktinnovation erweitert.


Beschreibung des Promotorenmodells

Innovations- oder Transferprozesse stoßen in der Umsetzungsphase oft auf Willens- und Fähigkeitsbarrieren.

Willensbarrieren

Diese betreffen vor allem die Akzeptanz und den Ressourceneinsatz durch die Mitarbeiter. D. h. der Einsatz von Ressourcen (Arbeitskraft, Zeit, Geld und Sachmitteln) wird verweigert und es kommt zu negativen Reaktionen gegenüber allen, die die Neuerung fördern und begrüßen.

Fähigkeitsbarrieren

Diese betreffen das Verständnis für den gesamten Innovationsproszess, aber vor allem für Lösungsansätze im eigenen Arbeitsbereich und bei Schwierigkeiten in der Anwendung von neuen Techniken und Systemen, z. B. erstmaliger Einsatz eines EDV-Systems im gesamten Unternehmen.


Die Typen im Promotorenmodell

Der Machpromotor

Der Machtpromotor beeinflusst einen Veränderungs- oder Innovationsprozess aufgrund seiner hierarchisch legitimierten Macht. Das heißt er hat eine höherrangige Position in der Aufbauorganisation inne und kann Ressourcen für seine Belange frei einteilen. Durch seine Stellung in der Hierarchie ist der Machtpromotor einerseits in der Lage Opponenten mit Sanktionen zu belegen, andererseits kann er Innovationswillige schützen und unterstützen. Die Hauptaufgabe des Machtpromotors ist also das leisten von Überzeugungs- und Begeisterungsarbeit, welche durch Belohnungen und Anreize aller Art unterstützt werden. Die Stärke eines Machtpromotors wird an der Häufigkeit des aktiven Tuns und des Bemerktwerdens gemessen.


Der Fachpromotor

Der Fachpromotor beeinflusst einen Veränderungsprozess durch sein objektspezifisches Fach- und Methodenwissen. Seine hierarchische Position in der Aufbauorganisation ist dabei unerheblich, da er die Mitglieder der Organisation dadurch nicht beeinflussen kann. Fachpromotoren entstehen oft aus Linienpositionen aufgrund ihrer Nähe zu technischen Neuheiten im Arbeitsalltag. Sie werden daher weder rein ausführende Mitarbeiter noch Spitzenmanager sein, da eine gewisse fachliche Qualifikation notwendig ist. Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass Fachpromotoren vor allem Lehrende sind, die den Innovationsprozess durch Weitergabe ihres Wissen vorantreiben und Lösungsansätze zur Überwindung von Problemen und Hindernissen von Seiten der Opponenten entwickeln.


Der Prozesspromotor

Dieser Typ von Promotoren zeichnet sich durch die besondere Kenntnis der Organisationsstruktur einer Unternehmung aus. Er stellt aufgrund seines Wissens Kontakte und Verbindungen zwischen den Macht- und Fachpromotoren und deren Umwelt außerhalb der Unternehmung her. D. h. der Prozesspromotor unterstützt den Veränderungsprozess nur indirekt.


Der Beziehungspromotor

Der Beziehungspromotor ist dadurch gekennzeichnet, dass er über ein weit verzweigtes Netzwerk von persönlichen Kontakten verfügt, mit dem Großteil einer Unternehmung gute und freundschaftliche Beziehungen pflegt und durch alle Hierarchieschichten hindurch akzeptiert und respektiert wird. Sie sind daher im Stande neue Netze nach innen sowie außen zu spannen und können so den Innovationsprozess indirekt unterstützen.


Das Promotorengespann

Die Optimalform im Promotorenmodell stellt eine Kombination von Macht- und Fachpromotor entweder in einer Person oder durch eine enge Verflechtung zweier Personen in der Unternehmung dar. Bei diesem Typ hat der Promotor sowohl auf hierarchischer als auch auf fachlicher Ebene die Macht und das notwendige Wissen um Prozessgegner zu sanktionieren und Innovationsfreunde zu belohnen.


Die Opponenten

Dies sind Personen, die einen Innnovations- oder Transformationsprozess verzögern oder verhindern wollen! Man könnte auch sagen, es handelt sich um Personen, die gegen alles Neue in einem Prozess oder Unternehmen sind.


Bedeutung für die Praxis

Das Promotorenmodell ist ein analytisches Modell das zeigt, unter welchen Gegebenheiten Innovationsprozesse zur Überwindung von Problemen größere Aussicht auf Erfolg haben. Es ist der Projektorganisation ähnlich, ist jedoch in seiner Leistungsfähigkeit beschränkt. D. h. bei einer großen Zahl von Beteiligten und/oder einem zu hohen personellen Aufwand ist die Projektorganisation vorzuziehen.


Einsatzgebiete des Promotorenmodells

  • schrittweise Einführung von Zielvereinbarungen als Managementinstrument
  • schrittweise Einführung von Benchenmarking
  • Vorhaben im Rahmen der Einführung oder Moderisierung von IT
  • schrittweise Einführung von Telearbeit


Einsatzmöglichkeiten des Promotorenmodells

Das Promotorenmodell läßt sich nicht beliebig einsetzen, denn es müssen die entsprechenden Personen verfügbar sein, welche über erforderliche Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen und zusätzlich dazu bereit sind, sich über das normale Maß hinaus für eine Unternehmung zu engagieren.


Literatur

  • Liesa Folkerts: Promotoren in Innovationsprozessen. Dt. Univ.-Verl., Wiesbaden 2001, ISBN:3-8244-0551-2
  • Jürgen Hauschildt: Promotoren - Champions der Innovation. Gabler, Wiesbaden 1999, ISBN:3-409-23062-9
  • Jürgen Hauschildt: Innovationsmanagement 2. Aufl.. Vahlen, München 1997, ISBN:3-8006-2155-X
  • Eberhard Witte: Organisation für Innovationsentscheidungen - Das Promotoren-Modell. Schwartz, Göttingen 1973, ISBN:3-509-00616-X