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Leipziger Synagogalchor

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Leipziger Synagogalchor
Sitz: Leipzig / Deutschland
Gründung: 1962
Gattung: gemischter Chor
Gründer: Werner Sander
Leitung: Ludwig Böhme
Stimmen: 27 (SATB)
Website: www.synagogalchor-leipzig.de
Der Synagogalchor 1988 bei einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht

Der Leipziger Synagogalchor ist ein gemischter Chor, der sich der Pflege und Bewahrung synagogaler Musik sowie jiddischer und hebräischer Folklore widmet. Der Chor umfasst 25 bis 30 nichtjüdische Laiensänger, die aber zum großen Teil über eine private Gesangsausbildung verfügen. Hinsichtlich seiner Leistung wird der Chor professionellen Ansprüchen gerecht. Das äußert sich unter anderem in seinen weltweiten Auftrittsorten und darin, dass er mit renommierten Gesangssolisten und Orchestern zusammenarbeitet.

Geschichte

Der Synagogalchor ging 1962 aus dem Leipziger Oratorienchor hervor, den der jüdische Oberkantor Werner Sander 1951 in Leipzig gegründet hatte. Ziel des nun etwas verkleinerten Chores war neben der Folklorepflege die Aufführung jüdischer Komponisten wie z. B. Samuel Naumbourg, Salomon Sulzer und Louis Lewandowski. Nach der Umstellung auf das neue Metier trat der Chor 1963 erstmals vor Publikum auf. Bereits 1964 erschien bei ETERNA die erste Langspielplatte, der bald noch zwei weitere folgten.

Nach dem plötzlichen Tod von Werner Sander wurde 1972 der Tenor an der Oper Leipzig Helmut Klotz, der schon solistisch mit dem Chor zusammengearbeitet hatte, zum Chorleiter berufen. Helmut Klotz ist es in seiner künstlerischen Leitungstätigkeit gelungen, den Chor zu einem semi-professionellen Ensemble zu formen. Er arbeitet mit Solisten der Opernhäuser in Leipzig, Berlin und Zürich und mit Mitgliedern des Gewandhausorchesters oder des Sinfonieorchesters des Mitteldeutschen Rundfunks zusammen.

Auftrittshäuser des Chores waren unter anderem die Berliner Philharmonie, das Berliner Schauspielhaus, der Münchner Gasteig, das Leipziger Gewandhaus und die Alte Oper in Frankfurt. In den Synagogen von Warschau, Krakau, Prag, Paris und Breslau war der Chor ebenso zu Gast wie in den Kathedralen von Oppeln, Lublin und Kattowitz. Auslandsreisen führten nach Israel, Südafrika, Spanien, Portugal, Belgien, Brasilien, Schweden, in die Slowakei sowie mehrfach nach Polen und in die USA.

In Leipzig ist der Chor in einer Veranstaltungsreihe zweimal jährlich zu hören. Seit über 25 Jahren wirkt das Ensemble auch am ökumenischen Gottesdienst in der Leipziger Thomaskirche zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 mit.

Unter Federführung der Carlebach-Stiftung begannen am 4. März 2012 die Feierlichkeiten zum Jubiläum „50 Jahre Leipziger Synagogalchor – 40 Jahre unter Leitung von Kammersänger Helmut Klotz“. Am 14. April 2012 leitete Helmut Klotz nach Reden von Stanislaw Tillich, Burkhard Jung und Dieter Graumann den Chor letztmals in einem Festkonzert im großen Saal des Leipziger Gewandhauses. Sein Nachfolger, der Sänger und Chordirigent Ludwig Böhme, übernahm die künstlerische Leitung des Chores am 15. April 2012.[1][2]

Chorleiter

Auszeichnungen

Aufnahmen (Auswahl)

  • Jüdische Lieder – Kostbarkeiten jüdischer Folklore: mit dem Leipziger Synagogalchor, Leitung: Werner Sander, LP. Eterna, 1969
  • Jüdische Lieder Der Leipziger Synagogalchor singt, Leitung: Helmut Klotz, Eterna, 1983
  • Jüdische Gesänge, Leitung: Helmut Klotz, Label Berlin Classics, 1995
  • Meisterwerke der Synagoge (Historische Aufnahmen 1964–1988 und Jubiläumskonzert 2002), Doppel-CD, Label DS, 2004
  • LIDL FUN GOLDENEM LAND, Leitung: Ludwig Böhme, querstand, 2016

Einzelnachweise

  1. Peter Korfmacher: „Schöne und erfolgreiche Geschichte“. „Leipziger Ware“ zur Eröffnung der Ausstellung „50 Jahre Leipziger Synagogalchor“. In: Leipziger Volkszeitung vom 6. März 2012, S. 10, ISSN 0232-3222.
  2. Peter Korfmacher: Erbe, Auftrag, Kälteinseln. Nach 40 Leitungsjahren verabschiedet sich Helmut Klotz im Gewandhaus vom 50-jährigen Synagogalchor. In: Leipziger Volkszeitung vom 16. April 2012, S. 9, ISSN 0232-3222.
  3. mdr.de: Ehrenpreis für Leipziger Synagogalchor | MDR.DE. (mdr.de [abgerufen am 26. Januar 2017]).

Literatur

  • Leipziger Synagogalchor. Tafeln der Erinnerung 1962–2012, zusammengestellt von Kurt Grünhagen, Leipziger Universitäts-Verlag, Leipzig 2012, ISBN 978-3-86583-673-1,
  • Helmut Pieper: Die Erfolge sind dem Chor nicht in den Schoß gefallen. In: UZ – Universitätszeitung der Karl-Marx-Universität, Nr. 11 vom 19. März 1982 (PDF; 4,9 MB), S. 6.