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Pyramide von Hellinikon

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Pyramide von Hellinikon
Eingang der Pyramide von Hellinikon

Die Pyramide von Hellinikon (auch: Pyramide von Kenchreai) befindet sich westlich der Argolis-Ebene in Griechenland. Während früher angenommen wurde, dass es sich bei diesem Bauwerk um einem militärischen Außenposten in der hellenistischen Ära handele, wurde die Pyramide in den 1990ern auf ein viel höheres Alter in der Prähistorie datiert.

Geographische Einordnung

Im Südwesten der Argolis-Ebene, nahe der Wasserfälle des Erasinosflusses (heute Kefalari), etwa zehn Kilometer südwestlich von Argos entfernt, befindet sich die sogenannte „Pyramide von Hellenikon“. Benannt wurde das Bauwerk nach dem nahegelegenen Ort Hellenikon. In der Nähe befinden sich auch Reste der argivischen Burg Hysiai, die an der antiken Straße von Lerna nach Tegea lag.

Historische Quellen

Nordwestwand mit Drainageöffnung und oben Löcher zur Aufnahme der Balken.

Obwohl die Pyramidenstruktur bei Argos ein großes Interesse hervorruft, sind geschriebene Werke zu diesem Thema eher rar. Pausanias (200 nach Christus) erwähnt ein Bauwerk bei Kenchreai, dass er als „Polyandrium“ (Grab für viele, Massengrab) bezeichnet. Hier sollen die Krieger aus Argos begraben worden sein, die im Kampf zwischen Pheidon von Argos und den Lakedaimoniern 669/68 v. Chr. getötet wurden. Dieses Bauwerk bezeichnet er aber nicht als Pyramide.

Eine Pyramide beschreibt Pausanias etwas später am Weg zwischen Argos und Epidauros. Diese wird oft mit der Pyramide von Hellinikon in Verbindung gebracht, obwohl sie sich östlich und nicht westlich von Argos befand. Er schreibt: „[…] auf dem Weg von Argos nach Epidauros befindet sich eine Pyramidenstruktur zur Rechten, verziert mit Schilden im argolischen Stil […]“. Weiter schreibt er, dass die Pyramide nach einem Kampf zwischen den Zwillingsbrüdern Proitos und Akrisios errichtet wurde, in einem Krieg, der den Tod ihres Vaters, Abas, verursachte. Der Kampf forderte viele Tote, und so wurde das Bauwerk zu Ehren der Gefallenen errichtet. Zudem schreibt Pausanias, dass in diesem Krieg erstmals Schilde zur Verteidigung eingesetzt wurden.

Datierung

Es befinden sich verschiedene Meinungen über die Datierung im Umlauf. Zwei Möglichkeiten sind die Errichtung zwischen 1600 und 1100 vor Christus und die einer Errichtung im 6. Jahrhundert v. Chr. Die verbreitetste Auffassung ist jedoch, dass die Pyramide am Anfang der hellenistischen Ära, im 4. Jahrhundert vor Christus erbaut wurde.

Die Akademie von Athen veröffentlichte am 2. September 1995 Ergebnisse von Datierungen verschiedener Proben, die der Pyramide von Hellenikon entnommen wurden. Die Proben wurden in Athen und Edinburgh ausgewertet. Die Untersuchungen ergaben ein Alter von 4715 Jahren ± 580 Jahre. Die verwendete Methode ist bisher noch umstritten und nicht gesichert. Sind diese Untersuchungen richtig, würde es sich um die bisher älteste auf der Erde entdeckte Pyramide handeln. Der Archäologe Adamantios Sampson sagte im Archaelogia kai Technes Magazin vom Dezember 1995 aus, dass bisher keine Bauwerke, die ähnliches Fachwissen voraussetzen, in dieser Gegend um diese Zeit gefunden wurden, der Fund dieser Pyramide gemäß den Datierungen der Akademie von Athen demnach einzigartig wäre.

Baubeschreibung

Grundriss der Pyramide von Hellinikon, schematische Darstellung

Das Mauerwerk ist aus grauem Kalkstein in trapezoiden und teilweise polygonalen Steinen ausgeführt und erinnert an andere Bauwerke aus klassischer Zeit. Geht man davon aus, dass es sich bei diesem Gebäude wirklich um eine Pyramide handelt, so müsste sie eine Höhe von etwa 7 - 8 m gehabt haben. Es ist jedoch sehr schwer, den großen Innenraum mit einer steinernen Decke zu überspannen. Deshalb gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass es sich nicht um eine Pyramide, sondern um einen Wachturm mit einem geböschten Sockel handelt.

Das Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss von etwa 14,70 m mal 12,60 m. Die Mauern, die heute noch bis in 3 Meter Höhe reichen, haben außen eine Böschung von etwa 55°. An der südöstlichen Ecke gibt es eine rechteckige Aussparung in der Böschung - hier befindet sich der Zugang ins Innere. Der Eingang, den man von Osten betritt, besitzt einen dreieckigen Türbogen. Er ist etwa 1,10 m breit und man sieht zwei Löscher, die der Befestigung einer Tür dienten. Man gelangt zuerst in einen schmalen Korridor, an dessen Ende befindet sich rechts eine Öffnung durch die man einen quadratischen Raum von etwa 7 m mal 7 m erreicht. Die Aussparungen in der Türschwelle und den Seitenwänden zeigen, dass auch hier eine Tür angebracht war, die sich nach innen öffnete. Eine größere rechteckige Aussparung diente der Aufnahme eines Querbalkens mithilfe dessen die Tür von innen verriegelt werden konnte. Dieser Befund zeigt, dass es sich bei dem Bauwerk nicht um ein Grab handelt.

Im Innenraum fand man im Norden Überreste einer kleinen Zisterne die jedoch heute wieder zugeschüttet ist. Darüber gibt es einen Überlauf in der Nordwand, der nach außen führt. Die Konstruktion dieses Überlaufs zeigt, dass er schon beim Bau des Bauwerks angelegt wurde. In etwa 3 m Höhe gibt es in der Nordwand 4 rechteckige Aussparungen. Diese dienten wahrscheinlich der Aufnahme von hölzernen Balken, die den Boden des ersten Obergeschosses trugen.

Siehe auch

Quellen

  • Pausanias: Reisen in Griechenland. 2, 24, 7; 2, 25, 7.

Literatur

  • Edda und Michael Neumann-Adrian: ADAC-Reiseführer Peloponnes. ADAC-Verlag, München 2002, ISBN 3-87003-699-0.
  • Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-4144-3.
  • Richard Speich: Peloponnes. W. Kohlhammer, Stuttgart 1989, ISBN 3-17-010031-9.
  • Theodor Wiegand: Die Pyramide von Kenchreai. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung. Band 26, 1901, S. 241–246 (archive.org [abgerufen am 25. Januar 2017]).
Commons: Pyramide von Hellinikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 37° 35′ 14″ N, 22° 40′ 16″ O