Mittelniederdeutsche Sprache
Die Mittelniederdeutsche Sprache gehört zur niederdeutschen Sprache und entwickelte sich aus der Altniederdeutschen Sprache im Mittelalter etwa ab dem Jahr 1200. Sie ist zu dieser Zeit einer der beiden Zweige der deutschen Sprache. Der andere Zweig ist das Mittelhochdeutsch.
Unter dem Begriff Mittelniederdeutsch werden sowohl Mittelniederfränkisch als auch Mittelniedersächsisch zusammengefasst. Der Begriff Mittelniedersächsisch bezieht sich nicht auf das Bundesland Niedersachsen, sondern auf das germanische Volk der Sachsen, die im Gebiet zwischen Ijsselmeer und Pommern zuhause waren sowie auf das Reich der sächsischen Herzöge.
Aus dem Alt- bzw. Mittelniederdeutschen sind vier Sprachen entstanden:
- die Niederländische Sprache
- die flämische Sprache
- das Afrikaans, die Sprache der Buuren in Südafrika
- die Niedersächsische Sprache, besser als Plattdeutsch bekannt, die wiederum zahlreiche Großdialekte umfasst.
Die mittelniederdeutsche Sprache war in der Hansezeit von etwa 1300 bis ca. 1600 n. Chr. die führende Schriftsprache im Norden Mitteleuropas. Sie wurde parallel zum Latein auch für Zwecke der Diplomatie und für Urkunden verwendet. So wurden der größte Teil des Schriftverkehrs der Hanse in Mittel- und Nordeuropa auf Mittelniederdeutsch durchgeführt. So gibt es mittelniederdeutsche Urkunden von London im Westen bis Nowgorod im Osten und Bergen im Norden bis Westfalen im Süden. Auch in Wisby auf Gotland, Riga, Reval und Dorpat wurde mittelniederdeutsch kommuniziert. Insbesondere aus dieser Zeit resultiert ein erheblicher Einfluss des Niederdeutschen auf die skandinavischen Sprachen Norwegisch, Dänisch und Schwedisch, der durch zahlreiche Lehnworte gekennzeichnet ist. Manche Skandinavisten meinen, rund die Hälfte des schwedischen Wortschatzes gehe auf Niederdeutsch zurück.
Grammatikalisch und im Vokabular ist die Mittelniederdeutsche Sprache etwas stärker mit dem heutigen Niederländisch und dem Hochdeutsch verwandt als mit dem heutigen Nordniedersächsisch, das seitdem zusätzliche skandinavische Elemente (Partizipbildung, 3-Kasus-Deklination) aufgenommen hat.
Neben den mittelniederdeutschen Urkunden stellen insbesondere folgende Werke wichtige Sprachdenkmäler der mittelniederdeutschen Sprache dar:
- Der Sachsenspiegel, eine Sammlung sächsischen Rechts um 1225, das bis in das 19. Jahrhundert die Rechtsprechung in Europa maßgeblich beeinflusste,
- Reynke de Voss, Lübeck, 1498, eine Tierfabel, die in viele Sprachen übersetzt und auch von Johann Wolfgang von Goethe verarbeitet wurde.
Links:
- http://andpuzik.narod.ru/Mnd.htm Mittelniederdeutsch
- http://www.rrz.uni-hamburg.de/hamburgisches_ub/ Das Virtuelle Hamburgische Urkundenbuch
- http://www.plattmaster.de/medeloller.htm Mittelniederdeutsche Schriftsprache im Vergleich mit modernem Plattdeutsch
- http://www.is-bremen.de/ins/mndintrh.htm INS Bremen
- http://www.bis.uni-oldenburg.de/~havekost/needer/rey1-1.htm Reynke de Voss