Judith Plaskow
Judith Plaskow (geboren 1947 in Brooklyn) ist Professorin für Religious Studies am Manhattan College. Ihre wissenschaftlichen Interessen konzentrieren sich auf zeitgenössische religiöse Gedanken mit einer Spezialisierung auf feministische Theologie. Plaskow betreibt eine vielfältige Lehr- und Vortragstätigkeit zum Feminismus sowohl in den Vereinigten Staaten wie auch in Europa. Sie war Mitbegründerin und in den ersten zehn Jahren des Erscheinens Mitherausgeberin der wissenschaftlichen Zeitschrift The Journal of Feminist Studies in Religion . Sie ist ehemalige Präsidentin der American Academy of Religion.
Sie machte ihren Bachelor-Abschluss an der Clark University und erhielt Ihren Master an der Yale University, wo sie auch promovierte.
In den 1980er Jahren outete sie sich als Lesbierin.[1]
1981 war sie Mitbegründerin der jüdisch-feministischen Gruppierung B'not Esh (Töchter des Feuers).[1][2]
Plaskow schrieb zwei Monographien, Sex, Sin and Grace: Women's Experience and the Theologies of Reinhold Niebuhr and Paul Tillich (1980) und Standing Again at Sinai: Judaism from a Feminist Perspective (1991), wie auch eine Sammlung von Essays unter dem Titel The Coming of Lilith: Essays on Feminism, Judaism, and Sexual Ethics (2005). Ihr Buch Standing Again at Sinai: Judaism from a Feminist Perspective (1991) gilt als das erste Buch, dass je über jüdischen Feminismus geschrieben wurde..[3]
Des weiteren ist sie Co-Autorin dreier Monographien: Women and Religion (1973), Womanspirit Rising: A Feminist Reader in Religion (1979), and Weaving the Visions: New Patterns in Feminist Spirituality (1989). Sie veröffentlichte des weiteren eine Vielzahl von Artikeln in wissenschaftlichen Sammelwerken und wissenschaftlichen Zeitschriften. Sie schrieb auch das Kapitel 14 des Buches Transforming the Faiths of our Fathers: Women who Changed American Religion (2004), herausgegeben von Ann Braude.[4]
Zentrale Positionen
In ihrem einflussreichen BuchStanding Again at Sinai, dem ersten Buch der jüdischen feministischen Theologie, schrieb Plaskow, dass die Tora und die jüdische Auffassung der eigenen Geschichte von Männern und in der Sprache des Patriarchats geschrieben seien und dies in einer Weise, die die Marginalisierung der Frauen sanktioniere. Es müsse die Fähigkeit (zurück)gewonnen werden,den Inhalt so zu lesen, dass Erfahrungen von Frauen einbezogen würden.
Mit andern Worten: Jüdische Femistinnen müssten die Tora auch als ihr Eigentum einfordern. Sie fordert, die Präsenz, die Erfahrung und die Taten von Frauen, die in traditionellen Quellen gelöscht worden seien, sichtbar zu machen. Es sei erforderlich die Geschichten der Begegnungen von Frauen mit Gott zu erzählen und die Textur ihrer religiösen Erfahrung zu erfassen. Die Vorstellung von Tora sei zu erweitern, es gehe darum, nicht nur die fünf Bücher Moses und das traditionelle jüdische Lernen im Blick zu haben, sondern all die Worte, das Lehren und die Handlungen von Frauen, die bisher nicht gesehen worden seien. Um die Tora zu erweitern, sei es Aufgabe der jüdischen Feministinen die jüdische Geschichte rekonstruieren, um die Geschichte der Frauen zu berücksichtigen und damit die Gestalt des jüdischen kollektiven Gedächtnisses zu verändern. Plaskow schreibt, dass die Rabbinen im Talmud eine Midraschmethode verwendet hätten in welcher Sie das jüdische Gedächtnis so gedeutet hätten, dass sie sich in Kontinuität mit ihm sehen konnten. Sie zitiert Midrasch, in welchen die Rabbinen des Talmuds die Patriarchen so interpretierten, dass diese alle am Sinai gegeben Gesetze beachteten. Angesichts offenbar konträrer Bibelstellen, wie z.B. Genesis 18:7-8 wo Abraham, die ihn besuchenden Engel begrüßt, indem er ein Kalb schlachtet und dies in Milch gekocht serviert, hätten die Rabbinen, um die Bibelstelle in Übereinstimmung mit den jüdischen Speisegesetzen (Kashrut) zu bringen, diese Passage so umgedeutet, dass Abraham zuerst die Milch und erst später das Fleisch serviert habe.
Zusätzlich zur Ergänzung der Tora mit neuem Material, das die Perspektiven der Frauen widerspiegelt, plädiert Plaskow für neue Midrasch, die das Verständnis von Tora im Lichte und in Kontinuität mit den heutigen Bedürfnissen und Perspektiven erneuern.[5]
Literatur
- J. Plaskow, Sex, Sin, and Grace. University Press of America, 1979. ISBN 0-8191-0882-0
- J. Plaskow, Weaving the Visions : New Patterns in Feminist Spirituality. HarperSanFrancosco, 1980. ISBN 0-06-061383-1
- J. Plaskow, Standing Again at Sinai: Judaism from a Feminist Perspective, HarperSanFrancisco, 1991. ISBN 0-06-066684-6
- J. Plaskow, The Coming of Lilith : Essays on Feminism, Judaism, and Sexual Ethics, 1972-2003. Beacon Press, 2005 ISBN 0-8070-3623-4
Einzelnachweise
- ↑ a b Judith Plaskow. In: jwa.org.
- ↑ Judith Plaskow - Jewish Women's Archive. In: jwa.org.
- ↑ Feminist Theology. In: jwa.org.
- ↑ Table of Contents: Transforming the faiths of our fathers :. Catalog.lib.uchicago.edu, abgerufen am 14. April 2015.
- ↑ Standing Again at Sinai, pp. 28-31
Weblinks
- Manhattan College: Professor Judith Plaskow Faculty Page
- Feminist Theology I Judith Plaskow lecture at Harvard Divinity School, November 2002 (Video)
- Jewish Women and the Feminist Revolution from the Jewish Women's Archive