Bertelsmann Stiftung
Die Bertelsmann Stiftung ist eine als gemeinnützig eingestufte, international agierende Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Gütersloh.
Zusammensetzung
Sie wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet. Heute hält die Stiftung mittelbar 57,6 Prozent des Aktienkapitals der Bertelsmann AG. Die Stiftung wird von einem Vorstand geleitet. Dem Vorstand gehören Liz Mohn, Brigitte Mohn, Johannes Meier und Werner Weidenfeld an.
Die Stiftung wird von einem Kuratorium überwacht. Vorsitzender des Kuratoriums ist Ernst Buschor. Weitere Mitglieder sind: Liz Mohn, Werner J. Bauer, Wulf H. Bernotat, Hubertus Erlen, Caio Koch-Weser, Klaus-Dieter Lehmann, Reinhard Mohn, Elisabeth Pott, Rolf Schmidt-Holtz, Klaus-Peter Siegloch, Rita Süssmuth, Gunter Thielen und Dieter Vogel.
Ziele
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als unabhängig und parteipolitisch neutral. Inhaltlich vertritt sie in vielen Politkfeldern eher neoliberale Vorstellungen. Sie initiiert und gestaltet ihre Projekte eigenständig. Sie beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Davon sind 185 im konkreten Projektmanagement tätig. Die Stiftung will konkrete Beiträge zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme leisten.
Aufgegriffen werden praxisorientierte Projekte mit Modellwirkung und exemplarischem Charakter in den Themenfeldern Bildung, Wirtschaft und Soziales, Unternehmenskultur, Gesundheit, Internationale Verständigung, Kultur und Stiftungsentwicklung.
Sie erstellt etwa Rankings wie das internationale Standort-Ranking. Diese werden jedoch wegen der Auswahl der Vergleichskriterien nicht allgemein anerkannt.
Über das Centrum für Hochschulentwicklung wird auch Einfluss auf die Bildungspolitik genommen.
Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft
Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft zeigt beispielhaft ein wissenschaftlicher Partner der Bertelsmann-Stiftung, das Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P). Nach eigener Angabe ist es das größte universitäre Institut der Politikberatung zu europäischen und internationalen Fragen in Deutschland; es finden sich zahlreiche Mitarbeiter der Bertelsmann Forschungsgruppe Politik, so ist etwa der stellvertretende Direktor des C·A·P, Josef Janning auch der Leiter dieser Forschungsgruppe (Stand Okt 2005).
Kritik
Kritiker werfen der Stiftung einen neoliberalen Kurs vor. Sie wird als wirtschaftsnahe PR-Initiative ähnlich der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft oder der Stiftung Marktwirtschaft gesehen. Zudem wird der Stiftung vorgworfen, in ihren Studien Daten bisweilen zugunsten ihrer Forderungen methodisch unzulässig zu interpretieren.
Nach Antritt der Regierung Schröder publizierte die Stiftung in der Zeitschrift Capital einen wirtschaftspoltischen Forderungskatalog für die ersten hundert Tage der Regierung. Dessen Inhalte:
- In der Sozialversicherung sei es nötig, binnen zehn Jahren die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen und Sozialhilfe weiter einzuschränken. Die Kürzungen in der Sozialhilfe wiederum mindere automatisch den damit verbundenen Mindestlohn. Sinke nun der Mindestlohn, dann diene dies der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Zugleich diene dies der Sanierung der Staatsfinanzen.
- Die Senkung der übrigen Löhne um 15 Prozent und die Reduzierung des Kündigungsschutzes erlaube es Unternehmen, mehr Arbeiter und Angestellte einzustellen und damit die Arbeitslosigkeit zu dämpfen. Im Anschluß erklärte der Arbeitgeberbund, es sei bei einer Lohnkürzung um ein Drittel möglich, die bestehende Arbeitslosigkeit zu halbieren.
- Die Lohnnebenkosten sollten mittelfristig vom Unternehmer ganz auf den Arbeitnehmer übertragen werden.
Die Stiftung behautet, dass die Bundesrepublik Deutschland ab dem Jahre 2010 nicht mehr dazu in der Lage sein werde, für Renten, Krankenkosten oder Arbeitslosigkeit im bis dahin getragenen Maße aufzukommen.
Der seit 1998 amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ sich, ebenso wie die ihn 2005 ablösende Bundeskanzlerin Angela Merkel, des öfteren von seiten der Stiftung beraten. Viele der Forderungen fanden Eingang in Schröders Agenda 2010 und schlugen sich im ALG II nieder.
Literatur
- Reinhard Mohn: Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmers. C. Bertelsmann, 2003, ISBN 3570007332
- Ulrich Brömmling: Konzerne schmücken sich gerne mit einer Stiftung. In: Die Kunst des Stiftens. 20 Perspektiven auf Stiftungen in Deutschland. edition pro arte infantibus, Berlin 2005, S. 22-25, ISBN 3-9805009-6-9
- Bonzen, Bildung, Bertelsmann. Die Bertelsmann-Stiftung als Denkfabrik des Neoliberalismus. Aus: analyse+kritik Nr. 500 vom 18. November 2005
Die Bertelsmann Stiftung hat vor ihr Individuum bis 2008 in nicht Europäische Staaten massiv zu involvieren.Ihre Zusammenarbeit mit verschiedentlichen eher unscheinbaren doch prägenden Parteien steht laut Pressesprecher der APDS mit ziehmlicher Sicherheit fest.
Weblinks
- bertelsmann-stiftung.de
- Ohne Bertelsmann geht nichts mehr - Interview mit Hersch Fischler und Frank Böckelmann, die ein Buch über Bertelsmann und die Stiftung verfassten
- Durchsetzung von Controlling und Ranking auf allen Ebenen - Ein Bericht von einem Kongress über die Macht der Bertelsmann Stiftung und deren (Hochschul-)Politik
- Die Bertelsmann Stiftung, das CHE und die Hochschulreform - Buchbeitrag von Prof. Martin Bennhold, Rechtssoziologe, Uni Osnabrück
- "Meinung für Millionen" (Baetz, Brigitte) - Kritischer Bericht im Deutschlandfunk vom 6. August 2005 19:15 (44:04 Minuten)
- Die neue Weltordnung aus Gütersloh (Telepolis)
- Eine umfassende Auflistung von kritischen Texten zum Bertelsmann-Komplex mit vielen Links