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Island

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Nationalflagge von Island
Amtssprache Isländisch
Hauptstadt Reykjavík
Staatsform Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Ólafur Ragnar Grímsson
Regierungschef Davíð Oddsson
Fläche ca. 103.000 km²
Einwohnerzahl 282.168 (Ende 2003)
Bevölkerungsdichte 2,7 Einwohner pro km²
Währung Isländische Krone
Zeitzone UTC
Nationalhymne Lofsöngur
Kfz-Kennzeichen IS
Internet-TLD .is
Vorwahl +354
Karte des Kontinents, Lage des Landes hervorgehoben
Karte von Island

Die Republik Island (isl.: Lýðveldið Ísland) ist nach dem Vereinigten Königreich der zweitgrößte Inselstaat Europas. Er liegt im Nordatlantik, knapp südlich des nördlichen Polarkreises, geographisch näher an Amerika als am europäischen Festland. Die Zuordnung zu Europa erfolgt aus historisch-kulturellen Gründen.

Geographie

Hauptartikel: Geographie Islands

Island ist eine vulkanisch geprägte Insel im Nordatlantik zwischen Norwegen und Grönland, im Einzugsbereich des Golfstromes. Island ist der einzige Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens, der sich über den Meeresspiegel erhebt. Am Mittelatlantischen Rücken im Bereich des Nordatlantik bewegen sich die Kontinentalplatten Nordamerikas und Eurasiens etwa 2 Zentimeter pro Jahr auseinander. Ihre Existenz verdankt die Insel der Wechselwirkung zwischen der Konvektionswalze im Erdmantel und einem Hot Spot, einem lokalen Magmaaufstieg, wie er auch unter Hawaii zu finden ist. Das Zentrum des hot spot wird unter Europas größten Gletscher, dem Vatnajökull, vermutet. Die sich gegenseitig beeinflussenden Materialströme unter Island haben an seiner Oberfläche eine komplexe Plattenstruktur hervorgebracht, die besonders im Südwesten der Insel im Großraum Selfoss für eine hohe seismische Aktivität sorgt. Der Insel vorgelagert sind weitere Vulkaninseln (Heimaey, Surtsey u.a.). In den letzten beiden Jahrhunderten gab es schon 30 Vulkanausbrüche. Zahlreiche Vulkane Islands sind in der Eiszeit entstanden, es entstehen aber auch neue Vulkane (vor allem im Meer). Der Hvannadalshnjúkur ist die höchste Erhebung (2119m). Gegenden, in denen man die vulkanische Aktivität besonders gut beobachten kann, sind z.B.Landmannalaugar im Süden oder die Krafla-Caldera im Norden der Insel. Durch die hohe Aktivität der Erde an dieser Stelle, besonders auffällig durch Geysire, ist es möglich, die gesamte Bevölkerung mit Erdwärme zu niedrigen Kosten zu versorgen. Daher ist Island ein kernkraftfreies Land.

Island war in der Eiszeit komplett vergletschert, deshalb gibt es heute auch noch viele Gletscher. Der größte Gletscher Islands und Europas ist der Vatnajökull. Seine Eiskappe ist bis zu 900m dick. Die Landschaft ist auch gekennzeichnet durch die zahlreichen Wasserfälle Islands, darunter der wasserreichste Europas (Dettifoss), Flüsse und Seen. Das Isländische Hochland im Zentrum der Insel ist eine Art Wüste und unbewohnt. Die Küstenlinie scheint sehr zerfurcht, da hier die vielen Fjorde Islands ins Land hineinschneiden.

Datei:Klima reykjavik.png
Klimadiagramm Reykjavik

Der Nordwesten ist allgemein kühler als der Südosten. Die Temperaturen liegen über dem für diesen nördlichen Breitengrad üblichen Durchschnitt. Verantwortlich dafür ist der Golfstrom, der warme Südwestwinde mit sich bringt. Es gibt oft Stürme in den milden und feuchten Wintern. Der Sommer ist eher kühl. In Island fällt viel Niederschlag.

Flora und Fauna

Tierwelt

Im Nordosten liegt eines der letzten Wildnisgebiete Europas, mit vielen (aus Norwegen importierten, aber wild lebenden) Rentieren und Vögeln.

Unter den Vögeln verdient der Papageientaucher besondere Erwähnung, gilt er doch als eine Art geheimes Wappentier der Insel (Photo). Auch der Polarfuchs ist in Island ansässig.

Der Mink ist aus Pelztierfarmen entwichen. Dieses Raubtier hat auf Island keine natürlichen Feinde.

Eine besondere Rasse stellt das Islandpferd dar. Es verfügt über die Gangart Tölt, eine schnelle, trittsichere und bequem zu sitzende Gangart. Islandpferde dürfen ausgeführt werden. Es dürfen aber keine Pferde eingeführt werden, da man Krankheiten vermeiden und die Reinheit der Rasse gewährleisten möchte.

Island war auch schon immer ein Land der Schafzüchter. Die Tiere genießen wie auch die Pferde viel Freiheit und können einen weiten Radius zum Weiden nutzen. Erst im Herbst werden sie in einer Art Round-up (Réttir) wieder eingefangen.

Pflanzenwelt

Auch die Flora Islands ist interessant und weist einige endemische Arten auf. Besonders häufig trifft man unterschiedliche, in verschiedenen Farben blühende Moose an (Photos) [1][2] Die Pflanzen sind dem rauhen Klima angepasst. Allerdings wurden die im Juni violett in großer Menge blühenden Lupinen erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt.

Auffallend für den Mitteleuropäer ist der Mangel an Wäldern. Zur Zeit der Landnahme war dies anders. Aber über die Jahrhunderte wurde viel Holz für den Schiff- und Hausbau u.ä. benutzt. Heute bemüht sich das Land um Wiederaufforstung. Wie man vor allem im Norden, aber auch z.B. am Skorradalsvatn sehen kann, mit Erfolg.

Besonders gut lassen sich die genannten Pflanzen- und (teilweise auch) Tierarten in den vier Nationalparks (Nationalparks in Island) der Insel beobachten.

Städte

Städte siehe Städte in Island. Die meisten Menschen leben in Reykjavik und Umgebung, d.h. derzeit (2004) etwa 170 000 von insgesamt ca. 280 000 Einwohnern des Landes. Die Siedlungen befinden sich fast alle an der Küste, da das Inland unbewohnbare Wüste ist. Ein großes Problem stellt nach wie vor die Landflucht dar.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Islands

Island wurde im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert besiedelt und zwar durch Wikinger aus Norwegen und anderen skandinavischen Ländern sowie auch keltische Siedler. Während in Zentraleuropa die Königtümer um die Kaiserwürde wetteiferten, steht am Anfang der isländischen Geschichte die einzigartige Entwicklung eines quasidemokratischen Gesellschaftssystems. Das Althing als Versammlung Gleichgestellter ist damit zusammen mit dem färöischen Løgting das erste parlamentarische System in Europa überhaupt.

Das Godentum, welches sich im Anschluß an die Landnahme durch 400 norwegische Häuptlingsfamilien entwickelt hatte, überdauerte fast 300 Jahre, ehe es mit der Unterwerfung unter die Norweger im Jahre 1262 endete.

Almannagjá in Þingvellir

Im Jahre 1000 war durch eben dieses Althing in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen worden. Im Jahre 1552 wurde der isländischen Bevölkerung auf Befehl des dänischen Königtums, unter dessen Macht sie inzwischen geraten war, die Reformation aufgezwungen. Auch heute noch sind die meisten Isländer evangelisch. Handelsmonopole erst durch die Norweger, später durch die Dänen blockierten über lange Zeit die Entwicklung Islands. Der Frieden von Kiel 1814 besiegelte noch einmal die dänische Oberhoheit, während das alte Mutterland Norwegen zwar an Schweden fiel, aber sich auf den Weg in die Unabhängigkeit machen kann. Mit einer Rückbesinnung auf die alten Traditionen, dem Wiederaufleben des Althings und dem Durchbrechen der Handelsbeschränkungen beging Island 1874 die Tausendjahrfeier der Landnahme. In den Wirren des 2. Weltkrieges wurde am 17.Juni 1944 die demokratische Republik Island ausgerufen, die seither ohne Unterlaß – und erfolgreich – für ihre Unabhängigkeit und ihr wirtschaftliches Überleben einsteht.

Verwaltungsgliederung

siehe Verwaltungsgliederung Islands

Wirtschaft und Infrastruktur

Island ist deutlich vom Fischfang abhängig. Der Tourismus bildet den zweitgrößten Wirtschaftszweig. 10 % der Isländer sind Fischer und mehr als die Hälfte führen Dienstleistungen aus. Exportiert werden Fisch und Maschinen. Die Landwirtschaft besteht hauptsächlich aus der Haltung von Schafen, Islandpferden und Rindern.

Die "Ringstrasse Nr.1" ist Islands längste Straße und führt meist entlang der Küste. Sie ist derzeit 1.336 km lang und in den letzten Jahren durch den Ausbau um fast 100 km kürzer geworden. Sie konnte erst 1974 fertiggestellt werden nachdem die letzten Brücken im Gebiet von Skaftafell gebaut wurden. Heute ist sie in großen Strecken asphaltiert, vor einigen Jahren war das nur in der Nähe von Reykjavík der Fall. Die Ringstraße Hringvegur heißt je nach Landesteil Suðurlandsvegur, Vesturlandsvegur, Norðurlandsvegur und Austurlandsvegur.

Der größte internationale Flughafen befindet sich in Keflavik, nahe Reykjavik.

Die Währung: Isländische Kronen, 100 ISK = 1,18 €. In Island herrscht ein hoher Lebensstand: Das Einkommen pro Kopf liegt an der Weltspitze und die Lebenserwartung ebenfalls. Dies gilt allerdings aufgrund der hohen Steuern auch für die Ausgaben.

Derzeit ist Island auf dem Weg in eine Wasserstoffwirtschaft. Dies ist vor allem durch die heißen Quellen (siehe Geographie Islands) möglich, welche zur Stromerzeugung nutzbar gemacht werden. Mit dieser unerschöpflichen, umweltfreundlichen Energiequelle lässt sich Wasserstoff relativ kostengünstig als Energieträger herstellen, der dann wieder in Haushalten, PKWs, Bussen, etc. zu Strom und Wärme (meist in Brennstoffzellen) umgesetzt werden kann. Diese Entwicklung steckt jedoch noch in den Kinderschuhen und soll bis 2030 annähernd umgesetzt sein.

Kunst und Kultur

Der kulturelle Bereich erweist sich als wesentlich von der isländischen Literatur geprägt. Schon die isländische Literatur des Mittelalters strahlte ihren Einfluss in zahlreiche Länder Europas aus. Die Geschichten mancher Sagas trifft man z.B. im deutschen Nibelungenlied an.

Aber auch die moderne isländische Literatur findet seit langem auch außerhalb Islands viele Anhänger, und dies bezieht sich nicht nur auf den Nobelpreisträger Halldór Laxness.

Andererseits haben sich auch die isländische Malerei und Bildhauerei sowie die isländische Musik zahlreiche Anerkennung erwerben können, so etwa der Bildhauer Ásmundur Sveinsson oder der Maler Ásgrimur Jónsson. Die wohl bekannteste aus Island stammende Musikerin ist Björk.

Außerdem befindet sich der isländische Film auf dem Vormarsch. Der Filmemacher Friðrik Þór Friðriksson wurde im Jahr 1992 mit seinem Film Börn Náttùrunnar /Kinder der Natur für den Oscar nominiert. Auch der Film Noi Albinoi von Dugar Kári machte auf dem Festival von Rotterdam 2003 Furore.

Sitten und Gebräuche

Das Alphabet hat 32 Buchstaben (siehe Isländische Sprache). Also erst A dann Á und so weiter bis hin zum Æ und schließlich zum Ö. Anders als im Deutschen wird z.B. das Ö als selbstständiger Buchstabe behandelt und nicht als Oe umschrieben und einsortiert. In genau dieser Reihenfolge sind die Wörter im Lexikon und auch die Namen im isländischen Telefonbuch sortiert. Die Einträge sind nach Vornamen sortiert. Familiennamen sind selten. Stattdessen tragen die Isländer den Vatersnamen (seltener Mutternamen) mit der Endung Tochter -dottir bzw. Sohn -son. Diese Namen werden bei der Eheschließung beibehalten, denn man wird ja nicht Kind eines anderen Vaters. In den Familen werden die Vornamen oft weitergegeben. Um Verwechselungen zu vermeiden erhalten die Kinder oft mehrere Namen. Wenn man sich vorstellt "Ich heiße ..." kommt häufig die Gegenfrage "Wessen Sohn/Tochter ?". Damit wird auch nach der Familie gefragt. Viele Isländer können ihren Stammbaum bis zur Zeit der Landnahme zurückverfolgen.

Eine Besonderheit ist der Feiertag Sumardagurinn fyrsti der erste Sommertag. Er fällt auf den ersten Donnerstag nach dem 18. April. Es ist der erste Tag des ersten Sommermonats Harpa nach der alten isländischen Monatseinteilung. Lange bevor Weihnachtsgeschenke üblich wurden, gab es an diesem Tag Geschenke für die Kinder. Die alten isländischen Monatsnamen werden auch heute noch gepflegt. Früher wurden nur die Jahreszeiten Winter und Sommer unterschieden. So wird auch heute das Alter von Pferden in Wintern und nicht in Jahren angegeben.

So ist Þorri der vierte Wintermonat. In ihm findet das Fest Þorrablót statt. Ursprünglich ein Opferfest hat es heute Ähnlichkeit mit unserem Karneval.

Ein anderer Feiertag ist der Angestelltenfeiertag Verslunmannahelgi am 1. Montag im August. Viele Isländer nutzen dieses verlängerte Wocheende für Ausflüge in die Natur und ausgelassene Feiern.