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Filmgeschichte

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Die Filmgeschichte zeichnet die Entwicklung des Films nach, der neben der Musik, der Literatur und der bildenden Kunst eine eigenständige Kunstform darstellt. Filmgeschichte erstreckt sich von den frühesten technischen Errungenschaften über die ständige stilistische Weiterentwicklung bis hin zum jetzigen Stand des Films. Dabei wird versucht, die komplizierten Zusammenhänge zwischen Ökonomie, Politik und Ästhetik aufzulösen.

Die Anfänge

Erste „bewegte Bilder“

Vorführung mit einer Laterna magica
Eadweard Muybridges Serienfotografie eines galoppierenden Pferdes

Die Vorgeschichte der Filmkunst begann schon im 17. Jahrhundert, als es erste Vorführungen mit einer Laterna magica gab. Dieses Gerät konnte eine Reihe von Bildern, die auf eine Glasplatte gemalt waren, ähnlich einem Diaprojektor an die Wand werfen, musste aber manuell bewegt werden.

1832 entwickelten der Österreicher Simon Stampfer und der Belgier Joseph Plateau unabhängig voneinander das Lebensrad, das beim Betrachter den Eindruck bewegter Bilder erzeugte. Es macht sich den stroboskopischen Effekt zunutze, dass nämlich eine Bewegungsillusion beim Betrachter entsteht, wenn die Einzelbilder durch kurze Dunkelphasen unterbrochen werden.

Der Ingenieur Franz von Uchatius schließlich erfand 1845 eine Kombination beider Geräte, die jedoch nicht für die Projektion längerer Sequenzen hergestellt werden konnte.

Die Ursprünge des Films liegen somit im Trickfilm. Eine unabdingbare Voraussetzung für den Film als reproduzierende Kunst war die Fotografie, denn bisher konnten nur gemalte Bilder und Figuren manuell bewegt und dann projiziert werden. Ihren Ursprung hat die Fotografie bereits im 16. Jahrhundert in der Camera obscura, mit der eine bildliche Abbildung der Wirklichkeit auf einer Fläche möglich war. Als Joseph Nicéphore Nièpce und Louis Jacques Mandé Daguerre zusätzlich eine Fotoplatte entwickelt hatten, machten sie ihr Verfahren im Jahre 1839 als Daguerreotypie bekannt. Damit war es erstmals möglich, Lichtbilder herzustellen, die jedoch nicht reproduzierbar waren.

Bis zur wirklichkeitstreuen Filmaufnahme mussten noch einige technische Hürden genommen werden: Zum Beispiel war die Belichtungszeit bei Fotografien noch zu lang, als dass man damit einen Film herstellen könnte, dessen Einzelbilder für eine perfekte Bewegungsillusion zeitlich eng genug zusammenlagen. Der Durchbruch gelang im Jahre 1878 dem Wissenschaftler Eadweard Muybridge, der erstmals eine Serienfotografie von einem galoppierenden Pferd anfertigte. Später erfand er auch ein Abspielgerät für seine Fotografien, das Zoopraxiskop. Auch Ernst Kohlrausch fotografierte ab 1890 Reihenaufnahmen von Turnübungen mit einem selbst gebauten Chronophotografen. Weitere, von Muybridge inspirierte Erfindungen sind der Elektrische Schnellseher des deutschen Erfinders Ottomar Anschütz sowie die Chronofotografische Flinte des Franzosen Étienne-Jules Marey.

Der Franzose Louis Le Prince entwickelte in Leeds als erster eine Filmkamera mit nur einer Linse. 1888 drehte er damit die ersten bewegten Bilder, die man aus heutiger Sicht als Film bezeichnen kann (Roundhay Garden Scene).

Datei:Edison Kinetoscope.jpg
Anzeige für Edisons Kinetoskop, 1913

Unabhängig von Le Princes Arbeiten entwickelte im Jahre 1890 William K. L. Dickson im Labor von Thomas Alva Edison ein Filmaufnahme- und -betrachtungsgerät, den Kinematographen und das Kinetoskop, bei denen Zelluloidfilmstreifen an einem Objektiv vorbeigeführt werden. Allerdings konnte das Kinetoskop nur von einer Person zur selben Zeit benutzt werden.

Erste Filmvorführungen

Die allererste öffentliche Filmvorführung wird den Brüdern Skladanowsky zugeschrieben. Am 1. November 1895 veranstalteten sie die Aufführung von kurzen Filmen im Varieté Wintergarten des Berliner Central-Hotels mit ihrem Bioskop.

Die Brüder Lumière erfanden fast gleichzeitig ihren Cinématographen, ein Aufnahme-, Kopier- und Abspielgerät in einem, in dem der Film mittels Perforation über Greifzähne vor dem Objektiv entlanggeführt wird. Ihr Modell konnte sich später gegen das viel umständlichere Bioskop durchsetzen und war somit die Grundlage für alle neueren Filmgeräte. Die erste Vorstellung der Filme der Brüder Lumière fand am 28. Dezember 1895 in Paris statt.

Die Filme, die in der Frühzeit des Kinos vorgeführt wurden, waren meist nur einige Sekunden lang und zeigten unspektakuläre Szenen aus dem alltäglichen Leben, manchmal aber auch gespielte Witz-Szenen. Sie faszinierten anfangs durch ihre schiere technische Machbarkeit – das Interesse an Filmhandlungen wuchs dagegen erst Jahre später.

Die Stummfilmzeit (1895 bis 1927)

Siehe auch: Hauptartikel Stummfilm

Verbreitung und Vermarktung

In den ersten Jahren des Films wurden die kurzen Streifen als Teil von Revuen in Varieté-Theatern vorgeführt und waren in erster Linie der Mittelschicht vorbehalten. Die Brüder Lumière machten ein großes Geschäft damit, ihren Cinématographen an Schausteller in aller Welt zu verleihen. Als sie die steigende Nachfrage nach Filmprojektoren nicht mehr befriedigen konnten, verkauften sie das Patent zur Gerätherstellung.

Das Interesse an dem neuen Medium Film stieg im Nu, so dass eine neue Marktidee aufkam: die Einrichtung ortsfester Kinos. Auch die fallenden Preise für Vorführgeräte verlockten Unternehmer dazu, Lichtspielhäuser – sogenannte Kintöppe (Deutschland) bzw. Nickelodeons (USA) – zu eröffnen. Darin wurden in den 1900er-Jahren bereits bis zu zehn Minuten lange Filme aufgeführt, die auf eine Filmrolle passten (one-reeler).

Kino wurde so zu einem Volksvergnügen für die breiten Massen. In den USA betrug der Eintrittspreis anfangs lediglich fünf Cents (einen nickel, daher auch der Begriff Nickelodeon). Man saß gemeinsam im Dunkeln und bekam endlich Einblicke in die Welt der Reichen und Schönen, von der man bislang ausgeschlossen war. Wenn auch die meisten die Untertitel nicht lesen konnten, so war immer wenigstens einer im Saal, der nicht nur des Lesens mächtig, sondern auch gern bereit war, diese laut dem Rest des Publikums vorzulesen.

Die Filmschaffenden erforschten nun nach und nach die Möglichkeiten des Films. Man begann, das Ergebnis der Filmaufnahmen etwa durch die Wahl des Bildausschnittes, durch Perspektive, Beleuchtung, Kamerafahrt und Ähnliches zu beeinflussen. Allerdings wurde das Filmemachen dadurch teurer, und aufwändige technische Ausstattung konnten sich die wenigsten leisten. So entstanden die ersten Produktionsfirmen, in denen der Regisseur nicht mehr die alleinige Verantwortung über die Filme hatte.

Datei:Chaplin fairbanks pickford001.jpg
Douglas Fairbanks sen., Mary Pickford, Charlie Chaplin (Mitbegründer von United Artists) und Charlotte Smith, 1918

Um Filmemachern aber eine größere Partizipation am wirtschaftlichen Erfolg ihrer Filme zu ermöglichen, wurde 1919 die zuerst nur als Verleihfirma, später aber auch als Produktionsfirma tätige United Artists von Charlie Chaplin, Mary Pickford, Douglas Fairbanks sen. und David Griffith gegründet.

Die Filmindustrie in den USA explodierte förmlich, denn der Hunger der Kinogänger nach neuen Filmen war schier unersättlich. Im Jahr 1909 war Film bereits „Big Business“, in den USA expandierte die Branche um 25 Millionen Dollar jährlich. Wegen der riesigen Nachfrage gründeten die größten Filmverleiher die Motion Picture Patents Company (MPPC), um ihre Marktanteile zu halten. Sie gingen davon aus, dass das technische Equipment der Boden ist, auf dem das Filmgeschäft baut. Zusammen hielten sie 16 Patente auf Aufnahme- und Vorführgeräte. Gleichzeitig schlossen sie einen Exklusiv-Vertrag mit Eastman Kodak, damals praktisch dem einzigen Lieferanten von Filmmaterial. Darüber hinaus machten sie über ein spezielles Lizenzierungs-System Druck auf die Kinobetreiber, möglichst nur noch Filme aus ihrer Produktion zu zeigen.

Unabhängige Filmproduktionen wurden von organisierten Banden, unterstützt von Polizei und Sheriffs, sabotiert; Kinos wurden demoliert, Schauspieler verprügelt und Geräte beschlagnahmt. Die freien Produzenten versuchten dennoch, ihre Projekte zu verwirklichen. Die Dreharbeiten wurden von Bewaffneten geschützt. Teilweise wurde mit dem gesamten Set jeden Tag an einem anderen Ort gedreht.

Der größte Teil der amerikanischen Filmindustrie war zu dieser Zeit in New York ansässig, wo sich die oben beschriebenen Szenen auch abspielten. In den folgenden Jahren begann die Macht der MPPC zu bröckeln und auch unabhängige Produzenten konnten erfolgreich arbeiten. Ab 1910 ließen sich in Hollywood verschiedene Filmschaffende nieder, unter ihnen William Fox, Samuel Goldwyn und Adolph Zukor, und legten den Grundstein für die spätere Traumfabrik. Grund für die Wahl Kaliforniens war zum einen die große Entfernung von den brancheninternen Revierkämpfen an der Ostküste, zum anderen das sonnige Wetter: Aufgrund des relativ lichtunempfindlichen Filmmaterials und des damaligen Standes in der Lichttechnik, war Tageslicht die wichtigste Beleuchtungsquelle beim Dreh.

Vor dem Ersten Weltkrieg war auch Frankreich bedeutend im Filmgeschäft, denn dort wurden bis 1914 noch mehr Filme produziert als in den USA. Der Krieg legte jedoch die europäische Filmproduktion lahm.

In Deutschland wurden gegen Ende des 1. Weltkriegs die UFA-Studios gegründet, die ursprünglich als Propagandainstrument geplant waren. Sie entwickelten sich nach dem Krieg zu einer der weltweit wichtigsten Produktionsstätten von Filmen in den 20er-Jahren.

Stilistische und erzählerische Entwicklungen

Da die Brüder Lumière den Film nur als eine Ergänzung zur Fotografie sehen – sie sprechen von „lebender Fotografie“ –, beschränken sie sich in ihrer Arbeit auf die Dokumentation realer Ereignisse. In diesen Filmen wird die Krönung des Zaren Nikolaus II ebenso dokumentiert wie die Fütterung eines Babys oder das Einfahren eines Zuges (L’arrivée d’un train à la Ciotat). Eine Ausnahme bildet ihr humoristischer Film L’arroseur arrosé, in dem sie erstmals eine nachgestellte Szene filmen.

Der französische Illusionist und Theaterbesitzer Georges Méliès ist jedoch der erste, der das narrative Potential des jungen Mediums erkennt und ausschließlich inszenierte Filme dreht. Für die Umsetzung seiner weitgehend phantastischen Stoffe und Szenen entwickelt Méliès bereits Filmtricks, wie z. B. das Stop-Motion-Verfahren, die noch heute angewandt werden. Mit dem Film Die Reise zum Mond gelang Méliès 1902 ein frühes Meisterwerk, das vollständig mit Trickeffekten hergestellt wurde. Damit schafft er auch das erste Film-Genre, den Sciencefiction-Film.

Doch Méliès fühlt sich stark den Regeln des Theaters verpflichtet, und so reduziert sich sein filmisches Bildvokabular weitgehend auf eine Einstellungsgröße, der Totalen. Diese entspricht nämlich dem Bildauschnitt, den auch ein Theaterzuschauer auf der Bühne sehen würde. Méliès macht diesen „Stil“ mit Hilfe seines immensen Filmoutputs und der weltweiten Vermarktung jedoch zu einer gängigen Praxis.

Der erste bekannte Film, der mit dieser Regel bricht (The Little Doctor, 1902), stammt von dem britischen Filmproduzenten George Albert Smith. Smith zeigt zum ersten Mal die Nahaufnahme einer Katze und legt dadurch einen Grundstein für filmisches Erzählen. Durch den Perspektivenwechsel, durch die Variation der Bildgrössen und folglich durch die Montage, die diese Wechsel in einen Rhythmus bringt, entwickelt sich in den folgenden Jahren eine Filmsprache.

Als wegweisend für den erzählenden Film wird der 12-minütige Film Der große Eisenbahnraub (1903) von Edwin S. Porter angesehen. In diesem ersten Western wird ein Zugüberfall von der Durchführung über die Flucht bis hin zum Showdown geschildert.

Die „Kunst des Erzählens“ wurde in den 1910er-Jahren perfektioniert, und zwar auch außerhalb der Vereinigten Staaten. Italienische Monumentalfilme wie Cabiria (1914) setzten Maßstäbe in Sachen Produktionsaufwand. Bekannter und einflussreicher sind jedoch die Filme des Amerikaners David Griffith, aus denen Geburt einer Nation (1915) und Intoleranz (1916) als Meilensteine herausragen.

Szene aus dem Chaplin-Film The Kid (1921)

Sehr beliebt beim Publikum waren Slapstick-Komödien, deren bekanntester Vertreter, Charlie Chaplin, schon in den 1910er-Jahren mit kurzen Sketchen großen Erfolg hatte. Mit The Kid (1921) drehte er seinen ersten abendfüllenden Film, auf den noch eine Reihe von Meisterwerken in den 20ern folgten (zum Beispiel Goldrausch). Auch Buster Keaton war ein Star des Slapsticks und für seine regungslose Mimik berühmt. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören Der General (1927) und Steamboat Bill junior (1928). Während Chaplin auch in der Tonfilmära noch künstlerisch tätig war, bedeutete das Ende des Stummfilms das Ende der Karriere Keatons.

In Europa bestand seit den 1910er-Jahren ein besonderes Interesse am kunstvollen Film. Daraus entwickelte sich Schritt für Schritt die Avantgarde des Stummfilms. Einige besonders ausgeprägte Stilrichtugnen sollen im Folgenden beschrieben werden.

In Frankreich erlebte der Film eine Blütezeit mit künstlerischen Ansätzen, die zunächst dem Impressionismus angelehnt waren, später aber mehr zum Surrealismus tendierten. Künstler wie Luis Buñuel oder Jean Cocteau prägten diese Stilrichtung mit Filmen wie z. B. Ein andalusischer Hund (1929).

Der deutsche Film dieser Zeit entwickelte eine besondere Ästhetik, die sich an der expressionistischen Malerei orientierte. Als erster expressionistischer Film gilt Das Cabinet des Dr. Caligari (1919) von Robert Wiene, dessen Elemente der expressionistischen Filmästhetik von den somnambulen Charakteren über die Schattenmalereien bis hin zu den spitzwinklig verzerrten Kulissen reichen. Weitere Vertreter dieser Stilrichtung sind der Gruselfilm Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau und Das Wachsfigurenkabinett (1924) von Paul Leni. Ihren Kulminationspunkt erreicht die Epoche in dem Film Metropolis (1927) von Fritz Lang, der zugleich einer der ersten wegweisenden Sciencefiction-Filme ist.

Die russische Avantgarde zählt Künstler wie Sergej Eisenstein in ihren Reihen, der die Montagetechnik maßgeblich beeinflusste. Sein bekanntester Film, Panzerkreuzer Potemkin (1925) erzählt von einem Aufstand auf dem gleichnamigen Schiff und der Konfrontation der Meuterern mit der russischen Armee in Odessa. Einige Szenen aus dem Film, darunter die Treppenszene in Odessa, gehören zu den meistzitierten in der Filmgeschichte. Der Russe Dsiga Wertow hingegen war ein Vertreter des sogenannten absoluten Films, durch den eine universale Filmsprache ohne sprachliche Hürden propagiert wurde. Sein berühmtestes Werk ist Der Mann mit der Kamera (1929), ein vielschichtiges Bild der Stadt Moskau durch das Auge eines Kameramannes.

Sprechende Bilder und die klassische Hollywood-Ära (1927 bis 1945)

Orson Welles

Die Ära des Tonfilms wurde 1927 in den USA mit Der Jazzsänger eingeleitet. Seitdem wurde die amerikanische Filmproduktion sehr rasch und konsequent auf Ton umgestellt, und auch die weltweite Filmindustrie zog binnen weniger Jahre mit. Dies hatte zunächst zur Folge, dass die frühen Tonfilme gegenüber den bis dato stilistisch weit entwickelten Stummfilmen an Qualität einbüßten. Während amerikanische Filmexporte früher einfach mit Untertiteln versehen wurden, drehte man viele Filme gleich in mehrfacher Ausführung – in anderen Sprachen und zwangsläufig auch mit komplett anderer Besetzung.

Der Tonfilm unterstützte in den 30er-Jahren die Ausprägung einiger neuer Genres: Musicals wie Die 42. Straße (1933), Gangsterfilme wie Scarface (1932), Horrorfilme wie Frankenstein (1931) und Screwball-Komödien wie Leoparden küßt man nicht (1938) hielten Einzug in die Kinos.

Um 1939 herum erreichte das klassische Hollywoodkino seinen Zenit. Typisch für die Klassiker jener Zeit war, dass sie zumeist ein fantasievolles Bild von Glück und Hoffnung zeichneten – ein Merkmal dessen ist auch das obligatorische „Happy End“. Als Ablenkung von dem grauen Alltag (die amerikanische Wirtschaft erreichte in den 30ern einen Tiefpunkt) waren die Hollywood-Filme vielen Menschen willkommen. Daher brachte die so genannte „goldene Ära“ des Kinos eine Vielzahl von Blockbustern hervor, z.B. Vom Winde verweht (1939). Mit Beginn der 40er-Jahre lässt sich in den USA jedoch auch eine Tendenz zum Realismus ausmachen, bestes Beispiel dafür ist Orson Welles' Citizen Kane.

In dieser Zeit stärkte das amerikanische Studiosystem seine Macht in der Filmindustrie. Die arbeitsteilige, profitorientierte Produktion, bei der alle Beteiligten unter der Schirmherrschaft des Produzenten standen, engte ambitionierte Regisseure und andere Filmschaffende massiv ein. Stars wurden zum Hauptprodukt und Aushängeschild der Studios – dementsprechend trat die Handlung eines Films oft weit in den Hintergrund. Ein Merkmal jener Zeit sind auch die so genannten double features, bei denen nach einem Hauptfilm noch ein B-Film gezeigt wurde – in diesen billig produzierten B-Filmen bestand lange Zeit die einzige Existenzmöglichkeit für individuelle Filmemacher. Nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der amerikanischen Filmproduktion auf Propaganda umgestellt. Viele berühmte Filmschaffende, darunter Charlie Chaplin und Walt Disney, beteiligten sich an der Anti-Nazi-Propaganda.

In Europa ging der „sprechende Film“ hingegen andere Wege. Deutschland befand sich in den frühen 30er-Jahren in der Zeit der Neuen Sachlichkeit, weshalb der so berühmt gewordene expressionistische Film sein Ende fand. Deutsche Tonfilme enthielten zunehmend sozialkritische Elemente, siehe z.B. M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931). Als Ursache dafür muss das Aufkommen des Nationalsozialismus gesehen werden. Während des Krieges stagnierte die deutsche Filmproduktion, mit Ausnahme von Propagandafilmen vor allem von Leni Riefenstahl.

Frankreich brachte eine Reihe von Filmen hervor, die man heute dem poetischen Realismus zuschreibt. Bedeutendster Regisseur dieser Stilrichtung war Jean Renoir, sein Lieblingsschauspieler war Jean Gabin.

Entwicklungen des Nachkriegsfilms (1945 bis etwa 1960)

Während die amerikanische Filmproduktion weitgehend ihren gewohnten Gang lief, stand der europäische Film vor einem Neuanfang.

Die ersten europäischen Nachkriegsfilme entstanden in Italien; diese waren aus Gründen des Materialmangels so minimalistisch, dass sie auf sämtliche Effekte verzichteten und oft sogar von Laiendarstellern gespielt wurden. Sie behandelten das Leben der kleinen Bürger und enthielten somit ein großes sozialkritisches Potenzial. Man bezeichnet diese Art Film, dessen wichtigster Regisseur Roberto Rossellini war, als Neorealismus.

In Deutschland wurden sogenannte Trümmerfilme gedreht, die das Elend, das durch den Krieg hervorgerufen worden war, zeigten und damit auch Kritik am Geschehenen übten.

Die europäischen Stilrichtungen, allen voran der italienische Neorealismus, blieben nicht ohne Auswirkung auf den amerikanischen Film: Das Genre des Film noir, das 1941 entstanden war, übernahm einige Elemente des Neorealismus. Während der McCarthy-Ära der frühen 50er-Jahre wurden viele Filmschaffende in den USA aufgrund kommunistischer Inhalte in ihren Filmen verfolgt. Es ist verständlich, dass die Qualität der allgemeinen Filmproduktion dadurch einen Rückschlag erlitt. Weiteres Merkmal der Ära sind die Science-Fiction-Filme, die in großer Zahl hergestellt wurden. Sie handelten meist von Invasionen Außerirdischer (z. B. Der Tag, an dem die Erde stillstand) oder anderer feindlicher Körper (z. B. Formicula) – eine Allegorie der Angst vor dem Kommunismus.

Ein weiterer Einschnitt in die amerikanische und weltweite Filmgeschichte ist die Verbreitung des Fernsehens, das eine ernsthafte Konkurrenz für das Kino darstellte. Als Konsequenz musste sich das Kino weiter entwickeln, um länger das Publikum anziehen zu können. So wurden eine Vielzahl technischer Neuerungen eingeführt, die das Kinoerlebnis attraktiver machen sollten: Die wichtigsten sind das Breitbildformat, Stereoton und Farbe (die schon früher vereinzelt in Filmen eingesetzt worden war, aber nun zum Standard wurde). Andere Spielereien, wie z.B. 3D-Filme, konnten sich auf Dauer jedoch nicht durchsetzen. All diese Neuerungen konnten allerdings nicht verhindern, dass das Kino eine jahrelange Rezession erfahren musste.

Die finanzielle Krise erforderte einen grundlegenden Strukturwechsel der Filmindustrie. Per Gesetz wurde das monopolistische Agieren der großen Studios unterbunden, was letztlich zum Ende des amerikanischen Studiosystems beitrug. Immer mehr Filme wurden mit niedrigen Budgets und unabhängig produziert. Die Internationalisierung des Kinos durch Im- und Exporte weltweit schuf ein neues, vielfältigeres Spektrum an Filmen. Eine besondere neue Vermarktungsstrategie war die Orientierung am jugendlichen Publikum: Musikfilme oder Helden wie James Dean lockten die Jugend an und boten ein Identifikationspotenzial für junge Menschen; Autokinos waren beliebt und weit verbreitet.

In Europa begannen einige Regisseure einen eigenen, unverwechselbaren Stil zu prägen. Nennenswert wären hier Federico Fellini aus Italien, Ingmar Bergman aus Schweden oder Jacques Tati aus Frankreich. Erstmals spielte auch Japan eine Rolle in der internationalen Filmwelt, seit Akira Kurosawas Film Rashomon (1950) den Goldenen Löwen gewonnen hatte.

Neue Wellen (60er- und 70er-Jahre)

Die 60er-Jahre waren die Zeit des Niedergangs des Golden Age of Hollywood. Die Abschaffung des Hays Code markiert das Ende des klassischen Hollywoodkinos, das mit seinen bewährten Rezepten zunehmend in die Krise geriet. Berühmte Regisseure wie Alfred Hitchcock oder John Ford hatten ihr Hauptwerk abgeschlossen, und die legendären Golden-Age-Stars kamen in die Jahre (Cary Grant, John Wayne) oder waren tot (Humphrey Bogart, Gary Cooper). Die großen Studios wurden von alten Männern wie Jack Warner geleitet, die teils seit der Stummfilmzeit ihren Posten bekleideten und keinen Kontakt mehr mit der gesellschaftlichen Realität hatten. Immer mehr Filme wurden am Publikum vorbei produziert, und in einem verzweifelten Versuch, ihre Zuschauer zurückzugewinnen, pumpten die Studios Mitte der 60er-Jahre enorme Summen in künstlerisch unbedeutende Monumentalfilme und Musicals, die quasi niemand mehr sehen wollte.

In dieser Zeit entwickeln sich in Europa neue kreative Filmströmungen. Dort bekam der Regisseur eine zunehmende Bedeutung und wurde zunehmend auch als Drehbuchautor bedeutsam. Dies war bis auf wenige Ausnahmen (Ernst Lubitsch, Billy Wilder, Otto Preminger, Alfred Hitchcock) im Hollywoodkino der 50er- und frühen 60er-Jahre nicht der Fall.

Die französische Nouvelle Vague beginnt in Frankreich als Epoche des Autorenfilms in den späten 50er-Jahre mit Außer Atem von Jean-Luc Godard begann. Die Filme dieser Epoche basierten auf der Theorie der politique des auteurs, die von einer Gruppe von Kritikern, die für die Filmzeitschrift Cahiers du cinéma schrieben, entwickelt wurde. Sie forderten eine klare künstlerische Autonomie für den Regisseur, und richten sich gegen die tradition de la qualité des französischen Kinos. Zu diesen Kritikern gehörte neben Claude Chabrol, Eric Rohmer, Jacques Rivette und Jean-Luc Godard auch François Truffaut, der mit den Filmen Sie küssten und sie schlugen ihn (1959) und Jules und Jim (1962) die ersten großen Publikumserfolge hatte.

Eine englische Parallele zur Nouvelle Vague stellt in gewisser Weise das Free Cinema dar, das in den frühen 60er-Jahren Konjunktur hatte. Die Filme erzählten meist Geschichten aus der englischen Arbeiterklasse und machten so auf soziale Missstände aufmerksam. Bekannt geworden sind vor allem Verfilmungen des Autors Alan Sillitoe.

Auch in Lateinamerika erwuchs ein neuer Filmstil, der seinen Ursprung in dem Kampf der Bevölkerung gegen politische und wirtschaftliche Unterdrückung hatte, das so genannte Cinema Novo. Kunstschaffende verstanden sich in den 60er-Jahren allzu oft als politische Akteure, und so entstanden nicht nur in Lateinamerika eine Reihe von politisch relevanten Filmen: In vielen osteuropäischen Länder erhoben sich Filmemacher gegen die diktatorischen Regimes.

Der deutsche Film wurde ebenfalls revolutioniert: Eine Gruppe junger, tendenziell linker Filmemacher verschrieb sich stilistischen und inhaltlichen Neuerungen im Film – zum Einen wurden althergebrachte Stilkonventionen über den Haufen geworfen, zum Anderen behandelten die neuen Filme oft politisch brisante Themen. Die einflussreichsten Regisseure des Neuen Deutschen Films waren Volker Schlöndorff und Rainer Werner Fassbinder.

Der Amerikanische Film, folgte, wenn auch etwas später, dieser Epoche der Erneuerung mit dem New Hollywood-Kino. Als Startpunkt dieser Epoche gelten Arthur Penns Bonnie und Clyde (1967) und Mike Nichols mit Die Reifeprüfung (1967). Das amerikanische Kino wird politischer, gesellschaftskritischer und beschäftigt sich zunehmend mit gesellschaftlichen Realitäten wie Sex und Gewalt.

Die 90er-Jahre bis heute

Computeranimierte Trickfilme

Eine neue Entwicklung der 90er ist der computeranimierte Trickfilm. Den ersten Versuch einen abendfüllenden computeranimierten Film zu produzuieren, gab es mit The Works schon in den 1980ern, allerdings scheiterte das Projekt. Der 1995 erschiene Film Toy Story von Pixar, in Zusammenarbeit mit Disney, war der erste Kinolangfilm, der allein am Computer erzeugte wurde. Die Pixar Animation Studios spezialisierten sich erfolgreich auf diese Art von Film und produzierten in den folgenden Jahren Das große Krabbeln (1998), Toy Story 2 (1999), Die Monster AG (2001), Findet Nemo (2003) und Die Unglaublichen (2004). Als Konkurrenz in dieser Sparte etablierte sich 1998 Dreamworks mit den computeranimierten Filmen Antz (1998), Shrek (2001), Große Haie – Kleine Fische (2004), Shrek 2 (2004) und Madagaskar (2005). Als drittem Konkurrenten gelang es den Blue Sky Studios mit den erfolgreichen Filmen Ice Age (2002), Robots (2005) und Ice Age 2 (2006), sich als Produzent computeranimierter Spielfilme zu etablieren. Gemeinsam ist diesen Filmen, dass sie die klassische Erzählstruktur der Disney-Zeichentrickfilme stärker brechen und die Geschichten durch einen (selbst)ironischen Humor begleitet werden.

Literatur

  • Kevin Brownlow, Michael Berg: Pioniere des Films. 1997, ISBN 3-87877-386-2
  • Geoffrey Nowell-Smith (Hrsg.): Geschichte des internationalen Films. Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3476015858
  • Laurence Goldstein, Jay Kaufman: Into Film. 1976, ISBN 0-525-47315-7
  • Corinna Müller: Vom Stummfilm zum Tonfilm. 2003, ISBN 3770539257
  • Heinrich Fraenkel: Unsterblicher Film. Kindler Verlag, 1956
  • Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms: 1910-1930. 1983, ISBN 3-442-10212-X
  • Klaus Kreimeier: Die UFA-Story. 2002, ISBN 3596155754
  • Kenneth Anger: Hollywood Babylon ISBN 3499606585
  • Werner Faulstich: Filmgeschichte. Fink, Paderborn 2005, ISBN 3-8252-2638-7
  • Andrea Gronemeyer: Schnellkurs Film. DuMont Buchverlag, Köln 1998, ISBN 3-7701-3844-9
  • James Monaco: Film verstehen. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek 2000, ISBN 3-499-60657-7

Filmgeschichte einzelner Länder

Siehe auch