Theben (Ägypten)
Theben war die Hauptstadt des alten Oberägyptens. Theben, die "hundertthorige Stadt", lag am Nil und war der einstige Mittelpunkt des Pharaonenreichs; heute (1888) ist nur ein ausgedehntes Ruinenfeld zu beiden Seiten des Nils vorhanden.
Im Neuen Reich (2. Jahrtausend v. Chr. hieß die Stadt Waset (Uaset). Der hieroglyphische Name der Stadt war Ape (T'Ape), woraus das griechische Thebae entstanden ist. Die unter den Ptolemäern eingeführte Benennung Diospolis ist eine Übersetzung des altägyptischen Pe-Amun ("Haus des Ammon"). Die Gründung Thebens ist in Dunkel gehüllt. In die Geschichte tritt die Stadt erst mit der 11. Dynastie (2850 v. Chr.) ein, welche von Manetho eine thebaische genannt wird, und deren Gräber dort entdeckt wurden. Nach der Vertreibung der Hyksos und mit der Herstellung der unter ihnen zerstörten Tempel, also unter der 18. Dynastie (1706), begannen die herrlichen Bauten zu entstehen, welche, im Lauf der folgenden elf Jahrhunderte verschönert, vergrößert und vermehrt, die Stadt zum Wunder der Alten Welt erhoben haben. 527 wurde ihr durch Kambyses der erste Stoß versetzt; die Verwüstung und Plünderung durch die Perser war derart, daß Theben nie wieder sich zu altem Glanz erheben konnte. Die Verlegung der Residenz unter den letzten Dynastien nach den Städten des Nildeltas und der Aufschwung Alexandriass unter den Ptolemäern entzogen ihr die Lebenskraft. 84 endlich brachte ihr die Empörung gegen Ptolemäos Soter II. Lathyros den Untergang. Erbittert durch ihren dreijährigen Widerstand, verheerte sie der siegreiche König mit Feuer und Schwert, so daß Strabon hier nur einige ärmliche Ortschaften um die vier Haupttempel gruppiert fand. Das Gebiet von Theben nehmen gegenwärtig (1888) die vier Dörfer Luksor (Luxor), Medinet Habu, Karnak und Kurnah (Qurna) ein, mit den noch erhaltenen großartigen Ruinen der alten Stadt.
[Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888.]
Literatur
- Theben 1), in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 15, S. 626