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Gōjū-Ryū

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Goju-ryu (剛柔流, wörtlich: hart - weich - Stil) ist ein Karate-Stil mit lang zurückreichender Tradition, der starke Elemente des ursprünglichen chinesischen Boxens des 17.-19. Jahrhunderts enthält. Der Namen Goju-ryu wurde von Miyagi Chojun (1888 - 1953) gewählt. Miyagi bezog sich bei der Auswahl des Stilnamens auf das lange Zeit geheim gehaltene Bubishi, in dem eine der "Acht Regeln des Faustkampfes" da lautet: "Alles im Universum atmet hart und weich" (Ho Goju donto).

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Geschichte

Im Bugei Ryuha Daijiten, der Enzyklopädie der Kriegskunststile von Kyoshi Watatani und Yamada Tadashi (Tokyo, 1978) wird Goju-ryu unter anderem wie folgt charakterisiert:

  • 古式の技であるという。

Das bedeutet: (Goju-ryu wird) "Auch Koshiki no Waza genannt." Koshiki no Waza sind "antike Techniken," "Techniken der alten Schule," oder „antike Riten.“ Dementsprechend handelt es sich beim Goju-ryu um die Überlieferung traditioneller Kampfmethoden.


Goju-ryu Karate entwickelte sich aus der Erforschung und Systematisierung affektierter unbewaffneter Kampfbewegungen auf Okinawa. Die Entwicklung des Goju-ryu Karate ist untrennbar mit der Geschichte von China, Ryukyu und Japan verbunden.

China

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Ryukyu

In der Zeit der Drei Königreiche (Sanzan Jidai) kämpften drei Feudalfürsten (Anji) um die Macht in Okinawa, wobei die üblichen militärischen Mittel, Maßnahmen, Taktiken und Strategien zum Einsatz kamen, also Waffengebrauch, Reiten, Befestigungsbau usw. Während es in Okinawas Frühzeit entsprechend militärische Auseinandersetzungen gab, wurde 1429 ein Verbot des Waffenbesitzes für die gesamte Bevölkerung verhängt. Der Waffenbesitz wurde mittels staatlicher Bevorratung gesteuert und durch harten Strafen sanktioniert.

Als handelsstrategischer Partner des damals in Asien kulturell herrschenden chinesischen Reiches kam Okinawa über die maritimen Handelsrouten in Kontakt mit zahlreichen Ländern Asiens. Im 15. Jhd. entsandte China dem König von Ryukyu ein komplettes „Kulturbüro,“ die sog. 36 Familien (Sanjuroku Sei), die sich in dem zu Naha gehörenden Dorf Kume niederliessen. Diese kümmerten sich um alle möglichen Verwaltungs-, Handels-, Kulturfragen (inkl. Technik) und Sicherheitsfragen und brachten erstmals systematisch Kenntnisse über chinesisches Quanfa (Kungfu) nach Okinawa. Kume war für Ryukyu Jahrhunderte lang das Fenster zur chinesischen Kultur.

1609 wurden das militärisch unbedarfte Ryukyu Königreich vom Shimadzu Clan aus Kyushu erobert. Alle Funktionen des Königreiches, wie der Königshof in Shuri, die 36 Familien sowie die Tributbeziehung mit China liefen jedoch weiter, was für die Entwicklung des Karate entscheidend war. Auch das Waffenverbot wurde von den Shimazu erneuert.

Auf Okinawa existierte ein einheimisches Kampfsystem, welches Te 手 genannt wurde/wird und welches anhand schriftlicher Quellen erstmals im 17. Jhd. nachgewiesen werden kann: Teijunsoku Oyakata (1663-1734) war Stadtoberhaupt der Stadt Nago und konfuzianischer Gelehrter. Er schrieb etwa um 1700:

  • „Unabhängig davon, wie du dich vielleicht in der Kunst des Te auszeichnen magst, oder in deinem akademischen Streben...; nichts ist wichtiger als dein Verhalten und deine Menschlichkeit und wie du diesen im täglichen Leben folgst.“

Eine erste Systematisierung findet sich in dem Tode 唐手 genannten Kampfsystem direkter kontinentaler Abstammung, welches etwa ab dem 17. Jhd. in zunehmendem Maße nachweisbar hauptsächlich von China aus nach Okinawa übertragen wurde.

  • Etwa 1683: der chinesische Gesandte Wanshu lehrt in Okinawa Quanfa.
  • Etwa 1760: der chinesische Militärattachê Kusanku unterrichtet in Okinawa wenigestens einen Schüler, Chatan Yara.
  • "Tode" Sakugawa Kanga lebte im 18./19. Jahrhundert. Sein überlieferter Spitzname "Tode" ist ein Beweis für die Synthese des Te mit dem Quanfa.
  • 19. Jahrhundert: Übertragung des Bubishi nach Okinawa beginnt; Einfluß der südchinesischen Stile des 17.-19. Jahrhunderts. (Das Dokument Bubishi gilt als Beweis für die Übertragung des chinesischen Boxens nach Okinawa. Es ist das einzig bekannte Dokument dieser Art und diesen Umfangs, und es handelt von chinesischen Box-Stilen, aus denen die Kata des Goju-ryu stammten (Weißer Kranich und Arhat Boxen))
  • Miyagi Chojun schrieb in seinem 1934 erschienenen Zeitungsartikel Ein Überblick über das Karate-do: „Eine Stilrichtung des Kungfu wurde 1828 von Fuzhou nach Okinawa gebracht und diente als Quelle und Inspiration für das Goju-ryu Karate Kempo“. Bis heute ist nicht klar, wen oder was er damit meinte.

Tode 唐手 kann verschiedentlich interpretiert werden. Te heißt zwar wörtlich „Hand,“ beschreibt hier aber im Prinzip eine Kampfmethode. So beudeutet Tode 唐手 soviel wie „chinesiche Kampfmethode,“ „fremdländische Kampfmethode.“ (To 唐 ist die (chinesische) Tang-Dynastie, bedeutet aber auch einfach China oder "fremdländisch").

Andere südostasiatische Einflüsse gelten als sehr wahrscheinlich.

Verantwortlich für die Entwicklung des späteren Karate waren die oft beamteten Funktionen innerhalb des Rangsystems des Königreichs. Die Funktionen dieser Ränge reichten vom Straßenpolizisten über Dorfvorsteher und Sicherheitspersonal für Burganlagen oder Tributschiffe bis hin zu hohen Ministern, Fürsten und Prinzen. Anhand der Titel der wichtigsten Protagonisten der okinawesischen Kampfkunst aus der Zeit des Ryukyu Königreiches läßt sich einwandfrei nachweisen, dass es sich um Personen von Rang handelte.

  • Ränge im Ryukyu Königreich (aufsteigend geordnet):
     - Samurairang: 
           -- Chikudun (wörtlich "zu Rang aufsteigen")
           -- Chikudun Pechin
           -- Satunushi
           -- Satunushi Pechin
           -- Pechin 
     - Daimyorang: 
           -- Oyakata (Dorfoberhaupt bis Minister)
           -- Anji (Fürst, Marquis)
           -- Oji (Prinzen und andere nahe Verwandte des Königs) 

Mit der Abschaffung des Ryukyu Königreichs und der Einverleibung als Präfektur Okinawa in das japanische Reich im Jahre 1879 gingen alle diese Ränge und damit viele kulturell besetzte Rechte und Pflichten verloren (Deshalb tragen die Karateka neueren Datums keine Titel).

Erst 1905 wurde Karate (Shōrin Ryū und Shōrei Ryū) erstmals öffentlich im okinawesischen Schulsystem gelehrt (durch Itosu Anko und Higashionna Kanryo).

Japan

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--Andreas Quast 15:51, 22. Jun 2004 (CEST)

Stilabgrenzungen

Das einheimische Kampfsystem Te 手 wurde durch den Einfluss des chinesichen Quanfa beträchtlich verbessert und ab dem 18. Jahrhundert Tode 唐手 genannt. Daraus entwickelte sich mit der Zeit schließlich das ursprüngliche Karate 空手, welches in Shuri-te 首里手, Tomari-te 泊手 und Naha-te 那覇手 eingeteilt wurde, also in in die spezifischen Kampfmethoden der Bezirke Shuri, Tomari und Naha. Diese Einteilung ist teilsweise noch heute gültig. Daneben gibt es weitere ursprüngliche Stile, die den genannten Einteilungen nicht direkt zuzuordnen sind. Ferner werden diese Stile zwei übergeordneten Klassen zugeordnet: Shōrin Ryū 少林流 und Shōrei Ryū 昭霊流.


Shōrin Ryū 少林流: Beschreibt die Stile des Shuri-te 首里手 und Tomari-te 泊手. Shōrin 少林 bedeutet hier „Shaolin-Stil“ und ist ein Hinweis auf den Einfluss der nordchinesischen Stile des Shaolin Tempels. Wörtlich bedeutet Shōrin 少林 „ein bischen Wald.“

- Heute wird Shōrin-ryū wie folgt unterteilt:

  • Matsubayashi-ryū 松林流: Auch Matsubayashi kann alternativ „Shōrin“ gelesen werden. Es bedeutet „Kiefernhain.“
  • Kobayashi-ryū / Shōbayashi-ry: 小;林流

Auch diese beiden können „Shōrin“ ausgesprochen werden. Ko und Shō sind zwei Möglichkeiten der Lesung des Kanji 小. Tatsächlich wird angenommen, dass lediglich ein „Lesefehler“ zu der Unterscheidung führte. Von ihrer Herkunft her sind beide Stile nahezu identisch. Kobayashi / Shōbayashi 小林 bedeutet „kleiner Wald.“

  • Shōrin-ji-ryū 少林寺流: 1954 von Nakazato Joen gegründet. Shōrin-ji 少林寺 bedeutet „Shaolin Tempel.“
  • Sukunai Hayashi-ryū 少林流: Dies ist wiederum eine alternative Lesung derselben Kanji wie in „Shōrin-ryū,“ mit „Shōrin“ wieder in der Bedeutung „Shaolin.“ Die Lesung des Kanji 少 als Shō bedeutet „wenig, ein bisschen“, wohingegen die Lesung Sukunai „wenig, gering“ bedeutet (Dieser Stil ist auch als Matsumura Seitō-ha 松村正統派 bekannt.


- Shōrei Ryū 昭霊流:: Beschreibt üblicherweise das Naha-te 那覇手, das spätere Gōjū Ryū 剛柔流. Die Entwicklung dieser Strömung unterlag dem Einfluss südchinesischer Stile. Shōrei 昭霊 bedeutet soviel wie „klarer Geist.“ Ob diesem Begriff einst ein bestimmter Bedeutungsinhalt in bezug auf die südchinesischen Stile immanent war, ist nicht bekannt. Zum Shōrei Ryū 昭霊流 sind wegen ihrer ebenfalls südchinesischen Herkunft auch Uechi Ryū 上地流 und Ryūei Ryū 劉衛流 zu zählen.

  • Gōjū Ryū 剛柔流
  • Uechi Ryū 上地流
  • Ryūei Ryū 劉衛流

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Historische Protagonisten

Studierte chinesische Kampfkünste in der Tradition des "Weißen Kranichboxens" und entwarf die Kunst des Naha-te. Sein bedeutendster Schüler Miyagi Chojun.

Namensgeber des Goju-ryu. Unter anderem durch Miyagis Wirken wurde das Goju-ryu der erste Karate-Stil, der offiziell vom Dai Nippon Butokukai 1933 anerkannt und registriert wurde. Gleichzeitig war Miyagi der erste Karateka, der vom Dai Nippon Butokukai einen japanischen Budo-Titel im Karate-jutsu verliehen bekam, den eines Kyoshi.

9. Dan Hanshi aus Osaka, Japan. Studierte seit den 1940er Jahren Goju-ryu unter Miyagi Chojun, Yamaguchi Gogen und anderen. 1954 gründete er das Yuishinkan Dojo in Osaka, welches 2004 sein 50jähriges Bestehen feierte. Neben Kenzo Uchiage, Kinkichi Katano, Yamaguchi Gogen, Shozo Ujita und Mitsuyasu Okamura war Kisaki Tomoharu einer der 6 wichtigsten Vertreter des Goju-ryu in Japan.


--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Technik

Beim traditionellen Goju-ryu Karate werden Verteidigungs-, Angriffs- und Meidbewegungen mit allen Teilen des Körpers verbunden mit Fuß- und Körperbewegungen Tai sabaki in defensiven und offensiven Manövern im unbewaffneten Nahkampf eingesetzt.

Die expliziten Bewegungsmuster des traditionellen Karate wurden in zahlreichen Kata überliefert. Einige dieser Kata sind nachweislich mehrere hundert Jahre alt (z.B. Sanchin, Kusanku) und sind als lebendig erhaltenes Kulturgut zu betrachten. Kata sind das Herz der Technik des Karate.

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Training

Das Training selbst setzt sich aus verschiedenen unterstützenden (Makiwara, Krafttraining), athletischen und stiltechnischen (Kihon, Kata, Kumite) Übungen zusammen, begonnen und beendet mit Reigi 礼儀 (Höflichkeit, Anstand, Benehmen). Die erforderliche Disziplin beim Training hat auf der einen Seite einen (selbst)disziplinierenden Effekt, auf der anderen Seite ist sie wichtige Voraussetzung für die Sicherheit beim Training mit Partnern.

Der Wert für die Selbstverteidigung ist dieser Kampfmethode immanent.

  • Kihon ist die Grundschule des Karate, in der explizite Techniken geübt und verfeinert werden.
  • Kata sind festgelegte Bewegungsabfolgen. Die einzelnen Stile unterscheiden sich hauptsächlich durch die Anzahl und Art der geübten Kata, sowie die daraus resultierenden Stil-Prinzipien.
  • Kumite sind Kampfübungen mit Partnern. Der "Scope" ist völlig frei, das heißt, von festgelegten Übungen bis zum Freikampf ist alles möglich.

Im Goju-ryu wird auch der Atmung, die Ibuki oder Ikibuki genannt wird, besondere Aufmerksamkeit gewidmet; genauer gesagt der Koordination der Atmung mit den Bewegungen, was vor allem in den Heishu Kata Sanchin und Tensho vermittelt wird.

Neben den "harten" Tritt- und Schlagtechniken, werden im Gegensatz zu anderen Karate Stilen seit jeher auch vermeintlich "weiche" Techniken, wie Würfe, Würgegriffe, Arm- und Beinhebel, Haltegriffe und Bodenkampf gelehrt.

Eine weitere Spezialität sind die sogn. "Klebenden Hände" (jap.: Kaki-e), eine sehr effektive Grappling - Übung.

Prinzipien und Methoden, die im Training zum Tragen kommen, sind z.B. Gamaku ガマク (Hüfteinsatz) und Kakie カキエ. Hier einige Beschreibungen:

  • Muchimi ムチミ: Übersetzt als nachgebend, flexibel, elastisch, bedeutet dies eigentlich „schwere, klebrige Hand“. Die Bewegungen der Hände werden dabei dennoch fließend ausgeführt wird. Beispiel: Tensho-Kata.
  • Chiru no Chan Chan: Dies ist eine Form der Muskelspannung, in dem die Muskeln zwar angespannt, aber dennoch flexibel und elastisch sind. Ermöglicht Sensibilität und daraus resultierend angemessene Reaktion auf einen Angriff.
  • Chinkuchi Kakin チンクチカキン: oft auch einfach Chinkuchi genannt. Bezieht sich auf die Spannung oder Stabilisation der Gelenke. Im Gegensatz zum Muchimi sind die des Körpers Gelenke hier für den Augenblick des Aufpralls „gesperrt“. Beispiel für ein „verlängertes“ Chinkuchi Kakin und typisch für diesen Wortgebrauch ist die Sanchin-Kata, und wird so auch im Bereich des Kikojutsu 気功術 angesiedelt, da das Sperren der Gelenke mit der Atmung koordiniert oder sogar erst durch sie herbeigeführt wird. - Chinkuchi チンクチ. Die Bedeutung ist ein "zusammenschnüren" oder "festziehen" der Muskeln und Gelenke" in einen gesperrten Zustand. Ein andere Ausdruck hierfür ist Gotaijutsu 剛体術, die Fertigkeit des starren Körpers oder Gotaika 剛体化, den Körper verhärten. - kakin カキン, stammt möglicherweise von kake 掛, als Suffix an Verben "an(gebissen)", als Suffix an Nomen "Haken".

d.) Chikara nu nujisashi: Bezieht sich auf die langsamen, mit großer Kontrolle ausgeführten Teile der Kata. Steht im Gegensatz zu den rein kraftvollen Bewegungen. Möglicherweise: - chikara 力: Kraft, Stärke. - nu = no の. - nu(ku) 抜 (als Suffix): etwas die ganze Zeit bis zum Ende durchführen. - sa(su) oder sa(shi) 差: ausstrecken (die Hand); anschwellen; oder als emphatisches Verb-Präfix.


--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Kata

Die Kata im Goju-ryu zeichnen sich durch dynamische, kreisförmige Bewegungen und durch einen stabilen Stand aus. Es werdem Katas der "geschlossenenen" und der "offenen Hand" (Heishu und Kaishu Kata) unterschieden. "Hand" ist hier nicht wörtlich zu verstehen, gemeint ist der Körperschwerpunkt im Unterleib als Sitz der menschlichen Energie (jap.: Tanden).

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Heishu und Kaishu

Heishu und Kaishu sind zwei wichtige Konzepte des Goju-ryu. Hei bedeutet hier geschlossen, Kai bedeutet geöffnet. Die Shu-Silbe bedeutet Hand. Die wörtliche Übersetzung lautet also wie folgt:

  • Heishu - Geschlossene Hand
  • Kaishu - Offene Hand

Die ist jedoch nicht richtig.

Tatsächlich beschreiben diese beiden Begriffe eigentlich den Spannungszustand der Muskulatur sowie die Funktion der Gelenke in der Ausführung der Kata.

  • In Heishu Kata wird eine gleichmäßig große Spannung über die ganze Ausführung der Kata hindurch beibehalten, während die Gelenke dabei eher "eingerastet" bewegt werden. Wie du richtig bemerkt hast, gehört die Atmung dazu und begleitet die ganze Bewegung. Dass dies jedoch mitunter "isometrische" Kata genannt wird, scheint mir verkehrt. Richtig müsste es - wenn überhaupt - "isokinetische" Kata heissen, da die Spannung nicht im bewegungslosen Zustand mit Widerstand gehalten wird, sondern innerhalb der Bewegungen.
  • In Kaishu Kata ist die entscheidende Spannung nicht in der Bewegung als solches, sondern lediglich im Kime-Punkt.

Im Goju Ryu sind deshalb üblicherweise Sanchin und Tensho die Heishu Kata. (es gibt auch Beschreibungen, in denen sie beide als Kihon Kata, oder Sanchin als Kihon und Tensho als Heishu Kata beschrieben werden; letzteres in Miyazato Eiichi: Okinawa Den Goju ryu Karate Do).

Kaishu Kata sind entsprechend

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Philosophie

Erster Grundsatz für Karateka ist: Karate ni sente nashi - Es gibt keine erste Initiative im Karate.

Die Kata bilden nicht nur den technischen Grundriss, sondern transportierten auch die philosophischen Werte des Karate; "Karate ni sente nashi" findet sich in den Kata wieder, die immer mit einer Defensivbewegung beginnen. Dies impliziert, dass Karate nur als Reaktion auf eine Angriff gedacht ist, niemals als unbegründete Aktion aus sich selbst heraus.

Desweiteren ging die Überlieferung der Kata mit einer Anreicherung durch asiatische Philosophien einher (Taoismus, Buddhismus, Konfuzianismus), welche letztendlich eine friedlich orientierte (Gesellschafts)Ethik formten, die sich scheinbar paradoxerweise durch das Training in dieser Kampfmethode im Menschen manifestieren soll. Die Effekte des Trainings sollen so idealerweise zu einer friedlichen und aufrichtigen Grundeinstellung sowie einem undominierbaren Geist führen.

Durch das Zusammenwirken aller Momente der Übung im traditionellen Karate werden wichtige interdisziplinäre Grundlagen möglich, die auf viele Lebensbereiche anwendbar sind.

--Andreas Quast 15:54, 22. Jun 2004 (CEST)

Ziel

Traditionelles Goju-ryu Karate ist als langfristige, idealerweise lebenslange geistige, körperliche und kulturelle Übung und Performance zu verstehen. Die Trainingsergebnisse im Karate können bei gegebenen Voraussetzungen von speziellem wie auch interdisziplinärem Nutzen für die ausübende Person sein.

Logos dieser Stilrichtung

In Deutschland finden zwei Logos des Goju - Ryu Verwendung, die Drachenkopffaust, sowie eine im Shiko Dachi stehende Figur (Yuishinkan). Weniger bekannt ist der Hintergrund der beiden Symbole. Beide Logos stehen für den Drachen (Tatsu), da es sich beim Goju - Ryu um einen Drachen - Stil handelt. Anders als z.B. beim Shotokan (Tiger, Tora) ist das Tier nicht direkt im Symbol zu finden, da es sich beim Drachen um ein Hoheitstier der Chinesen handelt. Auch wenn die Wurzeln des Karate ursprünglich in China liegen, würde dies kaum ein japanischer Meister zugeben, geschweige denn ein Hoheitszeichen der Chinesen zulassen.

Die Drachen sind in den beiden Logos teilweise nicht leicht zu erkennen. Bei der Faust handelt es sich, wie bereits erwähnt, um eine Drachenkopf - Faust, eine Technik des Drachens, bei der Figur sogar um den Drachen selbst. Zu erkennen ist der Drache, an seinem Schwanz (man kann 6 Waffen zählen, die Arme, Beine, Kopf und Schwanz).

Warum Drache und Tiger?

Neben Schlange (Hebi), Leopard (Yaze Neko), Kranich (Hakutzru) (und einigen anderen) handelt es sich um sogenannte Kampftiere. Alle mit ihren spezifischen Taktiken und Techniken. Diese Tiere prägen also auch die Stilrichtungen. Der Drache verfügt über die meisten Techniken und Waffen. Er benutzt nicht nur kreisförmige Bewegungen und weiche Techniken (zu finden in der Baihepai- und Hakutsuru Kata), sondern enthält auch Techniken anderer Kampftiere wie der Schlange - sprich greifen und halten. Der Tiger als Gegenbeispiel ist ein schnelles und starkes Tier. Er geht grade in den Gegner hinein, schlägt durch die Deckung etc., ausweichen und erneutes Angreifen von der Seite, wie es der Drache symbolisiert, kennt er nicht.

Weblinks