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Vreden

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Wappen Karte
Stadtwappen der Stadt Vreden Lage der Stadt Vreden in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: NRW
Regierungsbezirk: Münster
Kreis: Kreis_Borken
Geografische Lage: 52° 02' n. Br.
06° 49' ö. L.
Höhe: 27 m - 57 m NN
Fläche: 135,83 km²
Einwohner: 22.790 (31. Dezember 2005)
11.677 männlich, 11.113 weiblich
Bevölkerungsdichte: 168 Einwohner je km²
Postleitzahl: 48691
Vorwahl: 02564
(Lünten teilw. 02567)
Kfz-Kennzeichen: BOR
Gemeindeschlüssel: 05 5 54 068
Stadtgliederung: Ein Stadtkern, fünf Kirchdörfer, fünf Bauernschaften
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgstraße 14
48691 Vreden
Offizielle Website: www.vreden.de
Politik
Bürgermeister: Hermann Pennekamp (CDU)

Vreden ist eine Stadt im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen, Deutschland.

Geografie

Geografische Lage

Vreden liegt im westlichen Münsterland, im Übergang von der norddeutschen Tiefebene zum Niederrhein. Der Fluss Berkel fließt durch Vreden.

Die Landschaft ist geprägt durch parkähnliche Wiesen und Wälder, Heidelandschaften und Moorgebiete ("Venn").

Nachbargemeinden

Deutsche Nachbargemeinden von Vreden sind Ahaus und Stadtlohn. Den größten Teil der Gemeindegrenze macht jedoch die Staatsgrenze zu den Niederlanden aus.

Auf niederländischer Seite grenzt Vreden an die Provinz Gelderland mit den Gemeinden Winterswijk und Berkelland (früher Eibergen) sowie die Provinz Overijssel mit der Gemeinde Haaksbergen.

Mit den Nachbargemeinden Südlohn auf deutscher und Groenlo auf niederländischer Seite besteht keine gemeinsame Gemeindegrenze.


Stadtgliederung

Die Stadt ist gegliedert in den Stadtkern, die fünf Kirchdörfer Ammeloe, Ellewick-Crosewick, Lünten, Wennewick-Oldenkott, Zwillbrock und die fünf Bauerschaften Doemern, Gaxel, Großemast, Kleinemast und Köckelwick.

Geschichte

Siedlungs- und Stadtgeschichte

Grabungsfunde zeigen, dass das Gebiet des Zwillbrocker Venns bereits vor mehr als 10.000 Jahren besiedelt war. Auf dem Gebiet der heutigen Stadtbebauung reichen Bodenfunde bis etwa in das fünfte Jahrhundert vor Christi Geburt zurück.

Aus den Xantener Annalen ergibt sich, dass im Jahre 839 die Reliquien dreier Heiliger nach Vreden überführt wurde. Dies ist die erste Urkundliche Erwähnung Vredens und dürfte zeitlich mit der Gründung des Damenstifts zu Vreden zusammenfallen.

Während das Stift dem Bistum Köln zuzurechnen ist, gehört die Stadtgemeinde zum Bistum Münster. Im Jahre 1252 verpflichten sich der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster, Vreden als Stadt auszubauen und zu befestigen. Vreden erhält somit die Stadtrechte.

Im Jahre 1470 wird Vreden unter Coesfeld Mitglied der Hanse.

Der 80-jährige Krieg in den benachbarten Niederlanden sowie der 30-jährige Krieg betreffen auch Vreden. Im Jahr 1598 wird Vreden von spanischen Truppen besetzt. Erst der Westfälische Friede beendet im Jahre 1648 die Feindseligkeiten. Die Grenze zwischen dem Bistum Münster und dem Bistum Utrecht wird zur bis heute bestehenden Staatsgrenze. Etwa zur gleichen Zeit wird die Berkelschifffahrt aufgenommen.

Im Jahre 1811 fällt Vreden vorübergehend an Frankreich. Im gleichen Jahr vernichtet ein Stadtbrand weite Teile der Stadt. Ein zweiter katastrophaler Brand ereignet sich 1857.

Zur Förderung der lokalen Wirtschaft wird 1841 die Sparkasse gegründet, die dritte im Münsterland. Viele Industriebetriebe, insbesondere Webereien und Spinnerein, nehmen im Laufe des 19. Jahrhunderts die Produktion auf. Dennoch dauert es bis zum Jahre 1902, bis Vreden einen Bahnanschluss erhält.

Große Teile der Stadt und der Industrie werden im zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe kurz vor Kriegsende zerstört, darunter auch die beiden Kirchen. Während die Stiftskirche wieder aufgebaut wird, müssen die Trümmer der Pfarrkirche St. Georg einem Neubau weichen. Im Rahmen der Bauarbeiten werden unter St. Georg die Fundamente mehrerer Vorgängerkirchen entdeckt, die bis in die Zeit des ersten Jahrtausends n.Chr. zurückreichen.

Zum 1. Juli 1969 wird die Gemeinde Ammeloe der Stadt Vreden angeschlossen, nachdem die Kirchdörfer und Bauernschaften seit Anfang des 19. Jahrhunderts verwaltungstechnisch als so genannte Kragengemeinde eigenständig waren. Gleichwohl befand sich das Rathaus des Amtes Ammeloe innerhalb der Grenzen der Stadt Vreden.

Nach dem Krieg wächst die Stadt beständig und überschreitet in den 1990er-Jahren die Marke von 20.000 Einwohnern. Die Textilindustrie weicht zunehmend einem gut diversifizierte Mix aus verschiedenen Branchen.

Wappen

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Vreden vom Kölner Erzbischof und Münsteraner Bischof, die gemeinsam über Vreden herrschten, als Stadt ausgebaut. Das Siegel der Stadt zeigt die Bistumspatrone Paulus (Münster) und Petrus (Köln) vor einem gespaltenem Schild. Dieses zeigt vorne das kölner Kreuz und hinten den münsterischen Balken. Dieses Schild ist das Wappen der Stadt Vreden. Der goldene Balken, eigentlich auf rotem Grund, ist auf eine falschen Farbgebung Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts zurückzuführen.

Seit Mitte der 1970er Jahre wird fast ausschließlich auf das Siegelbild zurückgegriffen, welches das eigentliche Wappen beinhaltet.

Politik

Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)

Einschließlich Nebenwohnsitz: 23.600 (31. Dezember 2005)

Religionen

(Stand: 31. Dezember 2005)

  • 81,5 % römisch-katholisch
  • 7,4 % evangelisch
  • 0,3 % evangelisch-lutherisch/evangelisch-reformiert
  • 10,8 % sonstige/ohne

Staatsangehörigkeit

(Stand: 31. Dezember 2005)

  • 95,2 % deutsch
  • 2,1 % niederländisch
  • 0,4 % türkisch
  • 0,4 % polnisch
  • 0,3 % serbisch (Serbien & Montenegro)
  • 0,2 % libanesich
  • 0,2 % syrisch
  • 0,1 % italienisch


Stadtrat

Im Vredener Stadtrat sind vier Fraktionen vertreten. Der Rat besteht aus 34 Mitgliedern und dem Bürgermeister.

  • CDU 21 Sitze Fraktionsvorsitzender: Bernhard Tenhumberg, MdL
  • SPD 8 Sitze Fraktionsvorsitzender: Reinhard Laurich
  • Grüne 2 Sitze Fraktionsvorsitzende: Helma Benke
  • UWG 3 Sitzen Fraktionsvorsitzender: Andreas Wethmar


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Hamaland-Museum
    • Bauernhaus-Museum
  • Scherenschnitt - Museum
  • Miniatur-Schuh-Museum
  • Skulpturenpark Erning
  • Heimathaus Noldes
  • Berkelkraftwerk
  • Biologische Station Zwillbrock

Bauwerke

  • historische Überreste der Burganlage
  • barockes Herrenhaus
    • (heute beide Teil des Rathauses)
  • altes Rathaus (am Marktplatz)
  • Stiftskirche St. Felicitas
  • historische Überreste einer alten Kirche (Fundamente) unter der Pfarrkirche St. Georg
  • Kapelle Maria Brunn
  • Barockkirche Zwillbrock


Parks

  • Zwillbrocker Venn: größte Lachmöwenkolonie Europas, nördlichste Brutkolonie von Flamingos
  • Stadtpark, einschließlich Bauernhausmuseum
  • Butenwall und Stadtgraben

Vereine und Verbände



Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Aufgrund der geografischen Randlage ist Vreden nicht direkt an das Bundesfernstraßennetz angebunden. Es queren aber die Landstraßen L 572 und L 608 das Stadtgebiet. Gut ausgebaute Zubringerstraßen führen zur B 70 (ca. 5 km Entfernung), zur B 474 (ca. 10 km), B 54 (ca. 15 km) sowie zur A31 (ca. 20 km Entfernung). Auf niederländischer Seite beträgt die Entfernung zum Fernstraßennetz ca. 10-15 km (Nationalstraßen N 18, N 313, N 318 und N 319) bzw. 25 km (Autobahnen A18 und A35).

An der Stadtgrenze zu Stadtlohn befindet sich der Verkehrslandeplatz "Flugplatz Stadtlohn-Vreden", der neben Segel- und Freizeitpiloten auch geschäftlich an- oder abgeflogen werden darf. Die Landebahn hat zur Zeit ein Länge von 1.100 Meter, eine Verlängerung auf ca. 1.800 Meter ist in Planung. Die nächstgelegenen Verkehrsflughäfen Münster-Osnabrück und Düsseldorf sind ca. eine Autostunde entfernt.

Der Eisenbahnverkehr wurde in den 1950er-Jahren (Personenverkehr) bzw. den 1980er-Jahren (Güterverkehr) eingestellt. Die Berkelschifffahrt kam bereits im 19. Jahrhundert zum Erliegen.

Innerstädtisch führen mehrere Ringstraßen um den Stadtkern, wobei der sogenannte Butenwall, der die historische Innenstadt umgibt, für den motorisierten Verkehr überwiegend gesperrt ist. Der äußere Ring soll ab Herbst 2006 durchgehend befahrbar sein. Die Ortsteile sind über Kreisstraßen angebunden.

Bildung

  • 1 Gymnasium (Gymnasium Georginanum, gegründet 1677)
  • 1 Realschule
  • 2 Hauptschulen
  • 6 Grundschulen
  • 1 Förderschule (Sonderschule)
  • 1 Volkshochschule
  • 1 Musikschule

Ansässige Unternehmen

In Vreden gibt es immer noch das traditionelle Handwerk wie Schreiner, Schmiede und Korbflechter. Hinzu kommen Handwerksbetriebe mit zum Teil überregionaler Bedeutung, die Schuhmacher Familie Wessels, mit ihrer langen Tradition (der Ursprung liegt im Jahr 1745) und Spezialisierung auf ungewöhnliches Schuhwerk, insbesondere Schuhe in Übergrößen, ist hierfür ein gutes Beispiel. Das Bau- und Baunebengewerbe hat wegen der regen Bautätigkeit einen besonderen Stellenwert.

Prägend aber für die Wirtschaftsstruktur sind Industriebetriebe der verschiedensten Branchen: Schmuckwarenindustrie, grafisches Gewerbe, Holz- und Kunststoffverarbeitung, Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil- und Bekleidungsbetriebe und Papiererzeugung. Dabei liegt der Schwerpunkt ganz eindeutig bei mittelständischen Unternehmen.

Beratend zur Seite steht Firmen und Existenzgründern die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken (WFG). Sie bietet unter anderem Leistungen an in den Bereichen Existenzgründungsberatung, Technologieberatung, Förderprogrammberatung, Standortberatung oder Standortinformation.

Wichtige Branchen und Arbeitgeber sind (Auswahl):

  • Fahrzeug- und Metallbau: Schmitz Cargobull, Lansing
  • Grafische Industrie: Saueressig, Laudert
  • Kunststoffherstellung und Verarbeitung: Wefapress, Terbrack, PoliHi Solidur
  • Schmuckherstellung: Niessing
  • Ladenbau: Dula, Lieba
  • Umwelttechnik: Kemper


Persönlichkeiten

Heinrich Tenhumberg (* 4. Juni 1915; † 16. September 1979 in Münster) war Bischof von Münster. Johannes Röring (* 16. Mai 1959 in Vreden) ist seit dem 18. September 2005 Bundestagsabgeordneter für die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag in Berlin. Prälat Wilhelm Wissing (* 31. Januar 1916; † 12. November 1996 in Coesfeld) war Präsident des päpstlichen Missionswerkes Missio.


Besondere Ereignisse

Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde das „Institut für textile Marktwirtschaft“ der Westfälischen Wilhelms-Universität von Münster nach Vreden-Ellewick ausgelagert, um es vor den Bombenangriffen der Alliierten zu schützen.

Der Leiter des Instituts, Prof. Alfred Müller-Armack, entwickelte in dieser Zeit die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft, die er 1947 in seinem Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ publizierte. Er gilt damit auch als einer der Väter des Wirtschaftswunders. Als am 21. Juni 1948 die D-Mark in Deutschland ausgegeben wurde, weilte Müller-Armack in Vreden und half selbst, die neuen Scheine an die Bevölkerung auszuteilen.

Schneechaos 2005

Umgeknickter Strommast westlich der Stadt Vreden

Überregionale Bekanntheit erzielte Vreden, als am 25. November 2005 durch einen schweren Wintereinbruch das gesamte Gebiet der Stadt Vreden von der Stromversorgung abgeschnitten wurde. Die Last von tonnenschwerem Schnee ließ sieben Strommasten der 110-kV-Überlandleitung und 22 kleinere Betonmasten wie Streichhölzer zusammenbrechen!


Literatur

Der Heimat- und Altertumsverein Vreden ist Herausgeber einer inzwischen mehr als 70 Bände umfassenden Schriftenreihe, welche sich mit der Geschichte Vredens und des Westmünsterlands befasst. Darüber hinaus sind verschiedene andere Werke zum Thema "Vreden" erschienen.

Eine umfassende Gesamtdarstellung bieten:

  • Vreden nach 1150 Jahren, hg. von der Stadt Vreden aus Anlass der urkundlichen Ersterwähnung vor 1150 Jahren, Vreden, 1989
  • Zdrzalek, Günter: Vreden im Wandel der Zeit, Vreden, 1994
  • Terhalle, Dr. Hermann: Vreden an der Jahrtausendwende, Vreden, 1999 (Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 50)
  • Peiner, Dr. Hans-Werner/Terhalle, Dr. Hermann (Hrsg.): Stift - Stadt - Land, Vreden im Spiegel der Archäologie, Vreden, 2005 (Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 69)

Die umfangreichen Veröffentlichungen des Heimatvereins werden zusammengefasst und über Stichworte erschlossen in:

  • Die Veröffentlichungen des Heimatvereins Vreden, zusammengestellt von Dr. Hermann Terhalle, Vreden 1999 (Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 57)