Ruanda
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Amtssprachen | Englisch, Französisch, Kinyarwanda | ||||
Hauptstadt | Kigali | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Präsident | Paul Kagame | ||||
Regierungschef | Bernard Makuza | ||||
Fläche | 26.338 km² | ||||
Einwohnerzahl | 7.954.013 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 301 Einwohner pro km² | ||||
Unabhängigkeit | von Belgien am 1. Juli 1962 | ||||
Währung | Ruanda-Franc | ||||
Zeitzone | UTC+2 | ||||
Nationalhymne | Rwanda nziza | ||||
Kfz-Kennzeichen | RWA | ||||
Internet-TLD | .rw | ||||
Vorwahl | +250 | ||||
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Ruanda [Ostafrika und grenzt an Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Tansania.
] (frz.: Le Rwanda [ ]) liegt in- Nationalfeiertag: 1. Juli, Tag der Unabhängigkeit von Belgien 1962
Zur Schreibweise von Wörtern
Das Land wird auf deutsch „Ruanda“ mit u geschrieben, genauso wie die Sprache Swahili auf deutsch „Suaheli“ heißt. Da die Amtssprache Kinyarwanda, wie viele andere afrikanische Sprachen auch, vorne flektiert wird, entstehen verwirrend vielfältige Schreibweisen in Europa. Die Wörter Tutsi und Hutu zum Beispiel gibt es als solches in Kinyarwanda nicht. In der grammatischen Normalform wird ein Ba (Wa) vorangestellt, also Bahutu bzw. Batutsi (=Watussi). Um genauer zu sein kommt noch dazu der Artikel und es wird richtig von Umuhutu (in Mehrheit Abahutu) oder Umututsi (Abatutsi) gesprochen. Da sich die Vorsilben aber je nach grammatischer Verwendung verändern, werden in Kinyarwanda-Wörterbüchern die Wörter nach dem Wortstamm sortiert.
Geographie

Ruanda ist ein Hochland, das in der Ebene etwa 1500 m (zwischen 1.000 und 4.500 m) über NN liegt. Die Vulkanberge im Norden sind bis zu 4507 m hoch. Von der ostafrikanischen Küste ist es 1.200 km entfernt.
Ruanda wird gern Land der tausend Hügel, französisch Pays de Mille Collines genannt und hat in der Tat eine sehr hügelige Landschaft hauptsächlich im westlichen Teil des Landes.
Aufgrund der Höhe ist das mild-feuchte Hochland-Klima trotz der Äquatornähe eher mild. Das heiße äquatoriale Tageszeitenklima wird vom jahreszeitlichen ostafrikanischen Klima überlagert und der großen Höhenlage gemildert. Die mittlere Tagestemperatur liegt bei 18°C. Es gibt keine großen Temperaturschwankungen übers Jahr. Die Temperaturen variieren aber je nach Höhenlage. Es gibt zwei Regenzeiten entsprechend den ostafrikanischen Monsumregen, "umuhindo" etwa zwischen September und Dezember (durchschnittlich 27% der Jahresniederschlagsmenge) sowie "itumba" zwischen Februar bis Anfang Juni. Zwischen März und Mai fallen 40% der jährlichen Niederschläge. Das Klima, vor allem die Niederschläge weisen jedoch große Unregelmäßigkeiten auf. Anormale Trockenheiten, überreichliche Regen und Hagel bedrohen immer wieder die Ernten und sorgen für Hungernöte.
Ruanda grenzt (im Uhrzeigersinn) an Uganda, Tansania, Burundi und Kongo. Der größte Teil der Grenze zu Kongo liegt im Kivusee, der zum Ostafrikanischen Grabenbruchsystem gehört und daher sehr tief ist. Im Grenzgebiet zu Kongo und Uganda liegen die bis 4.500 m hohenVirunga-Vulkane, auf denen in mittlerer Höhe die Berggorillas leben. Im Osten bilden die ausdehnten Akagera-Sümpfe eine natürliche Grenze zum heutigen Tanzania.
Rwanda wird von zwei Nilzuflüssen, dem aus Burundi kommenden Akanyaru und dem in im rwandischen Nyungwe-Wald entspringenden Nyabarongo, geprägt. Nyabarongo fließt zunächst von Süd nach Nord, um sich dann unweit der Vulkane wieder nach Süden in Richtung Kigali zu wenden. Nyabarongo und Akanyaru vereinigen sich unweit von Kigali zum Akagera, der das Land nach Osten durchquert und dort die Landesgrenze zu Tanzania bildet, um dann weiter in den nördlich gelegenen Viktoria-See zu fließen.
Ruanda läßt sich im wesentlichen in drei Groß- und mehrere kleine Landschaften unterteilen. Die (süd-)östliche Senke, das zentrale Hochplateau und die Kongo-Nil-Wasserscheide bilden drei Großlandschaften.
Im Zentrum Ruandas befindet sich das zentrale Hochplateau. Es liegt zwischen 1.500 und 2.000 m hoch und erstreckt sich zwischen der Kongo-Nil-Wasserscheide und der süd-östlichen Senke. Es ist von zahlreichen Wasserläufen zerschnitten und repräsentiert vor allem im Anstieg zur Kongo-Nil-Wasserscheide hin das sprichwörtliche "Land der tausend Hügel". Aufgrund der guten Versorgung mit Oberflächenwasser und Niederschlägen sowie gemäßigten Temperaturen und recht fruchtbaren Böden wird es seit langer Zeit intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die ursprüngliche Waldvegetation ist seit langer Zeit verschwunden.
Die höchsten Erhebungen stellen die Virunga-Vulkane im Norden dar. Ihm schließt sich das Bergland von Buberuka und das vulkanische Gebiet im Nordwesten Ruandas. Es ist durch feucht-kühles Klima mit zum Teil extremen Regenfällen gekennzeichnet. Die vulkanischen Aschen- und Schlackenböden sind sehr fruchtbar und werden intensiv landwirtschaftlich benutzt. Hier befindet sich ein Zentrum des Kartoffelanbaus von Ruanda. Allerdings versickern vor allem in der Lava-Ebene die Wasser sehr schnell und treten erst an ihrem Rand als Quellen wieder auf.
Neben den Virunga-Vulkanen erreicht die Kongo-Nil-Wasserscheide, die sich im Westen entlang des Kivu-Sees von Nord nach Süd erstreckt, im Höhen bis zu nahezu 3.000 m; im mittleren Teil nur bis zu 1.200 m und im Süden bis zu 2.700 m. Es ist durch schroffe Schluchten und spitze Gipfel gekennzeichnet. Das Klima ist durch Steigungsregen im Osten feucht, im Westen durch Fönwinde etwas reduziert. Früher waren die Berge durch tropischen Höhen-Regenwald bedeckt. Dieser wurde aufgrund des Bevölkerungswachstums extrem reduziert. Bis Ende der 90er Jahre gab es noch Regenwald-Reste in Gishwati (Nord), Mukura (Zentrum) und Nyungwe (Süd). Gishwati und Mukura wurden zwecks Besiedlung v.a. von rückkehrenden Langzeitflüchtlingen nach 1994 nahezu vollständig zerstört. Der Nyungwe-Wald hingegen ist noch recht ausgedehnt. In allen tropischen Hochgebirgs-Nebelwäldern leben Kleinaffen (Koloben und andere), Klein-Antilopen, früher auch Waldelefanten und zahlreiche Vogel und Kleintierarten. Die Pflanzen-vielfalt ist einzigartig und groß.
Der Uferstreifen des Kivu-Sees ist von tiefen Buchten und steilen Hängen geprägt. Durch Föhnbildung an den Westhängen der Kongo-Nil-Wasserscheide sind die Niederschläge hier geringer als auf der Ostseite des Gebirges. Das Wasser des Kivu-Sees ist etwa 23,5 °C warm. Das Klima ist durch milde Temperaturen geprägt. Auf den fruchtbaren Böden im Süden und Norden erfolgt seit langer Zeit intensiver Bodenbau; auf den weniger fruchtbaren Böden in Höhe von Kibuye (Zentrum) hingegen überwog traditionell Rinderzucht.
Der Südwesten von Ruanda (Impara und Imbo) weist zum Teil sehr fruchtbare Böden auf, die sowohl in den heißen tiefen Lagen als auch in den kühlen Bergen intensiven Bodenbau erlauben.
Die östliche und süd-östliche Senke mit Höhenlagen zwischen 1.000 und 1.500 m erstreckt sich westlich der ausgedehnten Rückstausümpfe des Akageraflusses und zahlreicher Seen. Sie ist durch trockenheißes Klima, poröse Böden und Lateritkrusten sowie Buschsavanne geprägt. Klima, Böden und die starke Verbreitung der Tse-Tse-Fliege machen diese Landschaft für Bodenbau und Viehzucht wenig geeignet. Es kommt immer wieder zu ausgedehnten Trockenzeiten, die in den besiedelten Teilen zu Hungersnöten führen. Die belgische Verwaltung richtete 1934 in dem dünn besiedelten Gebiet im Osten den Akagera-Nationalpark als Wildreservat ein. Südlich und westlich davon schlossen sich Jagdgebiete und Privatranchen an. Diese Jagdgebiete sowie Teile des Akagera-Parkes wurden nach Juli 1994 zur Besiedelung freigegeben für rückkehrende (sog. Langzeit-)Flüchtlinge. Im südöstlichen Teil, dem sogenannten Bugesera waren seit Ende der 50er Jahre zunächst Tutsi aus verschiedenen Landesteilen zwangsumgesiedelt worden, später kamen Hutu z.B. aus dem Norden des Landes hinzu. Die Niederungen der Region Mayaga entlang des Akanyaru-Flusses und seiner Papyrus-Sümpfe waren früher den Rinderherden der Tutsi als Weidereserven in anhaltenden Trockenzeiten vorbehalten. Sie wurden erst im Laufe des 20.Jahrhunderts bodenbaulich genutzt.
Städte
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Kigali 745.261 Einwohner, Butare 89.800 Einwohner, Gitarama 87.613 Einwohner, Ruhengeri 86.685 Einwohner und Gisenyi 83.623 Einwohner. Außer Kigali, das einen zunehmend urbanen Charakter entwickelt, sind die Städte allerdings sehr ländlich geprägt. Sie sind meist Sitz der lokalen Verwaltung, von kirchlichen Zentren (ehemaligen Missionen) und dienen als Umschlagplatz für lokalen Handel sowie Verkehrsknotenpunkte.
Kigali ist die Hauptstadt und besitzt einen internationalen Verkehrsflughafen, mehrere internationale Hotels und ist das Zentrum des regelmäßigen Busverkehrs in alle Richtungen.
Gisenyi ist eine malerisch gelegene Kleinstadt am nördlichen Ende des Kiwusees. Es wurde schon in der deutschen Kolonialzeit gegründet. Dort finden sich noch Wohnhäuser aus dieser Zeit. Auch in der belgischen Kolonialzeit lebten viele Kolonialbeamte und Siedler in Gisenyi. Es liegt unmittelbar an der Grenze zu Kongo; die Nachbarstadt auf der anderen Seite der Grenze ist Goma. Nach dem Völkermord zogen große Flüchtlingsströme durch Gisenyi nach Goma. Von Gisenyi gibt es einen regelmäßigen Bootsverkehr für Frachten (nicht Personen) nach Kibuye und Cyangugu. In Gisenyi befindet sich auch die staatliche Brauerei Bralirwa, die den größten Anteil am BIP erwirtschaftet.
Ruhengeri liegt im Norden in der Lava-Ebene zu Füßen der Vulkane. Von dort aus bereisen Touristen die Vulkane und besuchen an Menschen gewöhnte Gorilla-Gruppen.
Gitarama liegt im Zentrum des Landes, zwischen Kigali und Butare, unweit der bedeutenden katholischen Mission und Diozösansitzes Kabgayi. In Gitarama ging die sogenannte "Hutu-Revolution" der PARMEHUTU aus und dort war Ende der 50er Jahre die 1. Republik ausgerufen worden.
Kibuye ist eine Kleinstadt an einer sehr zerklüfteten Küste am Kivusee. Eine alte Missionsstation befindet sich auf einem Felsen, der in den See hineinreicht. Die Stadt selbst liegt etwas erhöht, jedoch haben die zahlreichen Fischer ihre Häuser meist unten an der Küste. Eine wunderschön angelegte, aber heruntergekommene und derzeit (2005) geschlossene Ferienanlage mit Bungalows sollte Touristen anlocken. Vor dem Völkermord gab es 250.000 Tutsi in der Präfektur von Kibuye, lediglich 8.000 überlebten die Massaker.
Cyangugu am Südende des Kivusees liegt unmittelbar an der Grenze zu Kongo. Auch hier gab es während des Völkermords mächtige Flüchtlingsströme nach Kongo.
Butare im Süden Ruandas ist gewissermaßen die Kulturstadt des Landes. Es wurde in der belgischen Kolonialzeit gegründet und stellte zu dieser Zeit den Sitz der belgischen Kolonialverwaltung für die Doppelkolonie Ruanda-Urundi dar. Auch in Butare befinden sich Gebäude aus der belgischen Kolonialzeit. Die National-Universität wird u. a. von Deutschland unterstützt. Daneben gibt es ein kleines Museum, das zum Teil interessante Ausstellungsstücke aus vorkolonialer Zeit zeigt, dartuner nachgebaute traditionelle Grashäuser, darunter das des "Königs" (Mwami).
Kibungo liegt im Südosten des Landes, an einer Straße, die zum Grenzübergang Rusumo nach Tanzania führt.
Byumba liegt im Norden des Landes.
- Siehe auch: Liste der Städte in Ruanda
Flora und Fauna
Die Hochgebirge in Rwanda sind durch besondere Ökosysteme mit einzigartigen Tier- und Pflanzenarten geprägt, die durch das nebelig-feucht-kühle tropische Klima zustande kommen.
Das Zentrum Ruanda ist schon seit langer Zeit intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Im trocken-heißen Osten befinden sich ein Nationalpark mit Gras-Baum-Savannen, Sumpfgebieten und Seen. Der Park beherbergte bis 1994 zahlreiche und großen Herden von Zebras, Impalas, Topis sowie Wasserbüffeln, sowie andere Antilopen-Arten in kleineren Herden, wenige Elefanten sowie aus Tanzania eingeflogenen Giraffen. Löwen waren zahlreich, Leoparden ebenfalls noch vorhanden. In den Gewässern lebten viele Nilpferde und Krokodile. Die Vogelfauna war sehr vielfältig. Durch den Krieg wurde der Tierbestand, vor allem der Löwen und Antilopen sehr stark dezimiert.
Eine Besonderheit sind die wenigen noch vorhandenen Berggorillas in den Virungavulkanen. Die vom Aussterben bedrohten Berggorillas werden durch Schutzmaßnahmen (unter anderem einem Jagdverbot) geschützt. Bekannt geworden sind sie durch den Film Gorillas im Nebel, der das Leben der US-Forscherin Dian Fossey mit den Gorillas in Ruanda zeigt.
Bevölkerung
Religion
Schon seit der deutschen, aber vor allem seit der belgischen Kolonisation nach dem 1. Weltkrieg wurde das Land christlich missioniert, was zu einer Dominanz des in Belgien vorherrschenden Katholizismus führte, dem kurz vor dem Völkermord etwa zwei Drittel der Bevölkerung angehörten. Da die katholische Mission zuerst unter den Hutu große Erfolge feiern konnte, wurde ihr eine besondere Nähe zu den Hutu nachgesagt, was auch während und nach dem Völkermord dazu führte, dass besonders die katholische Kirche bei der Rettung von Tutsi vor dem Völkermord versagte. Protestanten waren durch verschiedene Kirchen vertreten (Anglikaner, Presbyterianer, Adventisten, Methodisten und Baptisten); zum Islam bekannten sich gut vier Prozent der Ruander. Anhänger des islamischen Glaubens scheinen sich nicht am Völkermord beteiligt zu haben.
Der einheimische Ahnen- und Ryangombe-Kult tritt zwar öffentlich nicht in Erscheinung, wird jedoch neben den eben zitierten Religionen von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung weiterhin praktiziert. Es bekennt sich aber kaum jemand öffentlich dazu. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine monotheistische Religion mit einem Schöpfergott (Imana)und einer großen Persönlichkeit (Ryangombe), der ähnlich wie Jesus, ein Mittler und irdischer Repräsentant Gottes (Imana) war. Wegen der Ähnlichkeit dieser beiden Figuren waren die Ruander leicht für den christlichen Glauben zu gewinnen.
Im Norden des Landes, sowie in Uganda und Kongo, gibt es noch den Nyabingi-Kult, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht.
Während des Völkermords suchten viele Menschen in den Räumen der Kirchen Zuflucht, die sie aber nicht vor der Vernichtung schützten. Selbst Bischöfe und andere Geistliche beteiligten sich am Völkermord.
Das Versagen der etablierten christlichen Kirchen bei der Verhinderung des Völkermords führte zu einer starken Abwendung von diesen Kirchen und zu einem Aufschwung des Islams und kleinerer christlichen Gruppen, wie etwa den Baptisten, die heute 5 % der Bevölkerung ausmachen und ihre Anhängerschaft seit dem Völkermord verachtfachen konnten. Auch [[Charismatische Bewegung|charismatische Gruppen], Adventisten und viele neue Kirchen (Wiedergeborene Christen und Erweckungskirchen) konnten seit dem Völkermord ihre Anhängerschaft vervielfachen. Die Zahl der Katholiken hat sich seit dem Völkermord um mindestens 10 % verringert. Seit 1994 gibt außerdem es eine lutherische Kirche in Rwanda, die durch aus Tanzania und Uganda rückkehrende Langzeitflüchtlinge (Tutsi) eingeführt wurde.
Demografie
Mit ca. 300 Einwohnern pro Quadratkilometer ist Ruanda das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas. Kinder (0-14 Jahre) sind die größte Bevölkerungsgruppe mit 42,5 %. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 40 Jahre.
Ethnische Zusammensetzung
In Rwanda lebt ein Volk mit einer gemeinsamen Sprache, gemeinsamen Sitten und Bräuche. Die Kolonialmächte, zunächst Deutsche, dann Belgier, beschlossen durch Ausnutzung einheimischer gesellschafts-politischer Strukturen zu herrschen und wollten keinen eigenen Verwaltungsapparat aufbauen. Sie unterstützten zunächst die herrschenden Eliten (Tutsis) und versuchten sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die Kolonialmächte definierten die gesellschaftlichen Kategorien von "Hutu", "Tutsi" und "Twa" als "Stämme", unterschieden nach rassistischen Kriterien bezüglich des Äußeren und des angeblichen Charakters, sowie nach der Wirtschaftbasis (Tutsi = Rinderzüchter; Hutu =Bauern; Twa = Jäger/Sammlerinnen, Töpfer). Deutsche Forscher (Rassetheoretiker), hatten zum Ende des 19. Jahrhunderts im Geiste der Rassenkunde die „hamitische Hypothese“ (Hamitentheorie) erfunden und eine vielfältig durchmischte afrikanische Gesellschaft, deren Volksgruppen die Sprache, Sitten und Traditionen teilten, in "Stämme" sortierten: Hier die Minorität der angeblich aus dem Niltal eingewanderten Tutsi, eine hochwüchsige, hellhäutige, blaublütige, hamitische Rasse, dort die autochthone Mehrheit der untersetzten, negroiden, servilen, bäuerlichen Hutu aus der Bantufamilie. Die Hamiten seien die Träger der kulturellen Entwicklung Afrikas gewesen und seien überhaupt eine überlegene "Herrenrasse", so die Hamitentheorie von Speke. Diese "Ethnien" oder "Rassen" gehören zu dem Geschichtsmythos der Kolonialherren und wurde zu einem wichtigen ideologischen Instrument der Kolonialpolitik. Tutsis, gleichsam zu „schwarzen Weißen“ geadelt, wurden im kolonialen Herrschaftssystem privilegiert; sie übernahmen bereitwillig eine Theorie, die ihre Überlegenheit historisch bewies.
1934/35 wurde von der belgischen Kolonialmacht eine Volkszählung durchgeführt. Die Zugehörigkeit zu Tutsi oder Hutu wurde u.a. anhand der Anzahl der Rinder, die jemand besaß, definiert. Alle Familien mit mehr als 10 Rinder waren Tutsi, alle mit weniger waren Hutu. Wer kein Rind hatte wurde als Twa eingestuft. Die Kolonialmächte verhandelten zunächst bevorzugt mit den reicheren Tutsi, zu denen das Königshaus und die traditionellen Eliten gehörten.
Im Jahre 1939 schrieben die belgischen Kolonialisten sogar den Vermerk der ethnischen Zugehörigkeit (Rasse) im Personalausweis vor. Der postulierte Unterschied – der Völkerkundler Claude Meillassoux spricht von „imaginärer Ethnographie“ – wurde gleichsam zum Naturzustand und vergiftete als tribalistisches Stereotyp die Vorstellungswelt der Ruander.
Die Tutsis erhielten zunächst alleinigen Zugang zu den Kolonialschulen mit dem Ziel, dass sie dadurch der Kolonialverwaltung dienen sollten. Durch die Kolonialpolitik wurde die Bevölkerung zu Abgaben und Zwangsarbeit verpflichtet, für deren Eintreibung Tutsi zuständig waren. All dies führte zu Unzufriedenheit und Neid. Außerdem kam zu zunehmenden Problemen weil Tutsi eigene Gedanken äußerten und nicht alle Vorgaben der (belgischen) Kolonialmacht umsetzen wollten. So setzte die belgische Kolonialverwaltung und die katholische Mission zunehmend auf "divide et impera" und begann die Hutu politisch zu fördern. Als die Hutu 1959 die Macht übernahmen, pervertierten sie die ethnische Segregation zu einer Art „schwarzen Apartheid“. Sie nahmen das rassistische Gedankengut der Europäer an und begannen, die Tutsi als später eingewanderte Fremde in Rwanda zu behandeln.
Vor den ersten Massakern, Vertreibungen und der ersten Fluchtwelle von Tutsi im Jahre 1959 wurde deren Anteil auf 12-13% geschätzt. Dieser Anteil soll dann bis zum Völkermord durch weitere Fluchtwellen und Vertreibungen auf etwa 9-10 % abgenommen haben. Auch der Anteil der Twa scheint seit den 1930er Jahren stetig gesunken zu sein. Es gab und gibt einen nicht zu vernachlässigenden Anteil von Menschen mit schwankender oder gemischter ethnischer Identität, obwohl die Ethnizität amtlich registriert war.
Der Völkermord brachte mindestens drei Viertel, vielleicht auch über 90 % der in Ruanda ansässigen Tutsi den Tod. Durch die kurz danach einsetzende Rückwanderung einer großen Zahl von Exil-Tutsi machen die Tutsi wieder wesentlich mehr als die zu erwartenden 1–3 % der Bevölkerung aus. Neuere Zahlen zur Ethnizität sind kaum erhältlich.
Die „hamitische Hypothese“ erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, liefert sie doch ein simples Erklärungsmodell für den Genozid.
Sprachen
Muttersprache aller Ruander ist die Bantusprache Kinyarwanda. Weitere offizielle Amtssprachen sind die Fremdsprachen Französisch (seit der belgischen Kolonialzeit) und (seit Mitte/Ende 1994) das Englische (vor allem von aus Tanzania und Uganda rückkehrenden Langzeitflüchtlingen eingeführt). In den Handelszentren wird auch das ebenfalls zu den Bantusprachen gehörende Kiswahili gesprochen, das in Ruanda nur als Fremdsprache erlernt wird.
Kultur
Musik, Tanz und Poesie in einheimischer Sprache sind wichtige Kunstformen in Rwanda. (Prosa, Theater und bildende Künste sind traditionell weniger ausgeprägt.) An Kunsthandwerk sind zum Teil sehr fein ausgearbeitete Flechtarbeiten typisch. In jüngerer Zeit werden auch Werke von Malern verbreitet.
Geschichte
In der neueren Geschichte waren neben der Kolonisation, die das Landes erst kurz vor 1900 erreichte, der Unabhängigkeit im Jahre 1962 und der Völkermord von 1994 die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse.
Ruanda war zusammen mit Burundi zunächst (bis 1916/18) Teil von Deutsch-Ostafrika. 1916 besetzten belgische Truppen von Belgisch-Kongo aus das Land. Nach dem ersten Weltkrieg erhielt Belgien das Mandat zur Verwaltung von Ruanda-Urundi, zunächst vom Völkerbund, später der UNO.
Nach der Unabhängigkeit folgten zunächst eine erste (1962-1973) und dann eine zweite Republik (1973-1994). Dies war begleitet von Massaker, Vertreibungen und Fluchtbewegungen von Batutsi. Eine große Anzahl von ihnen war danach an der Rückkehr nach Rwanda gehindert und lebten jahrzehntelang in den Nachbarländern (Uganda, Burundi, Tanzania und DR Kongo, z.T. auch Kenia).
1990 griff die "Rwandisch Patriotische Front" (RPF), in der Exil-Rwander aus Uganda stark vertreten waren, das Land an, um militärisch die Rückkehr von Flüchtlingen zu erzwingen. Nach Waffenstillstand und Friedensvertrag von Arusha kam es aber zu einem politischen Stillstand. Am 6. April 1994 wurde das Flugzeug des damaligen Staatspräsidenten Juvenal Habyarimana beim Landeanflug in der Hauptstadt Kigali abgeschossen. Vom 7. April bis Juni 1994 wurde daraufhin ein Völkermord an Tutsi durchgeführt, begleitet von der Liquidation von dissidenten Bahutu. Die RPF nahm die Kampfhandlungen (nun) gegen das den Völkermord organisierende Regime wieder auf. Sie eroberte bis Juli den Großteil des Landes. Französische Truppen besetzten vorübergehend den Südwesten des Landes (von Ostkongo aus kommend.
Es folgte eine Übergangsphase mit Übergangsregierungen, die bis 2003 dauerte. Seit 2003 hat Ruanda eine neue Verfassung, ein gewähltes Parlament und einen gewählten Staatspräsidenten.
Siehe auch den Hauptartikel zur Geschichte Ruandas sowie Völkermord in Ruanda
Politik
Rwanda ist eine Verfassungsrepublik. Die heutige Verfassung wurde 2003 per Volkabstimmung verabschiedet. Der Präsident wird in allgemeinen Wahlen bestimmt, das Parlament besteht aus zwei Kammern, der Nationalversammlung und dem Senat. Die politischen Parteien versammeln sich im sogenanten "Abstimmungsforum" (Forum de concertation), wo Beschlüsse im Konsens gefaßt werden.
Die Justizeinrichtungen bestehen aus dem Obersten Gerichtshof (Cour Suprême), "la Haute cour de la République", den Provinzgerichtshöfen, den Gerichtshöfen der Distrikte und Städte, sowie speziellen Einrichtungen: Gacaca, Militärgerichten, etc
Die heutige Politik ist stark von den Nachwirkungen des Krieges (1990-1994) und Völkermordes (1994), den wirtschaftlichen Problemen und der Unsicherheit in der Region geprägt.
Nach dem militärischen Sieg 1994 hat die "Ruandische Patriotische Front" (FPR) eine Koalitionsregierung ähnlich der bereits 1992 von Präsident Juvénal Habyarimana gebildeten etabliert. Habyarimanas Partei, die von Hutus dominierte "Nationale Bewegung für Demokratie und Entwicklung" wurde verboten, da nach seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz im April 1994 Hardliner die Macht übernommen hatten. Diese sollen maßgeblich an der Planung des unmittelbar auf seinen Tod einsetzenden Völkermordes beteiligt gewesen sein. Politische Organisationen waren bis 2003 verboten. Dementsprechend fanden erst im August und September 2003 die ersten Nachkriegswahlen für Parlament und Präsidentenamt statt.
Exekutive
Amtierender Präsident und damit Staatschef ist seit dem (22. April 2000) General Paul Kagame (FPR). Der Regierungschef und seine Minister werden vom Präsidenten eingesetzt. Das Amt des Premierministers wird seit dem 8. März 2000 von Bernard Makuza wahrgenommen. Der Präsident wird normalerweise alle 5 Jahre direkt vom Volk gewählt. Der jetzige Amtsinhaber wurde jedoch in einem Sonderverfahren am 17. April 2000 von den Abgeordneten der Nationalversammlung mit 81 von 86 möglichen Stimmen gewählt.
Legislative
Von 1994 bis 2003 besaß Ruanda ein Übergangsparlament mit nur einer Kammer und 70 Sitzen. Gegründet wurde es am 12 Dezember 1994 durch ein Abkommen mehrerer Parteien. Die Mitglieder wurden durch die Verträge von Arusha bestimmt.
Seit den Wahlen 2003 besteht das Parlament in Ruanda aus zwei Kammern: der Chamber of Deputies mit 80 Sitzen und dem Senat mit 26 Sitzen.
Die Sitze der Chamber of Deputies werden wie folgt vergeben: 53 Abgeordnete werden direkt vom Volk in geheimer Wahl gewählt; 24 Frauen werden gewählt: zwei für jede Provinz und die Stadt Kigali; 2 Mitglieder werden vom "National Youth Council" gewählt; ein Mitglied wird gewählt von der Behindertenvereinigung "Federation of the Association of the Disabled".
Die Sitze im Senat setzen sich folgendermaßen zusammen: 12 Senatoren werden indirekt gewählt, einer von jeder Provinz und der Stadt Kigali; acht Senatoren werden vom Präsidenten eingesetzt; vier Senatoren werden bestimmt vom "Forum of Political organizations"; ein Senator wird gewählt aus den Reihen der Dozenten und Forscher von staatlichen Universitäten und Hochschulen und ein Senator aus den Reihen der Dozenten und Forscher von privaten Universitäten und Hochschulen.
Partnerschaften
Zwischen Ruanda und dem Bundesland Rheinland-Pfalz besteht eine Partnerschaft. (siehe auch: http://www.rlp-ruanda.de/index.shtml)
Wirtschaft
Allgemeines
Der Völkermord von 1994 hat Ruandas ohnehin schon schwache wirtschaftliche Basis weiter geschädigt und die Bevölkerung, insbesondere die Frauen nachhaltig verarmen lassen. Ruandas Fähigkeit privates und privatwirtschaftliches Kapital anzuziehen ist noch sehr begrenzt. Mittlerweile sind jedoch auch beachtliche Fortschritte in der Stabilisierung und Wiederbelebung der Wirtschaft auf das Niveau vor 1994 erkennbar. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den letzten Jahren während die Inflation gesenkt werden konnte. Die Armut hat allerdings im selben Zeitraum zugenommen.
Landwirtschaft stellt in etwa 40% des BIP, das in den letzten Jahren ca. 6% jährlich gewachsen ist. Dienstleistungen und Industrie sind schwach ausgebildet. Die Inflation beläuft sich auf ca. 4%. Das BIP beträgt can 200 Euro pro Jahr. Der menschliche Entwicklungsindex betrug 2002 etwa 0,40.
Im Februar 2006 betrug der Wechselkurs zum Euro in etwa 750 Rwandische Franc (RWF). Es gibt zahlreiche staatlich registrierte Wechselbüros vor allem in der Hauptstadt. EinE BetriebswirtIn in der Verwaltung kann monatlich in etwa 100.000 RWF verdienen (ca 135 Euro); ein Fahrer in der Hauptstadt etwa 5.000 RWF. Eine Taxifahrt in der Hauptstadt kostet etwa 2.000 RWF, ein halber Liter Milch 450 RWF, eine 33cl Flasche Mineralwasser ca 250 FRw.
Die Bauwirtschaft boomt seit Jahren, vor allem in Kigali und einigen der anderen, kleinen Städte und Zentren.
Im Handel sind wie in anderen ostafrikanischen Ländern seit der Kolonialzeit asiatisch-stämmige Familien (v.a. aus Pakistan und Indien) stark vertreten, zum Teil auch Griechen.
Rwanda hat großen Mangel an Energie. Es gibt kaum Möglichkeiten, vor Ort Energie zu gewinnen. Die Abhängigkeit von Nachbarstaaten ist groß. Erdöl(produkte) werden über große Entfernungen und schlechte Straßen von Indischen Ozean importiert, vor allem über Kenya und Uganda. Das Land produziert Strom vor allem aus Wasserkraft. Nur ca 4% der Bevölkerung, v.a. die in Städten, haben Stromanschluss. Wer kann, hat einen Dieselgenerator. Strom ist aber völlig unzureichend, da der Wasserspiegel einheimischer Seen aufgrung von übermäßiger Nutzung zu stark gefallen sind. Die mit Kongo und Burundi gemeinschaftlich genutzte große Wasserkraftwerk im Südwesten am Rusizi-Fluss gibt es zwishen den beteiligten Ländern Streit, außerdem ist auch der Wasserspiegel des Kívu-Sees, der den Zufluss darstellt, gesunken. Derzeit werden auch große Dieselgeneratoren genutzt, um die durch Unterkapazitäten bedingten die Stromabschaltungen bestimmter Stadtviertel Kigali und anderer Orten in Grenzen zu halten. Außerdem wird über Kraftwerke, die das Methangas im Kivusee nutzen, nachgedacht.
Das Straßennetz ist recht gut ausgebaut und wird weiter verbessert. Es gibt zwischen den wichtigen Städten relativ gute Asphaltstraßen; die jahrelang überfällige Asphaltstraße in den Bugesera wurde im Frühjahr 2006 in Angriff genommen. Es bestehen auch Pläne zum Ausbau der Fernverbindung Uganda-Rwanda.
Die Regierung hat ein Rahmenplan verabschiedet namens "Vision 2020", in dem es auf jährliches Wirtschaftswachstum von 7% abzielt, die Entwicklung des privaten Sektors, eine Modernisierung der Landwirtschaft und darauf, Rwanda zu einem Dienstleistungszentrum im Afrika der Großen Seen zu machen.
Die Regierung hat sich der NEPAD-Initiative angeschlossen und teilt deren Ziele.
Die Afrikanische Entwicklungsbank hat sein Mitte 2005 einen rwandischen Präsidenten, Donald Kaberuka.
Landwirtschaft
Ruandas Wirtschaft ist stark landwirtschaftlich geprägt. Ungefähr 90% der Bevölkerung arbeiten in diesem Bereich. Ein großer Teil der Erträge gelten allerdings der Selbstversorgung. Ruanda ist das am dichtesten bevölkerte Land in Afrika. Es besitzt nur wenige natürliche Rohstoffe und nur ein Minimum an Industrie. Wichtigeste Anbaukulturen zur Eigenversorgung sind die Knollenfrüchte Maniok (Kassava), Süßkartoffel (weniger: Kolokasien), verschiedene Bohnensorten, teilweise Erbsen. Sojaanbau breitet sich immer stärker aus. Im Zentrum des Landes wird daraus sogar Tofu hergestellt. In den höheren Lagen werden Kartoffeln, Weizen und Erbsen abgebaut. Bananen, die zur Weinherstellung und als Speise- und Obstbananen) werden in großen Mengen angebaut, vor allem in den tieferen und mittleren Lagen, klimabedingt weniger in höheren Lagen. Sie sind aber kulturell hoch angesehen. An Getreidefrüchten wird Sorgho angebaut für Bier- und Speisebreiherstellung (v.a. in den tiefen und mittleren Lagen), außerdem Mais; in den Senken wird auch zunehmend mehr Reis sowie Weizen angebaut (letzterer in den hohen Lagen). Die Bauernfamilien bestellen nahezu jeden nutzbaren Flecken an Land; es werden kaum mehr Brachen praktiziert. Angebaut wird meist in Mischkultur und in Fruchtwechsel. Die Anbauflächen der Bauernfamilien befinden sich auf den Hügelflanken. Auf den Kuppen gibt es teilweise noch kleine Baumbestände; oft ist der Boden dort schlecht. Die Niederung gehören den Kommunen, die sie Bauerngruppen zur Nutzung überlassen; meist zur kommerziellen Nutzung. Die rwandischen Bauernfamilíen leben traditionell in Streusiedlung inmitten ihrer Felder; direkt um's Haus den Bananenhain. Nach 1994 begann die Regierung, die Menschen zu verpflichten, sich in Dörfer umzusiedeln. Dieser Prozess ist unterschiedlich stark fortgeschritten und umstritten.
Traditionell sind Rinder die hoch geschätzten Nutztiere; es wurde vor allem die Milch (für Butter zur Körperpflege und Sauermilch als Nahrung) genutzt. Heute gibt es eine moderne Milchverarbeitung mit einer breiten Palette an Produkten. Viele Kleinbauern haben aber nicht genug Weideland und Futter um eine Kuh zu halten. Kleinstbauern halten daher eher Ziegen oder gar nur ein paar Hühner. Hasenzucht und Schweinehaltung sind in geringem Ausmaß bekannt.
Primäre Exportgüter sind Kaffee und Tee, das Land leidet jedoch unter den niedrigen Preisen dieser Güter in den Industrieländern. Die Qualität von Kaffee und Tee nahm in den 90 Jahren stark ab; die von Kaffee konnte inzwischen aber auf ein höheres Niveau als vor dem Krieg gebracht werden.
Trotz Ruandas fruchtbaren Bodens kann die Nahrungsmittelproduktion oft nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten. Dadurch werden Nahrungsmittelimporte notwendig.
Außenhandel
Energieknappheit, Instabilität in der Region, sowie große Distanzen zu den Häfen (Indischer Ozean), sowie zum Teil (Tanzsania) schlechte Transportanbindungen an die Nachbarländer, überschatten die Exportwirtschaft des Landes.
Wichtigste Exportgüter sind nach wie vor Kaffee und Tee, im geringeren Maße auch Pyrethrum (pflanzliches Insektizid). Kaffeeproduktion, -verarbeitung und -vermarktung wurde nach 1994 privatisiert (davor war es staatliches Monopol); so dass es inzwischen verschiedene Kaffeemarken gibt. Teeproduktion ist noch in staatlicher Hand.
In der (belgischen) Kolonialzeit wurden Erze wie Zinn u.a. abgebaut. Bis in die 80er Jahre waren Erze aber bedeutungslos geworden. Mit dem Coltan-Boom Ende der 90er Jahre im Osten der DR Kongo wurden auch rwandische Minen wieder eröffnet. Ein großer Teil der ost-kongolesischen Mineralien (auch Gold) wieder aber über Rwanda auf den Weltmarkt gebracht.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt ist stark von internationalen Finanzzuwendungen abhängig. Ruanda wird von der Weltbank als hoch verschuldetes Entwicklungsland eingestuft. Mit dieser Einstufung qualifiziert es sich für die Teilnahme an dem im Jahr 2000 von den Industrieländern beschlossenen Programm zum Schuldenerlass für die ärmsten Länder Afrikas. Ein erster Schuldenerlass wurde gewährt, ein zweiter ist angekündigt.
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 5%
- das Bildungswesen bei 26%
- das Militär bei -% (keine offiziellen Angaben)
Die hohen Verteidigungsausgaben des Landes haben in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen der Regierung und den internationalen Geldgebern geführt.
Verwaltungsgliederung
Seit dem 1. Januar 2006 gliedert sich Ruanda in fünf Provinzen:
- Kigali (Provinz) mit Hauptstadt Kigali
- Nord (Provinz)
- Ost (Provinz)
- Süd (Provinz)
- West (Provinz)
Vorher war Ruanda in folgende zwölf Provinzen gegliedert: Butare, Byumba, Cyangugu, Gikongoro, Gisenyi, Gitarama, Kibungo, Kibuye, Kigali, Kigali Rural, Ruhengeri, Umutara.
Weblinks
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Botschaft von Ruanda
- Ruanda im CIA - World Factbook
- Übersicht