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Admiral Kusnezow

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Admiral Kusnezow
Admiral Kusnezow, 1996
Admiral Kusnezow, 1996
Schiffsdaten
Flagge Sowjetunion Sowjetunion

Russland Russland

andere Schiffsnamen

Riga (Bauzeit)
Leonid Breschnew (Bauzeit)
Tiblissi (Stapellauf)

Schiffstyp Flugzeugträger
Klasse Projekt 1143.5
Bauwerft Werft 444 Mykolajiw
Kiellegung 1. September 1982
Stapellauf 4. Dezember 1985
Indienststellung 20. Januar 1991
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 306,45 m (Lüa)
270 m (KWL)
Breite Flugdeck: 71,96 m
Tiefgang (max.) 9,76 m
Verdrängung
  • Leer: 46.540 t
  • Einsatz: 61.390 t[A 1]
 
Besatzung 1980 Mann
Maschinenanlage
Maschine 8 × Dampfkessel KVG-4

4 × Dampfturbinen TV-12-4

Maschinen­leistung 4 × 50.000 PS (36.775 kW)
Höchst­geschwindigkeit 29 kn (54 km/h)
Propeller 4
Bewaffnung
Ausstattung
Luftfahrzeuge

Die Admiral Kusnezow vollständig: russisch Адмирал флота Советского Союза Кузнецов, Admiral flota Sowjetskowo Sojusa Kusnezow (deutsch: Flottenadmiral der Sowjetunion Kusnezow) (ex Tbilissi, ex Leonid Breschnew), ist der einzige Flugzeugträger der russischen Marine und das zurzeit größte Schiff dieser Bauart, das nicht in den Vereinigten Staaten gebaut wurde. Es ist das Typschiff der nach ihr benannten Admiral-Kusnezow-Klasse. Das zweite Schiff dieser Klasse, die Liaoning, ex Warjag, wurde 1998 von China angekauft, fertiggestellt und am 25. September 2012 in Dienst gestellt.[1]

Der Flugzeugträger Admiral Kusnezow wurde unter dem Namen Projekt 1143.5 noch für die sowjetische Marine auf der Werft in Nikolajew (heute: Mykolajiw, Ukraine) am Südlichen Bug nahe dem Schwarzen Meer gebaut. Die offizielle Klassifikation der Admiral Kusnezow lautet „Tjascholy awianessuschtschi kreiser“ (TAKR) (russisch Тяжёлый авианесущий крейсер (ТАКР)); „schwerer Flugdeckkreuzer“.

Geschichte

Die Admiral Kusnezow 2011 nahe der britischen Inseln mit der HMS York im Hintergrund

Die erste Einheit des Projekts 1143.5 sollte Sowjetunion heißen; schließlich wurde sie in den frühen 1980er-Jahren als Riga auf Kiel gelegt. Während des Baus wurde der Name zu Leonid Breschnew geändert. 1985 lief sie vom Stapel und wurde Tbilissi getauft.[2] Die Indienststellung wurde durch technische Probleme verzögert, von denen alle Flugdeckkreuzer und Flugzeugträger der sowjetischen Seekriegsflotte betroffen waren.

Am 4. Oktober 1990 erhielt das Schiff seinen heutigen Namen, in Erinnerung an den sowjetischen Admiral Nikolai Gerassimowitsch Kusnezow.[3]

1991 löste sich die Sowjetunion auf, und die Ukraine, auf deren neuem Staatsgebiet sich nun sowohl die Bauwerft in Mykolajiw als auch der Ankerplatz des Schiffes in Sewastopol befanden, erhob Anspruch auf eine eigene Marine. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde das Schiff aus ukrainischen Gewässern verlegt, um der drohenden Beschlagnahmung durch die Behörden zu entgehen.[4] Es blieb – von wenigen Versuchsfahrten abgesehen – noch weitere Jahre in der Werft, die offizielle Indienststellung folgte erst 1995.

1996 nahm die Admiral Kusnezow an einem Manöver im Mittelmeer teil. Bereits ein Jahr später musste der Träger erneut in die Werft, um Schäden am Antriebssystem zu beheben. Er kam erst im Jahr 2000 wieder zum Einsatz, um sich an den Bergungsarbeiten des gesunkenen Atom-U-Bootes K-141 Kursk zu beteiligen.

2003 und 2004 folgten eine Inspektionsfahrt sowie ein Manöver im Atlantik. Zur Frage, ob die langen Werftliegezeiten auf generelle Konstruktionsmängel zurückzuführen sind, hat die Marine keine Stellungnahme abgegeben. Es wurden erhebliche Mängel vermutet.[5] Im Januar 2008 nahm der Flugzeugträger erneut an einem Großmanöver im Mittelmeer und im Atlantik teil.

Im Februar 2009 wurde der Flugzeugträger mit einem auf 500–600 Tonnen geschätzten Ölteppich vor der irischen Küste in Verbindung gebracht. Die Admiral Kusnezow war am 16. Februar beim Entstehen des Ölteppichs im fraglichen Seegebiet bebunkert worden.[6] Russische Behörden räumten später ein, dass eine kleinere Menge Öl beim Reinigen des Flugdecks ins Wasser gelangt sein könne.[7]

Im gleichen Jahr brach ein Feuer an Bord aus; ein Seemann starb.[8]

Am 18. April 2012 wurde bekannt, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft gegen den Chef der Zulieferfirma „Newski Jakor“, Valentin Ponomarjow, ermittelt. Ponomarjow soll staatliche Gelder von rund 77.000 Euro veruntreut haben, weil er den russischen Flugzeugträger Admiral Kusnezow nicht mit einem neuen Anker, sondern mit einem bereits verrosteten gebrauchten Anker ausgestattet habe, der in den Niederlanden für nur 23.000 Euro eingekauft wurde. Dieser soll zudem nicht den Anforderungen genügen.[9]

Im Jahr 2014 hatte das Schiff seine siebte Fahrt absolviert.

Antriebsprobleme

Das Schiff wird durch mehrere Dampfturbinen angetrieben. Diese Technik sorgte für häufige Maschinenausfälle, was dazu führte, dass das Schiff seit mindestens 2016 ständig von einem Schlepper begleitet wird. Im Jahr 1997 wurden Schäden am Antriebssystem behoben.[8]

Modernisierung

Seit 2010 wurde mehrfach berichtet, dass die Kusnezow modernisiert werden solle. Dazu sollte sie einen mehrjährigen Werftaufenthalt in Sewerodwinsk einlegen. Teilweise war von einem mid-life-upgrade die Rede.[10][11][12] Als sie im Herbst 2016 ins Mittelmeer entsandt wurde, war die Modernisierung noch nicht durchgeführt worden.

Einsatzprofil

Su-27K (Su-33)-Trägerflugzeug
Auf dem Flugdeck sind drei Abflugpositionen möglich, die gleichzeitig eingenommen werden können

Im Gegensatz zu den Flugzeugträgern der US Navy und Royal Navy wurde die Kusnezow nicht als Plattform für Angriffe auf das feindliche Festland oder Marineverbände konzipiert, sondern als Begleitschiff für die sowjetischen Atom-U-Boote und Kriegsschiffe. Ihre Kampfflugzeuge dienten dem Schutz der Flotte gegen feindliche Flugzeuge. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden zusätzliche Systeme installiert, um auch andere Aufgaben wahrnehmen zu können. Dennoch gilt die Verteidigung gegen feindliche Flugzeuge und Schiffe weiterhin als Hauptaufgabe der Kusnezow.

Der Träger verfügt nicht über Flugzeugkatapulte, sondern lediglich über einen Ski-Jump am Bug, ähnlich dem der britischen Invincible-Klasse, als Starthilfe. Dies ermöglicht den Start vollbeladener MiG-29K- und Su-27K/Su-33-Jagdbomber – der wichtigsten Kampfflugzeuge des Trägers. Die Landung erfolgt konventionell, das heißt durch Einrasten in eines von vier der über Deck gespannten Fangseile. Somit handelt es sich also nicht um einen STOVL-Träger (short take-off and vertical landing) wie die Invincible-Klasse, sondern um einen STOBAR-Träger (short take-off but arrested recovery).

Die bordeigene Bewaffnung der Kusnezow ist deutlich schlagkräftiger als die vergleichbarer Flugzeugträger. Vor allem die zwölf SS-N-19-Shipwreck-Seezielflugkörper verleihen dem Schiff begrenzte Kapazitäten zur Seezielbekämpfung. Die acht CADS-1-Nahbereichsverteidigungssysteme ermöglichen eine Abwehr von zahlreichen Seezielflugkörpern. Die Geleitgruppe der Kusnezow besteht in der Regel aus einem Raketenkreuzer der Slawa-Klasse, zwei Raketenzerstörern der Sowremenny-Klasse, zwei U-Boot-Abwehr-Schiffen der Udaloy-Klasse, zwei Jagd-U-Booten der Akula-Klasse und einem Raketen-U-Kreuzer der Oscar-II-Klasse.

Einsätze

Die Admiral Kusnezow 2015 im Dock

Im Oktober 2016 lief das Schiff aus dem Hafen Seweromorsk (bei Murmansk) Richtung syrische Küste (Mittelmeer) aus. Es nahm am russischen Militäreinsatz in Syrien teil.[13] Dies war der erste und bis jetzt einzige Kampfeinsatz des Trägers.[14] Ziel war der syrische Hafen von Tartus.

Auf dem gesamten Weg wurde der russische Flottenverband von NATO-Schiffen und -Flugzeugen beschattet. Ende Oktober 2016 erreichte der Verband das westliche Mittelmeer.[15][16] Der militärische Nutzen des Trägers selbst wurde als eher gering eingeschätzt, jedoch befinden sich in dem Verband auch der Atomkreuzer Pjotr Veliki (Peter der Große) und zwei Raketenzerstörer der Udaloy-Klasse. Der Verband soll Anfang 2017 abgezogen werden.[17]

Zwischenfälle

  • Eine MiG-29K der Admiral Kusnezow stürzte am 14. November 2016 aufgrund eines technischen Defekts in der Nähe des Schiffes ins Mittelmeer, der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.[18] Am 15. November starteten Kampfflugzeuge des Trägers zu Angriffen gegen Bodenziele innerhalb Syriens. Es war der erste Kampfeinsatz der Admiral Kusnezow.[19]
  • Am 3. Dezember 2016 stürzte eine Su-33 beim Landeanflug bei guten Flugbedingungen ins Mittelmeer, nachdem ein Fangseil gerissen war. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.[20][21]

Literatur

  • Владимир П. Заблоцкий: Морская коллекция 7 (76) 2005 Тяжёлый авианесущий крейсер „Адмирал Кузнецов“, (etwa: Wladimir Sablozki: Marine Kollektion Nummer 7 (76) 2005, Schwerer Flugdeckkreuzer „Admiral Kusnezow“), 2005 (russisch).
  • Сергей Балакин, Владимир Заблоцкий: Советские авианосцы. Авианесущие крейсера адмирала Горшкова, (etwa: Sergei Balakin, Wladimir Sablozki: Sowjetische Flugzeugträger. [Die] Flugzeugträger Admiral Gorschkows), 2007, ISBN 978-5-699-20954-5 (russisch).
  • Bernd Loose: Kurze Geschichte des sowjetischen Flugzeugträgerbaus. In: Hartmut Klüver (Hrsg.): Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte e. V. 2009. Band 12. Düsseldorf 2009, S. 199–238.
  • Robin Higham, John T. Greenwood, Von Hardesty: Russian Aviation and Air Power in the Twentieth Century. Frank Cass, London 1998, ISBN 978-0-7146-4784-5 (englisch).
Commons: Admiral Kusnezow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Es werden 59.100 t im Rahmen einer Reichweitenberechnung von Wladimir Sablozki auf Seite 10 in Schwerer Flugdeckkreuzer „Admiral Kusnezow“ von 2005 angegeben, dies im Gegensatz zu den 61.390 t, welche auf Seite 166 von Balakin/Sablozki in Sowjetische Flugzeugträger. [Die] Flugzeugträger Admiral Gorschkows von 2007 genannt werden.

Einzelnachweise

  1. Erster Flugzeugträger verstärkt Chinas Marine. In: Spiegel Online. 25. September 2012, abgerufen am 16. Oktober 2016.
  2. Единственный российский авианосец встал на ремонт: Вооруженные силы: Силовые структуры. In: lenta.ru. 14. Juni 2015, abgerufen am 14. Juli 2016 (russisch, Der einzige russische Flugzeugträger in Reparatur).
  3. J. V. Apalkow: Korabli WMF SSSR, Galeja, Sankt Peterburg 2003
  4. Robin Higham, John T. Greenwood, Von Hardesty: Russian Aviation and Air Power in the Twentieth Century, S. 191.
  5. U.S. Navy Feared Crappy Russian Aircraft Carrier Might Sink. In: Medium.com, 6. Dezember 2013 (englisch).
  6. Riesiger Ölteppich treibt auf Irland zu. In: Die Welt. 18. Februar 2009, abgerufen am 18. Juli 2010.
  7. Klaus Mommsen: Die Mittelmeerreise des Flugzeugträgers ADMIRAL KUZNETSOV beschert der russischen Marine kurz vor ihrem Abschluss noch einmal negative Schlagzeilen. In: Globaldefence.net. 27. Februar 2009, abgerufen am 18. Juli 2010.
  8. a b Cornelia Karin Hendrich: Putins Flugzeugträger ist ein marodes Dampfschiff. In: Die Welt. Abgerufen am 26. Oktober 2016.
  9. http://de.ria.ru/society/20120418/263388225.html
  10. Российский авианосец встал на ремонт. In: arms-expo.ru. 15. Mai 2015, abgerufen am 14. Juli 2016 (russisch, Russischer Flugzeugträger erhält Reparatur).
  11. Upgrading the Admiral: Russia’s Kuznetsov. In: defenseindustrydaily.com. 28. Oktober 2015, abgerufen am 14. Juli 2016 (englisch).
  12. Military & Defense – Modernization of Russia’s sole aircraft carrier to be launched in 2017. In: tass.ru. TASS, 25. Mai 2016, abgerufen am 14. Juli 2016 (englisch).
  13. Russland schickt Flugzeugträger ins Mittelmeer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Oktober 2016, abgerufen am 16. Oktober 2016.
  14. Military & Defense - Warplanes of Russian aircraft carrier to be used in Syria Oct-Jan – source. In: tass.ru. TASS, 2. Juli 2016, abgerufen am 14. Juli 2016 (englisch).
  15. tagesschau.de: Russische Flotte tankt doch nicht in spanischer Exklave. In: tagesschau.de. Abgerufen am 26. Oktober 2016 (deutsch).
  16. Andres Wysling: «Admiral Kusnezow»: Flugzeugträger mit wenig Kampfwert. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. Oktober 2016, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 26. Oktober 2016]).
  17. Tages-Anzeiger: Russland beginnt mit Abzug der Truppen aus Syrien, abgerufen am 6. Januar 2017
  18. Russischer MiG-Jäger bei Landeanflug auf „Admiral Kusnezow“ abgestürzt. In: de.sputniknews.com. Abgerufen am 15. November 2016.
  19. Raf Sanchez: "Russia launches major offensive in Syria with airstrikes on Idlib and Homs, as rebel-held east Aleppo bombarded for first time in weeks" Telegraph vom 15. November 2016
  20. Russian Su-33 crashed in the Mediterranean while attempting to land on Kuznetsov aircraft carrier The Aviationist, 5. Dezember 2016
  21. Bremsseil auf Flugzeugträger gerissen – Jet schießt ins Meer. welt.de, 5. Dezember 2016, abgerufen am 6. Dezember 2016.