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Bullaun

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Der Bullaun Lydacan
Der Opferstein bei der Kapelle Althof beim Kloster Doberan ist ein bullaunartiger Stein in Mecklenburg
Der ausnahmsweise unrunde Bullaun der „Moone Old Church“
Bullaun in Litauen

Bullaun (irisch bullán oder bollán) ist der irische Name für eine verhältnismäßig tiefe, halbkugelige (hemisphärische) Aushöhlung in einem Felsblock oder Stein. Der Begriff Bullaun (oder Bullaunstein) bezieht sich auch auf den fast immer niedrigen, meist kniehohen menhirartigen oder flachrunden Stein, der auch mehrere (multiple) Bullauns beherbergen kann, obgleich die meisten Steine nur eine Aushöhlung haben.

Der ursprüngliche Zweck der Bullaunsteine ist unbekannt. Sie könnten sowohl rituelle Bedeutung besessen haben als auch kultischen Zwecken dienende Utensilien gewesen sein. Regelmäßig geformte Vertiefungen können auch durch Erosion entstehen (Gletschertöpfe, Kolke, Tafoni), so dass Eintiefungen ohne entsprechenden Kontext nicht als Bullaun klassifiziert werden sollten.[1] Bullaunsteine werden allgemein in die Bronzezeit datiert, können aber auch älter sein. Besonders zahlreich sind sie in der irischen Provinz Leinster und dort in den Countys Carlow (Busherstown) und Wicklow (Glendalough).

Fundstellen

In Killina westlich von Tullamore im County Offaly in Irland befinden sich eng benachbart eine Heilige Quelle, ein Mass Rock und ein Bullaun. Im Feld bei der Kirche von Toureen Peacaun im County Tipperary liegt die ungewöhnliche niedrige kreisförmige Steinstruktur Beakan’s Cell von vier Meter Durchmesser, innerhalb der zwei Bullauns liegen. Der größere ist unregelmäßig und scheint nicht zum Mahlen genutzt worden zu sein. Montiert in die Mauer, die diese Bullauns als Schutz umgibt, ist eine kleine Cross-Slab, was darauf verweist, dass die Struktur alt ist.

Mit dem Brauchtum um den Bullaun wurde in der frühchristlichen Periode unter verändertem Vorzeichen fortgefahren. Viele wurden in Verbindung mit frühchristlichen Kirchen und Klöstern gefunden (so im Devenish Kloster, auf Holy Island im Lough Derg im County Clare) oder an heiligen Brunnen. Ihre Anwesenheit an diesen Orten weist auf die Wertschätzung, die sie bei den vorchristlichen Bewohnern Irlands hatten, und das Bemühen der christlichen Kirche, sie zu integrieren. Man betrachtet daher heute den Fund eines Ballauns als Indiz für die Lokalisierung eines inzwischen verschwundenen alten Kirchenbaus.[2]

2012 wurde auf der schottischen Insel Canna ein runder Stein entdeckt, in dessen Oberseite ein einfaches christliches Kreuz eingeritzt ist. Der in den Medien als cursing stone („Fluchstein“) bezeichnete Stein hat einen Durchmesser von 25 cm und passt genau in eine Vertiefung in einem quaderförmigen Bullaunstein beim frühchristlichen Kreuz von Canna, weshalb er auf um 800 datiert wurde.[3] Man bezeichnet solche in Bullaun-Vertiefungen passende Steine als cursing stones (Fluchsteine) und verbindet sie mit einem Volksglauben, dem zufolge beim Drehen des Steines in seiner Vertiefung ein Fluch (oder ein Segen) ausgesprochen worden sein soll. Mehrere Drehsteine in ihren Vertiefungen zeigt auch als St Brigid's Stone bekannte Bullaun von Killinagh.[4] Derartige Steinpaare entsprechen der Kombination von Handstein und Lagerstein bei neolithischen Handmühlen.

Verbreitung

Bullauns sind in Irland insbesondere in der Provinz Leinster anzutreffen, während sie in Connemara und Mayo kaum vorkommen. Bullauns gibt es auch in England, Wales und Schottland; unter anderer Bezeichnung (akmuo su debeniu) aber auch in Litauen (Lūžų akmuo su dubeniu, bei Zarasai). Auf dem europäischen Festland sind ähnliche Artefakte verbreitet, die dort auch als Schalensteine bezeichnet werden. Treten schalenförmige Vertiefungen (engl. cups) in Kombination mit konzentrischen Petroglyphen auf, so spricht man von Cup-and-Ring-Markierungen.

Bullaun ist auch der Name eines Dörfchens, welches in der Nähe des Turoe-Steins bei Loughrea im County Galway liegt.

Siehe auch

Literatur

  • Merit Åhs: Fran skålgrop till dopfunt? En kontinuitetsstudie av Irlands bullaunstenar. Magisterarbeit Universität Stockholm 1998.

Einzelnachweise

  1. William F. Falkiner: Bullaun. In: The Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland, Fifth Series, Bd. 36, Nr. 4 (1906), S. 420–421.
  2. Seán Duffy (Hg.): Medieval Ireland. An Encyclopedia. Routledge, New York 2005, S. 253
  3. 'Cursing stone' found on Isle of Canna, BBC News, 19. Mai 2012.
  4. Killinagh Bullaun Stone, abgerufen am 12. Februar 2013.