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Geschichte Armeniens

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Die eigentliche Geschichte Armeniens beginnt mit der Einwanderung der indogermanischen Armenier.

Vorgeschichte

Der Name der Hauptstadt Armeniens, nämlich Yerewan, ist seit 2500 v. Chr. belegt. Ein Vorgängerreich Armeniens war das Reich von Urartu. Um 850 v. Chr. bildete sich das Reich von Urartu im Gebiet des heutigen Armenien mit Zentrum um den Vansee - das Reich besteht bis um ca. 600, steht im Konflikt mit den Assyrern und wird von den Kimmeriern verwüstet. Ca. 518 v. Chr. wird Armenien in das Perserreich der Achaimeniden eingegliedert, das durch den Perserfeldzug Alexander des Großen (334-323 v. Chr.) in dessen Reich eingegliedert wird. In der Folge regieren einheimische Dynasten in Armenien unter Oberhoheit der Seleukiden.

Artaxiden

190 v. Chr. machte die Dynastie der Artaxiden Großarmenien (Mec Hayk) zu einem unabhängigen Königreich; daneben entstand ein armenisches Reich von Sophene (Südwestarmenien am Euphrat und Tigris), nachdem die Seleukiden als Folge der Niederlage gegen die Römer geschwächt waren. Um 95–55 v. Chr. war der Höhepunkt des Artaxidenstaates und des antiken Königreiches der Armenier unter Tigranes II. (Ausdehnung des Reiches bis zum Kaspischen Meer, nach Kappadokien, Atropatene und Syrien), der sich zum König der Könige ausrufen ließ. Sein Bündnis mit Mithridates von Pontos brachte ihn allerdings in den Konflikt mit den Römern, deren Oberhoheit er am Schluss anerkennen musste.

Großarmenien war in der Folge zwischen Römern und den in Mesopotamien und dem Iran herrschenden Parthern umstritten.

Arsakiden

Die Parther versuchten bald nach dem Ende der Artaxidendynastie Mitglieder des eigenen Herrscherhauses der Arsakiden (Arshakuni) als Vasallenkönige auf den Thron zu setzen, die Römer waren dagegen zunächst erfolgreich mit eigenen Verbündeten, zuletzt aus dem iberischen (georgischen) Königshaus. Radamistos, der letzte Vertreter, kam durch Verwandtenmord an die Macht, bei dem die Römer tatenlos zusahen. In der Folge gelang es dem parthischen Großkönig, seinen Bruder Trdat I. als Kandidaten gegen den römischen Kandidaten, Tigranes von Kappadokien, durchzusetzen. Jedoch musste dieser 63 die römische Oberhoheit anerkennen (Krönung von Trdat I. 66 in Rom durch Nero). Dennoch blieb die Oberhoheit über Großarmenien umstritten, ob es zu einer vertraglichen Regelung kam, dass der parthische Großkönig einen Kandidaten präsentiert und der Kaiser ihn einsetzt, wie einige Forscher annehmen, ist fraglich. Als 114 der parthische Großkönig Chosrau den armenischen König absetzt und seinen Neffen zum König macht, erkennt Trajan diesen nicht an. Es gelang ihm sogar für kurze Zeit, das Land als römische Provinz einzugliedern.

Doch die Arsakidendynastie herrsche weiterhin bis 428 in Armenien. 224 wurden die Arsakiden in Persien von den Sassaniden besiegt und verdrängt, und die Sassaniden begannen wieder eine aggressivere Westpolitik. Im Feldzug von 252 gelang es Schapur I., 296 noch einmal seinem Sohn Narseh, Großarmenien zu erobern, doch vermochten sie nicht, ihre Herrschaft auf Dauer zu etablieren; zeitweilig gab es zumindest in Westarmenien arsakidische Könige. Als Diokletian die Sassaniden 297 besiegte, mussten diese die Oberhoheit über Großarmenien aufgeben - Trdat III. aus dem Haus der Arshakuni bestieg den Thron, der in der Folge das Christentum in Armenien förderte.

Christianisierung

Die Armenische Apostolische Kirche feierte im September 2001 ihr 1700-jähriges Bestehen, da 301 der Überlieferung nach die Annahme des Christentums unter König Trdat III. und der geistlichen Führung des Hl. Grigor Lusaworitsch, dem "Erleuchter" erfolgte (tatsächlich dürfte aus verschiedenen Gründen das Datum der Christianisierung auf 313/314 anzusetzten sein, unter anderem deshalb, weil Trdat III. als König von Roms Gnaden kaum während der diokletianischen Christenverfolgung diesen Glauben angenommen hätte). Armenien wurde so der erste stark christlich geprägte Staat der Welt. Das sollte dazu führen, dass Armenien trotz oftmaliger Besetzung Teilung und Eroberung seinen Nationalcharakter behielt. So teilten Rom und das persische Reich der Sasaniden das armenische Königreich 387 untereinander auf, obwohl es in dieser Region während der gesamten Spätantike noch zu Kämpfen zwischen diesen beiden Großmächten kam. Dennoch entwickelten die Armenier eine hochstehende Kultur, Literatur und Baukunst - vor allem nach der Schaffung eines eigenen Alphabets durch Mesrob Masthoc im Jahr 405.

Das Ende des antiken Staates

Sowohl im römischen Teil als auch im sehr viel größeren sassanidischen Teil des alten Großarmenien wurde die Dynastie der Arshakuni 390 bzw. 428 abgesetzt, die Sassaniden setzten einen Marzban (eine Art Markgraf) als Vertreter des Großkönigs ein. Als die Sassaniden unter Yazdegerd II. versuchten, die zoroastrische Staatsreligion in Armenien einzuführen, kam es zu einem Aufstand der Armenier unter dem adeligen Haus der Mamikonean. 451 unterlag aber das armenische Adelsaufgebot bei Avarayr den persischen Truppen. Es folgte ein langer Guerillakrieg, der schließlich mit der Anerkennung des Christentums und des Vahan Mamikonean als Marzban 484 endete.

Armenien zwischen Byzanz und Persien

Julians Persienfeldzug 363

Im Jahre 363 unternahm Julian Apostata einen Feldzug gegen das Sassanidenreich, der mit einer Niederlage endete. Sein Nachfolger Jovian musste einem für die Römer ungünstigen Frieden zustimmen. Schapur III. (383388) stellte die Christenverfolgungen ein und vereinbarte mit dem römischen Kaiser im Osten, Theodosius I., wohl 387 die Teilung des stets umstrittenen Armeniens, wobei die erstarkte Stellung Persiens auch dadurch deutlich wurde, dass die Sassaniden rund vier Fünftel des Landes erhielten. Mit den Lösungen in Nordmesopotamien und Armenien scheinen aber auch die Römer zufrieden gewesen zu sein, sodass es im fünften Jahrhundert zu einer friedlichen Koexistenz der beiden Großmächte kam, die nur von zwei kurzen Kriegen unter Theodosius II. unterbrochen wurde.

Im 6. Jh. wurde Armenien wieder zu einem der Hauptkampfgebiete zwischen Ostrom und den Sassaniden, verschiedene Mitglieder des armenischen Adels wechselten mehrmals die Seiten. Unter Kaiser Maurikios (582-602) von 591 bis 602 und Kaiser Herakleios (610-641) von 630-637/640 gelang es dem Byzantinischem Reich, den Großteil von Großarmenien unter seine Kontrolle zu bringen - allerdings führten die Verwaltungsmaßnahmen der Byzantiner und ihre Versuche, die Armenier zur Annahme der Beschlüsse des Konzils von Chalkedon (451), die die armenische Kirche in zwei Synoden 505 und 555 abgelehnt hatte, zu bewegen, zu Aufständen des armenischen Adels. Deshalb gelang es auch nicht, eine gemeinsame Verteidigung gegen die ab 640 in Armenien eindringenden Araber zu errichten.

Armenien zur Zeit der Araberinvasion

Obwohl die Armenier durch ihre Bildung und Religion westlich orientiert waren, betrieb Byzanz eine armenienfeindliche Politik. Kaiser Maurikios (582-602) schloss mit dem Sassanidenherrscher Chosrow ein Abkommen zur Entvölkerung der Grenzgebiete, um durch die Schaffung einer toten Zone weitere Konflikte mit seinem Gegner zu vermeiden. Die betroffenen Armenier siedelte er in Thrakien und Makedonien an, wo sie als kriegserprobtes Volk die Feinde jenseits der Donau sowie Bulgaren abwehren sollten. Doch auf diese Weise hatte Maurikios gegen die Interessen des eigenen Reiches gehandelt; seine Verteidigungskraft im Osten gegen die Sassaniden war nunmehr stark geschwächt.Wie sich seine Soldaten bei der Durchführung der kaiserlichen Befhele in Armenien verhielten, beschreibt Michael der Syrer: „Das Heer des Maurikios warf frech die Kreuze zu Boden, beraubte Kleriker und Laien, schändete Mädchen und schnitt die Ohren der Frauen samt Ringen ab.“ Die Georgier fürchteten, dass sie durch ihre Verbindung mit der Armenischen Kirche ein ähnliches Schicksal erleiden könnten, und schlossen sich im Jahre 602 dem Patriarchat von Konstantinopel an. Kaiser Herakleios, der den byzantinischen Thron im Jahre 610 bestieg, war armenischer Abstammung. Ihm gelang es durch zielstrebige wirtschaftliche und verwaltungstechnische Reformen dem drohenden Ruin in Byzanz entgegenzuwirken. Über die Sassaniden errang der Kaiser um 620 in Armenien glänzende Siege, bis das Jahr 629 endlich Frieden brachte: große Teile Armeniens kamen mit den seit 604 von den Persern besetzten Gebieten wieder an das Byzantinische Reich zurück. Nun strebte der Herrscher auch eine Entspannung in Glaubensfragen an. Er reiste im Jahre 633 n.Chr. nach Garin, um mit Katholikos Ezr sowie zahlreichen Bischöfen eine Konferenz abzuhalten, in der Chalkedon bewusst nicht im Mittelpunkt der Gespräche stand. Doch die Plände des Kaisers, der die Mauern der religiösen Differenzen niederreissen und Ruhe in das Reich bringen wollte, konnten nicht mehr zur Ausführung gelangen, denn der erste militärische Ansturm des Islam verdüsterte den politischen horizont.im Jahre 636 n.Chr. brachen die Araber in Syrien ein, 638 eroberten sie Palästina. Nach der Unterwerfung des Perser-Reiches besetzten sie 639/640 n.Chr. Mesopotamien. Von hier aus drangen sie unter ihrem Befehlshaber Habib Ibn Maslama nach Armenien vor und erstürmten im Oktober 640 n.Chr. die Hauptstadt Dwin. Die Fürsten der gefährdeten Gebiete verhandelten mit den Invasoren, um das Land und die Bevölkerung vor Zerstörung und Verlusten zu bewahren. Der Adel behielt seinen Besitz und seine Position, als Gegenleistung mussten Abgaben entrichtet und Waffenhilfe geboten werden. In Dwin etablierten die Araber den Sitz ihres Statthalters und seiner Beamten, sie ließen daher die zerstörte Stadt wieder aufbauen und mit starken Befestigungen versehen.

Die Invasion der Araber unterbrach die kurze friedensperiode, in der sich in Armenien eine rege kulturelle Tätigkeit entfaltet hatte. Eine Vielzahl literarischer Werke war entstanden, die in Klöstern von Mönchen abgeschrieben wurden und so weite Verbreitung fanden. Historiker hatten die politischen Ereignisse vergangener Jahrhunderte festgehalten und kommentierten sie; religiöse und philosophische Schriften nahmen auf das geistige Leben einen nachhaltigen Einfluss. Unter den armenischen Gelehrten des 7. Jahrhunderts hatte Anania von Schirak als bedeutendste Gestalt grundlegende Werke zur Kosmographie, Geographie, Arithmetik, über den Kalender, über Maße und Gewichte verfasst, die Ursachen der Sonnen- und Mondfinsternis erklärt und die zeitgenössische Astrologie kritisiert. Eine damals bereits hochentwickelte Musiktradition Armeniens erlebte durch die Verbesserung der aus dem 4. Jahrhundert stammenden Notationen eine neue Blütezeit. Neben den Volksliedern, deren Thematik teilweise noch aus heidnischer Zeit übernommen war, erweiterten zeitgenössischen Komponisten das Repertoire der Kirchengesänge, die sich durch außergewöhnlichen melodischen Reichtum auszeichneten. Einen Zenit erreichte die klassische armenische Architektur(5. bis 7. Jahrhundert), als man nach der Erbauung der großen Kuppelkirche St. Hripsime bei Etschmiadzin durch Katholikos Komitas im Jahre 618 n.Chr. unweit davon die Palastkirche Swartnotz im Auftrag von Katholikos NersesIII.(641-661) errichtete. Nerses der in den bewegten Zeiten der Araberinvasion sein Amt angetreten hatte, verlegte seine Residenz aus dem heimgesuchten Dwin nach Swartnotz und verewigte sich in der Geschichte des Landes als Bauherr der schönsten architektonischen Schöpfung Armeniens. Die Aktivitäten des Katholikos (der wegen seiner regen Bautätigkeit den Namen Nerses Schinog, „der Erbauer“, erhielt) belegen, dass die Araber zunächst keine Islamisierung betrieben. Setzten jedoch ihre Eroberungszüge fort und eroberten weiter gebiete Armeniens,Grusiniens und brachten Kaukasisch-Albanien unter ihre Gewalt und marschierten schließlich 642/643 nach Kappadokien. Um Armenien nicht zu verlieren, dass wie ein Wall zwischen dem Byzantinischen Reich und den Arabern lag, versprach Kaiser Konstans II.(641-668) Truppen zur Unterstützung jener Fürsten, die sich gegen die Araber verteidigen wollten. Sicherlich wäre Armenien der stärkste und beste Verbündete des Byzantinischen Reiches gewesen, wenn der Kaiser die Eigenständigkeit des fähigen christlichen Volkes anerkannt hätte. Doch der Patriarch Paulos II. von Konstantinopel (641-654) forderte die Armenier in einem Schreiben auf, die Bedingungen von Chalkedon anzunehmen. Katholikos Nerses III. und Fürst Theodor Rschtuni beriefen 648 eine Kirchenversammlung ein, um die Situation zu besprechen. Während der byzantophil gesinnte Katholikos die Waffenhilfe des Kaisers als Rettung vor dem Islam betrachtete, reagierte der armenische Adel und Klerus auf das in Aussicht gestellte Bündnis bei religiöser Unterordnung mit Entrüstung und eisiger Ablehnung. Angesichts der drohenden Verfolgung der Christen durch die Muslime schien den Armeniern die intolerante Haltung der Byzantiner zur Glaubensfrage und ihr Kampf um das Primat eine ungeheure Provokation des christlichen Gewissens. Da nach dem Ablauf des Waffenstillstandes zwischen den Arabern und Byzantinern weitere arabische Einfälle zu erwarten waren, übten die kirchenpolitischen Bestrebungen von Byzanz einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Entscheidung armenischer Adeliger zur freiweilligen Anerkennung der arabischen Oberhoheit aus.

Bagratiden

Aschot I. Bagratuni gelang es dann unter Ausnutzung der allmählichen Schwächung des Kalifats 885/886 wieder ein armenisches Königreich zu errichten, das sowohl vom Kalifen als auch vom byzantinischen Kaiser anerkannt wurde. Der Nachfolger Aschots, Sembat (892-914) wurde von den Arabern getötet, Aschot II. (915-928) brachte die Freiheitskämpfe zum Abschluss.

Die Blütezeit des Reiches der Bagratiden fällt unter Gangik (990-1020). In der zweiten Hälfte des 11. Jhd. ging das Reich durch unglückliche Kriege und innere Zwistigkeiten zugrunde. Ab dem späten 10. Jh. drangen die Byzantiner wieder aus Kleinasien vor und konnten ein armenisches Königreich nach dem anderen in ihr Reich eingliedern, 1045 schließlich auch das Gebiet von Ani selbst. Den armenischen Königen wurden neue Güter im Inneren Kleinasiens angeboten, wohin nun zehntausende Familien umsiedelten. Erneut kam es dort und auch in Armenien zum Streit mit der orthodoxen Reichskirche, nachdem vorher Versuche, durch Gespräche eine Union zu erreichen, scheiterten. Wieder herrschte politische und kirchliche Uneinigkeit, als mit den türkischen Seldschuken aus Zentralasien eine neue expansive muslimische Macht auftrat. Am 16. August 1064 eroberten und verwüsteten die Seldschuken Ani, 1071 besiegten sie den byzantinischen Kaiser bei Mantzikert nordwestlich des Vansees und eroberten dann den Großteil von Kleinasien und Armenien.

Siehe auch Liste der Herrscher von Armenien


Das kleinarmenische Königreich in Kilikien

In der Folge gründeten armenische Flüchtlinge 1080 in Kilikien ein unabhängiges Fürstentum von Kleinarmenien unter den Rubeniden. Diese verbündeten sich mit den Kreuzfahrern gegen Byzantiner und Türken und umgekehrt. Leo II. (1189-1219) erhielt 1199 den Königstitel. 1342 fiel das Königreich an die katholischen Lusignans von Zypern, kam aber bald darauf an die ägyptischen Mamluken und darauf zum Osmanischen Reich.

Siehe auch

Das armenische Kernland im späten Mittelalter und der Neuzeit

Der Großteil der Armenier lebte aber auch nach der türkischen Eroberung des 11. Jah.s im Kernland, wo sie aber wechselnde turkmenische Herrschaften über sich ergehen lassen mussten. Eine immerhin christliche Fremdherrschaft brachte die Blüte des benachbarten Georgischen Königreiches im 12. und 13. Jh., das einen großen Teil Armeniens erobern konnte (1184 nahmen die Georgier Ani ein). Der Einfall der Mongolen ab 1223 beendete die georgische Macht und brachte erneute Verwüstungen über das Land. In den folgenden Jahrhunderten wechselten unter mongolischen und türkischen Dynastien Zeiten relativ friedlicher Herrschaft mit Kriegen und Invasionen neuer Nomadenstämme; die schlimmsten Verwüstungen brachten wohl die Feldzüge des Timur Leng um 1400. Zu Beginn des 15. Jh.s waren die Armenier durch Flucht, Vertreibung und Ansiedlung türkischer und kurdischer Stämme in vielen Gegenden des alten Armeniens zu einer Minderheit geworden. Nur mehr in wenigen Gebieten hatten sich einige der alten Adelsfamilien erhalten.

Das armenische Kernland erlebte nach 1500 eine erneute Teilung zwischen dem Osmanischen Reich im Westen, das auch nach und alle von Armeniern bewohnten Gebiet in Kleinasien und Syrien unterwarf, und dem neuen schiitischen Safavidenreich im Iran im Osten; 1639 wurde im großen und ganzen die bis heute geltende Grenze zwischen dem persischen Ostarmenien und dem Osmanischen Reich festgelegt. In Ostarmenien schwand der Anteil der Armenier an der Bevölkerung weiter dahin, vor allem nachdem der Schah Abbas 1604 ca. 250 000 Armenier in den Iran deportierte. Seit dem 18. Jh. unterhielten die Armenier und das Katholikosat Kontakte zum nach Süden vordringenden Zarenreich.

Russische Herrschaft in Nordostarmenien

Grenzen im Jahre 1882

Im siebten Russisch-Türkischen Krieg 1828 bis 1829 kam der östliche Teil Armeniens unter die Oberhoheit des Russischen Reiches. Nach dem neunten Russisch-Türkischen Krieg 1877 bis 1878 im Kontext der Balkankrise musste das Osmanische Reich im Frieden von San Stefano weitere Teile Ostarmeniens und die Provinzen Kars und Ardahan an Russland abtreten.

Das osmanisch beherrschte Südwestarmenien im 1. Weltkrieg

Am 24. April 1915 veranlasste die 1908 an die Macht gekommene jungtürkische Bewegung die Verhaftung, Deportation und Ermordung armenischer Intellektueller in Konstantinopel und leitete damit den Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern - zwei Dritteln des im Osmanischen Reich seit Jahrtausenden lebenden christlichen Volkes - ein. Dersim, türkisch Tunceli, war bis zu seiner Vernichtung durch die türkische Arme 1937/38 ein wichtiges Exil für viele Armenier. Nach dem Militärputsch 1980 wurde versucht, auch die Armenier in Dersim zu islamisieren. 1994 wurden ca. 200 Dörfer in Dersim durch türkisches Militär und Para-Militär zerstört. Die Türkei bestreitet die Faktizität des Völkermordes noch immer. Er wurde jedoch seit dem Ende des Kalten Krieges durch eine zunehmende Zahl nationaler Parlamente anerkannt; 2005 fand in Istanbul auch eine Konferenz statt, die sich mit dem Thema beschäftigte, wenn es auch im Vorfeld und während der Konferenz zu scharfen Protesten von türkischen Nationalisten gekommen war Beleg.

Die Erste Republik in Nordostarmenien 1918-1920

Հայկական Հանրապետություն
Hajkakan Hanrapetut'jun
Armenische Republik
Flagge Armeniens: oben rot, dann blau und unten orange Wappen Armeniens
(Details) (Details)

Als Folge des Ersten Weltkrieges entstand eine Reihe unabhängiger Staaten in Gebieten, die vormals zum Deutschen Kaiserreich, zum Osmanischen Reich und Russisches Reich gehört hatten. Einer dieser Staaten war die 28. Mai 1918 ausgerufene Armenische Republik (ein ähnlicher Fall ist Estland), die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Im Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einem der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, war die Unabhängigkeit Armeniens vorgesehen. Der Vertrag ist jedoch nie in Kraft getreten, weil er nicht von allen Vertragsstaaten ratifiziert wurde. Die Flagge und das Wappen sind seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 wieder Symbole der heutigen Republik Armenien. Ende 1920 marschierte von Norden die Rote Armee ein, während von Westen die Truppen der neuen türkischen Gegenregierung Mustafa Kemal auf die Hauptstadt Eriwan vorrücken. Am 29. November 1920 wurde die Armenische SSR ausgerufen.

Sowjetische Herrschaft

Hauptartikel: Armenische SSR

Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919-1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert. 1920 wurde Armenien zwischen der Türkei und Sowjetrussland aufgeteilt. Nach Gründung der UdSSR 1922 wurde die Armenische SSR ein Teil der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik.

Am 5.12. 1936 wurde Sowjetarmenien eine formal eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion und hieß von nun an Armenische Sozialistische Sowjetrepublik. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. Außerdem wurden Früchte und Tabak in andere Teil der Sowjetunion exportiert, und international insbesondere Armenian Brandy. Im Ararattal wird seit dem 19. Jahrhundert Brandy hergestellt, der auch international wegen seine ungewöhlichen Milde geschätzt wird. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.

Die Armenische SSR war seit dem Ende der achtziger Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR und der Litauischen SSR ein Zentrum der seperatistischen Bewegungen innerhalb der UdSSR. die die Auflösung beschleunigten. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, ein mehrheitlich armenisches besiedeltes Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte um 11.41 Uhr (Ortszeit) ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Neben der Stadt Spitak, die nahezu vollständig zerstört wurde, wurden auch die Städte Leninakan (heute Gjumri) und Kirowakan (heute Wanadsor) sowie viele umliegende Dörfer schwer beschädigt. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht Stand und 25.000 Menschen ließen ihr Leben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die Unvorbereitetheit der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, indem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region wird durch die nachhaltige Schädigung der Infrastruktur nach wie vor behindert.

Am 23. August 1991 wurde die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Armenische Republik umbenannt. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand die heutige Republik Armenien (siehe Armenien. Der südliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.

Armenien und Aserbaidschan haben seit 1988 militärische Auseinandersetzungen um Bergkarabach geführt. Bergkarabach ist Gebiet in Aserbaidschan, in dem mehrheitlich Armenier leben.

Die erneute Unabhängigkeit seit 1991

Am 21. September 1991 erklärte sich Armenien von der sich in Auflösung befindlichen Sowjetunion für unabhängig. Das Parlament, die Nationalversammlung, wird alle vier Jahre gewählt. Es gibt nur eine Kammer.

Am 6. Oktober 1991 wurde Lewon Ter-Petrosjan zum ersten Präsidenten der armenischen Republik gewählt. Am 22. September 1996 wurde er wiedergewählt. Seine Popularität sank jedoch zunehmend. Seit einem Waffenstillstand im Mai 1994, der einer Besetzung eines Sechstels Aserbaidschans durch armenische Truppen folgte, hat sich die Situation im Konflikt um Bergkarabach nicht wesentlich verbessert. Es hat bislang keinen Durchbruch in der Beziehung beider Staaten gegeben, ein Zustand, der ihre wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Im Februar 1998 wurde er zum Rücktritt gezwungen, weil er im Krieg um die Region Bergkarabach zusätzliche Zugeständnisse an Aserbaidschan zur Lösung des Konflikts machte. Lewon Ter-Petrosjans Minister, angeführt von Premierminister und späterm Nachfolger im Präsidentenamt Robert Kotscharjan, lehnten einen Friedensplan ab, den internationale Vermittler im September 1997 vorgeschlagen hatten und den Lewon Ter-Petrosjan und Aserbaidschan befürworteten. Kotscharjan gewann 1998 die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen. Seine Wiederwahl 2003 war von Unregelmäßigkeiten begleitet. Im Januar 2006 trat eine vom Europarat schon seit langem geforderte Verfassungsänderung in Kraft, die dem Parlament mehr Rechte einräumt. Der Präsident darf beispielsweise nach wie vor den Ministerpräsidenten ernennen, er muss nun aber vom Parlament bestätigt werden.

Die Diaspora

Eine große Rolle spielt nach wie vor auch die armenische Diaspora (4 Millionen Menschen). Geldtransfers der zahlreichen Auslandsarmenier stützen die Wirtschaft. Im Jahre 2005 überwiesen Diasporaarmenier nach Schätzung der Armenischen Zentralbank rund 1 mrd. US-Dollar. Davon kamen 45 v.H. aus Russland und 15 v.H. aus den USA [1] Die neue Verfassung (im Januar 2006 in Kraft getreten) verbietet die doppelte Staatsbürgerschaft nicht mehr. (Dies ist aus der Sorge heraus so gewesen, dass die Diasporaarmenier, wenn sie wahlberechtigt wären, die Außenpolitik der Republik Armenien bestimmen könnten.) Eine Vielzahl von Stiftungen und anderen Organisationen bemüht sich, die Verbindung zwischen Mutterland und Diaspora zu intensivieren.

Literaturhinweis

  • Richard G. Hovannisian (Ed.): The Armenian People from Ancient to Modern Times. 2 Volumes, New York 1997. ISBN 0-312-10169-4
  • Tessa Hofmann, Die Armenier. Schicksal-Kultur-Geschichte. Nürnberg 1993. ISBN 3-922619-25-8