Cargolifter-Luftschiffhalle
CargoLifter AG in Insolvenz
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0005402614 |
Gründung | 1996 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 495 (Februar 2002)[1] |
Branche | Luftfahrtindustrie |
Website | www.cargolifter.de (Archiv unter: Archive.org) |
Lage in Brandenburg |


Die im Jahr 1996 gegründete Cargolifter AG ist ein seit 2002 insolventes Unternehmen der Luftfahrtindustrie. Hauptziel des Unternehmens war es, ein Lastenluftschiff für bis zu 160 Tonnen schwere Fracht zu entwickeln, zu konstruieren und operativ zu betreiben. Nach einer erfolgreichen Phase mehrerer Privatplatzierungen folgte im Mai 2000 ein Börsengang und bereits im Dezember 2000 eine Aufnahme in den MDAX. Durch wiederholt auftauchende Kostensteigerungen innerhalb des technischen Entwicklungsprojekts und mangelnder Investitionsbereitschaft privater Investoren und der Öffentlichen Hand musste die CargoLifter im Juni 2002 Insolvenz anmelden und das Luftschiff-Entwicklungsvorhaben beenden.
Internationale Bekanntheit erreichte die CargoLifter AG durch ihre im November 2000 fertiggestellte Luftschiffhalle. Diese 360 Meter lange, 210 Meter breite und 107 Meter hohe Halle gilt als größtes freitragendes Gebäude der Welt. Nach dem Verkauf der Werfthalle aus der Insolvenzmasse an einen malaysischen Konzern befindet sich innerhalb des Gebäudes seit dem Jahr 2004 ein ein tropischer Freizeitpark mit dem Namen Tropical Islands.
Geschichte
Vorgründungsphase
Die Ursprünge des Unternehmens CargoLifter reichen bis in das Jahr 1994 zurück. Unter Federführung des VDMA wurde im Jahr 1994 eine erste Marktanalyse erstellt. Die zehn größten Anlagenbauunternehmen in diesem Verband vergaben dato jährliche Transportaufträge im Wert von über 60 Millionen DM. Bei diesen Schwerlasttransporten wurden zumeist Anlagen und Bauteile mit mehr als 100 t Gewicht und rund 25 Metern Länge transportiert. Da die Unternehmen zudem berichteten, dass sie erhebliche Probleme mit Schwerlasttransporten mit der Destination von Ländern mit schlecht entwickelter Verkehrsinfrastruktur haben würden, wurde die Geschäftsidee des CargoLifters entworfen: Mittels eines zu entwickelnden und zu bauenden Lastenluftschiffs sollten zukünftig schwere Güter kostengünstiger und schneller transportiert werden.[2]
Nach dieser ersten Studie wurde im Jahr 1995 eine zweite Studie durchgeführt, welche die Möglichkeit von Schwerlasttransporten mittels eines Luftschiffs im Vergleich zu herkömmlichen Transporttechnologien stellte und deren Nutzen herausarbeitete. Im Februar des Jahres 1996 begannen dann kleinere Expertenteams damit, das Konzept des CargoLifters aus technischer, wirtschaftlicher sowie wissenschaftlicher Perspektive näher zu beschreiben. Ab dem Sommer des gleichen Jahres begannen die Vorbereitungen zur Gründung eines Unternehmens, welches ein Lastenluftschiff entwickeln und konstruieren sollte.[3]
1996-1997
Die Unternehmensgründung wurde am 1. September 1996 in Wiesbaden vollzogen und CargoLifter wurde als Aktiengesellschaft ohne Börsennotierung etabliert. 90 individuelle und institutionelle Aktionäre gehörten zum Gründungskreis. Carl-Heinrich von Gablenz, welcher in der Vorgründungsphase eine zentrale und treibende Kraft hinter dem Projekt des Lastenluftschiffs darstellte, wurde in der Gründungsversammlung zum alleinigen Vorstand der Gesellschaft berufen. Der Stuttgarter Luft- und Raumfahrtkonstrukteur Bernd Kröplin, der Logistiker und Spediteur Rolf Riedl sowie der damalige Vorstand der ABB Kraftwerke, Heinz Herrmann, wurden als Aufsichtsräte während der Gründungsversammlung gewählt.[2] Der Aufsichtsrat bestimmte zudem späte Herrn Herrmann als Aufsichtsratsvorsitzenden.
Das Jahr 1997 war zunächst von steigenden Aktienverkäufen gekennzeichnet. Neben einzelnen Indivuduen zeichneten auch vermehr Unternehmen Aktien an CargoLifter. Zu den Aktiönären gehörten zu dem Zeitpunkt beispielsweise ABB, Siemens, Schenker und Danzas.[4]
Im brandenburgischen Brand (Gemeinde Halbe) baute es die größte stützenfreie Halle der Welt. Die Luftschiffhalle mit dem Namen Aerium (bzw. technisch: CL-21) ist 360 × 210 × 107 m (Länge × Breite × Höhe) groß. Liegend würde der Eiffelturm darin Platz finden. Die Halle sollte als Werfthalle dienen. Geplant wurde sie von der „SIAT GmbH & Co. KG“, einem ehemaligen Tochterunternehmen der Siemens AG. Am 2. Mai 1998 war der erste Spatenstich, die Einweihung wurde am 30. November 2000 gefeiert.
Am 30. Mai 2000 ging das Unternehmen an die Börse, im Dezember 2000 folgte die Aufnahme in den MDAX.[5] Die Aktionärsstruktur war durch einen hohen Anteil von Kleinaktionären gekennzeichnet. Das Land Brandenburg subventionierte den Bau der Halle mit mindestens 38 Millionen Euro, 2002 wurde ein weiteres Darlehen in Höhe von 4,15 Millionen Euro gewährt.
Der Prototyp des kleineren Transportballons CL75 AirCrane, der im Oktober 2001 erstmals getestet wurde, ist eine Eigenentwicklung. Die Teile wurden vom amerikanischen Unternehmen „TCOM, L. P.“ im Auftrag von CargoLifter gefertigt und bei CargoLifter endmontiert. Bei der Befüllung der Hülle wurde wegen der enormen Größe ein neuartiges Gasaustauschverfahren erfolgreich eingesetzt.
Das geplante Großluftschiff CL160 wurde nie gebaut. Es wurden mehrere kleine Versuchsträger, der Größte namens Joey, gefertigt (Erstflug 18. Oktober 1999), um die Eigenentwicklungen, wie Lastaufnahmesystem, Steuerung und Simulationssoftware, im kleinen Maßstab zu testen.
Im März 2002 meldete das Unternehmen den Verkauf des ersten Schwerlastballons; Bernd Kröplin wechselte vom Aufsichtsrat in den Vorstand.[6]
Bei einem Unwetter am 10. Juli 2002 wurde die Hülle des Prototyps des kleineren Kran- und Transportballons CL75 AirCrane zerstört; der Landerahmen des CL75 wurde später verschrottet, um Platz für den Freizeitpark Tropical Islands zu schaffen.
Mit Boeing wurde 2002 ein Vertrag zur gemeinsamen Erforschung einer Leichter-als-Luft-Stratosphären-Höhenplattform geschlossen.
Insolvenz



Am 7. Juni 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an, am 1. August 2002 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.[7][8]
Ursache der Insolvenz soll nach Angaben vom Führungspersonal der Besichtigungstour der ungeklärte Lastenausgleich bei der Abgabe der Fracht gewesen sein. Zum Ausgleich des Auftriebs beim Absetzen der Last hätte entweder ein Ablassen des Heliums (sehr kostenintensiv) oder ein geplanter Ausgleich mit Wasser erfolgen müssen, hierzu wären je nach Last bis zu 100 LKW mit Wasser erforderlich gewesen, was letztlich logistisch und ökonomisch nicht sinnvoll war und zum Niedergang des Projektes führte.
Ein „CL 75 AirCrane“ sowie 25 Optionen (zu einem Stückpreis von 10 Millionen US-Dollar) wurden auf der Aktionärsversammlung 2002 an das kanadische Unternehmen „Heavy Lift Canada, Inc.“ verkauft, an der die CargoLifter AG zu mindestens 20 % beteiligt war. Der Vertrag wurde jedoch nie vollzogen.[9]
Am 11. Juni 2003 wurden die Halle und das sie umgebende 500 Hektar große Grundstück für 17,5 Millionen Euro, also etwa ein Viertel der Baukosten von 78 Millionen Euro, an den malaysischen Konzern Tanjong verkauft. Dieser errichtete in der Halle ein „künstliches Tropenparadies“ mit angeschlossenem Hotelbetrieb. Die Baugenehmigung für das Vorhaben „Tropical Islands“ wurde am 2. Februar 2004 erteilt. Die Eröffnung erfolgte am 19. Dezember 2004.
Das SkyShip-600-Luftschiff mit dem Spitznamen „Charly“, das CargoLifter für Trainings- und Forschungszwecke angeschafft hatte, wurde mit abgelaufener Zulassung (D-LCLA) für 150.000 € an die schweizerische Skycruise verkauft, die damit unter anderem bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Rundflüge durchführte. Ein zuvor verhandelter Verkauf an die amerikanisch-neuseeländische Investorengruppe Lion Monaco zum Preis von 400.000 Euro war letztlich nicht erfolgreich. Das Luftschiff war vier Jahre vorher am 16. September 2000 vom damaligen Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt auf den Namen „Charly – Der weiße Wal der Lüfte“ getauft worden. Im Mai 2002 waren auch Passagier-Rundfahrten über Berlin durchgeführt worden. Skycruise hatte ursprünglich beabsichtigt, eine neue Betriebsgenehmigung für Rundflüge in Deutschland zu beantragen. Diese wurde jedoch nicht erteilt.
Die immateriellen Güter wie Verwertungsrechte, Unterlagen und Archive wurden am 24. August 2005 von der Verwertungsgesellschaft „Air Brand GmbH“ an die Luftschiffbau Zeppelin GmbH nach Friedrichshafen verkauft. Für die Patente bestand eine Kaufoption, die von der „Luftschiffbau Zeppelin GmbH“ nicht ausgeübt wurde. Alle Patente sind inzwischen im Besitz der Nachfolgegesellschaft. Die Logos und Namensrechte einschließlich der ursprünglichen Internetdomains kaufte die Nachfolgegesellschaft inzwischen vom Insolvenzverwalter.
Geschäftszweck und Tochtergesellschaften
Hauptziel der CargoLifter AG war es, ein Lastenluftschiff für bis zu 160 Tonnen schwere Fracht zu entwickeln, zu konstruieren und operativ zu betreiben. Um diesem Geschäftszweck gerecht zu werden, wurden im Verlauf der Unternehmenshistorie insgesamt 13 Tochtergesellschaften gegründet.
Geplanter Geschäftszweck
Die Cargolifter AG hatte vor, ein Lastenluftschiff zu entwickeln, später zu konstruieren und auch operativ einzusetzen. Das Unternehmen definierte damit ein dreistufiges Produktionsverfahren: In der ersten Produktionsstufe sollte zunächst das Luftschiff entwickelt und gebaut werden. Die zweite Produktionsstufe sah daran anschließenden operativen Betrieb des Luftschiffs vor. Auf dieser sollte also das Luftschiff Bestandteil einer Logistikdienstleistung sein. Die dritte Produktionsstufe sah den operativen Betrieb eines Logistiknetzwerks vor. Neben Logistikdienstleistungen hätten auch die Routen für das Luftschiff in Hinblick auf eine ökonomische Flugplanung und die Wetterplanung geplant werden sollen. Angedacht war zudem, auf dieser dritten Stufe das Luftschiff als Teil einer Prozesskette in Kombination mit anderen Verkehrsträgern einzusetzen.[10]
Über diese drei Produktionsstufen hinweg plante das Unternehmen, verschiedene Tochtergesellschaften zu gründen und die entsprechenden Aufgaben zu betrauen. tatsächlich wurden die wesentlichen Gesellschaften auch in der Unternehmenshistorie gegründet und betrieben. Für die Entwicklung und den Bau des Luftschiffswurde die CargoLifter Development GmbH gegründet. Das Luftschiff operativ betreiben sollte die CargoLifter Airship Operations GmbH. Für den Netzwerkbetrieb auf Produktionsstufe 3 wurde die CargoLifter Network GmbH ins Leben gerufen.
Tochtergesellschaften
Geplante und vorhandene Luftschiffe und Ballone
Im Verlauf der Unternehmenshistorie hatte das Unternehmen CargoLifter nicht nur vor, ein Lastenluftschiff zu konstruieren. Parallel wurde ein Kielluftschiff kleinerer Größe selbst konzipiert und produziert. Im Jahr 2000 wurde zudem ein Lastenballon vorgestellt. Darüber hinaus erwarb das Unternehmen zudem ein Prallluftschiff.
CL-160 Lastenluftschiff
Hauptartikel: Cargolifter CL160
Solarluftschiff
Carl-Heinrich von Gablenz, der Vorstand von CargoLifter, schrieb im November 1996 in einem Gastbeitrag für die Deutsche Verkehrszeitung davon, dass das Unternehmen unmittelbar nach der Unternehmensgründung damit begonnen habe, das für das CL-160 Lastenluftschiff angedachte Lastaustauschverfahren mit einem solarbetriebenen Luftschiff der Universität Stuttgart zu erproben.[3] Bei diesem Luftschiff handelte es sich um ein unter dem Namen "Lotte 3" konzipiertes Versuchsobjekt.
Bereits seit dem Jahr 1992 erforschten Studenten und Mitarbeiter der Universität Stuttgart Möglichkeiten und Grenzen von solarbetriebenen Luftschiffen. Das erste Luftschiffe dieser Bauart, 10 m lang, wurde am 16. Juli 1993 durch Sturmböen während der Internationalen Gartenbauausstellung 1993 in Stuttgart durch einen gewitterinduzierten Einsturz seiner Halle zerstört.[11]"Lotte 2", das zweite Luftschiff dieser Bauart, wurde im Jahr 1993 durch die Kollision mit einem Dornbusch während der in Australien stattfindenen World Solar Challenge zerstört.[12][13]
Die dritte Version dieses nun auf 16 m Länge gewachsenen Luftschiffs wurde im Mai 1994 erstmalig eingesetzt und verrichtete ab dem Winter 1996 für CargoLifter verschiedene Einsätze. Zu sehen war dieses Luftschiff noch während der im Jahr 1998 in Leipzig stattgefundenen Logistikmesse. Im Jahr 1999 wurde das Luftschiff von Unbekannten in Leipzig mutwillig beschädigt.[13] Im Verlauf der Unternehmenshistorie wurde über den Einsatz und Verbleib des Luftschiffs kein weiterer öffentlicher Bericht abgegeben.
Prototyp eines Kielluftschiffs
Hauptartikel Cargolifter Joey
Prototyp eines Lastenballons
Hauptartikel CargoLifter CL75 AirCrane
SkyShip 600
Im Jahr 2000 erwarb CargoLifter ein SkyShip-600-Luftschiff, um dieses für die Pilotenausbildung sowie Trainings- und Forschungszwecke einzusetzen. Das Luftschiff wurde auf den Namen „Charly“ getauft.
Der Luftschiffhangar und dessen Standort
Entstehungsgeschichte
Nachdem die Unternehmensführung CargoLifters 13 mögliche Standorte für den Bau des notwendigen Luftschiffhangars evaluiert hatte, wurde im September 1998 ein in Brandenburg befindliches Areal von der Landesregierung erworben. Dieses 580 Hektar große Gelände befindet sich bei Briesen/Brand, einem südlichen Ortsteil der Gemeinde Halbe, im Landkreis Dahme-Spreewald, etwa 60 Kilometer südlich des Zentrums und etwa 35 Kilometer südlich der Stadtgrenze von Berlin.[14]
Das Areal, bis dato als Flugplatz Brand bekannt, wurde schon zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs für die Luftwaffe der Wehrmacht erschlossen. Nach dem Krieg erfolgte eine Weiternutzung und ein Ausbau durch die Luftstreitkräfte der Roten Armee. Verwendet wurde der Flughafen mit seinen drei Landebahnen bis zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte im Jahr 1990. Die Übergabe an die deutsche Verwaltung erfolgte im Jahr 1992.
Im April 1998 verkündete der CargoLifter Vorstandsvorsitzende Carl von Gablenz der Presse, dass von den Hausbanken die Zusagen für Finanzierung des Areals und die Bebauung vorliegen würden.[15] Obgleich der Kaufvertrag für das Gelände zu dem Zeitpunkt noch gar nicht unterschrieben war, wurde am ersten Maiwochenende 1998 der erste Spatenstich für den Bau der Werfthalle während eines vom Unternehmen veranstalteten Volksfests getätigt[16], sowie der bevorstehende Erhalt der Baugenehmigung und der Baubeginn der Halle für Mitte Mai angekündigt.[17]
Tatsächlich wurde mit den Bauarbeiten jedoch erst ein Jahr später, im März 1999 begonnen.[18]
Nach Unterzeichnung des Kaufvertrages begann CargoLifter zunächst das Gelände zu erschließen. Insbesondere mussten sowjetische Altlasten entsorgt, Teile der ehemaligen Kasernen abgerissen und weitere Elemente der verbliebenen Militärinfrastruktur rückgebaut werden.[19] Zunächst erhalten blieben 39 alte Flugzeug-Shelter, welche mit neuen Torsystemen ausgestattet wurden und teils als Lager verwendet wurden. Zwei dieser Shelter wurden später zum Besucherzentrum und IT-Serverraum ausgebaut und dementsprechend verwendet.[20]
Ebenfalls rückgebaut wurde die nördliche Start- und Landebahn des Areals. Die frei gewordene Fläche diente hierbei nicht nur als Ausgleichsfläche für den geplanten Hallenbau, vielmehr wurde der zerkleinerte Beton dieser Bahn als Unterbau für den Hangarbau verwendet.[21]
Im Sommer des Jahres 1999 wurde nach 24 Entwurfsrunden der Masterplan für den Luftschiffhallenbau festgeschrieben, sodass mit den Bauarbeiten tatsächlich begonnen wurde.[22] Mitte Oktober 1999 war der erste von fünf Bögen der Halle aufgebaut, was das Unternehmen mit einem als “Bogenfest” bezeichnetem Richtfest und 25.000 Besuchern feierte.[23]
Im Mai 2000 startete die Eindeckung der 40.000 m² großen Hallen-Membrane, wozu 120 Industriekletterer eingesetzt wurden. Erstmalig regendicht abgeschlossen war die Halle im September 2000, nachdem sowohl die Membrane, als auch die Hallentore installiert worden waren.[24] Die Fertigstellung des letzten Hallentores wurde dabei durch das Unternehmen mit einem als "Torfest" bezeichnetem Festakt gefeiert.[25]
Die Bauarbeiten an der Luftschiffwert wurden im November 2000 abgeschlossen, was das Unternehmen mit zwei groß angelegten Veranstaltungen feierte. Neben einer Veranstaltung für geladene Gäste aus Industrie und Politik wurde in einer Samstagsabendveranstaltung Ende November auch die Öffentlichkeit in die Halle gelassen.[26] Trotz Eintrittspreisen von 150 DM für Unternehmensfremde und 120 DM für Aktionäre,[27] nahmen an dieser Veranstaltung rund 10.000 Besucher teil.[28]
Architektur und Konstruktion der Werfthalle
Die Werfthalle wurde ursprünglich konzipiert für die gleichzeitige Produktion von zwei CL-160 Luftschiffen oder die Produktion eines bei der parallelen Wartung eines zweiten Schiffes. Für den Ein- und Aushallvorgang von fertigen oder zur Wartung anstehenden Luftschiffen wurde an den Stirnseiten der Halle Schalentore in viertelkreisförmiger Dimension angebracht. Mögliche Verformungen werden durch Tordichtungen in Federblatt-Konstruktion vorgebeugt, welche jeweils 150 m Länge aufweisen. Ein Öffnungsvorgang der Tore bei auf der Halle aufliegender Schneelast bleibt untersagt, da hierbei die hierbei zu starke Verformungen der Tore auftreten könnten.[29]
Technische Daten und Zahlen
Kenngröße | Daten[30] |
---|---|
Baubeginn: | März 1999 |
Fertigstellung: | November 2001 |
Baukosten: | 150 Mio. DM |
Öffentliche Förderung: | 39,4 Mio €[31] |
Grundstücksgröße: | 520 ha |
Bruttogeschossfläche
Hangar: |
66.000 m² |
Bruttogeschossfläche
Sockelzone: |
6.300 m² |
Umbauter Raum: | 5,5 Mio. m³ |
Verbauter Stahl: | 14.500 t |
Verbauter Beton/Stahlbeton: | 40.000 m³ |
Membrane: | 40.000 m² |
Torverkleidung: | 60.000 m² |
Verglasung/Glasfassade: | 11.000 m² |
Wissenswerte Kleinigkeiten
- Die Luftschiffhalle ist die größte freitragende Halle weltweit. Fünf 200 m lange Stahlbögen spannen die halbzylindrische geformte Halle stützenfrei auf.[32]
- Die Luftschiffhalle wurde aus Arbeitsschutzgründen mit einer 136 km langen Fußbodenheizung versehen, wodurch permanent eine Durchschnittstemperatur von mindestens 18 Grad Celsius sichergestellt werden kann.[33]
- Der Bau der Luftschiffhalle wurde mit öffentlichen Fördermittel in Höhe von von 39,4 Mio. € bezuschusst. Diese Investitionszuschüsse kamen aus Mitteln der Gemeinschaftssaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GA) und waren an die dauerhafte Schaffung von 239 Vollzeitarbeitsplätzen innerhalb der brandenburgischen Regionen geknüpft.[34]
Weitere Gebäude auf dem Areal
Neben der Werfthalle wurden auf dem Standort noch weitere Gebäude errichtet. Zentral dienten diese dem geplanten Geschäftszweck CargoLifters, der Entwicklung und Konstruktion und dem späteren Betrieb von Lastenluftschiffen.[35]
- Airship Design Center 1
- Bei diesem Bau handelte es sich um das erste auf dem Areal fertig gestellte Gebäude.
- Jahr der Fertigstellung: 1998.
- Konstruktion aus Baucontainern.
- Spätere Verwendung als Cafeteria.
- Lighter than Air Academy
- Als Büroeinheiten konzipierte und genutzte Gebäude.
- Konstruktion in Modulbauweise, sodass sich einzelne Gebäude zu größeren Strukturen zusammenfassen ließen.
- Bruttogeschossfläche je Modul: 760 m².
- Bruttorauminhalt je Modul: 3.000 m².
- Planungszeit: April - August 1999.
- Bauzeit: Oktober 1999 - Februar 2000.
- Baukosten: 1,2 Mio. DM.
- Besucherzentrum
- Umbau und Erweiterung eines ehemaligen sowjetischen Flugzeugshelters zu einem Besucherzentrum.
- Bruttogeschossfläche: 1.300 m²
- Bruttorauminhalt 10.200 m²
- Planungszeit: April - August 1999.
- Bauzeit: Oktober 1999 - März 2000.
- Baukosten: 2,7 Mio. DM.
- Energiezentrale
- Blockheizkraftwerk zur Energieversorgung des Areals.
- Bruttogeschossfläche: 1.440 m².
- Bruttorauminhalt: 7.800 m².
- Planungszeit: Februar - Dezember 1999.
- Bauzeit: Januar - November 2000.
- Baukosten: 2,3 Mio. DM.
Über diese tatsächlich gebauten Gebäude hinweg sah der Master-Bebauungsplan des Areals vor, zwei Ankermasten für Luftschiffe zu konstruieren. Durch die Insolvenz des Unternehmens und die niemals aufgenommene Produktion von Luftschiffen, wurde die Konstruktion dieser jedoch nie in Angriff genommen.[36]
Aktionärsverein
Die Initiative Zukunft in Brand e. V. (IZiB) ist eine Interessengemeinschaft der Cargolifter-Aktionäre, die sich für den Erhalt der Cargolifter AG und die Interessen der Aktionäre einsetzt.
Einzelnachweise
- ↑ CargoLifter AG: Halbjahresbericht 2002, S. 3
- ↑ a b Wirtschaftswoche (24. Oktober 1996)CARGOLIFTER: Schwebender Kran - Ein riesiges Luftschiff soll die Transportprobleme beim Bau von Großanlagen lösen.
- ↑ a b Deutsche Verkehrszeitung (9. November 1996): Cargolifter - eine neue Luftschiffgeneration fuer den Grossraum- und Schwertransport. Schneller und guenstiger als andere Verkehrstraeger.
- ↑ Welt am Sonntag (20. April 1997): Für Schwertransporte und Tourismus: Die Rückkehr der Zeppeline.
- ↑ Cargolifter AG: Geschäftsbericht 1999/2000, S. 9ff.
- ↑ Cargolifter: Aktie hebt ab – Trotz der Schwierigkeiten beflügelt der Verkauf des ersten Schwerlastballons den Kurs. – manager magazin vom 18. März 2002
- ↑ Auch die Luftschiff-Mutter kapituliert, Der Spiegel, 7. Juni 2002
- ↑ Schluss, Ende, Aus: CargoLifter wird stillgelegt Der Spiegel, 12. August 2002
- ↑ Tragballon bringt Geld für die Portokasse Der Spiegel, 16. März 2002
- ↑ Mirko Titze: Investitionszuschüsse nur bei Schaffung von Arbeitsplätzen? Schlussfolgerungen aus der Förderung eines Investitionsprojektes über die Gemeinschaftsaufgabe im Land Brandenburg. in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Bd. 58 (2), Lucius & Lucius, Stuttgart 2009, S. 178 f.
- ↑ TAZ (24. Mai 1997, S. 21): Auf den Spuren von Ikarus: Ein Gießener Ingenieur baut das erste solarbetriebene Luftschiff - und startete es in Australien. "Die deutsche Forschung ist Spitze, die Vermarktung katastrophal".
- ↑ Stuttgarter Nachrichten (20.12.1996): Gegenwind für Lotte: Solarzeppelin erreichte das Ziel in Adelaide nicht.
- ↑ a b Stuttgarter Nachrichten (23. Oktober 1999): Lotte auf der Flucht wieder eingefangen: Stuttgarter Solarluftschiff in Leipzig auf Abwegen.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 15.
- ↑ Frankfurter Rundschau (28.04.1998, S. 14): Cargolifter. Spatenstich für Montagehalle am Samstag.
- ↑ Lausitzer Rundschau (30.04.1998, S. 13): Tausend Spatenstiche.
- ↑ Der Tagesspiegel (18.04.1998, S. 14): Baubeginn für Zeppelin-Werft im Mai.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 22.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 18 f.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 23.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 27.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 27.
- ↑ Der Tagesspiegel (16.10.1999, S. 20): Der erste Bogen der Luftschiffhalle steht. Tag der offenen Tür. “Cargolifter” soll 2002 abheben.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 38.
- ↑ Der Tagesspiegel (17.09.2000): Riesige Tore schließen einen 200 Meter breiten “Spalt”. Luftschiffwerft in Brand jetzt nahezu komplett fertiggestellt.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung (24.11.2000): Hoch oben der Königszapfen. Bau der Luftschiffhalle abgeschlossen.
- ↑ Berliner Morgenpost (20.11.2000): Seit Wochen wird die Cargolifter-Werfthalle für die Eröffnungsfeier geheizt.
- ↑ Lausitzer Rundschau (27.11.2000): Zehntausend bei Fest in der Luftschiff-Halle. CargoLifters Produktion übernahm Staffelstab.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 69 f.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 30.
- ↑ Mirko Titze: Investitionszuschüsse nur bei Schaffung von Arbeitsplätzen? Schlussfolgerungen aus der Förderung eines Investitionsprojektes über die Gemeinschaftsaufgabe im Land Brandenburg. in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Bd. 58 (2), Lucius & Lucius, Stuttgart 2009, S. 179.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 22.
- ↑ Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466, S. 26.
- ↑ Mirko Titze: Investitionszuschüsse nur bei Schaffung von Arbeitsplätzen? Schlussfolgerungen aus der Förderung eines Investitionsprojektes über die Gemeinschaftsaufgabe im Land Brandenburg. in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Bd. 58 (2), Lucius & Lucius, Stuttgart 2009, S. 179.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 104; 124.
- ↑ SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784, S. 26.
Literatur
Wissenschaftliche Veröffentlichungen
- Kristin Bartsch, J.-M. Roß: CargoLifter – Ein Misserfolg mit schlummerndem Technologiepotential? In: J.H. Fisch, J.-M. Roß (Hrsg.): Fallstudien zum Innovationsmanagement: Konzepte und Methoden zur Lösung von Problemen aus der Unternehmenspraxis. Wiesbaden 2009, ISBN 3834910473.
- Karl Bangert: Untersuchungen zum Einsatz von mit Seilen geführten Lastballon-Kransystemen (LTA-Kran-Systeme) im Bauwesen. Mensch-und-Buch-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89820-813-3.
- Giles Camplin: Rediscovering the Arcane Science of Ground Handling Large Airships. Unveröffentlichte Dissertation, City University London 2007.
- Alexander Glock: Technisch-wirtschaftliche Untersuchung luftschiffbasierter Schwerlastlogistik im Bauwesen. VDI-Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-18-318304-8.
- Willi Hallmann: Ballone und Luftschiffe im Wandel der Zeit: Von der Montgolfiere zum CargoLifter. Heel, Königswinter 2002, ISBN 3-89880-013-X.
- Christoph Loch, Arnd Huchzermeier: CargoLifter AG. Insead-Fallstudie 1999.
- Mirko Titze: Probleme einer strategischen Handelspolitik: Eine Untersuchung am Beispiel der CargoLifter AG. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 382440835X.
- Mirko Titze: Investitionszuschüsse nur bei Schaffung von Arbeitsplätzen? Schlussfolgerungen aus der Förderung eines Investitionsprojektes über die Gemeinschaftsaufgabe im Land Brandenburg. in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Bd. 58 (2), Lucius & Lucius, Stuttgart 2009, S. 171-188.
- Florian Windischbauer, Jacque Richardson: Is there another chance for lighter-than-air vehicles?, in: Foresight, 7(2), 2005, S. 54–65.
Unternehmenseigene Publikationen
- Anna Christine Bergmann: CargoLifter: Wie alles begann. CargoLifter AG, Berlin 2001, (ohne ISBN).
- SIAT: CL21 – Die CargoLifter-Werft. SIAT Architektur und Technik, München 2001, ISBN 3000071784.
Sonstige Publikationen
- Florian Bolk, Cornelia Dörries: CargoLifter Brand (Die neuen Architekturführer Nr. 25). Stadtwandel Verlag, Berlin 2001, ISBN 9783933743466.
- Thomas Luther: CargoLifter: Eine echte Luftnummer. In: Thomas Luther: Die 30 verhängnisvollsten Skandale der Finanzgeschichte. Moderne Industrie Verlag, Frankfurt am Main 2003, S. 128-132, ISBN 347825020X.
- Gerlinde Schuller, Claudia Weber: Making the Impossible Possible: The dream of flying. The dream of paradise. Map One, Amsterdam 2006, ISBN 9081092715.
Weblinks
Siehe auch
Koordinaten: 52° 2′ 18″ N, 13° 44′ 53″ O