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Transsubstantiation

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Transsubstantiation ist der vom aristotelesischen Substanz-Begriff abgeleitete philosophisch-theologische Begriff unter dem besonders in den katholischen Kirchen aber mit Einschränkungen auch in den östlichen Kirchen und in der anglikanischen Kirche die Lehre von der Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie erklärt wird.

Transsubstantiation in der scholastischen Philosophie

Substanz bezeichnete in der Philosophie das Wesen eines Dinges im Gegensatz zu seinen zufälligen Eigenschaften (Akzidentien).

Die "substantia" eines Hasen ist also das, was den Hasen zum Hasen macht. Die Farbe eines Hasen dagegen gehört zu den Akzidentien.

Eine Trans-Substantiation findet dann statt, wenn sich das Wesen einer Sache ändert. Sie bezeichnet den Wechsel von einer "substantia" in eine andere.

Ein Beispiel für eine Transsubstantiation wäre das bedruckte Stück Papier, das als Geldnote freigegeben wird. Sein bisheriges Wesen war es, bedrucktes Papier zu sein. Als solches hatte es ästhetischen Wert, vielleicht auch einen pekuniären. Nach der Freigabe ist es offizielles Zahlungsmittel. Sein Wesen (Zahlungsmittel zu sein) hat sich geändert, während die Akzidentien (Aufdruck, Papierzusammensetzung) gleich geblieben sind. Hier handelt es sich um eine funktionale Wesensänderung; so erfährt ein Stück Tuch eine Wesensänderung, wenn es als Flagge gehisst wird.

Allerdings wird der Begriff in dieser Bedeutung nicht verwendet, weil er bereits theologisch belegt ist.

Transsubstantiation in der Theologie

Transsubstantiation ist die bei der Konsekration innerhalb des Hochgebets der Messe erfolgende Wesensverwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Sie wurde auf dem 4. Laterankonzil 1215 als Dogma formuliert und durch das Konzil von Trient (13. Sitzung, Dekret über das Sakrament der Eucharistie, Kap. 4: DH 1642) bekräftigt:

"Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung genannt."

Diese Lehre bedeutet, dass Brot und Wein der Materie (Akzidenz) nach das bleiben, was sie vorher waren aber ihrem Wesen nach etwas anderes geworden sind.

Die Lehre von der Transsubstantiation war und ist nicht unumstritten. Schon vor der feierlichen Verkündigung 1215 gab es über die Transsubstantiation theologische Auseinandersetzungen in der Kirche, so im 9. und 11. Jahrhundert im ersten und zweiten Abendmahlsstreit. Berengar von Tours meinte im zweiten Abendmahlsstreit, dass Brot und Wein der Substanz nach bleiben, was sie waren und nur die geistige Bedeutung hinzuträte. In Hand und Mund kämen Leib und Blut Christi nicht. Christus befände sich ja unteilbar im Himmel. Sein Leib und sein Blut könne deshalb nicht stückweise in einzelnen Kommunionen ausgeteilt werden.

Trotz dieser und anderer Kritik setzte sich die noch heute gültige kirchliche Lehrmeinung durch.

In der gegenwärtigen katholischen Theologie werden für das aristotelische Begriffspaar "Substanz - Akzidenz" gern personale Begriffe verwendet, die betonen, dass es um die Gegenwart Christi als des sich fortgesetzt Opfernden geht, der sich wirklich und vorbehaltlos an die Kirche verschenkt („in die Hände der Sünder“) und sie dadurch selbst zu seinem Leib werden lässt. „Empfangt, was ihr seid: der Leib Christi. Werdet, was ihr empfangt: der Leib Christi“ (Augustinus von Hippo). Derartige Deutungsversuche werden vom kirchlichen Lehramt jedoch als unzureichend, ja irrig angesehen, sofern damit ein Abgehen von der traditionellen Transsubstantiationslehre verbunden ist. Vgl. hierzu auch Transsignifikation und Transfinalisation.

Andachtsformen aufgrund der Transsubstantiation

Seitdem haben sich innerhalb der katholischen Kirche zahlreiche Andachtsformen entwickelt, die der Verehrung des Leibes und Blutes Christi dienen -- Aussetzung (Ausstellung) von Hostien in Monstranzen, Fronleichnamsprozession etc. Berichte von Hostienwundern, etwa blutenden Hostien oder gar der Verwandlung einer Hostie in den Schmerzensmann während der Messe, unterstreichen das Dogma.

Transsubstantiationslehre im ökumenischen Gespräch

Die Transsubstantiation wird außerhalb der Römisch-katholischen Kirche als Begriff im Sinne einer dogmatischen Definition im Allgemeinen nicht akzeptiert. Die Orthodoxe Kirche bekennt ebenfalls eine Veränderung und nennt die Gestalten von Brot und Wein beim Kommunionempfang "kostbarer Leib und kostbares Blut unseres Herrn Jesus Christus", kennt aber die Definition von Transsubstantiation nicht. Im Protestantismus gibt es weit auseinandergehende Konzepte, von der leiblichen Gegenwart Christi über die geistige Gegenwart (Konsubstantiationslehre) bis hin zur reinen Gedenkfeier (Zeichen). Allerdings ist auch aus römisch-katholischer Sicht von einer Transsubstantiation in einem protestantischen Gottesdienst wegen der Ungültigkeit der protestantischen Weihen nicht auszugehen.

Im ökumenischen Gespräch ist jeweils zu klären, ob und wie sich bei unterschiedlicher theologischer Begrifflichkeit eine sachliche Identität bestimmter Glaubensinhalte feststellen lässt. Ein Konsens in der Sache kann im Hinblick auf das orthodoxe und katholische Eucharistieverständnis jedenfalls bereits als erreicht gelten.

Transsubstantiation in der Alt-Katholischen Kirche

Die alt-katholische Theologie, lehnt sowohl die katholische Transsubstantiationslehre als auch evangelische Konsubstantiationslehre ab, da die Wandlung ein Mysterium ist und der Substanzbegriff ein vergeblicher Versuch, ein göttliches Geheimnis zu erklären. Diese Erklärung steht dem Menschen nicht zu; deshalb lehrt die Alt-Katholische Kirche, die Wandlung ohne Erklärungsversuche als gottgegebenes Geheimnis zu akzeptieren.