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Bettenhausen (Lich)

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Bettenhausen
Stadt Lich
Koordinaten: 50° 29′ N, 8° 50′ OKoordinaten: 50° 28′ 51″ N, 8° 49′ 59″ O
Höhe: 182 m ü. NHN
Fläche: 5,21 km²[1]
Einwohner: 522 (Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte: 100 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35423
Vorwahl: 06404
Bettenhausen von Südwesten
Bettenhausen von Südwesten

Bettenhausen ist einer von neun Stadtteilen der Stadt Lich im Landkreis Gießen in Hessen und liegt vier Kilometer östlich der Kernstadt am nördlichen Rand der Wetterau.


Geschichte

Limesverlauf in der Wetterau

Fundstücke weisen auf eine Besiedlung schon in der Jungsteinzeit (4000–1200 v. Chr.) bzw. der Glockenbecherkultur hin.

Im östlichen Teil der Gemarkung Bettenhausen verlief der Teilabschnitt Wetterau-Limes des Obergermanisch-Raetischen Limes; ein sogenanntes Kleinkastell hat sich in der heutigen Flur Riesengraben befunden.

Die älteste bekannte Erwähnung von Bettenhausen als Bettenhusen stammt aus dem Lorscher Codex und datiert auf den 29. April 771.

Im 13. Jahrhundert und 14. Jahrhundert dürfte eine vom Kloster Arnsburg betreute Beginenklause im Ort bestanden haben: 1350 stifteten Kraft Ritter von Bellersheim, seine Ehefrau und sein Bruder zum Seelenheil ihrer Großmutter Getreide an die Klause zu Bettenhausen.

1423 fiel das zu diesem Zeitpunkt zur Grafschaft Falkenstein gehörende Bettenhausen durch Erbteilung an Bernhard von Solms.

Als größtes Unglückdatum in der Geschichte des Ortes gilt der 5. April 1635, es war mitten im Dreißigjährigen Krieg: Ernst von Mansfeld, dessen Hauptquartier sich im nahegelegenen Lich befand, hatte aus nicht überliefertem Grund einige Söldner des Regimentes Spangenberg, welches in Bettenhausen im Quartier war, hinrichten lassen. Deren Kameraden gerieten darüber so in Zorn, dass sie kurzerhand das gesamte Dorf in Brand steckten. Einzig die Kirche und zwei an die steinerne Kirchhofsmauer angebaute Häuser widerstanden dem Feuer. Viele der in die benachbarten Städte Hungen und Lich geflüchteten Einwohner fielen dort der gerade grassierenden Pest zum Opfer; 1640 existierten nur mehr zehn Familien.

Um das Jahr 1670 war Bettenhausen wieder einigermaßen aufgebaut. Etwa um diese Zeit wurde der Ort, der bislang ein Filial der Kirchgemeinde Hungen gewesen war, eigenständige Pfarrei. Im Jahre 1747, inzwischen war auch im Ort der reformierte Ritus eingeführt worden, wurde die alte Kirche aus dem 13. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der am 29. Oktober 1748 eingeweiht wurde. Aus den alten Baurechnungen geht hervor, dass während des Baues 32 Ohm (das entspricht etwa 3200 Litern) Bier getrunken worden sind.

Ab 1657 ist Schulunterricht in Bettenhausen belegt. Lange Zeit fand er im Rathaus statt, bis 1914 ein eigenes Schulgebäude errichtet wurde. Erst mit Beginn des Schuljahres 1951/52 wurde zweiklassig unterrichtet; seit 1964 besuchten die Kinder ab der 5. Klasse die neue Mittelpunktschule in Lich (Dietrich-Bonhoeffer-Schule), 1969 erfolgte die komplette Auflösung, die Grundschüler werden seitdem in Langsdorf beschult.

Im Jahre 1906 wurde im Gemeindeamt Bettenhausen das erste Telefon installiert; nach einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss erfolgte 1913 der Anschluss an die Elektrizität. Ein gemeindeeigenes Wasserwerk ging 1908 in Betrieb.

Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich ab 1945 die Einwohnerzahl beträchtlich.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Bettenhausen am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Lich eingegliedert.[3]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Bettenhausen unterstand den folgenden Territorien bzw. Verwaltungseinheiten:[1][4]

Einwohnerentwicklung

Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]

  • 1698: 203[5]
  • 1830: 406 evangelische Einwohner
  • 1875: 395 Einwohner
  • 1925: 363 Einwohner
  • 1939: 326 Einwohner
  • 1946: 547 Einwohner
  • 1961: 374 (286 evangelisch, 86 römisch-katholische) Einwohner
  • 1969: 398 Einwohner
  • 1970: 401[6]
  • 1988: 466[5]
  • 2008: 535[5]
Bettenhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
433
1840
  
447
1846
  
447
1852
  
434
1858
  
407
1864
  
407
1871
  
407
1875
  
395
1885
  
418
1895
  
370
1905
  
361
1910
  
366
1925
  
363
1939
  
326
1946
  
547
1950
  
520
1956
  
407
1961
  
374
1967
  
370
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Im Jahr 1961 wurden die folgenden Erwerbspersonen gezählt: 105 in Land- und Forstwirtsch.; 38 im produzierenden Gewerbe; 30 in Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung; 25 im Dienstleistungsbereich oder sonstigen Gewerbe.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Bettenhäuser Kirche

Vereine

  • Mit über 300 Mitgliedern sind mehr als die Hälfte der Einwohner von Bettenhausen im örtlichen Sportverein TSV Bettenhausen aktiv. Der Verein bietet ein breites Angebot von Aktivitäten an. Zudem findet jährlich ein Ortssporttag statt. Erste Vorsitzende ist z. Z. Martina Fechter.
  • Der Gesangsverein Eintracht Bettenhausen gewann bereits in mehreren Wettbewerben zahlreiche Pokale und ist regional bekannt.
  • Freiwillige Feuerwehr, gegr. 1938
  • Landfrauenverein, gegr. 1953

Literatur

  • Adolf Fritz und Paul Görlich, Bettenhausen. In: Licher Heimatbuch. Die Kernstadt und ihre Stadtteile. Bearbeitet von Paul Görlich, herausgegeben vom Magistrat der Stadt Lich 1989.

Einzelnachweise

  1. a b c d Bettenhausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. Oktober 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Steckbrief der Stadt Lich, abgerufen im Juli 2016.
  3. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 303
  4. Verwaltungsgeschichte Land Hessen auf www.verwaltungsgeschichte.de
  5. a b c Heimatbuch der Stadt Lich, Stadtverwaltung Lich.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 364.
Commons: Bettenhausen (Lich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!